Wenn dann mal Kritik kommt…

Die besten Ideen kommen nicht von mir. Das ist halt so. Insofern ist es auchrecht praktisch, wenn ich auch mal einige mehr oder weniger kritische Rückfragenbekomme.

Und erst vor Kurzem lese ich dann einen Kommentar auf einen schon etwas älteren Artikel von mir.

Du lässt deine Sohn also mit 300 Euro Motorradkleidung rumfahren?

Ich denke 1000-1200 Euro Erstanschaffungskosten für etwas was dich auch bei einem Unfall am Leben hält und sich nicht bei der ersten Bodenberührung in Luft auflöst sind durchaus realistischer.

Und ich muss sagen, diese Frage ist ja nicht ganz unberechtigt. Und auch, wenn ich sie dort auch schon beantwortet habe, geht die Sache natürlich noch ein wenig weiter.

Insgesamt behaupte ich nämlich, dass Motorradbekleidung auch günstig, geradezu billig sein kann und darf.

In einem älteren Beitrag habe ich die Behauptung aufgestellt, als Motorradfahrer kannst du einen Satz Motorradbekleidung für unter 300€ anschaffen und bist damit erst mal versorgt.

Das ist jetzt natürlich mal eine Ansage. Insbesondere, wenn eine „ordentliche“ Motorradjacke alleine irgendwo bei 300-600 Euronen einzuordnen ist, Helm, Stiefel und anderes dann nochmals so stark zu Buche schlagen. Und das wurde mir eben auch unter die Nase gerieben.

Es geht auch billig

Eine komplette ausreichende Motorradausstattung für unter 300€ kann ja gar nichts taugen, ist unsicher, geradezu gefährlich und kein vernünftiger Motorradfahrer würde sich auf so etwas einlassen.

So zumindest die Idee…

Aber irgendwie bin ich eben nicht dieser Meinung. Im Gegenteil. Ich halte es sogar für eine hervorragende Idee, als Fahranfänger oder auch Gelegenheits(mit)fahrer ein solches Billigset anzuschaffen.

Eines ist ja von Anfang an klar. Wie immer bekommst du genau das, was du auch bezahlst. Und wer einen kompletten Satz Motorradbekleidung anschafft zu einem Preis, bei dem andere nicht mal ein Paar Motorradstiefel bezahlen, der muss natürlich Abstriche machen.

Aber das ist ja alles kein Problem. Du musst nur realistisch sein.

Wer trägt denn Sicherheitsbekleidung?

Wie habe ich denn begonnen?

Die persönliche Zweiradgeschichte ging bei mir los wie bei den meisten anderen: Mofa, Mopped, Leichtkraftrad, mit 18 dann den Motorradführerschein gemacht und dann das erste eigene Motorrad.

Und ich muss ganz klar zugeben, dass ich vor dem ersten „richtigen“ Motorrad niemals einen Gedanken an Sicherheitsbekleidung verschwendet habe. Eine Motorradjacke? Ja, klar. Wäre schön gewesen. Aber wer kann sich das denn leisten?

Und dann, mit dem ersten eigenen Motorrad habe ich dann zunächst mal ein wenig Geld investiert und eine (ordentliche aber teure) Textiljacke mit Protektoren angeschafft. Und das wars dann erst mal. Eine Hose kam dann erst ein dreiviertel Jahr später, als wieder ein wenig Bargeld vorhanden war.

Und ich muss sagen: Meine Entscheidungen waren diesbezüglich schlichtweg falsch. Hätte ich bereits zu meinen Moppedzeiten (der Begriff wird von mir jetzt mal recht frei verwendet, alles unter „richtigem“ Motorrad ist damit abgedeckt) auch nur das Wissen gehabt, dass ich für einen einigermaßen erträglichen Preis eine wasserdichte Jacke mit Protektoren anschaffen kann, hätte ich mir durchaus viel Ungemach ersparen können. Ebenso sieht es aus mit Hosen und Stiefeln.

Aber ich war eben jung und uninformiert und habe für bare Münze genommen, was mir dann ein Motorradhändler in der Umgebung mitgeteilt hat bezüglich der Frage, wieviel denn eine Motorradausrüstung kostet.

Blödsinn.

