Motorradstiefel O'Neal Sierra Pro

Der Tod meiner alten Stiefel

Kennst du das Lied: „Wir wollen niemals auseinander gehen“? Ist natürlich ein Klassiker. Auf jeden Fall gilt das nicht für meine bisherigen Motorradstiefel. Ich bin ja, gebe ich gerne zu, schon ein wenig festgefahren. Wenn ich einmal etwas habe, was ordentlich funktioniert, bleibe ich dabei. Und so wollte ich durchaus bei meinen bisherigen Motorradstiefeln bleiben, Daytona Trans Open GTX bleiben. Nur leider werden auch die besten Motorradstiefel alt. Und während sich ermüdete Klettverschlüsse, abgelaufene Sohlen und verschlissene Metallkappen noch verschmerzen lassen, ist das bei versagenden Nähten doch etwas problematischer.

Und so stehe ich nun da und muss meine alten Motorradstiefel in Reparatur geben, ohne zu wissen, ob sie auch tatsächlich ordentlich gemacht werden können.

Neues Schuhwerk fürs Motorrad

Bestellung und Lieferung

Neue Stiefel müssen deshalb her. Entweder, um die Wochen zu überbrücken, in denen mein altes Schuhwerk in Reparatur ist (und bei dem aktuell schönen Wetter wäre es schade, gerade jetzt zwei oder drei Wochen nicht fahren zu können), oder auch für länger, falls sie mir gut gefallen.

Ich mach mich also gleich auf zu „meiner“ Louis-Filiale und muss leider feststellen, dass die Auswahl nicht wirklich groß ist. Ja, ich könne bestellen und abholen (klar, nochmals extra herfahren?) oder auch nach Hause liefern lassen (Lieferzeit 2 Wochen). Beides nicht sehr attraktiv. Ich gebe zu, ich bin da halt schon ein wenig verwöhnt.

Also doch wieder bei Amazon bestellt. Und werde, wie fast immer, auch nicht enttäuscht. Innerhalb von zwei Tagen habe ich dann tatsächlich meine neuen Motorradstiefel der Marke O‘Neal, Modell Sierra Pro .

Alles ordentlich verpackt, versandkostenfrei direkt bis zu meiner Haustür. Sollte sich Louis vielleicht mal eine Scheibe von abschneiden.

Der erste Eindruck

Die neuen Stiefel sind anders. Zumindest anders, als ich es bislang gewohnt bin. Ich bin ja eher die klassischen Modelle gewohnt. Reißverschluss, Klettverschluss, schwarz.

Das wollte ich nun aber alles nicht mehr. Dass jede Art von Motorradbekleidung unbedingt schwarz sein muss, geht mir eh auf den Sender. Und Reißverschlüsse und Klett muss ja auch nicht immer sein. Diesmal sollen es Schnallen sein, die die ganze Geschichte zusammenhalten, ähnlich wie bei deutlich schwerer gepanzerten Crossstiefeln.

Dazu noch eine recht grob profilierte Sohle und keinerlei Zehenschleifer oder ähnliches.

Die neuen Motorradstiefel sind also auf jeden Fall mal was ganz anderes, zumindest in optischer Sicht.

Passform

Gleich mal die neuen Motorradstiefel ausprobiert und muss feststellen: Sitzt satt, die Größe passt. Wäre ja nicht das erste Mal, dass im Netz bestelltes Schuhwerk zu klein oder zu groß ausfällt. Aber hier hat es mal geklappt.

Das Material ist zunächst recht steif (gibt sich jedoch nach der ersten Woche), ist aber noch flexibel genug, damit es nicht unbequem wird.

Laufen geht. Das ist schon mal gut. Aber beweglich ist anders. Nach einigen Tagen wird das zwar etwas bequemer,

Die angebrachten Schnallen sind, ich glaube es kaum, aus Metall, sollten also zumindest ein wenig stabiler sein als das Plastikgelumpe, was ich schon bei anderen Stiefeln gesehen habe.

Motorradstiefel, Ansicht der Metallschnallen

Meine neuen Motorradstiefel beschränken sich nicht nur auf Klettverschlüsse, sondern sind auch mit Schnallen versehen. Machen einen einigermaßen stabilen Eindruck.

