idyllischer Halt bei der Motorradtour

Wie ich erstaunte Blicke ernte

Ich versuche ja, regelmäßig mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Klar, ich fahre soweit möglich jeden Tag damit zur Arbeit. Ich würde sogar sagen, dass die meisten Kilometer an meiner Maschine genau daher kommen. Aber das meine ich nicht. Ich meine diese Fahrten, die einfach nur zum Spaß stattfinden. Die Motorradrunden, die ich einfach nur drehe, weil ich gerne Motorrad fahre.

Und wenn sich eben die Gelegenheit dazu bietet, steige ich auf das Motorrad und fahre eine Runde.

Klar, mit zunehmendem Alter wird das nicht einfacher. Alle möglichen Verpflichtungen jeden Tag unter einen Hut bringen und sich dann immer mal wieder auf das Motorrad zu schwingen, nur um so viel als möglich zu fahren, ist nicht ganz einfach. Wird vielleicht ein wenig einfacher, wenn ich meinen Jüngsten (momentan fünf Jahre alt, meiner Meinung nach noch zu jung zum Mitfahren) ebenfalls mitnehmen kann.

Aber Liebe findet ja immer einen Weg.

So habe ich mich heute Nachmittag kurzentschlossen auf das Motorrad gesetzt und nur mitgeteilt, ich würde eine kleine Runde fahren. Und genau das habe ich dann getan. Nur kurz auf meine Hausstrecke und dann noch ein wenig in der näheren Umgebung unterwegs habe ich knapp zwei Stunden auf dem Motorrad verbracht. Und dann, frisch motiviert und voller Energie wieder zu Hause aufgetaucht, wo mich meine Frau misstrauisch anschaut und fragt, warum ich denn jetzt schon wieder zurück bin, ob das Motorradfahren keinen Spaß gemacht hat. Immerhin sei ich ja schon wieder zurück.

Das hat mich dann doch ein wenig verblüfft.

Ich musste dann gleich fragen, wie lange denn eine Motorradtour sein soll, damit sie was richtiges ist. Kam nur ein „länger eben“. Nicht nur für knapp zwei Stunden.

Das hat mich natürlich ein wenig ins Grübeln gebracht. Immerhin, wie lange muss denn nun eine Motorradtour sein, damit sie sich lohnt?

Die kurze Feierabendrunde

Ich bin ja ein besonderer Freund der wirklich kurzen Motorradtouren. Liegt vielleicht auch an den äußeren Umständen. Ich wohne direkt am Rande des Schwarzwalds. So ist es wirklich kein Problem, mal kurz innerhalb von zehn Minuten in ein ordentliches Motorradrevier zu kommen. Leben, wo andere Urlaub machen und so.

Insofern ist es klar, dass für mich so kurze Runden wirklich attraktiv sind.

Wenn ich kurzfristig beschließe, nach Feierabend, quasi auf dem Heimweg oder auch nur am Nachmittag mal für ein oder zwei Stündchen auf das Motorrad zu sitzen, dann hat das schon definitiv einen echten Mehrwert für mich.

Klar, auf so kurzen Runden komme ich nicht besonders weit. Im Grunde genommen bin ich ja nicht mal wirklich aus dem eigenen Landkreis hinaus. So auch am heutigen Nachmittag. Da habe ich mich innerhalb eines 30-Kilometer-Radius um meine Haustüre aufgehalten, bin auf kleinen und kleinsten Sträßchen herumgebrummelt und war zufrieden mit Gott und der Welt.

Etwas Besonderes oder Neues sehe ich auf diese Art nur selten, muss ja auch nicht unbedingt sein. Ich gebe gerne zu, da bin ich durchaus recht provinziell eingestellt. Und trotzdem bin ich zufrieden, wenn ich auf dem Verbindungsweg zwischen Brettental und Oberspitzenbach (tolle Namen, oder?) eine Zigarettenpause einlegen kann und die Landschaft genieße. Ich denke, das kann jeder nachvollziehen. Und nebenbei: Vorbereitung und Streckenplanung brauche ich dafür genauso wenig wie ein Navi oder Landkarten. Alles ganz einfach.

Die Tagestour

Natürlich geht das auch etwas länger. Ist aber auch gar nicht so einfach. Eine Tagestour mit dem Motorrad braucht Vorbereitung. Irgendwie muss der Tag von allen Verpflichtungen freigeschaufelt werden, bevor ich auch nur irgendwie auf eine Ganztagestour mit dem Motorrad aufbrechen könnte. Geht einfach nicht so leicht. Und dann vielleicht noch Sauwetter? Gut, das war diesen Sommer bislang noch nicht so das Problem, gab es in den vergangenen Jahren aber auch schon.

Und dann benötigt so eine Tagestour mit dem Motorrad ja doch ein wenig Planung. Eine Landkarte muss geschnappt werden, der grobe Tourverlauf muss notiert sein. Und dann geht es los. Ist auch nicht schlecht.

