Schatzi macht eine Pause vom Motorradfahren
Ich habe es nicht leicht. Zumindest sehe ich das so. Meine Frau hat mir nämlich mitgeteilt, dass sie ihre Maschine verkaufen möchte. Sie ist ja bereits seit einer Weile nicht mehr gefahren. Ist auch verständlich. Wir haben letztes Jahr nochmals Nachwuchs bekommen und es zeichnet sich ab, dass sie die nächsten paar Jahre wohl nicht mehr dazu kommen wird, ihre Suzuki auszuführen.
Das wäre ja grundsätzlich kein Problem. Ich habe ihre Maschine ja brav weiter genutzt. Hin und wieder die notwendigen Wartungsarbeiten erledigt, immer mal wieder eine kleine Runde auf der Hausstrecke gedreht und das Motorrad vor allem dazu genutzt, zur Arbeit zu fahren. Immerhin schone ich damit meine BMW.
Und jetzt ist es so weit. Schatzi hat beschlossen, ihre Suzuki GSX600F zu verkaufen.
Und das trifft mich. Wie soll ich denn mit nur einem Motorrad auskommen? Also muss für mich eine neue Maschine her. Und hier komme ich dann an einen Punkt, den ich so eigentlich nicht kenne. Ich weiß nämlich nicht so genau, was ich eigentlich möchte.
Was für ein Motorrad brauche ich?
Ich habe zwar bereits seit einiger Zeit immer mal wieder eine Zweitmaschine zur Verfügung gehabt, aber bislang waren das eher Anschaffungen, die mal so nebenbei bei guter Gelegenheit stattfanden. Hier mal eine „Motorradruine“, dort mal ein Fund im Schuppen. Das soll dieses Mal ein wenig anders werden. Natürlich habe ich mir dazu einige Gedanken gemacht. Bevor ich aus dem Bauch heraus einfach irgendeine Maschine kaufe, stelle ich erst mal meine Wünsche und Anforderungen dar.
Zunächst einmal suche ich ein Motorrad, mit dem ich alle „praktischen“ Erfordernisse erfüllen kann. Und dies ohne Einschränkungen. Ich muss mit meiner zukünftigen Zweitmaschine zur Arbeit fahren können, Sommer wie Winter, hin und wieder mal in die nächste Stadt, um einen kleinen Bummel zu erledigen und nur unregelmäßig kleinere Motorradtouren unternehmen.
Die Maschine sollte zuverlässig sein, wartungsarm und einfach aufgebaut, so dass ich die „normalen“ Wartungsarbeiten selbst durchführen kann. Dann sollte mein nächstes Zweitmotorrad einigermaßen bequem sein, ich möchte nicht sitzen wie „ein Affe auf dem Schleifstein“. Die Motorleistung ist mir gar nicht so wichtig, alles über 25 PS ist für mich im Grunde schon ausreichend.
Langfristig soll das neue Mopped später mal wieder meiner Frau zur Verfügung stehen, wenn sie sich wieder an das Thema Motorrad heran traut. Und außerdem sollte die Maschine auch anfängertauglich sein, vermute ich doch mal stark, dass mein Ältester später einmal (wenn er endlich mal mit seinem Führerschein beginnt) anfragen wird, ob er sich mal ein Motorrad borgen könnte.
Ach ja, auch der Preis und die laufenden Kosten sind natürlich nicht ganz unwichtig. Immerhin habe ich ja kein unendliches Budget. Die Maschine sollte, was die Versicherungsbeiträge angeht, natürlich nicht so weit oben angesiedelt sein. Also nicht unbedingt eine 160-PS-Maschine. Auch solche Kleinigkeiten wie Wartung (Reifen für Supersportler sind meist teurer, Kettensatz für starke Maschinen ebenfalls) und auch der Verbrauch sollten überschaubar bleiben. Ich habe natürlich vor, die meisten Wartungsarbeiten selbst zu erledigen, kleinere Reparaturen in meiner Garage vorzunehmen und soweit als möglich selbst Hand anzulegen.
Ach ja, und dann sollte die Maschine nicht allzu hässlich sein. Ich bin da nicht besonders kleinlich, aber wenn ich auf dem Weg zu meinem Motorrad eine Papiertüte über den Kopf ziehen muss, damit mich die Leute damit nicht erkennen, dann ist eine rote Linie überschritten.
Insofern habe ich ja jetzt schon einige Punkte gesammelt, die mir einige Maschinen quasi auf dem Präsentierteller vorlegen, andere gleich mal ausschließen.
Was kommt denn in Frage?
Nun, meine persönliche Liste an Anforderungen schmeißt praktisch einige Typklassen direkt aus der Auswahl heraus. Mit was ich gar nichts anfangen kann, sind alle möglichen Arten von Choppern. Selbst solche „Möchtegern“-Harleys wie eine alte Virago sind nichts für mich.
Die meisten Supersportler fallen für mich auch schon deshalb heraus, weil sie einerseits eher wenig praktisch sind (Gepäckträger?), weniger bequem (ich bin ja nicht allzu klein) oder auch teuer im Unterhalt sind (120 oder mehr PS müssen ja auch versichert werden).
