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Das Motorradnavi und ich

Letzte Woche hat mich meine Frau verständnislos angeschaut, als die Post mir eine Handvoll Landkarten geliefert hat. Die guten von Michelin (meiner Meinung nach sind Michelin-Karten die geeignetsten Motorradkarten).

Hintergrund ist, dass ich im Herbst mein Motorrad ein wenig gen Spanien bewegen möchte. Und Schatzi hatte eben nur wenig Verständnis, dass ich mich mit neuen Landkarten eingedeckt habe, wo ich doch ein Navigationssystem besitze. Wozu dann also die Landkarten, wenn ich mein Ziel doch einfach ins Navi eintippen kann.

Grundsätzlich hat sie da natürlich recht. Wozu einen Haufen Geld für einen Satz Landkarten ausgeben, wenn doch das Motorradnavi auf dem neuesten Stand ist und ich nur das Ziel meiner Fahrt eingeben muss?

Und gleichzeitig hat sie meiner Meinung nach auch unrecht. Denn bevor ich ein Ziel ins Navi eingeben kann, muss ich ja anhand einer ordentlichen Landkarte zunächst mal wissen, wo ich überhaupt hin will. Und für so eine Routenplanung ist ein Navi, egal ob jetzt das Garmin Zumo oder auch das billigste Baumarktnavi eher nicht gedacht. Oder?

Ich sehe das so:

Der Idealfall liegt für mich im Zusammenspiel zwischen Navigationssystem und Landkarte. Ich sehe zu, wo ich denn überhaupt hin möchte. Zuletzt war das Istrien. Dann suche ich mir die schönsten Motorradecken auf der Landkarte heraus, was schon recht instinktiv funktioniert. Und dann programmiere ich mein Navi entsprechend mit Zwischenzielen, damit ich die passende Gegend für mich finde.

Also ohne Landkarten geht es für mich nicht.

Routenplanung am Garmin Zumo

Routenerstellung direkt am Gerät

Der Idealfall wäre natürlich, dass ich auf einen Satz Motorradkarten komplett verzichten könnte. Am Navi wird am Bildschirm die Route festgelegt, ein paar kleine Klicks und schon läuft das.

Ja, das wäre natürlich schön.

Aber das wahre Leben sieht anders aus.

Eine Route mit dem Navi festzulegen und dann zu hoffen, ein paar motorradfreundliche Straßen zu bekommen, ist nicht ganz so einfach. Das Gerät, obgleich jetzt schon besser als die ersten Modelle vor gefühlten hundert Jahren, ist nicht schnell genug, mal eben mittels einigen Wischbewegungen quer durch Deutschland zu navigieren, immer muss ich warten, bis sich der Bildschirm neu aufgebaut hat. Straßen und Wege werden nur teilweise, je nach Zoomlevel angezeigt und mal kurz mit einem Stupser ein Zwischenziel festzulegen geht zwar, ist aber eine eklige Fummelei, bei der in der Hälfte der Fälle das Falsche angeklickt wird.

Also bleibt doch nur die Landkarte. Auf dem Weg von A nach B ein paar nette Motorradstraßen finden und dort in einigen kleineren Ortschaften ein Zwischenziel anlegen.

Dazu ist das Garmin Zumo wiederum recht gut geeignet:

Kurz unter „Apps“ ganz oben links den Punkt „Routenplanung“ auswählen. Dann solltest du deine bereits gespeicherten Routen sehen. Dann links oben auf den Schraubenschlüssel klicken und kommst dann gleich in das passende Menü, um eine Route zu erstellen. Danach kann ich die einzelnen Positionen, insbesondere die Zwischenziele entweder aus den POIs auswählen, Adressen oder Kreuzungen angeben oder auch direkt auf der Karte das Ziel festlegen. Danach einfach die Route speichern und gut ist.

Dazu muss ich gleich sagen, dass das Festlegen eines Zwischenziels frei auf der Karte eine ziemliche Fummelei ist. Irgendwie schaffe ich es nur selten, dass ich genau dort hinkomme, wo ich ursprünglich hin wollte.

