Straße im Winter

Wenn es draußen kalt wird

Momentan sinken meine Kilometerleistungen. Das Motorrad steht mehr, als es fährt, einfach mal eine kurze Runde zum Feierabend muss ich mir auch ganz genau überlegen. Ist mir nämlich einfach zu nass draußen.

Und wenn ich nicht mehr so viel fahre, habe ich umso mehr Muße, ein wenig im Internet herumzustöbern. Und so habe ich in der Blog-Nachbarschaft einen Artikel zum Thema „Motorradfahren im Winter“ gelesen.

Und wenn ich so die Hinweise lese, wie die Runde mit dem Motorrad im Winter besser zu meistern ist, bin ich doch insgesamt bei dem Thema ein wenig kritisch.

Für mich sind Fahrten im Winter nur eher wenig attraktiv. So muss sowohl ich als Fahrer als auch mein Motorrad entsprechend vorbereitet sein. Eine kurze Runde wird schon alleine deshalb selten vorkommen, weil alleine mich anzuziehen schon ewig dauert. Dann muss mein Motorrad auch erheblichen Verschleiß aushalten. Und dies alles, dass ich bei eklig kaltem Wetter extrem langsam und vorsichtig fahren muss, jederzeit damit rechnen darf, dass irgendwo Glatteis herrscht und ich auf den nächsten Schneefall warte…

Ordentlich anziehen für den Winter

„Normale“ Textil-Motorradbekleidung

Für eine Wintertour mit dem Motorrad brauche ich gescheite Motorradbekleidung. Bisher hatte ich einen Satz Textilbekleidung von Polo (die Hausmarke, uralt), der hat mich einigermaßen bis zu Temperaturen bis runter zum Gefrierpunkt warm gehalten. Klar, wenn nötig halt mit entsprechender langer Unterbekleidung.

Inzwischen habe ich mir einen neuen Satz Textilbekleidung für das Motorrad zugelegt. So zufrieden ich mit diesen Sachen auch bin, bemerke ich jedoch, dass sowohl Jacke als auch Hose nicht so warm sind, wie meine alten Sachen. Alles halt dünner und körperbetonter.

Und, wenn ich mich so im Gesamtangebot bei Polo, Louis und allen anderen so umschaue, ist das ein durchgehender Trend. Immer dünner, immer körperbetonter. Das macht die Wahl der richtigen Kleidung für den Winter nicht gerade einfach.

Also habe ich die Wahl, noch weitere, zusätzliche Schichten irgendwie umzulegen, oder komplett umzuschwenken.

Thermokombi

Von früher habe ich noch einen Thermokombi. Eigentlich eine ganz praktische Sache. Einfach über die „normale“ Bekleidung überziehen und schon hat man es schön warm. Zumindest in der Theorie.

Tatsächlich ist der Thermokombi im Winter wirklich warm, zumindest mit den zusätzlichen Kleidungsschichten, die man sowieso trägt.

Andererseits ist das Teil auch wahnsinnig unförmig. Damit ich eben ausreichend Bekleidung drunter tragen kann, muss er ja groß genug sein. Eine kleine Kaffeepause am Kiosk artet dann schon zu einem echten Event aus, wenn ich daherkomme, wie ein Michelinmännchen.

Kleinkram

Auf die Sturmhaube kann ich bei einer ordentlichen Wintertour keinesfalls verzichten, so lästig die bei Motorradtouren in wärmeren Gefilden manchmal sein kann. Es ist einfach total unangenehm, wenn eiskalter Winterwind seinen Weg in den Motorradhelm hinein findet und ich mir um Frostbeulen im Gesicht Sorgen machen muss.

Auch ordentliche Winterhandschuhe sind nicht ganz so leicht zu finden. Klar gibt es immer wieder Motorradfahrer, die mit stolzgeschwellter Brust (metaphorisch gesprochen) erklären, sie fahren das ganze Jahr mit den leichten Sommerhandschuhen. Aber das ist Mist. Wenn mir nach den ersten zehn Minuten auf dem Motorrad die Finger vor Kälte so schmerzen, dass ich kaum die Kupplung ziehen oder auch bremsen kann, ist das ein echtes Problem. Insofern: Ja, ohne ordentliche (nicht die Zwanzig-Euro-Handschuhe aus dem Baumarkt) Winterhandschuhe geht eine Winterfahrt mit dem Motorrad eben nicht.

Das Motorrad muss passen für den Winter

… schon die Art des Motorrads

Bei uns gibt es jede Menge Weinberge. Und es macht Spaß, auf den kleinen Landwirtschaftswegen im Schnee durch die Reben zu brummeln. Gerade wenn ordentlich Schnee liegt, ist es eine tolle Gaudi.

