Wozu eine Imprägnierung?
Meine Motorrad-Textiljacke, zumindest die Sommerjacke, ist nun, nach Ende der warmen Jahreszeit gewaschen und reif, in den Schrank gepackt zu werden. Es fehlt lediglich noch eine Imprägnierung.
Jetzt ist es eigentlich nicht unbedingt nötig, die Jacke zu imprägnieren. Immerhin ist sie dank einzippbarer Innenjacke mit Membran ja wasserdicht, oder?
Und das ist grundsätzlich so richtig. Eine Textiljacke wird dadurch wasserdicht, dass eine Membran drin steckt. Eine Imprägnierung ist grundsätzlich nicht unbedingt nötig.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Motorradbekleidung gehört imprägniert. Auch Hightech-Textil-Motorradjacken, welche durch Membran wasserdicht ist, lässt sich durch eine Imprägnierung noch „verbessern“. Zumindest meine Motorradjacke.
Zur Erklärung:
Eine Imprägnierung bei Motorradjacken ist fast immer eigentlich eine Hydrophobierung. Damit ist gemeint, dass die Textiljacke, welche ja gemeinhin großteils aus Kunstfasern besteht, welche Wasser aufnehmen und leiten können, so behandelt wird, dass der Stoff sich nicht mehr mit Wasser vollsaugt, sondern dieses abperlen lässt.
Bei einem Regenschauer auf dem Motorrad saugt sich eine unbehandelte Textiljacke voll. Ich bleibe zwar vor dem Regen geschützt, da ich eine eingezippte oder gleich auf den Oberstoff laminierte Membran mein Eigen nenne, aber der Oberstoff zieht trotzdem Wasser. Der Effekt ist recht gut zu beobachten, wenn ich dann nach einer Regenfahrt meine Textilbekleidung an den Haken hänge und am nächsten Morgen wieder tragen möchte. Alles fühlt sich dann klamm und kalt an. Das ist dann das Wasser, dass sich eben im Gewebe festgesetzt hat.
Eine ordentliche Imprägnierung verringert die Menge an Wasser, die durch das Textilgewebe der Jacke aufgenommen wird. Eine komplette Wasserdichtigkeit lässt sich in der Regel durch eine Imprägnierung jedoch nicht erreichen, egal was Hersteller diverser Mittelchen gerne hätten.
Wie Imprägniere ich eine Motorradjacke
Grundsätzliches
Egal, welches Imprägniermittel ich bisher verwendet habe, am besten funktioniert habe alle auf einem sauberen (!) Untergrund. Also egal wie, meine Motorradjacke (und nach dem Winter auch die Textilhose) wurde immer zuerst in die Waschmaschine geworfen und sauber gemacht.
Weiterhin hält eine Imprägnierung nicht für ewig. Die „schafft sich ab“. Da ich auch regelmäßig bei eher schlechtem Wetter unterwegs bin, bemerke ich das Nachlassen der recht gut, wenn irgendwann die Regentropfen nicht mehr abperlen.
Einwaschimprägnierer
Ich habe im Laufe der Letzten paar Jahre gleich mehrere Produkte ausprobiert. Und da gibt es gleich mehrere Ideen.
Am besten gefallen auf den ersten Blick hat mir eine Einwasch-Imprägnierung gefallen. Das hat bisher am wenigsten Arbeit verursacht. Das Prinzip ist recht einfach. Die Textiljacke wird gewaschen und getrocknet. Anschließend die ganze Jacke wieder in die Waschmaschine und eine Flasche von dem Imprägniermittel in die Maschine kippen (wird nach Gewicht berechnet, und eine Motorradjacke ist schwer). Anschließend bei 30° im Schnellprogramm durchwaschen. Fertig. Wenig Arbeit, große Wirkung.
Ergebnis: alles schön gleichmäßig imprägniert. Das lässt sich sogar fühlen. Wenn ich mit dem Finger über das Gewebe fahre, ist es so ein Gefühl wie bei einem Seifenstück.