Die Eingabe von Zwischenzielen in der Routenplanung über Adresseingabe oder POIs ist dafür wesentlich besser. Klappt recht problemlos, auch wenn es auf dem lausigen Fünf-Zoll-Display immer noch eine Zumutung ist…

Kleines Schmankerl:

Wenn die Route (d.h. alle Zwischenziele) dann irgendwann mal festgelegt ist, kann ich beim Aufrufen der Route immer noch an den Einstellungen fummeln und diese optimieren. Gutes Beispiel sind hier bei mir die Passknacker-Touren (auch wenn ich das dieses Jahr sträflich vernachlässigt habe). Einfach alle gewünschten POIs als Zwischenziele festlegen und dann, vor Aufruf der Route nochmals in die Einstellungen und dort auf „Reihenfolge optimieren“ klicken. Damit erspare ich mir, manche Ecken mehrfach anzufahren und lasse das Gerät die optimale Route zum Abklappern aller POIs festlegen. Das klappt recht gut.

Also ja, am Gerät selbst kann ich durchaus eine Route erstellen und speichern. Ist nicht unbedingt komfortabel, aber funktioniert irgendwie.

Routenplanung am PC zu Hause

Viel komfortabler ist dabei, eine Motorradtour, wenn schon nicht an der klassischen Landkarte, dann zumindest zu Hause am PC zu erstellen. Klar, die meisten denken sofort an GoogleMaps. Das geht natürlich.

Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, die Route dann am Ende aus dem Netz bis auf das Navi zu bekommen. Geht aber.

garmin zumo, routenplanungsmenü

Über „Route importieren“ bekomme ich die am PC geplante Route im Navi einsatzbereit.

Zunächst wird die Karte erstellt. Dann im Menü auf „Karte teilen oder einbetten“ klicken. Dort bekomme ich einen Link, diesen kann ich dann auf der Seite „mapstogpx“ in eine GPX-Datei umwandeln lassen und herunterladen. Diese Datei lässt sich dann per Drag-and-Drop auf das Navi ziehen (dort in den Ordner GPX, nicht in einen Unterordner). Danach wieder im Navi die App „Routenplanung“ aktivieren und dort „Route importieren“ wählen. Und schon ist die Route da. Geht auf jeden Fall recht zügig und ist gar nicht so unkomfortabel, wie am winzigen Gerät Zwischenziele einzufügen.

Früher habe ich zur Planung meiner Motorradtour kurviger.de genutzt. Seit jedoch die wirklich interessanten Funktionen (Planung einer kurvigen Strecke) kostenpflichtig wurden, ist das für mich nicht mehr so interessant.

Garmin Zumo: Routen in der Praxis

Natürlich nutzt all die Planung zu Hause am PC oder auch am Gerät nichts, wenn das Motorradnavi am Ende nicht das macht, was es soll.

Für mich bedeutet das, dass ich an den Zwischenzielen entlang auf meiner Wunschroute geführt werde. Das klappt schon mal.

Und wenn ich einen Punkt nicht erreichen kann, Baustellen, Streckensperrungen oder andere Hindernisse im Weg sind? Nun, sobald ich von der vorgegebenen Route ordentlich abweiche, kommt automatisch die Anfrage, ob ich das nächste Zwischenziel auslassen möchte. Klicke ich dann kurzentschlossen auf „Ja“, wird die Route zum nächsten Zwischenziel fortgesetzt.

Klappt schon mal.

Fazit

Ich bin durchaus der Meinung, dass mir ein Navi bei der Tour das Leben leichter macht. Wie oft habe ich schon auf meinen Fresszettel mit der gestarrt, weil ich gerade nicht wusste, wohin ich abbiegen sollte. Das erspare ich mir inzwischen mit dem Motorrad-Navigationssystem.

Andererseits ist ein Navi für das Motorrad jetzt kein Allheilmittel, um für immer auf Landkarten und ein wenig Überlegung bei der Routenerstellung zu verzichten. Ohne eigene Mühe klappt es eben nicht.