Neulich in Freiamt
Kürzlich war ich im schönen Freiamt an meiner Hausstrecke und habe mich bemüht, möglichst wenig zu tun. Ja, eine kleine Pause tut ja immer mal wieder gut. Und, entgegen der Überschrift, habe ich eigentlich kein bisschen an den Benzinverbrauch meines Motorrads gedacht.
Im Gegenteil. Während ich also ein wenig herum gammle, kommt ein anderes Motorrad „hergesurrt“. Ja, anders kann ich es nicht beschreiben. Es handelte sich um eine Zero SR/S. Ein Elektromotorrad.
Jetzt habe ich solche Motorräder schon mal beim Händler bewundern können, klar. Aber „in freier Wildbahn“ habe ich tatsächlich noch nie ein „richtiges“ Elektromotorrad bemerkt. Und ich kannte bislang auch niemanden, der so was fährt.
Die Gelegenheit habe ich gleich genutzt, ich konnte mich ganz gut mit dem Fahrer unterhalten und er hat mir dann auch gleich mal ein paar Dinge zum Thema Elektromotorrad erklärt. Kurz gesagt: ist nicht alles Gold, was glänzt.
Aber in einem hatte er recht: In Zeiten ständig steigender Benzinpreise ist ein Motorrad mit Elektroantrieb grundsätzlich mal gar nicht so verkehrt.
Wen interessiert der Benzinverbrauch?
Aber, als ich dann später nochmals darüber nachdenken konnte, ist mir dann doch aufgefallen, dass der Benzinverbrauch beim Motorrad eigentlich ein vollkommen unwichtiges Thema ist. Sage ich jetzt mal ganz provokant.
Wer sich heutzutage einen neuen Pkw anschaffen möchte, wird auf jeden Fall auch mal einen Blick auf die Betriebskosten werfen, insbesondere auch den Spritverbrauch. Und wird dann auch unter Umständen seine Kaufentscheidung auch im Hinblick auf den Benzinverbrauch überdenken.
Und dann komme ich, der sich diesen Herbst vielleicht wieder ein Zweitmotorrad anschaffen möchte. Und ich gebe zu, der Benzinverbrauch war bei der Auswahl an möglichen Motorrädern bislang kaum ein Thema.
Klar, der Verbrauch wurde immer mal wieder in praktischer Hinsicht ein Problem. Ich erinnere mich an eine Motorradtour, bei der die gesamte Gruppe alle 150 Kilometer einen Tankstopp einlegen musste, weil einer der Mitfahrer einen lausigen Zwölflitertank an seinem Eisenhaufen angebracht hatte und damit nicht mal 200 Kilometer Reichweite drin waren.
Aber den Benzinverbrauch wie beim Autokauf als Kosten- und, nicht zu vergessen auch Umweltfaktor einzurechnen? Ich würde jetzt einfach mal behaupten, das machen die wenigsten Motorradfahrer, die ein Motorrad, egal ob neu oder gebraucht, anschaffen.
Die Industrie macht auch nichts am Verbrauch
Ich würde jetzt einfach mal behaupten, der mangelnde Druck der Motorradfahrer hat auch dafür gesorgt, dass von Seiten der Motorradhersteller auch nicht gerade ein überwältigender Bedarf an technischer Weiterentwicklung besteht.
Ein alter Golf 3 mit dem Zweilitermotor hat in den Neunzigern lockere 8 Liter Sprit auf 100 Kilometern verbraucht. Der neue Golf 7 verbraucht bei ähnlicher Leistung nur noch gute fünf Liter Benzin. Ein ganz deutlicher Unterschied.
Und beim Motorrad? Eine alte 600er Bandit geht mit guten fünf Litern Benzinverbrauch an den Start. Und eine recht neue Bandit aus den Jahren 2015 oder 2016? Da werden realistisch viereinhalb bis fünf Liter Sprit verbraucht. Nicht gerade eine beeindruckende Ersparnis durch Verbesserung der Motorentechnologie.
Und dazu kommt noch, dass ein Motorrad eigentlich bereits von vornherein hervorragend geeignet ist, wesentlich weniger Benzin zu schlucken, als ein vergleichbares Auto. Ein Motorrad bringt nämlich samt Fahrer und Gepäck höchstens ein Drittel des Gewichts eines Pkw auf die Waage. Wohin geht also der Sprit? Klar, vielleicht wird ein Motorrad anders gefahren. Kann natürlich sein. Andererseits sollte doch technisch innerhalb der letzten zwanzig oder dreißig Jahre eine Verbesserung vorkommen, oder?
