büse open road 2 jacke

Wenn die Motorradbekleidung alt wird

Natürlich ist Geiz nicht immer geil. Andererseits bin ich durchaus einer derjenigen, die nicht ohne Not einen Haufen Geld für Motorradbekleidung ausgeben, wenn es nicht geboten ist.

Das gilt auch für meinen bisherigen Satz Textilbekleidung.

Während ich im Sommer am liebsten in einem Textil- / Leder-Mix unterwegs bin, war ich schon immer realistisch genug, zu erkennen, dass diese Kombination im Winter nicht mehr ausreichend ist. Wenn ich im Herbst und Winter mit dem Motorrad unterwegs bin, möchte ich es warm und trocken haben. Und dies alles natürlich mit möglichst wenig Aufwand. Von daher habe ich für die kalte Jahreszeit schon immer einen kompletten Satz Textilbekleidung vorgehalten.

Und bislang waren diese Sache von der Hausmarke von Polo. Und obwohl es sich dabei um Produkte am unteren Ende der Preistabelle handelte, war ich jahrelang sehr zufrieden damit. Wirklich viele Jahre (zumindest für meine Begriffe).

Aber irgendwann nagt der Zahn der Zeit an wirklich allem. Nach 15 Jahren Nutzungsdauer habe ich mich dieses Frühjahr dann eben doch dazu durchgerungen, mal einen neuen Satz Motorradbekleidung anzuschaffen. Und mit diesem Vorsatz habe ich mich dann in meine Louis-Filiale aufgemacht.

Meine Anforderungen an Motorradbekleidung

Mit der Zeit hat sich natürlich bei mir immer mehr herauskristallisiert, was ich denn von meiner Motorradbekleidung erwarte, was die Mindestanforderungen für mich sind und auch, auf was ich dankend verzichten kann. Wie ich später erkennen musste, ist es jedoch nahezu unmöglich, alles unter einen Hut zu bekommen, aber ich kann es ja immer wieder versuchen.

Zunächst war da natürlich der Preis. Ich bin dieses Frühjahr mit einem festen Budget an die Sache herangegangen. Klar, Motorradbekleidung bekommt der geneigte Interessent bis weit in den vierstelligen Preis hinein zu kaufen. Aber das ist, zumindest für mich, unnütz. Klar, ich konnte schon mal für eine Weile eine Schwabenleder-Kombi tragen und war auch recht zufrieden damit. Aber dann doch nicht sooo zufrieden, als dass ich vierstellige Beträge dafür ausgeben wollte. Von daher war ich mit einem Budget von maximal 750€ an die Geschichte herangegangen. Für dieses Geld ist ja eine Mittelklasse-Textilkombi zu haben.

Dann sollte meine Jacke sowie die Hose wasserdicht sein. Klar, eine Motorradjecke ist kein Regenmantel. Andererseits bin ich bereits durch meine alte Polo-Textilkombi ein wenig verwönt. So billig sie war, hat sie auch bei starkem und dauerhaften Regen immer dicht gehalten. Und das erwarte ich natürlich auch von meinem nächsten Bekleidungssatz.

Und warm sollten meine Sachen natürlich auch sein. Klar, ist für den Herbst und Winter. Klar, diesbezüglich kann ich mit entsprechender Unterbekleidung noch einiges herausholen. Aber eigentlich sollte das doch nicht notwendig sein.

Und optisch? Na ja, ich wollte bei der Anschaffung meiner neuen Klamotten mal von diesem ewigen Schwarz wegkommen. Je heller, desto besser. Aber: Wirklich wichtig ist mir die Optik bei Motorradbekleidung nicht.

Und ausreichende Taschen sollten zumindest an der Jacke angebracht sein. Soweit als möglich wasserdicht, auch ausreichend bemessen, um Geldbörse, Telefon und all die notwendigen Kleinigkeiten unterzubringen, ohne die es nicht geht.

Also klar: warm, dicht, bezahlbar und praktisch.

Auf was ich verzichten kann: Diese Belüftungsöffnungen, die sich immer mehr an Motorradbekleidung finden. Wozu auch? Immerhin möchte ich die neue Textilbekleidung vor allem im Herbst und Winter nutzen.

