Mordparagraph

Also doch kein Mörder?

Nachdem ich mich vor einiger Zeit mit der Geschichte um „Alpi“ beschäftigt habe, fiel vorletzte Woche nun ein Urteil in dieser Sache.

Noch mal zur Erinnerung:

„Alpi“ fährt mit einer ZX10R durch den Großraum Bremen. Er fährt wie eine gesengte Sau. Dies alles filmt er per Helmkamera, stellt dies bei Youtube ein. Und bei seiner letzten Fahrt schafft er es, nachdem er einen Verkehrsunfall verursacht und anschließend geflüchtet ist, einen Rentner über den Haufen zu fahren. Dieser stirbt.

„Alpi“ wurde daher von der zuständigen Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt.

Und nun wurde von dem Landgericht Bremen ein Urteil gefällt. Zwei Jahre und neun Monate muss er wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht.

Der ursprüngliche Vorwurf, Mord, ist also vom Tisch. Damit bin ich ja zufrieden. Andererseits bin ich mit dem „restlichen“ Urteil eher unzufrieden.

Wieso unzufrieden?

Auch wenn ich mich wieder aus dem Fenster lehne und behaupte, „Alpi“ sei kein Mörder, bedeutet dies nicht, dass ich es gut finde, wenn er vergleichsweise milde mit einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten bestraft wird.

Immerhin ist es doch so, dass er über längere Zeit eine erhebliche Gefährdung für die Öffentlichkeit dargestellt hat. Er ist wie der letzte Henker durch Bremen gebraust, hatte dabei nicht mal einen Lappen, pöbelt in seinen Videos (zum Glück großteils vom Netz entfernt) nach gefährlichen (von ihm verursachten) Situationen noch öffentlich via Youtube anderen Verkehrsteilnehmern hinterher und macht auf diese Weise Werbung für rücksichtsloses und ungehemmtes Fahren ohne Sinn und Verstand.

Klar wurde er jetzt verurteilt. Aber er wurde verurteilt auf eine vergleichsweise milde Art und Weise. Was in seinem Fall an einzelnen Straftaten zusammenkam, zusammen mit der Tatsache, dass er damit auch noch Geld verdient hat, ist schon erschreckend.

Klar mag nun der eine oder andere Mahner sagen, seine vielen Fans auf Youtube hätten ihn immer weiter getrieben. Diese Sichtweise kann ich jedoch nicht teilen. Er hat selbst gewusst was er tat. Egal, welchen Vorwurf man erhebt, von Straßenverkehrsgefährdung, Fahren ohne Fahrerlaubnis, fahrlässige Tötung, Verkehrsunfallflucht, egal. Die Strafe war meiner Meinung nach schlichtweg zu gering.

Die Behauptung, er habe nicht damit rechnen können, dass es zu einem Unfall kommt, dass ein Mensch getötet werden könnte, ist schlichtweg lächerlich. Wer schnell fährt, kann auf jeden Fall wissen, dass ein Unfall mit zunehmender Geschwindigkeit immer wahrscheinlicher wird. Wer dann aber so abartig schnell und gefährlich fährt der muss dann davon ausgehen, dass im innerstädtischen Bereich ein Unfall unmittelbar bevor steht. Gut, er hat es eine ganze Weile geschafft, niemanden durch seinen Fahrstil zu verletzen, aber wer oft genug zockt, dessen Nummer wird auch mal gezogen. Also finde ich den Einwand, er wollte niemanden verletzen schlichtweg naiv bis unglaubwürdig. Also, sage ich gerne mal kein Urteil wegen Mordes. Aber für alles andere die höchstmögliche Strafe.

Führerscheinsperre?

Ist das nicht der größte Witz? Da wird ihm untersagt, in den nächsten vier Jahren einen Führerschein zu erwerben. Hüstel. Hat ihn bisher ja auch nicht interessiert. Bringt deshalb bestimmt viel

Alle müssen jetzt darunter leiden

Und nun haben durch das hirnrissige Verhalten eines Einzelnen alle Motorradfahrer wieder mit den üblichen Vorurteilen und Bildern im Kopf der Kritiker zu leiden. Motorradfahren kann durchaus gefährlich sein. Gar kein Thema. Aber jetzt muss sich jeder auch wieder mit solchen Geschichten herumschlagen.