Wir kommen nicht um Elektromotorräder herum
Also für mich sieht es definitiv so aus, als würde sich der durchschnittliche Motorradfahrer (und da nehme ich mich ausdrücklich nicht aus) schlichtweg nicht ausreichend dafür interessieren, wie viel Sprit verballert wird. Klar, auch deshalb, weil es beim Motorradfahren auch und vor allem um Emotionen geht und Liebe ja bekanntlich immer einen Weg findet. Aber ganz klar, was den Verbrauch angeht, hat das Motorrad als Fahrzeugklasse noch am meisten Nachholbedarf. Und niemand kümmert sich darum. Die einzelnen Motorradfahrer nicht. Und die Industrie mangels Bedarf auch nicht.
Und daher wird es irgendwann so sein, dass der Verbrennungsmotor auch beim Motorrad einfach wegfallen wird. Weil sich einfach niemand darum kümmert…
Hinweis:
Die Verbrauchsdaten habe ich von https://www.spritmonitor.de/
So ganz stimmt Deine ‚Betrachtung‘ aber nicht. Auf den ersten Blick sieht es nur so aus, dass niemand was am Verbrauch macht, aber was immer/häufig vergessen wird ist ja auch Motorleistung und Gewicht.
Auf dem Markt gibt es ja reichlich aktuelle Motorräder die mit ähnlichen Motorleistungen (50-70PS) deutlich weniger verbrauchen als ähnlich leistungsstarke Fahrzeuge von vor 20 Jahren. Da stehen auf dem Papier 3,5l statt 7l.
Mal als konkretes Beispiel: Honda XRV 750 (60PS, 205kg) liegt so bei 7l, eine aktuelle NC 750 X (rund 59PS, 214kg) nimmt 4l.
Was aber viele Leute nur sehen, sind die größeren Fahrzeuge mit mehr als 1l Hubraum und 200PS.
Im Gegensatz zu PKW ist der Gewichtszuwachs bei Motorrädern nicht so groß.
An der Effizienz wird da schon gearbeitet.
Meine Verbrauchsdaten habe ich nicht „vom Papier“ genommen, sondern vom Spritmonitor.
Klar, heutzutage verbrauchen Motorräder weniger. Aber ich finde, die Verbrauchsreduktion ist wesentlich kleiner, als sie sein sollte.
Motorräder haben ein immer kleineres Gewicht. Das ist eine nicht zu vernachlässigende Ingenieurleistung. Der „normale“ Pkw hat aber über die Jahre ein immer höheres Gewicht erlangt, wobei der Verbrauch hier im Verhältnis noch stärker gesunken ist. Und diese Entwicklung hätte ich auch gerne bei zwei Rädern.
Moinsen!
Ja, das stimmt ja wieder vieles nicht… eigentlich alles! Ein Golf3, 1,4l fährt sich als 4-Gang locker mit 5,5l… oder weniger. Ein Golf1 Diesel mit unter 5l.
Auch bei Motorrädern kommt es drauf an was man fährt. Ein Hochleistungsmotorrad mit über 100 PS braucht auch bei Teillast häufig mehr. Es ist halt auf Leistung ausgelegt und nicht auf Verbrauch.
Meine 30 Jahre alten Kisten fahre ich mit deutlich weniger Verbrauch als die meisten, weil die Übersetzung länger ist und ich mehr Reifendruck fahre und meist Landstraße 80km/h. Die XJ600 mit 3,5l, die FJ1200 mit 4,5l. Mit Reisegepäck 0,5l mehr. Dafür fährt so eine Kiste auch 50Tkm ohne Reparaturen und Ersatzteile kosten 20€ gebraucht und nicht 250€ neu von Yamaha.
Was nützt mir ein sparsames Motorrad für 20.000€, wenn es nach 50000km schon KO ist???
Das rechnet sich nicht…
Btw: Am meisten kann man sparen, wenn man sein Motorrad selber repariert.
Keine Leistung ohne Verbrauch. Höheres Gewicht schlägt auch mit höherem Verbrauch zu buche. Mehr Vmax macht mehr Windwiderstand macht mehr Verbrauch. Alles nichts wirklich Neues.
Meine Maschinen im Vergleich (nach Verbrauch sortiert):
Yamaha YBR 125 mit 8 kW: 2,71 l Durchschnittsverbrauch
Yamaha XJ 600 S mit 45 kW: 4,21 l Durchschnittsverbrauch
Triumph Tiger 800 mit 70 kW: 5,16 Durchschnittsverbrauch
Suzuki GV75A mit 72 kW: 5,81 l Durchschnittsverbrauch
BMW R 1150 GS mit 63 kW: 5,82 l Durchschnittsverbrauch
Effizient ist – oh Wunder – die neueste Maschine: die Tiger 800 holt am meisten kW pro verbrauchtem Liter raus. 😀
Niemand braucht ein Motorrad. Es ist ein Hobby und es verbrennt nicht nur beim Kraftstoff Unmengen von Geld. Schon vor Jahren hatte ich auf die Milchmädchenrechnung PKW vs. Motorrad hingewiesen. Dort war immer vom Verbrauch der Krafträder und wie günstig sie im Unterhalt gegenüber dem PKW doch wären. Aber natürlich ohne Wartungskosten und ohne der Realität, dass ein Satz Reifen beim Motorrad häufig nicht mal 5’000 km hält, beim PKW aber über 40’000 km. Selbst pro Rad gerechnet ist das Motorrad in der Disziplin meist doppelt so teuer.