Der Kauf bei Louis

Ganz so einfach war es dann im Frühjahr nicht. Mag sein, dass dies auf Grund der gestörten Lieferketten nach Corona war oder auch schlechter Einkaufspolitik geschuldet: Zuerst bei Polo (in Freiburg), einige Tage später bei Louis in Offenburg war die Auswahl an geeigneten Textilklamotten eher bescheiden. Klar, die Basics waren abgedeckt, aber von „großer Auswahl“ konnte ich wirklich nicht sprechen. Nachdem ich meine Anforderungen genannt hatte, blieben in jedem Laden nur vier oder fünf Sätze Textilbekleidung übrig. Und bei allen haben sich dann unweigerlich einige Probleme eingeschlichen.

Klar, sowohl bei Polo als auch bei Louis wurde mir jeweils angeboten, einzelne Teile zu bestellen, damit ich diese im Laden oder auch zu Hause anprobieren dürfte, aber das war dann doch nicht genau das, was ich wollte. Motorradbekleidung blind zu bestellen war sowieso nie wirklich meins und zehn Jacken zu erhalten, welche ich unter Umständen wieder zurückschicken werde, passt mir irgendwie auch nicht.

Von daher habe ich mich schließlich bei Louis mehr oder weniger gezwungenermaßen (irgendwann nervt die Suche nach neuen Klamotten) schließlich für Textilbekleidung Büse Open Road 2 entschieden.

Büse Open Road 2

Zu den Äußerlichkeiten

So ganz war die Textilkombi nicht ganz das, was ich wollte. Klar, günstig war der Satz Motorradbekleidung schon. Mit 560€ Kosten gut innerhalb meines Budgets absolut kein Problem. Klar, „Büse“ war jetzt noch nie einer dieser teuren Premium-Hersteller. Aber wirklichen Mist habe ich von der Firma jetzt auch noch nie gesehen. Von daher gab es jetzt bei mir keine Vorurteile.

Nur war zu diesem Zeitpunkt lediglich „schwarz“ ab Lager vorhanden. Schade eigentlich, wollte ich doch genau das vermeiden.

Die Passform

Meiner Meinung nach fast schon das wichtigste, was Motorradbekleidung können muss. Sie muss irgendwie sitzen. Und zwar bequem und immer noch so „satt“, dass da nichts wackelt, auch nicht, wenn mal ein wenig Bewegung in die Fahrt kommt. Ich sitze ja nicht nur starr auf dem Motorrad, sondern da immer wieder hin und her gerutscht, gearbeitet.

Was hier als erstes auffällt, ist, dass zumindest die Jacke nicht passt. Gar nicht. Überhaupt nicht.

Wie die Größentabelle bei der Firma Büse aussieht, kann ich natürlich nicht genau sagen, aber in meiner Vorstellung werden die Jacken an kleine Elfen und Zwerge angepasst.

Der Verkäufer bei Louis war da schon ein wenig weiter. Während ich (trage 52) locker flockig eine Jacke in Größe L herausgesucht habe, musste er schon den Kopf schütteln. Um es zusammenzufassen: hat nicht gepasst. Das Hineinschlüpfen war nur unter allergrößten Verrenkungen möglich, die Ärmel waren (viel) zu kurz und den Reißverschluss konnte ich bedauerlicherweise nicht schließen.

Bei „XL“ sah es jetzt auch nicht viel anders aus. Vor allem hat es immer noch nicht ganz an den Armen gepasst.

Schließlich habe ich mir eine Jacke in XXL gönnen müssen. Ist dann schon ein wenig irritierend…

 

jackenetikett

So weit bin ich schon, dass ich 2XL tragen muss…

Aber immerhin sitzt die Jacke. Zwar etwas kürzer, als ich es gewohnt bin (sind aber inzwischen alle so), aber durchaus noch gut sitzend. Die Protektoren liegen genau an der richtigen Stelle und verschieben sich auch bei Aktivität nicht.

Die ganze Jacke selbst rutscht auch nicht mehr als notwendig, wenn ich auf dem Motorrad herumfuhrwerke. Also ja, Jacke sitzt.

Bei der Hose ist das ein wenig komplizierter. Die musste ich auch in XXL nehmen. Die Hose ist recht gut einstellbar am Bund, so dass es hier keinerlei Probleme gibt. Was jedoch ein wenig nervt, ist der Sitz der Protektoren. Diese lassen sich nicht ordentlich fixieren, so dass diese im Stand immer hin und her rutschen und lediglich dann einigermaßen ordentlich sitzen und in Position bleiben, wenn ich auf dem Motorrad sitze. Die Hose, vor allem der Sitz der Protektoren bedarf hier Verbesserungen.