Auf den ersten Blick direkt ins Auge fallen mir alle Arten von Enduros. Insbesondere eine kleine 250er oder 350er wäre ja für meine Zwecke genau richtig. Nicht so groß, einfach zu fahren, günstig im Unterhalt. Nur leider ist der Gebrauchtmarkt was diese kleinen Motorräder angeht, schon ziemlich leer gefegt. Für eine kleine 250er von 1985 mit 35000 km werden dann schon mal 1500€ abgerufen. Das ist für mich einfach nicht mehr angemessen. Und die neueren „Kleinen“ sind einfach noch zu teuer. Die sind halt gefragt.
Die etwas größeren Enduros und Reiseenduros, eine XT600, Dominator oder Transalp wären da schon eher mein Fall. Diese Maschinen bieten eigentlich all das, was ich mir oben als gut und praktisch notiert habe. Was noch dazu kommt, ist die Tatsache, dass recht viele dieser Maschinen auf dem Markt sind, auch für kleines Geld. Die Preise sind in Ordnung, für 1000 bis 2000€ bekomme ich eine nette Enduro mit „normaler“ Kilometerleistung, einigermaßen gewartet und in der Lage, noch einige Jahre klaglos ihren Dienst zu tun. Also eigentlich genau das, was ich suche, oder?
Na ja. Es ist doch so, dass ich eben schon eine Enduro im Fuhrpark habe. Sollte ich da nicht irgendwas anderes anschaffen? Eine Art von Motorrad, die ich eben nicht schon in der Garage stehen habe?
Zumindest gäbe es da noch die anderen Klassiker. Die alltagstauglichen Butter-und-Brot-Motorräder, eine kleine Bandit, eine ER-5 oder eine CB500. Einfache, robuste Technik, ewig haltbar und auch in großer Zahl für kleines Gelb auf dem Gebrauchtmarkt verfügbar. Wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert.
Und dann gäbe es noch die Option, gleich ein wenig mehr Geld auf den Tisch zu legen. Nicht nur eine „alte klapprige“ Maschine, an der ich auch mal am Wochenende herumbasteln kann, sondern tiefer in die Tasche zu greifen und etwas größeres anzuschaffen. Reizen würde mich hier beispielsweise eine BMW 1150GS. Hier würde ich aber schon fast eine Art „Overkill“ betreiben. Immerhin wäre so eine Maschine für meinen eher banalen Einsatzzweck schon ein wenig zu viel.
Und was wird es nun?
Tja. Welches Motorrad als Zweitmaschine in Zukunft in meiner Garage steht, kann ich tatsächlich noch nicht sagen. Sobald Schatzi ihre Suzuki GSX600F mal verkauft hat, muss ich intensiv über deren Nachfolge meditieren. Was es dann wird, kann ich noch nicht sagen.
Vielleicht hast du ja eine Idee dazu.
Idee ? Sicher … kauf‘ Schatzi die Suzie ab. Das ist die billigste Variante, die kennst Du bereits, Schatzi ist nicht eifersüchtig und ihr erspart euch beide den Trennungsschmerz – das hat doch auch Wert … 😉
Ja, eigentlich hast du recht. Die billigste und praktischste Variante. Aber irgendwie geht es doch beim Motorradfahren ja auch nicht nur darum, dass etwas die einfachste Lösung ist… das bietet mir doch die Gelegenheit, sich mal nach einer anderen Maschine umzuschauen 😀
Aber, was noch dazu kommt: Mir liegt die GSX600F irgendwie nicht. Ich komme zwar damit zurecht, aber sie lässt sich nicht so „flüssig“ fahren, wie ich es von anderen Motorrädern gewohnt bin. Ich glaube, da stimmt einfach die Chemie nicht. Hatte ich erst ein mal, als ich für eine Weile ne BMW R850R hatte. Zwar ein technisch ausgereiftes Mopped, aber damit bin ich auch nie so wirklich warm geworden. Und bei Schatzis Suzuki, ist es so ähnlich. Klappt zwar alles, aber irgendwie fehlt halt was. Schwer zu beschreiben…
V-Strom DL 650?
War meine letzte Maschine, war praktisch, genügsam, zuverlässig und absolut reisetauglich. Nur möchte ich ja noch was anderes kennenlernen. So häufig komme ich ja auch nicht gerade dazu, mal wieder über eine Neuanschaffung für den Fuhrpark nachzudenken. Da muss ich dann schon neues Wissen finden.
Ha, dann lag ich aber gar nicht so schlecht – eine Maschine empfohlen, die Du sogar chon mal hattest, das ist quasi Voltreffer.
Bei mir steht eine Honda Deauville 650 nt-v (baujahr 2004, 50000km) rum, die keiner mehr braucht. Die Köfferchen sind ganz praktisch für die tägliche Fahrt zur Arbeit, das ganze Teil sehr wartungsarm und kostengünstig im Unterhalt, aber wegen der Verkleidung kommt man nicht mal an die Zündkerzen ran. Habe sie für zahlreiche Alpen-, Schwarzwald und Vogesentouren verwendet, daher stammen auch die Andenken. Aber ansonsten unfallfrei und technisch tippitoppi (Öl neu, Reifen fast neu, den verflixten Benzinpumpenkopf habe ich auch vorsorglich mal ausgewechselt und mit Sperrdiode versehen.)
Nettes und bequemesTeil, wenn man nur so durch die Gegend schuckeln will. Jedoch nicht gerade renntauglich.