motorradstiefel

Lederappell

Kannst du dich noch an früher erinnern? Als du noch etwas jünger, dynamischer warst. Als du hin und wieder Stiefel und Koppel vorzeigen musstest im Rahmen eines „Lederappells“? Du weißt, was ich meine?

Diese Zeiten liegen schon ein wenig hinter mir. Die Schuhpflege nimmt bei mir eher wenig Zeit ein, man könnte fast sagen, dass ich diesbezüglich mit meiner Energie eher sparsam umgehe.

Und dies ist vielleicht nicht allzu gut. Ich habe mir vor knapp drei Jahren qualitativ richtig hochwertige Motorradstiefel gekauft. Und ich bin äußerst zufrieden mit diesen Stiefeln. Und obwohl – oder eben weil – ich so zufrieden mit den Motorradstiefeln bin, habe ich doch die notwendige Pflege ein wenig vernachlässigt. Dies soll sich aber jetzt ein wenig ändern.

Wozu Motorradstiefel pflegen?

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Die Stiefel sollten dringend mal nachgeschwärzt werden

Motorradstiefel aus Leder müssen gepflegt werden. Das ist so. Der Grund ist vielleicht weniger offensichtlich. Während es früher, in Zeiten vor Goretex, Sympatex und wie die Membranen alle heißen absolut wichtig war, die Stiefel regelmäßig zu fetten, um die Wasserdichtigkeit zu erhalten, ist es inzwischen nicht mehr so. Eine eingearbeitete Klimamembran im Motorradstiefel benötigt keine Pflege, egal wie dies hin und wieder anders dargestellt wird. Bei der Klimamembran handelt es sich, vereinfacht gesagt, um eine in den Stiefel eingearbeitete Kunststofffolie. Die hält oder hält nicht, unabhängig davon, ob sie mit Fett, Silikonspray oder sonstigem „bearbeitet“ wird. Also feststellen: Für die Membran ist jegliches Pflegemittel verschwendet.

Aber der Motorradstiefel besteht ja nicht aus der Membran alleine. Vielmehr ist die wasserdichte Membran eben in den Lederstiefel integriert. Und eben das Leder braucht Pflege.

Der Schuster meines Vertrauens behauptet immer, Leder müsse „genährt“ werden. Das bedeutet nichts anderes, dass ich es regelmäßig mit allen möglichen Pflegeprodukten behandeln muss. Tue ich das nicht, wird es mit der Zeit spröde, rissig, weniger geschmeidig und wird irgendwann, wenn es mal zu größeren Belastungen kommt, einfach „aufgeben“ und zerreißen.

Produkte zur Lederpflege

Imprägnierspray, Lederwachs und Stiefelfett

Imprägnierspray, Lederwachs und Stiefelfett

Zur Lederpflege existieren gar viele Produkte. Von Ballistol über klassisches Stiefelfett und Wachs bis hin zu Imprägnierspray.

Ziel aller Produkte ist schlichtweg, dass das Leder etwas weicher und geschmeidiger wird. Und dazu eignen sich meiner Erfahrung nach praktisch alle außer dem genannten Imprägnierspray.

Jetzt muss noch erwähnt werden, dass sich praktisch alle Hersteller darüber einig sind, dass Motorradstiefel oder überhaupt Schuhwerk mit Klimamembran nicht mit klassischem Stiefelfett behandelt werden sollte. Hat wohl was damit zu tun, dass das Fett in das Leder einzieht und dadurch die Atmungsaktivität (durch die Membran gewährleistet) ernstlich beeinträchtigt wird. So bleibt dann zwar der Stiefel wasserdicht und das Leder geschmeidig, die Atmungsaktivität wird jedoch dauerhaft beeinträchtigt. Also nicht besonders zielführend.

Mit Ballistol (oder auch jedem anderen Weißöl) sieht es ähnlich aus. Dies zieht auch ins Leder ein und verursacht einen ähnlichen Effekt.

Wo sich alle einig sind, ist die Annahme, dass es bei Wachs als Pflegemittel ein wenig besser aussieht. Warum dies so ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ist aber so. Ob jetzt Meindl, Daytona oder sonstige Schuhproduzenten: Alle sind einhellig der Meinung, dass „ihre“ Schuhe mit Membran mit Wachs (natürlich nur vom jeweiligen Hersteller…) behandelt werden sollten.

Und dies habe ich zum Anlass genommen, mich mal nach Lederwachs umzuschauen. Problem hierbei: Die meisten Produkte sind wunderbar farblos. Das bedeutet, dass das Lederwachs universell einsetzbar ist. Soweit so gut. Leider habe ich für meinen Teil aber das Problem, dass meine Motorradstiefel schon ordentlich „verrammelt“ aussehen, also sollten sie nachgeschwärzt werden. Von daher bleiben mir nur noch eine Handvoll Produkte in der engeren Auswahl. Und ja: Auch auf das Aussehen kommt es an. Wenn schon Schuhputz, dann richtig.

Stiefel putzen

Zumindest in der Praxis ist ordentlicher Schuhputz recht einfach.

Zunächst den groben Schmutz vom Stiefel entfernen. Immer wieder wirst du lesen, dass dies am besten mit einer Bürste und ein wenig warmem Wasser zu erledigen ist. Klappt. Ich persönlich bin davon nicht so angetan. Wenn meine Stiefel so dreckig sind, dass sie eine Wäsche benötigen, dann sieht mein Motorrad auch in ganz ähnlichem Zustand ist. Und wenn ich dann dieses sowieso schon „abkärchere“, werden meine Stiefel auch gleich mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt.

Danach warten, bis die Stiefel trocken sind. Nasse Stiefel putzt man nicht.

Als nächstes einfach mit einem weichen Tuch das Lederwachs „einmassieren“. Dies ist durchaus wörtlich gemeint. Nicht einfach eine dicke Schicht der Pampe auftragen und glauben, dass alles gut wird. Nein, einfach dünn mit einem Tuch auftragen. Durch das reiben wird das Lederwachs schön flüssig und zieht perfekt ein. Also ganz gemütliche Handarbeit ist hier angesagt.

Nach dem Schuhputz sieht es ein wenig besser aus

Wie häufig pflegen?

Die Motorradstiefel sollten jetzt nicht jede Woche neu „eingeschmiert“ werden. Im Gegenteil. Zwar hin und wieder nachwachsen, aber nicht zu häufig. Sonst wird das Leder vielleicht „zu“ geschmeidig, zu weich. Ein gewisses Maß an Robustheit und Steifigkeit sollte ja auf jeden Fall erhalten bleiben.