Sicherheit

Die Motorradstiefel sind ausreichend mit Sicherheitsgimmicks ausgestattet.

Von unten nach oben:

Die Sohle ist recht verwindungssteif. Natürlich nicht gepanzert, sind ja keine Baustellenstiefel. Aber immerhin stabil genug, um sich nicht unter Belastung direkt zu verformen.

Die Fersenkappe besteht aus Kunststoff, ist auch ordentlich steif.

An der Außenseite, in der Theorie auf Knöchelhöhe, tatsächlich aber nicht ganz passend, befinden sich auch Kunststoffkappen, welche ein wenig Schutz bieten.

Zuletzt der Schienbeinbereich, der ebenfalls mit Kunststoff verstärkt ist. Hier dann auch noch das alles andere als unauffällige Markenlogo dass so weit aufträgt, dass ich schon Schwierigkeiten habe, meine Textilhose drüber zu ziehen. Das ist für mich dann doch ein Manko.

Insgesamt bieten die Stiefel den Standard, den ich von ordentlicher Motorradbekleidung erwarte.

Und die Motorradstiefel sind natürlich auch als Schutzbekleidung zertifiziert.

Die Sierra Pro Stiefel in der Praxis

Die Stiefel probiere ich natürlich gleich auf dem Motorrad aus. Eine Stunde lang hoch in den Schwarzwald und ein wenig herumprobiert.

Zunächst: Ja, die Motorradstiefel sitzen ordentlich und ich kann damit ordentlich fahren. Sie sind stabil genug, dass die Fußrasten nicht durchdrücken und lassen noch genügend Gefühl zu, um Schaltung und Bremse ordentlich zu bedienen.

Auch die Schaltverstärkung am linken Stiefel sitzt an der richtigen Stelle. Das muss nämlich nicht immer so sein…

Insgesamt muss ich aber sagen, dass die Stiefel für mich ein wenig zu grobschlächtig wirken. Klar, ich bin bisher etwas leichtere Schuhmode gewöhnt, so dass ich hier mit den etwas dickeren (und zum Laufen besser geeigneten) Sohlen vielleicht noch ein wenig Nachholbedarf habe.

Alles in Allem funktionieren die Stiefel in der Praxis recht gut.

Die Sache mit der „wasserdicht“

Laut Beschreibung sind meine neuen Sierra Pro Stiefel wasserdicht und atmungsaktiv dank Membran. Zumindest in einer perfekten Welt…

Tatsächlich bin ich hier gerade nicht so begeistert von den Motorradstiefeln. Die Atmungsaktivität ist so eine Sache. Klar, jetzt gerade ist es heiß draußen. Die Füße schwitzen. Selbst unter besten Bedingungen. Aber (zumindest gefühlt) habe ich von der Atmungsaktivität bislang noch nichts mitbekommen.

Und wasserdicht? Schwer zu testen im trockenen Hochsommer. Ich habe es mit einfach gemacht und bin mit den Stiefeln einfach mal in einen Eimer mit Wasser gestanden. Und siehe da, nach zwei bis drei Minuten habe ich am linken Stiefel den ersten (leichten) Wassereinbruch festgestellt. Noch nicht massiv, aber immerhin. Langsam sickert das Wasser über im Sohlenbereich in den Stiefel ein. Unangenehm.

Fazit

Die O‘Neal Sierra Pro habe ich jetzt seit zwei Wochen im regelmäßigen Betrieb. Bislang bin ich mit den Motorradstiefeln recht zufrieden. Nicht hundertprozentig, aber nahe dran.

Für mich ist jedoch die mangelnde Dichtigkeit ein Problem. Ich bin ein Ganzjahresfahrer. Das bedeutet, dass ich auch zu den eher ungemütlichen Zeiten im Herbst und Winter bei „sauigem“ Wetter mit dem Motorrad unterwegs bin. Da brauche ich trockene Stiefel.

Ich werde also die Motorradstiefel in nächster Zeit zurücksenden in der Hoffnung, als nächstes ein dichtes Paar zu erhalten. Ansonsten passt nämlich alles.

Für mich eine Kaufempfehlung.