Federbein und Gabelfedern F800GS

Wenn das Fahrwerk verschleißt

Inzwischen habe ich auf dem Tacho meiner F800GS knapp 100.000 Kilometer stehen. Und leider muss ich zugeben, dass an diversen Baugruppen „Ermüdungserscheinungen“ auftreten. So hat sich leider in den letzten Jahren mein Fahrwerk nicht zum Besseren verändert.

Sowohl Federbein als auch die Gabelfedern sind spürbar gealtert. Bestes Beispiel ist, dass sich die gesamte Maschine „gesetzt“ hat. So komme ich inzwischen viel besser mit meinen Beinen auf den Boden als zu Anfang, als mein Motorrad noch neu war.

Auch bei der gemütlichen Nachmittagsrunde (welche ich häufig auf eher winzigen Sträßchen in schlechtem Zustand absolviere) bemerke ich, dass da dann doch die Reaktionen des ganzen Fahrwerks ein wenig „träger“ sind.

Also alles in allem hat sich das Fahrverhalten meines Motorrads doch mit der Zeit zum Schlechteren entwickelt. Nicht dass das eine Überraschung wäre. Immerhin habe ich doch genügend Kilometer unter recht „anstrengenden“ Umständen für meine F800GS zurückgelegt. Mal mit Gepäck, dann wieder auf miserablen Straßen, hin und wieder im Dreck und manchmal sogar alles zusammen. Klar, dass die Maschine dann ein wenig verschleißt.

Neue Federelemente müssen her

Aber zum Glück gibt es da Abhilfe. Ganz klar, wenn Federbein und Gabelfedern „durchgesessen“ sind, muss was gemacht werden. Und da gibt es natürlich gleich mehrere Lösungen.

Zunächst einmal: der einfache Austausch der Teile durch neue (oder wenig gebrauchte) Originalteile. Ist aber nicht ganz so attraktiv.

Nicht falsch verstehen. Natürlich liest man immer wieder von Motorradfahrern, die sich ein neues Motorrad zulegen und quasi als erste Amtshandlung ein neues Federbein montieren, dass dann das Motorrad erheblich verbessert. Aber das ist nicht meins. Ich war sehr zufrieden mit dem Fahrwerk meiner BMW und hatte grundsätzlich nach der Anschaffung des Motorrads absolut kein Bedürfnis, da irgendwas zu verändern. Die Maschine hat in jeder Hinsicht meine Erwartungen erfüllt. Daher wären neue Originalfederelemente diesbezüglich kein Problem. Was mich jedoch ein wenig abschreckt ist der Preis, den BMW für einen Satz Gabelfedern sowie ein Federbein aufruft (ca. 1100€ Federbein+210€ Gabelfedern).

Eine andere Möglichkeit wäre die Überholung des Federbeins und der Austausch der Gabelfedern. Wesentlich günstiger, eine Überholung schlägt mit gut 200€ zu Buche, die Gabelfedern (welche sich nicht überholen lassen) kommen nochmals auf den gleichen Betrag. Und ich hätte dann wieder ein Fahrwerk, welches die gleichen guten Eigenschaften wie beim fast neuen Motorrad aufweist. Auf jeden Fall eine Option.

Die letzte Möglichkeit, die Straßenlage zu verbessern, ist natürlich die Anschaffung eines Austauschfederbeins mitsamt passenden Gabelfedern. Da gehen die Kosten irgendwo bei 500€ für das Federbein und etwa 130€ für die Gabelfedern los. Und das war dann die Möglichkeit, für die ich mich entschieden habe. Einfach mal ein anderes Fahrwerk auszutesten.

Neue Fahrwerksteile anschaffen

Natürlich gibt es jede Menge Anbieter von Federelementen für Motorräder. Ob nun Öhlins, Wirth oder WhitePower ist eigentlich egal. Sie alle versprechen bessere Leistungen als das Original. Und tatsächlich, im Großen und Ganzen habe ich über alle Austauschprodukte nur Gutes in einschlägigen Foren und auch Testberichten gelesen.

Federbein und Gabelfedern

Die Originalteile nach dem Ausbau

Ich habe mich dann dazu entschieden über Wunderlich ein Federbein sowie progressive Gabelfedern anzuschaffen.

Beim Federbein habe ich mich für das Modell Wilbers 641 Competition“ entschieden, die Gabelfedern waren „Wilbers Zero Friction“.

