Die Geschichte meines Navis

Ein Motorradnavi ist eine feine Sache. Auch für mich. Selbst wenn ich für das Motorrad nicht auf die klassische Karte und den Notizzettel verzichten möchte, macht das Navigationssystem am Motorrad das Leben in vieler Hinsicht leichter.

Und weil ich damals mit dem Vorgängermodell recht zufrieden war, habe ich mir vor etwa anderthalb Jahren ein Navigationssystem vom Typ Tourmate N4 gegönnt. Von der Firma Pearl zu recht günstigem Preis angeboten.

Und, das gebe ich gerne zu, das Gerät machte auf den ersten Blick keinen schlechten Eindruck. Vielleicht ein wenig „billig“, was die Befestigungs- und Montagemöglichkeiten anging. Aber, wie sich im Laufe der Zeit gezeigt hat, durchaus ausreichend sicher montiert.

Die Meinung vom guten Navi hat sich dann gehalten bis zur ersten richtigen Motorradtour im Frühjahr, als es zu einem (wenngleich sehr starken) Regenschauer kam. Ohne, dass ich es zunächst bemerkt hatte, hat sich Wasser unterhalb des Displays angesammelt. Das macht die Bedienung und Ablesbarkeit jetzt nicht gerade besser.

Aber das war ja kein Problem, bin ich doch am selben Tag noch zum Pearl-Outlet-Shop gefahren und habe das Teil (nach diversen Schwierigkeiten) ausgetauscht.

Wenn die Software aufgibt

Sommer 2017

Das Navi hat dann fast ein halbes Jahr lang ordentlich seinen Dienst verrichtet. Hat mich auf vorgeplanten Routen durch den Schwarzwald geführt, hat mich zu meinen Passknacker-Nachweisen begleitet und unauffällig funktioniert.

Das Navi hat unauffällig funktioniert, bis ich dann mit meinem Junior letzten Sommer auf Sardinien war.

Dort hatte ich mir nämlich im Voraus die Mühe gemacht, die für uns relevanten „Touristenziele“ als Punkte im Navi einzuspeichern. Besichtigungen, Unterkünfte, tolle Streckenabschnitte, alles ordentlich vorgeplant. Tja, und dann hat das Navi an Tag zwei teilweise den Geist aufgegeben. Sämtliche Sonderziele waren einfach verschwunden und ließen sich nicht mehr auswählen. Zwar war eine einfache Punkt-zu-Punkt-Navigation weiterhin möglich, mehr aber auch nicht.

Ganz offensichtlich ein Softwareproblem, aufgetreten nach etwa anderthalb Tagen Betriebsdauer. Und besonders lästig, wenn du gerade am anderen ende von Europa unterwegs bist und dich für die Programmgestaltung auf die im Navi hinterlegten Punkte verlassen hast.

Nach der Rückkehr nach Hause wurde mein Tourmate N4 zurück zu Pearl an den Kundenservice geschickt. Ergebnis: Die Software wurde komplett neu aufgespielt, jetzt ist alles gut…

Pfingsten 2018

Dieses Jahr an Pfingsten die spontane Idee, kurz mal in den Süden zu fahren. Diesmal mit weniger Kartenmaterial dabei, dafür zu Hause eine kleine Route ausgearbeitet und auf mein Navi übertragen.

War auch gar nicht schlecht. Schön in Richtung Frankreich aufgebrochen, der ausgearbeiteten Route gefolgt, einige neue interessante Straßen für mich entdeckt. Eigentlich alles so, wie es sein sollte.

Bis ich dann am Abend des ersten Tages eine Unterkunft gesucht habe. Den ersten Campingplatz mit dem Navi gesucht. Na ja, hier wollte ich nicht unbedingt bleiben. Den zweiten Campingplatz im Navi… wo sind die Sonderziele hin?

Tja, wieder alles weg. Einschließlich der von mir vorgeplanten Route. Nicht mal Tag zwei erreicht, bevor das Navi wieder seine Funktion einschränkt.

Nach dem Urlaub: Pearl angerufen. Mein Leid geklagt. Zur Rücksendung noch einen epischen Brief dazu gelegt. Einen Brief mit der Bitte, nicht nur den Fehler zu beheben, sondern auch eine Anleitung zum Selbermachen beizulegen. Immerhin konnte ich ja damit rechnen, dass das Problem wieder auftreten wird.

Gemacht hat die Firma Pearl: das Gleiche wie immer. Software neu aufspielen. Ja keine Informationen rauslassen, wie das zu Hause funktionieren könnte, wie man selbst das Problem lösen könnte…

Sommer 2018

Jetzt vor einigen Wochen noch eine freie Urlaubswoche heraus geschwitzt. Wobei schwitzen durchaus wörtlich gemeint ist. Bei 36° noch zu einer Motorradtour aufgebrochen.

Ich mache es kurz. Am Vormittag des zweiten Tages mit dem Tourmate die nächste Tankstelle gesucht. Gesucht, genau. Nicht gefunden. Genau genommen gar nichts gefunden, weil wieder alles Sonderziele verschwunden waren, keine Tankstellen, keine Unterkünfte, keine Campingplätze mehr auszuwählen waren.

Klar, für eine einfache Navigation reichte es noch (meistens). Aber die besonderen „Schmankerl“, die die Nutzung eines Navigationssystems wirklich lohnenswert machen, die sind eben nicht mehr verfügbar gewesen.

Weitere Kinderkrankheiten

Alles in Allem bin ich von dem Gerät wegen der verschwundenen Sonderziele nur mäßig begeistert.

Andererseits ist das System jetzt auch unter besten Umständen nicht gerade ausgereift und leidet noch unter diversen Kinderkrankheiten.

Das Aufwachen aus dem Ruhemodus bedeutet für das Tourmate oft genug den Programmabsturz, so dass dann nur ein komplettes Ausschalten und wieder hochfahren hilft. Und, was auch recht lästig wird: immer mal wieder wird (nach solchen Abstürzen) das GPS-Signal verloren. Und zwar richtig verloren. Da wird dann für die nächsten zehn Minuten gar kein Signal mehr empfangen. Und das ist dann recht lästig, wenn du dich quasi „blind“ durch eine Stadt wühlen möchtest, wenn du dir doch genau für solche Situationen eigentlich ein Navi angeschafft hast.

Fazit zum Tourmate N4

Das Navi kommt jetzt weg. Ich werde mir (vielleicht) ein TomTom Rider zulegen. Ist gerade bei Tante Louise im Sonderangebot.

Wenn du dich für ein günstiges Motorradnavi interessierst, kann ich dir das Tourmate N4 nur bedingt empfehlen. Sonderziele verschwinden (dauerhaft), Kinderkrankheiten sind nicht ausgemerzt.

Jedoch, sollte auch klar sein, seine eigentliche Aufgabe, dich von A nach B zu lotsen, schafft das Navigationssystem in den meisten Fällen.

Nur reicht mir das eben nicht…