gummistiefel

Und sie müssen doch wasserdicht sein

Kürzlich erhielt ich eine kleine Kritik. Reaktion auf einen erschienenen Artikel. Ich habe mich kürzlich darüber ausgelassen, dass meine neuen Motorradstiefel dann doch nicht so wasserdicht waren, wie ich dies ursprünglich wollte.

Zu diesem Zweck habe ich mir meine Motorradstiefel angezogen und mich einfach mal mit den Stiefeln in einen Eimer Wasser gestellt, mit dem Ergebnis, dass es eben doch einen Wassereinbruch gab. Und dies hat mir eben doch nicht so gefallen, wo ich doch der Meinung war, meine Motorradstiefel sollten doch wasserdicht sein.

Und die Mail bezog sich darauf, dass ich doch nicht erwarten könne, Motorradstiefel wie Gummistiefel zu verwenden, seien ja zwei verschiedene Sachen.

Das ist natürlich so richtig. Ich werde definitiv nicht mit meinen Motorradstiefeln auf dem Bau herum hampeln, Beton gießen oder auf dem verregneten Acker schaffen. Aber dass kein Wasser bei bestimmungsgemäßer Nutzung eindringt? Ja, da sind Gummistiefel und Motorradstiefel halt doch irgendwie gleich.

Wasserdicht: Definition

Zunächst mal zu den Begrifflichkeiten. Als wasserdicht sehe ich meine Motorradstiefel dann an, wenn ich durch einen ekligen Regentag fahren kann, ohne nasse Füße zu bekommen. Diese Definition ist vielleicht nicht ganz so haltbar…

Bei Wikipedia nachgeschaut und da hat natürlich schon jemand einen Artikel darüber verfasst:

Nach der europäischen Norm EN 343 („Schutzkleidung gegen Regen“) ist ein Produkt mit einer Wassersäule ab 800 mm „wasserdicht (Klasse 1&2)“

Ganz so wissenschaftlich gehe ich natürlich jetzt nicht an die Sache heran. Und wer sich fragt, warum meine Stiefel eine Wassertiefe von 80cm (bzw. das Äquivalent dazu) aushalten sollten, um als wasserdicht zu gelten:

Wenn ich auf dem Motorrad sitze, ein ordentlicher Regen runter geht und die Welt im Grau des nächsten Wolkenbruchs verschwindet, dann ja. Da gibt es tatsächlich ordentlichen Wasserdruck gegen meine Motorradstiefel. Von oben knallt der Regen auf meine Stiefel, von unten und von vorne spritzt die Gischt nach oben. Die Ganze Zeit werden meine neuen Motorradstiefel mit erheblichem Druck belastet. Und dieser kann dann durchaus auch ein wenig mehr als 800mm Wassersäule (oder 0,08 bar) ausmachen.

Ist es so wichtig, wasserdichte Motorradstiefel zu haben?

Also, nun stellt sich natürlich die Frage, warum ich so kleinlich darauf bedacht sein sollte, warum meine eigentlich auch so recht guten neuen Motorradstiefel unbedingt wasserdicht sein sollten.

Immerhin bleibt der geneigte Motorradfahrer ja bei Sauwetter meistens von der Straße fern. Gibt ja wahrlich schöneres, als durch den Regen zu touren.

Und das ist auch richtig so. Nur kann ich es mir nur selten aussuchen.

Ich würde sagen, die Hälfte meiner Motorradkilometer ist über die Jahre durch rein praktisch motivierte Fahrten entstanden. Der Weg zur Arbeit. Mal hier und dort was erledigen. Mal in die Stadt, wo ich wesentlich besser mit dem Motorrad einen Parkplatz finde, als mit dem Auto (und das wird auch von Jahr zu Jahr schlimmer). Also ja, manchmal komme ich gar nicht drum herum, auch bei Sauwetter auf das Motorrad zu steigen. Und da habe ich natürlich gerne trockene Füße, wenn ich an meinem Ziel ankomme.

Und dann gibt es noch die andere Hälfte meiner Motorradkilometer. Die reinen Freizeitfahrten. Und da ist es, zumindest gefühlt, so, dass ich auch schon endlose Kilometer in Dauerregen zurückgelegt habe. Wer kennt das nicht, dass sich der Motorradurlaub, der sich so toll angelassen hat, in einen tagelangen Dauerregen verwandelt. Und wenn ich dann im Urlaub unterwegs bin und meine Stiefel innen wie außen nass werden, wie bekomme ich die Dinger dann auch wieder ordentlich trocken. Zieht sich ja auch ewig.

Also ja, ich bin durchaus der Meinung, dass nur wasserdichte Motorradstiefel für mich in Betracht kommen.

Aber die Stiefel haben ja nur eine Billig-Membran

Meine neuen O‘Neal Sierra Pro Motorradstiefel sind mit einer Membran ausgestattet, die sie eigentlich wasserdicht machen sollte. Eigentlich. Auch wenn es nun ein wenig oberflächlich ist: Wenn sich nicht mal auf den Stiefeln irgendwo der Name der verwendeten Membran finden lässt, welche die Stiefel wasserdicht und atmungsaktiv macht, dann ist das natürlich nicht gerade vertrauenerweckend. Wenn irgendwo GoreTex oder Sympatex drin ist, dann steht das drauf. Wenn eine Membran nicht mal einen Markennamen hat, was soll man denn da erwarten?

Andererseits ist es meiner Meinung nach vollkommen egal, ob da irgendein bekannter Markennamen drauf steht. Vollkommen unwichtig. Wenn in jeder Produktbeschreibung, auch beim Hersteller selbst, vermerkt ist, dass die genannten Stiefel wasserdicht sind (oder zumindest sein sollten), dann nehme ich mir durchaus das Recht heraus, auch genau dies nach dem Kauf zu verlangen.

Auch wenn es unrealistisch ist, bei einem Motorradstiefel aus dem unteren bis mittleren Preissegment wirklich tolle Leistungen zu erwarten.

Aber ja, wer „wasserdicht“ drauf schreibt, der sollte auch „wasserdicht“ liefern. Und nicht „wasserdicht“ bis auf einige Stellen, wo die Stiefel es halt doch nicht sind.

Fazit

Ja, ich hätte gerne wasserdichte Motorradstiefel. Dass dies klappt, habe ich an meinen letzten Stiefeln gesehen (Daytona Trans Open GTX). Klar, die waren natürlich auch eine Preisklasse drüber.

Andererseits komme ich gar nicht dauerhaft mit nur teilweise dichten Stiefeln klar. Ich will weder im Herbst nach einer Fahrt zur Arbeit dort nochmals meine nassen Socken wechseln, noch mir bei einer mehrtägigen Frühjahrestour das Gefühl antun, morgens in Motorradstiefel zu schlüpfen, in denen noch das Wasser steht.

Also schaue ich mal, ob ich nach der Reklamation „trockene“ Stiefel bekomme. Und dies ganz einfach, indem ich mit dem nächsten Pärchen Stiefel auch wieder in einen Wassereimer stehe.