Funktioniert, hält sogar recht lange an.
Für mich ein Problem war jedoch, dass sich durch das Waschen in der Imprägnierlösung auch das Zeug auf der Innenseite der Jacke befindet. Und das ist dann für mich ein merkwürdiges Tragegefühl, wenn ich nur ein T-Shirt drunter habe. Irgendwie klebrig an den Armen. Auch einige graue Flecken an eigentlich schwarzen Flächen meiner Motorradjacke sind zurückgeblieben. Wobei sich dies nach einiger Zeit von selbst erledigt hat, die haben sich nach einigen Wochen verflüchtigt.
Weiterhin hat meine Waschmaschine die nächsten zwei „Normalwäschen“ auch noch recht merkwürdig gerochen, bis die letzten Rückstände raus waren. Hat meiner Regierung zu Hause auch nicht so gefallen…
Also für mich war das dauerhaft nichts. Ich habe die Flasche aufgebraucht, die hat auch funktioniert, aber nachgekauft habe ich sie nicht.
Imprägnierspray
Das war dann die Option, nach dem die erste Packung Einwaschimprägnierer aufgebraucht war. Hier gibt es eine wirklich breite Auswahl von Produkten. Ob jetzt das 08/15-Produkt aus dem DM, das S100-Spray vom Motorradhändler um die Ecke oder auch Imprägnol (mein persönlicher Favorit, gut und günstig).
Das Prinzip ist recht einfach:
Die saubere Motorradjacke im Freien (!) auf einen Bügel hängen, Sprühdose schnappen und rundum mit dem Zeug einsprühen. Dabei ruhig auch großzügig sein… viel hilft viel. Bei großzügiger Anwendung bildet sich eine feuchte Stelle, dort wo ich hin sprühe, die verschwindet aber recht schnell.
Ergebnis ist recht gut. Die Jacke wurde von mir vor allem im Arm- und Brustbereich kräftig, beim Rest normal „dick“ eingesprüht. Das Wasser perlt ab, genauso, wie es sein sollte.
Nachteil:
Der Gestank. Es stinkt wirklich bestialisch nach Lösungsmitteln. Das Zeug ist nur zur Anwendung im Freien gedacht. Und zwar egal, bei welchem Produkt ich am Ende hängen bleibe. Bei der ersten Verwendung habe ich das Imprägnierspray im Hausflur genutzt, am Ende durfte ich den restlichen Nachmittag durchlüften, bis der Chemielaborgeruch draußen war.
Erfahrungsgemäß hält auch eine solche Behandlung nicht ewig. Und wirklich wasserdicht wird die Textiljacke natürlich auch nicht. Obwohl der Abperleffekt natürlich schon eine feine Sache ist.
Lohnt es sich, die Motorradjacke zu imprägnieren?
Es stinkt, es ist Arbeit, es kostet Geld. Ist es also wirklich lohnend, die Textiljacke zu imprägnieren?
Meiner Meinung nach ja. Und zwar nach jeder Wäsche (Manche empfehlen, das nur alle drei oder vier Wäschen zu tun). Zumindest für mich.
Ich fahre recht viel mit dem Motorrad bei eher unschönem Wetter. Wenn ich morgens mit dem Motorrad zur Arbeit fahre, eingeregnet werde und meine Motorradbekleidung aufhänge, ist es schon was wert, wenn sie sich weniger vollgesaugt hat und am Ende des Tages der Heimweg in weniger klammen Klamotten angetreten werden kann. Klar, alles lässt sich damit nicht verhindern, aber eine Verbesserung liegt schon vor.
Netter Nebeneffekt: Eine ordentliche Imprägnierung wirkt auch, zumindest begrenzt, schmutzabweisend. Und zwar deshalb, weil die dreckige Brühe, die vom Lkw vor mir hochgeschleudert wird, weniger im Gewebe hängen bleibt.
Also für mich ganz klar: eine Imprägnierung der Motorradjacke lohnt sich.