Mit einem Tag Motorradtour kann ich von mir zu Hause aus durchaus mal kurz in die Alpen brausen, mich dort auf ein paar kleinere Pässe stürzen und mich dann noch auf den Heimweg machen. Zieht sich dann, gebe ich zu (Immerhin fast drei Stunden bis ich bei Grimsel, Susten und Furka bin), immerhin muss ich ja am Abend auch wieder nach Hause fahren. Lohnt aber, selbst wenn am Abend der Hintern wehtut.

Oder vielleicht nicht ganz so ambitioniert. Vormittags rüber in die Vogesen, der Route de Cretes folgen? Ja, geht. Macht auch Spaß. Definitiv.

Das Problem für mich ist, dass es (zumindest gefühlt) wahnsinnig schwierig ist, mir mal einen ganzen Tag freizumachen und, was dann noch dazu kommt, diesen Tag dann nicht zu nutzen, um einfach mal faul zu sein.

Also ja, eine Ganztagestour mit dem Motorrad hat schon was. Aber irgendwie schaffe ich es kaum, dies dann auch mal tatsächlich zu machen.

Eigentlich schade.

Die Mehrtagestour

Tja, und dann gibt es auch immer wieder die Option, sich einfach einige Tage davonzustehlen. Das ist merkwürdigerweise für mich etwas leichter, als sich einen ganzen Tag freizuhalten.

Meine Frau „genehmigt“ mir ein bis zwei mal pro Jahr ein verlängertes Wochenende, vier bis fünf Tage, an denen ich mich mit dem Motorrad von dannen mache.

Das ist dann schon irgendwie das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Einfach eine schöne Ecke aussuchen, wo ich recht flott hinkomme, vielleicht ist sogar schon der Weg das Ziel.

Tschechien? Das andere Ende von Deutschland? Südfrankreich (sehr gerne gesehen bei mir)? Dieses Jahr war es dann mal kurz Istrien. Wobei Kroatien dann doch nicht so der Bringer war. Im Mai waren noch sämtliche hohen Alpenpässe geschlossen, das ist dann mal weggefallen.

Aber immerhin. Solche Mehrtagestouren mit dem Motorrad sind für mich durchaus das Salz in der Suppe. Eine Gegend aussuchen, vielleicht sogar schon mal einige besondere Streckenabschnitte oder Must-have-Ziele abstecken und dann an die Landkarte setzen. Einfach mal losfahren ist nicht ganz einfach, wenn ich mich in der Zielgegend nicht ausreichen auskenne. Klar, da geht ohne zumindest rudimentäre Vorbereitung nichts.

Seit ich mich ein wenig mehr auf mein Navi verlasse, hat sich vielleicht einiges vereinfacht, aber ohne Planung geht es (fast) nicht. Klar, ich habe auch schon versucht, ohne Planung loszufahren. Endet aber unter Umständen im Chaos. „Lons“ und „Lons-le-Saunier“ sind definitiv in verschiedenen Gegenden Frankreichs. Und wenn du dies erst gegen Nachmittag deiner Tour bemerkst, wenn du dich immer weiter vom Jura entfernt hast…

Auf jeden Fall brauchst du für eine Mehrtagestour eben ein klein wenig Vorbereitung. Wobei meiner Meinung nach hier jede Mühe mit der Vorbereitung durch die eigentliche Motorradtour aufgewogen wird.

Und wie gesagt, es ist für mich komischerweise einfacher, einige Tage am Stück herauszuschwitzen, als mir einen einzelnen Tag zu nehmen.

Der Motorradurlaub

Das ist natürlich die Premiumdisziplin. Zwei Wochen oder so unterwegs mit dem Motorrad, irgendeine Region aussuchen, entweder mit festem Standort oder immer mal die Unterkunft zu wechseln? Klar, das hat natürlich was.

Andererseits kenne ich das inzwischen praktisch nur noch aus Sagen und Legenden.

Früher habe ich das mit meiner Frau zusammen veranstaltet. Das war natürlich toll. Mal für zwei Wochen nach Korsika runter? Kein Problem im Urlaub. Später dann mit meinem Ältesten, mal zehn Tage in die Alpen verschwinden? Auch gut. Danach mit meinem Mittleren nach Sardinien? Ebenfalls klasse.

Aber inzwischen? Ich wüsste nicht, wie ich mich für eine Woche oder so zu Hause absentieren könnte.

Erfreulicherweise wird mein Jüngster aber immer älter. Und bald ist er doch bestimmt alt genug, mal eine Woche oder länger mit seinem Vater in Motorradurlaub zu gehen, oder?

Nebenbei: Gefühlt habe ich bei den längeren Motorradurlauben eher wenig Vorplanung gebraucht bisher. Einen Reiseführer gekauft, hingefahren in die passende Gegend und dort dann Abends kurz zusammengestückelt, wo ich denn noch überall hin will.