Es fährt nicht jeder durch den Winter
Es kommt eher selten vor, aber immer mal wieder. Ich erhalte E-Mails mit Kritik. Und weil ich kritikfähig bin, gleich ein ganzer Artikel dazu:
Nein, es muss definitiv nicht jeder durch den Winter fahren. Genauer gesagt ist das Motorradfahren im Winter wohl eher die Ausnahme. Das ist mir schon klar. Und der Artikel zum Thema „winterfest machen“ ist da wohl für eine sehr kleine Zielgruppe gedacht. Und ja, für die meisten wäre es vielleicht viel besser, einen anderen Artikel zu lesen. Das wäre dann dieser hier zum Thema Motorrad einmotten…
Mach dein Motorrad fertig für den Winterschlaf
Ein Motorrad fühlt sich in seiner natürlichen Umgebung am wohlsten. Und das ist die Straße. Wenn du dein Motorrad aber im Winter eben nicht nutzen möchtest, wofür ich vollstes Verständnis habe, dann solltest du nicht beim ersten Schneefall die Maschine einfach in die Garage stellen, sondern vor dem Einwintern einige kleinere Vorbereitungen treffen.
Das muss ich auch tun. Zumindest bei Schatzis Suzuki. Deren Maschine (eigentlich nur noch von mir bewegt) ist schlicht weg nicht für mich im Winter geeignet, daher steht sie. Und dies ist doch die beste Gelegenheit, einiges dazu loszulassen, was vor dem Einmotten zu beachten ist.
Motorrad für den Winter einmotten?
Zunächst zur Begriffsbestimmung. Wenn ich das Motorrad für den Winterschlaf vorbereite, rede ich vor allem von einer relativ kurzen, überschaubaren Zeit. Drei bis vier Monate, dann ist ja schon wieder Frühling. Dann kann ich wieder ohne Weiteres fahren. Also sind die notwendigen Vorbereitungen auch nur sehr überschaubar. Wenn du deine Maschine längere Zeit, vielleicht sogar bis auf Weiteres stilllegen möchtest, ist natürlich ein wenig mehr Mühe notwendig.
Notwendige Arbeiten zum Einmotten
Wie immer: Putzen
Ich wiederhole mich immer wieder, gebe ich gerne zu. Aber vor jeder wichtigen Tätigkeit sollte dein Motorrad ordentlich gewaschen werden. Auch vor dem Einwintern. Und das hat auch seinen Grund.
Deine Maschine steht jetzt ein Quartal in der Garage oder sogar draußen unter einer Plane. Keiner kümmert sich darum. Wenn du noch irgendwo ekligen Schmutz an der Maschine hast, wird sich dort mit Sicherheit mit der Zeit Feuchtigkeit ansammeln und dies ist dann ein idealer Nährboden für Korrosion.
Deshalb mein Rezept: Zunächst ordentlich von Hand putzen, ganz klassisch mit Schwamm und Reiniger. Danach in die Waschanlage und mit entmineralisiertem Wasser abspritzen. Nebeneffekt: Die Maschine sieht im Frühjahr gleich gut aus.
Tanken fahren
Bist du fertig mit putzen, fülle deinen Tank nochmals auf. Bis oben hin.
Bei der GSX600F von meiner Frau ist das schon fast Pflicht, vor allem deshalb, da ich schon jeden Tag mit Rost rechnen muss. Ist halt eine alte Maschine.
Aber wie auch immer: Im Winter herrschen teilweise blöde Temperaturverhältnisse, ob in der Garage oder draußen. Hast du noch ausreichend Luft im Tank, d.h. nicht vollgetankt, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit am Tank Kondenswasser niederschlagen. An sich kein Problem, wir leben in Zeiten von Verbundwerkstoffen und Hightechmaterialien. Aber Rost bleibt Rost. Kann immer noch passieren, muss aber nicht sein. Also einfach den Tank vollklopfen und gut ist.
Du musst dir keine Sorgen machen, dass das Benzin mit der Zeit schlecht wird. Das kann zwar rein technisch passieren, aber nicht innerhalb eines Quartals. Benzin altert nicht so schnell. Da brauchst du dir beim Einmotten wenig Gedanken machen.
Ölwechsel?
Öl altert. Altes Motorenöl kann (muss aber nicht) korrosiv wirken. Wenn du diese Saison viel gefahren bist wird sich viel Dreck im Motorenöl angesammelt haben. Irgendwelche ekligen Verbrennungsrückstände, Ruß, was auch immer. Egal. Wenn sich dort was angesammelt hat, kannst du auch gleich den Ölwechsel durchführen. Musst du aber nicht unbedingt, drei Monate sind ja auch eine überschaubare Zeit.