Beim Bestellen sind noch einige Angaben fällig, so beispielsweise Gewicht von Fahrer, Beifahrer und Gepäck zusammen mit Angaben darüber, wie häufig ich alleine, zu zweit und mit Gepäck unterwegs bin und ob ich das Ganze gerne straff / komfortabel / normal für den Einsatz auf Rennstrecke / Straße / Gelände hätte. Tatsächliche habe ich mich noch kurz dazu telefonisch beraten lassen (war auch wirklich gut), wobei mir ausdrücklich nahe gelegt wurde, möglichst realistisch zu bleiben. Und das bedeutet, wenn ich nur alle Jubeljahre mal mit dem Motorrad im Dreck wühle, dann solle ich das dann doch entsprechend so angeben.

Habe ich dann auch so gemacht, war ehrlich bei der Bestellung.

Dazu noch mein Extrawunsch, die ganze Fuhre noch zwei Zentimeter nach oben zu legen und dann drei Wochen abgewartet, dann wurde das Federbein mitsamt den Gabelfedern geliefert. Ein sackschweres Paket.

Ausgleichbehälter für das Federbein

Ausgleichsbehälter am Federbein

Hat auch zeitlich recht gut gepasst. Auch wenn ich nach einem kleinen Forumsbeitrag damit rechnen konnte, dass der Einbau jetzt nich zu kompliziert sein dürfte, habe ich dann doch die Gelegenheit der bevorstehenden 90.000-Kilometer-Inspektion genutzt (wo beispielsweise sowieso ein Tausch des Gabelöls ansteht), um die Teile auch gleich vom Profi einbauen zu lassen.

Und wie fährt sie sich nun?

Inzwischen war ich eine Saison lang, knappe 10.000 Kilometer etwa mit dem neuen Wilbers-Federbein samt Gabelfedern unterwegs. Und bin damit recht zufrieden.

Wer jetzt der Meinung ist, die F800GS würde nun eine gewaltige Entwicklung durch die neuen Federelemente erleben, dem muss ich widersprechen. Schon alleine deshalb, weil ich ja auch schon mit den Originalteilen nicht wirklich unzufrieden war, zumindest, bis die Federelemente „ausgelutscht“ waren.

Natürlich ist das nur subjektiv, ich wüsste nämlich nicht, wie sich das messen ließe.

Tatsächlich hat sich das Fahrgefühl definitiv verbessert. Die Maschine wirkt wesentlich weniger „müde“. Motorradtouren auf ordentlich ausgebauten Straßen, auch in kurvigem Geläuf, unterscheiden sich nicht sonderlich. Gutes Beispiel ist der Grimselpass in der Schweiz. Dort konnte ich eigentlich keinen Unterschied feststellen.

Anders sieht es aus, wenn sich der Untergrund zum Schlechteren verändert. Der wahre Horror war für mich auf meiner Hausstrecke eine knackige Kurve, welche kurz vor dem Scheitelpunkt noch eine satte Bodenwelle aufwies. Hier merke ich einen klaren Unterschied. Die Maschine sackt hier nicht mehr in sich zusammen, vielmehr hält sie ordentlich die Spur und hat sogar noch jederzeit Reserven.

Im Gelände war ich letzte Saison nur sporadisch unterwegs, immer dann, wenn ich es nicht vermeiden konnte. Hier zeigt sich bei meinen Bedürfnissen nur ein marginaler Unterschied zu vorher. Immerhin versuche ich nicht, möglichst zügig durch den Dreck zu wühlen, sondern brummle, ganz im Gegenteil eher mit vollem Gepäck über einzelne Schotterpisten. Von daher muss ich zugeben, dass ich noch keine wirkliche Gelegenheit hatte, hier mal die Grenzen auszuloten.

Fazit zu den Federelementen

Alles in Allem: Ich bin zufrieden mit dem neuen Fahrwerk von Wilbers. Klar, nicht gerade billig, aber auf jeden Fall sein Geld wert. Mindestens so gut wie die Originalteile, wobei ich persönlich sagen würde, sogar noch besser.

Wie sich die ganze Geschichte entwickelt, wenn ich größere Strecken damit zurücklege, vielleicht sogar die nächsten 100.000 Kilometer damit angehe, ist natürlich noch unklar. Ich bin durchaus gespannt, wie sich das Federbein und die Gabelfedern im Dauerbetrieb schlagen. Die erste Saison haben sie jedoch mit Erfolg gemeistert.