Sicherheit

Um die Sicherheit geht es ja bei Motorradbekleidung.

Ellenbogen- und Schulterprotektoren gehören bei der Jacke serienmäßig dazu. Einen kurzen Rückenprotektor habe ich nachgerüstet. Macht halt die Sache noch etwas teurer. So weit so gut.

Bei der Hose sind die Protektoren an den Knien bereits dabei, Hüftprotektoren könnte ich nachrüsten (habe es aber noch nicht gemacht). Es handelt sich um weiche Protektoren, nicht die starren Kunststoffpanzer, die man auch hin und wieder sieht.

Das Außenmaterial von Jacke und Hose besteht aus Nylon (Polyamid) mit Verstärkungen an den sturzgefährdeten Stellen. Ich bin bei so was eher ein Vertreter der altmodischen Lehre, die an Schultern und Ellenbogen Lederbesatz vorzieht, aber angeblich soll es auch so halten.

Also was die Sicherheit angeht: Hüftprotektoren und, noch wichtiger, Rückenprotektor ist nachzurüsten.

Wetterbeständigkeit

Einer der für mich wirklich wichtigen Punkte. Ich möchte die Motorradbekleidung auch in der kalten Jahreszeit tragen.

Und hier kann ich feststellen, dass ich ausreichend Gelegenheit hatte, dies dieses Frühjahr durch auszutesten.

Grundsätzlich schon mal: Motorradjacke sowie -hose sind wasserdicht. Und dies auch bei wirklich schweren Regenfällen. Da gibt es gar nichts zu kritisieren. Beide sind zwar nur mit einer No-Name-Membran ausgestattet (wer kennt den HUMAX-Membranen?), aber diese erfüllt vollkommen ihren Zweck.

Ein kleines Manko gibt es allerdings. Die Textilkombi ist nicht wirklich warm bei niedrigen Temperaturen. Klar, die wenigsten werden jetzt häufiger längere Strecken bei weniger als dem Gefrierpunkt zurücklegen müssen. Aber ich eben schon. Und ich muss zugeben, da habe ich mich ursprünglich im Laden ein wenig verschätzt. Das Polyesterfutter wärmt zwar, aber nicht unbedingt besonders arg. Ohne geeignete Unterbekleidung ist bei mir schon der Weg zur Arbeit im Winter recht frostig geworden. Da habe ich mir eindeutig mehr erhofft.

innenfutter Motorradjacke

Das Innenfutter reicht nicht aus, um mich bei kalten Temperaturen auf dem Motorrad warm zu halten

Nebenbei: Für die wirklich langen Touren gibt es auch einen Reißverschluss, um Jacke und Hose zu verbinden. Hilft tatsächlich, dass es ein bisschen weniger zieht, ist aber meiner Meinung nach eine furchtbare Fummelei.

Praxistauglichkeit

Dazu gehören bei mir gleich mehrere Punkte. Die Motorradsachen müssen sich schnell und ohne großen Aufwand An- und Ausziehen lassen. Das passt schon mal.

Dann sollten sowohl Motorradjacke als auch -hose genügend und ausreichend große Taschen aufweisen. Am besten auch noch wasserdicht.

Alles in ausreichender Zahl vorhanden, das ist schon mal gut zu wissen. Und auch die Tatsache, dass sowohl die Cargotaschen an der Hose, als auch vier der Jackentaschen wasserdicht sind (und damit zumindest meine Zigaretten und das Feuer trocken bleiben), freut mich natürlich auch.

Also ja, genügend Stauraum.

Motorradhose, Cargotasche

Ich bin ja auch bei meinen Freizeithosen ein Fan von Cargotaschen, da freut es mich natürlich, auch welche an den Motorradhosen zu haben.

Fazit

Ich bin insgesamt recht zufrieden mit der Textilbekleidung von BÜSE. Klar, es handelt sich jetzt nicht unbedingt um einen der Premium-Hersteller. Aber für den Preis habe ich hier ein wirklich schmuckes Angebot mit nur kleineren Schwächen gefunden.

Würde ich auf jeden Fall uneingeschränkt weiter empfehlen.