Gerade als Anfänger hätte ich schon mal einen Grundstock an Motorradbekleidung anschaffen müssen. Nicht erst fahren, in der Zeit Geld sparen, dann irgendwann mal eine Jacke anschaffen, dann später mal eine Hose…

Es ist doch so, dass der klassische Fahranfänger keine Ahnung von der notwendigen Ausrüstung hat. Und wenn dem Anfänger erzählt wird, Motorradbekleidung kostet ein Vermögen, dann wird die eben oft genug gar nicht erst angeschafft. Dass dann eben dieser Fahranfänger aber auch gleichzeitig über alle Maßen unfallgefährdet ist (weil eben Anfänger) und damit Sicherheitsbekleidung braucht, führt meiner Meinung nach zu einem vermeidbaren Sicherheitsrisiko.

Und wie sieht es aus mit dem Gelegenheitsfahrer oder -Mitfahrer? Ist es denn wirklich so, dass diese unbedingt Motorradbekleidung im Preisbereich eines Monatslohns brauchen? Oder wäre es nicht besser, die Einstiegskosten möglichst gering zu halten, nach dem Motto „besser Billigkrempel als gar nichts“?

Was bekomme ich für kleines Geld?

Keine Kaufberatung hier. Nur ein paar allgemeine Gedanken.

Ich denke, jeder Motorradfahrer ist sich im Klaren darüber, dass zu einer Ausstattung mehr als nur ein zugelassener Helm gehört.

Und wenn dann eben noch eine Jacke, eine Hose sowie Stiefel und Handschuhe angeschafft werden müssen, dann ist das halt so.

Wer dann das Geld hat, sich die komplette BMW-Fahrerausstattung aus dem Katalog zu bestellen, der soll dies nur tun. Für das Geld bekommt der Kunde durchaus gute Ware.

Aber alle anderen, die eben nicht die Kohle haben, die sollen halt bei Polo, Louis oder Amazon eine einfache, billige Motorradjacke für 65€ kaufen. Und das ist auch nicht schlimm, im Gegenteil. Selbst die einfachste und billigste Motorradjacke ist wesentlich besser als gar keine.

Was braucht denn der Motorradfahrer? Eine Textiljacke, trocken, warm (im Winter), am Besten aus abreibfestem Cordura und noch mit Protektoren ausgestattet. Mehr muss ja zunächst nicht sein. Zumindest so lange nicht, bis ich als Fahranfänger für mich entschieden habe, ob ich dieses Hobby auch noch eine Weile fortsetzen möchte.

Klar ist es so, dass so eine Jacke nicht ewig hält. Reißverschlüsse und Nähte sind in aller Regel nicht gerade von hoher Qualität und recht schnell verschlissen. Die eingearbeitete Klimamembrane ist fast mit Sicherheit nicht so wasserdicht, wie eine hochwertige GoreTex-Einlage bei hochpreisigen Produkten. Und die Protektoren haben vielleicht ein CE-Zeichen, zerbröseln aber nach zwei Jahren vollständig.

Wer also im Jahr dann, weil „angefressen“ doch mal mehr als eine kleine Sommer-Motorradtour durchführt, vielleicht dann irgendwann mal richtig viel und häufig fährt, der wird natürlich mit so einer Ausrüstung an die Grenzen stoßen.

Aber trotzdem ist so eine Billigheimerjacke immer noch besser als alle Alternativen. Nämlich gar keine zu tragen.

Was billige Motorradhelme angeht: natürlich sind auch diese nicht so gut, wie die teureren Varianten. Aber immerhin bestehen sie die Anforderungen der üblichen Prüfnormen. Und mehr ist als Mindestanforderung auch mal gar nicht notwendig.

Fazit zur billigen Motorradausstattung

Ich bin gar nicht einverstanden mit der Aussage „Motorradbekleidung muss den Betrag X kosten, damit sie was taugt“. Wer sich ein günstiges Einsteigerset anschafft, um vielleicht erst mal in das Hobby hinein zu schnuppern handelt wirtschaftlich sinnvoll. Wer dann für sich beschließt, das Hobby Motorradfahren zu intensivieren, wird von alleine irgendwann die ursprünglich billigen Teile durch hochwertiges Material ersetzen.

Und noch eine kleine Erkenntnis: Wer sich im Sommer mal an einer Eisdiele die Zeit vertreibt, wird viele „alte Hasen“ sehen, die zwar im Besitz einer Fahrerausstattung im vierstelligen Wert sind, diese aber schlichtweg nicht tragen, weil sie zu bequem, faul oder einfach nur unfähig sind, zu glauben, dass ausgerechnet ihnen ein Unfall passieren soll…