Das geht natürlich nicht gerade mit jedem Motorrad. Eine kleine Enduro eignet sich natürlich am Besten für so was. Mit einer K1600 von über 300kg Gewicht sieht sie Sache schon ein wenig anders aus. Die würde ich bei Winterwetter nicht mal in die Nähe von verschneiten Straßen bekommen.

Also ist das Motorradfahren bei Winterwetter schon nahezu unmöglich mit dem falschen Motorrad.

Winterreifen sind unnötig

Genau wie beim Pkw sind bei winterlichen Straßenverhältnissen Winterreifen grundsätzlich vorgeschrieben.

Wobei so was totaler Quatsch ist. Bei winterlichen Straßenverhältnissen, Schneematsch, vielleicht Eis, helfen auch noch so tolle Winterreifen auf dem Motorrad nicht gegen die unweigerliche Sturzgefahr.

Natürlich sind die Motorradreifen, welche mit der Schneeflocke „verziert“ sind in aller Regel Enduroreifen und einigermaßen grobstollig. Passen also nicht auf eine Nicht-Enduro. Aber auch mit noch so tollen Reifen wirst du bei Glätte auf dem Asphalt liegen, wenn eine Eisplatte kommt oder du mit mehr als Schrittgeschwindigkeit über eine schneebedeckte Fahrbahn fährst.

Also ganz einfach: Im Winter Motorrad fahren geht grundsätzlich. Bei Schnee und Eis Motorrad fahren geht eher nicht unter normalen Umständen.

Das Motorrad wird leiden

Aber selbst ohne eine lustige Eisplatte, die das Motorrad in Kontakt mit dem Asphalt bringt, wird jede Art von Motorrad im Winter leiden. Motorräder sind nicht für den Winter geschaffen.

Kalte Temperaturen beeinflussen ungleich stärker als beim Auto die Batterie, Feuchtigkeit, die sich ansammelt setzt sich fest. Streusalzreste tun alles, damit das Motorrad auch ja im Frühjahr möglichst „abgeranzt“ aussieht, weil ein Motorrad niemals so gut konserviert ist, wie es ein Auto sein dürfte (ein alter Lada vielleicht ausgenommen).

Und wirklich, das Motorrad sieht im Frühjahr dann aus wie Sau. Am Alu finden sich Ränder, die nie wieder weg gehen, an anderen Stellen fängt die Maschine an zu rosten und die Kunststoffteile verlieren auch ordentlich Glanz.

Diesen Effekt kann man ein wenig mildern, indem nach einer Winterfahrt mit dem Motorrad, bei dem es zu Salzkontakt kam, die ganze Maschine mit viel Wasser abgespült wird. Aber ganz verhindern lassen sich solche optischen Probleme auf Dauer nicht.

Die Zusatzausstattung macht‘s

Ich für meinen Teil sehe zu, dass jedes meiner Motorräder mittelfristig mit einer Griffheizung ausgestattet wird. Ist ganz angenehm in allen Jahreszeiten, wenn es mal kühler wird draußen.

Im Winter geht es meiner Meinung nach von vornherein gar nicht ohne Griffheizung. Egal, wie gut die Handschuhe sind, über kurz oder lang wird es unangenehm kalt, die Finger frieren und das Griff- (und damit das Fahr-)Gefühl leidet. Also Griffheizung muss im Winter sein.

Was auch hilft sind Lenkerstulpen. Das hilft meiner Meinung nach sogar noch effektiver. Wenn die Griffe am Motorrad komplett unter einem Futter verschwinden hat das schon was. Jedoch müssen die Teile auch an das Motorrad passen (was nicht immer gegeben ist). Außerdem finde ich die Dinger hässlich. Effektiv aber hässlich.

Kann ich also im Winter Motorrad fahren?

Ja. Man kann im Winter Motorrad fahren. Auf jeden Fall. Selbst bei einem eher kalten und ekligen Winter.

Aber es lohnt nicht unbedingt. Von einigen Ausnahmen abgesehen (mit einer leichten Enduro durch den Tiefschnee) ist es unangenehm, kostet Vorbereitung und ist nicht gut für das Motorrad.

Ich bin häufig darauf angewiesen, auch bei unschönen Witterungsbedingungen mit dem Motorrad zu fahren (wir haben nur einen Pkw in der Familie), halte mich aber auch bei den Winterfahrten zurück. Es lohnt einfach nicht, wenn ich nach einem Sturz im Winter anfangen muss, Verkleidungsteile am Motorrad auszutauschen.