Toller Nebeneffekt: Du kannst im Frühjahr direkt durchstarten und brauchst dir keine Gedanken um die wichtigsten Wartungsarbeiten machen.
Kette schmieren
Wenn du ein Motorrad mit Kette hast, wäre jetzt der geeignetste Moment, sich mal der Kettenpflege zu widmen. Zunächst die Kette putzen (Kettenreiniger+Bürste+Lappen), dann die Sauerei auf dem Garagenboden entfernen, dann die Kette für den Winter mit Kettenspray einsprühen.
Du kennst vielleicht den Grundsatz, dass du deine Motorradkette nur dünn, aber dafür häufiger schmieren solltest. Das mag stimmen, hilft hier aber nicht. Sieh zu, dass du deine ganze Motorradkette unter einer dicken Fettschicht verschwinden lässt.
Und dann putz nochmal den Garagenboden…
Oberflächenpflege
Hier kommt jetzt schon wieder ein Muss.
Dein Motorrad, frisch geputzt, inzwischen wieder getrocknet, sollte noch ein wenig gepflegt werden. Um die Optik zu erhalten vor allem.
Nimm ein Kunststoffpflegemittel, reibe damit alle Verkleidungsteile ein. Dann nimm ein Leichtöl und reibe alle Metallteile ein. Für die Metallteile nutze ich persönlich einfach Ballistol.
Das ist vor allem deshalb wichtig, weil du, je nach Zustand deiner Maschine sonst im nächsten Frühjahr an allen möglichen (und unmöglichen) Stellen Flugrost finden wirst. Außerdem sieht es gut aus…
Frostschutz prüfen
Wichtig, wenn dein Motorrad draußen überwintert, bei mir in der Garage eher weniger wichtig. Bei Schatzis Suzuki sogar total unwichtig, da luftgekühlt.
Prüfe den Kühlerfrostschutz. Die Prüfgeräte kosten ein paar Euro fufzich und leben ewig. Für dich ist wichtig, dass genügend Frostschutzmittel im Kühlkreislauf ist. Wenn nötig Frostschutzmittel nachfüllen.
Wenn du deine Maschine in der Garage abstellst, mag das weniger problematisch sein. Die wirklich „bissigen“ Temperaturen herrschen hier nicht so.
Batterie
Deine Fahrzeugbatterie reagiert empfindlich auf Kälteperioden. Keine Frage, kennt jeder.
Die Lehrbuchlösung ist auch recht klar:
Zunächst die Batterie durchprüfen. Ist es ein klassischer Blei-Säure-Akku musst du noch das destillierte Wasser bis zu oberen Markierung auffüllen. Dann die Batterie ausbauen und über den Winter an ein Erhaltungsladegerät anstöpseln. Das wirkt garantiert immer.
Ich bin da aber nicht so kleinlich.
Eines meiner Motorräder wird den Winter über genutzt. Das sieht eigentlich nie ein Ladegerät. Und bei Schatzis Maschine ist das auch so eine Sache. Die Batterie ist ordentlich gewartet. Und die hält das auch so mal aus, wenn da drei Monate lang nichts geht. Die funktioniert noch im Frühjahr. Daher erspare ich mir das mit dem Ladegerät.
Für mich mag es in dieser Hinsicht einfacher sein, immerhin habe ich meine Motorräder in einer ordentlichen Garage stehen.
Reifen
Pump deine Reifen vor dem Winterschlaf noch auf. Einfach den normalen Reifendruck herstellen, dann noch 0,2 Bar zulegen, dann passt das. Auf jeden Fall solltest du vermeiden, deine Maschine mit eh schon zu wenig Luftdruck einfach abzustellen.
Auf mehr ist hier nicht zu achten. Früher wurde hier ja noch darauf geachtet, dass die Maschine komplett aufgebockt wird, damit ja keine Standschäden an den Reifen auftreten. Das halte ich aber inzwischen für überholt. Das Winterquartal überstehen die Reifen auch so.
Was du nicht machen musst
Wenn du einschlägige Ratgeber liest, wirst du auf recht aufwändige Vorbereitungen zum Einmotten stoßen. Da wird geraten, den Vergaser leerlaufen zu lassen, um ein verharzen vorzubeugen. Andere schwören darauf, in die Zylinder des Motorradmotors ein wenig Öl zu spritzen und was weiß ich noch alles.
Meine Meinung: alles übertrieben. Du willst deine Maschine ja nicht für immer in einer Höhle für die Nachwelt konservieren, sondern lediglich dafür sorgen, dass sie im Frühjahr wieder ordentlich anläuft. Und das bekommst du mit wenig Aufwand beim Einmotten hin. Einschließlich putzen bist du mit den oben genannten Vorschlägen in einer guten dreiviertel Stunde fertig. Und das sollte ja kein Problem sein, oder?