Daher: Motorradfahren ist und bleibt ein Hobby. Hobbys sind in der Regel teuer. Wer beim Motorradfahren jeden Cent umdreht kauft sich eventuell ja eine alte Maschine und stellt sie sich in den Wintergarten. Gelegentlich anschauen und gut. Kostet dann auch keine Steuer und Versicherung. 😉
Motorrad ansich effizienter machen? Siehe Japan: alles über 400 ccm ist exotisch und wer braucht schon mehr als 100 km/h irgendwo? Selbst auf der Autobahn ist dies in Japan nur auf ausgewählten Strecken möglich – dann sind maximal 120 km/h drin.
Hallo Torsten, dazu meine Erfahrungen… …diese wollen sich nicht ganz mit deinen decken.
1. Der Benzinverbrauch hat uns (Gruppenfahrten) schon immer interessiert. Ist nämlich voll doof, wenn einer mit 18L Tank und 7,5L Verbrauch nach 200km tanken möchte oder einer mit 12L Tank und 5L Verbrauch nach 240 km stehen bleibt.
Murphys Gesetz:
Es ist Sonntag, irgendwo in der Pampa von Deutschland, kein größerer Ort im Umkreis von 50km und die meisten Tankstellen in den Dörfern haben zu. Ein Gruppenteilnehmer wird auserkoren (der mit der vermeintlich längsten Restreichweite), eine geöffnete Tanke zu suchen.
So war das damals ohne Internet und ist heute noch so wenn kein Netz vorhanden ist.
Nervig für alle Teilnehmer der Gruppenfahrt und sprengt den Zeitplan.
Auch gerne gemacht von Leuten mit dem kleinsten Tank oder dem größten Durst: Vor Tourbeginn nicht volltanken!
Da ist es schon wichtig als Leader ungefähr zu wissen, wann der erste wieder Sprit bunkern muß.
2. Sicherlich interessiert für eine Kaufentscheidung der Verbrauch der neuen auserkorenen Maschine weniger, ABER die neuen Motorräder sind auch sparsamer geworden. Eisenhaufen, Hubraumboliden, Supersportler oder Ducatis weniger, andere halt mehr über die Jahre.
Meine persönliche Erfahrung bei normaler Fahrweise (Nicht ready to race und auch nicht als Sonntagsfahrer:
XT350, 27PS, 140kg leer, 3,7-4,5L auf 100km, 12L Tank. Nach ca. 260km war umschalten am Reservehahn und Tankstellensuche angesagt.
XBR500, 44PS, 182kg leer, 4,2-5,2L auf 100km 20L Tank. Ich war der letzte, der sich um eine Tanke Gedanken machen mußte. OK, bei 160 auf der Bahn hat sie auch 5,5-knapp 6L genommen. Reserve ca. 2l = 50km.
SV650, 71PS, 189kg leer, 4,0-4,8L auf 100, 16L Tank. Bei ca. 330km kam die Tankwarnlampe im Cockpit. Ca. 60 km noch bis zur Tanke.
Thruxton 1200R, 97PS, 222kg, 14,5L Tank.
Jetzt 39855km gelaufen, Jahresverbrauch 4,3L/100km im Display. Und, ja der stimmt. Gelegentlich wird es mit dem Tankbon gegengerechnet!
Wenn man nicht auf der AB mit über 150 unterwegs ist, ist der Twin echt genügsam.
Bei flotter Fahrweise (ich meine die Fahrweise „Ich bin kein Kind von Traurigkeit“ und nicht die eines „Racers der allenthalben auf der letzten Rille unterwegs ist“) kommt man da auch gute 300km weit.
In Relation zu der Leistung und dem Gewicht der Fahrzeuge kann ich persönlich einen Fortschritt beim Verbrauch meiner Motorräder erkennen.
Nun, 1980 hat noch keinen der Verbrauch interessiert. In den 2000ern haben noch wenige ABS vermisst und ab 2020 fängt nun fast jeder sich für die Geräuschkulisse zu interessieren.
Spätestens 2040 sind E-Motorräder oder andere Alternativen in aller Munde.
Der Wandel der Zeit macht auch vor uns Motorradfahrern nicht Halt.
Seven