Was hältst du vom viel zitierten Korrosionsschutzmittel-Zusatz im (vollen) Tank?
Ehrlich gesagt waren bei mir die Winterpausen bislang nie lang genug, als dass ich mir darüber Gedanken machen müsste.
Aber ganz pauschal finde ich es ein wenig befremdlich, wenn ein Motorradhändler mir anbietet, für den Rostschutz ein Spezialmittel in den Tank zu kippen. Oxidation kann halt nunmal nicht passieren, wenn kein Sauerstoff an das Metall gerät. Und wenn der Tank eben bis obenhin voll ist, wird es definitiv schwer für die Luft, die Innenseite des Tanks anzugreifen.
Da mag es aber durchaus noch andere Meinungen geben, vielleicht kennt hier noch jemand eine wissenschaftlich fundierte Erklärung dafür, wieso eben solch ein Spezialmittel doch sein soll. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht auch die Garage voll mit irgendwelchen Wundermitteln, auf die ich dann schwöre 😀
Hallo Fensterladen, aus was meinst du besteht Wasser (Kondenswasser)? H2O!
Nun da hast du deinen Sauerstoff. Wenn du erst mal eine Wasserblase im Tank hast und die befindet sich am tiefsten Punkt, da Wasser schwerer ist als Kraftstoff, dann wird genau da dein Tank anfangen zu rosten. Wenn dann dieser Siff im Frühjahr ins Kraftstoffsystem kommt, na das brauche ich wohl nicht weiter ausführen…
Also ich mache das seit 33 Jahren so.
Zum Einmotten (Oktober, November) Tank mit damals Benzin, dann Super und nun Super E5 voll machen bis Unterkante Oberkante.
Im Frühjahr (April) den Sprit ablassen und dem Auto oder Rasenmäher zum verfeuern geben.
Motorradtank mit frischem E5 befüllen und in die neue Saison starten.
So halte ich es seit über 30 Jahren.
Ein Kraftstoffzusatz oder Stabilisator für 6 Monate einlagern braucht es da nicht.
Nimm kein E10. Mit dem höheren Alkoholgehalt ist auch schon mehr Wasser im Sprit. Außerdem kann Alkohol sich chemisch verändern und zu Essigsäure werden. Säure= Rostfraß etc. …
Soll mehr als 6 Monate Stillgelegt werden, Tank nach 6 Monaten leeren und mit neuem Kraftstoff wieder ganz voll machen.
Möchtest du deine Mopete länger als ein Jahr stillegen, würde ich dir empfehlen das Kraftstoffsystem trocken zu legen und dann mindestens den Tank mit einem geeigneten Korrosionsschutzöl von innen in alle Ecken benetzen.
Und einmal hatte ich vergessen an meiner SV650 (Knubbel) die Schwimmerkammern zu leeren (unterdruckgesteuerter Benzinhahn). Da gab’s dann Probleme mit verschmodderten Düsennaden. Sie lief nicht richtig beim Gasgeben. Also Vergaser ausbauen und reinigen.
Gruß Seven
Hallo Torsten, JA DU SOLLTEST DIE VERGASER LEER MACHEN!!!
Ich hatte mal vergessen an meiner SV650 (Knubbel) die Schwimmerkammern zu leeren (unterdruckgesteuerter Benzinhahn). Da gab’s dann Probleme mit verschmodderten Düsennaden.
Also Vergaser ausbauen und reinigen. Fummelige Arbeit bei einem V-Motor!
Nun warum ist das Wichtig?
Alle Vergaser am Motorrad haben eine Schwimmerkammer. Diese hat eine Entlüftung. Über diese Entlüftung kann der Kraftstoff verdunsten.
Zuerst werden nur die schnell flüchtigen Bestandteile verdunsten und im Frühjahr kommt es eventuell nur zu Startschwierigkeiten beim ersten anreißen. Da das vorhandene Kraftstoff-Luftgemisch durch den alten Kraftstoff nicht so zündwillig ist.
Sollte fast alles oder der gesammte Kraftstoff aus dem Vergaser verdunstet sein, können durch das eintrocknen (Kraftstoff verdunstet nicht rückstandsfrei) die Additive nicht mehr wirken. Es kommt in einigen Fällen sogar zum Gegenteil, daß dein Vergaser (Zink- oder Aluguss) regelrecht angefressen wird und korrodiert.
Das kann schon nach 3 Monaten passieren, muß aber nicht. Je nachdem welche Temperaturen / Witterungsverhältnisse herrschen.
Gruß Seven