Hinterreifen Mitas E-07

Mal was anderes austesten

Ich habe es ja gerne einfach. Wenn ich feststelle, dass sich etwas bewährt hat, so muss ich es nicht ändern. Was nicht kaputt ist, muss nicht repariert werden. Never change a running System. Egal wie man es nennen mag, ich bin auf jeden Fall kein großer Freund von Veränderungen. Und das gilt auch für meine Motorradreifen.

Im vorliegenden Fall muss ich sagen, dass ich ja recht zufrieden mit meinen bisherigen Motorradreifen gewesen bin. Bis letzte Motorradsaison habe ich meine F800GS mit den Heidenau K60 Reifen betrieben und war auch recht zufrieden damit.

Und letztes Frühjahr war es dann aber mal Zeit für eine Veränderung. Also Reifenfreigaben durchgesehen, ein wenig im Netz recherchiert… und damit musste ich dann feststellen, dass es recht wenige Reifen gibt, die für sich in Anspruch nehmen, auch ein wenig für grobes Geläuf geeignet zu sein.

Mitas E-07

Also kurz mal bei Pneuhage vorbei gefahren und dort kurz gefragt. Und dort hat mir dann ein recht kompetenter Mitarbeiter ein wenig weiterhelfen können. Er empfahl mir, mal die Mitas E-07 anzuschauen.

Jetzt muss ich leider zugeben, dass ich von der Firma vorher noch nie gehört habe. Klar, ich bin jetzt nicht unbedingt ein Experte für Motorradreifenhersteller, aber auch abseits der Großen habe ich doch die meisten Marken schon mal zumindest gehört.

Aber gut, kurz auf der Firmenseite von Mitas geschaut und mal die vorgeschlagenen Reifen angeschaut… ja, hörte sich alles recht nett an, sah auch auf den ersten Blick gut aus. Damit bestellt und gleich einen Termin bei Pneuhage vereinbart.

Die Reifen habe ich mir dann die letzte Motorradsaison über gegönnt. Und ich denke, ein paar Erfahrungen konnte ich damit machen:

Die neuen Motorradreifen ausprobiert

Optik

mitas e-07

Sieht schon mal grob genug aus für eine Enduro

Das Auge isst mit. Und so wie ich das sehe, gehört auf eine Enduro eben doch kein reiner Straßenreifen. Das sieht einfach nach nix aus. Von daher ist der Mitas E-07 schon mal für mich recht passend. Sieht abenteuerlich genug aus, um als Reifen für meine F800GS in Frage zu kommen.

Klar, das ist jetzt natürlich nicht DAS Kriterium, um beim Reifenkauf eine große Rolle zu spielen, aber für mich geht es eben schon um das passende Aussehen.

Im Dreck

Mein Motorrad wird in aller Regel auf der Straße bewegt. Und so ist es, egal wer was anderes behauptet, bei praktisch allen Reiseenduros. Vor allem bei den großen Modellen. Oder will mir tatsächlich jemand weismachen, dass die allermeisten Kilometer bei den heutigen Maschinen tatsächlich auf irgendwelchen Buckelpisten in Nordafrika gesammelt werden.

Also ganz klar, das Verhalten von Motorradreifen, auch Enduroreifen im Gelände ist eigentlich nur zweitrangig.

Aber so einfach ist es dann halt doch nicht. Auch wenn ich nicht mein Motorradleben auf Schotterpisten und im Dschungel verbringe, habe ich die Vorteile von ein wenig gröberem Reifenprofil doch schon das eine oder andere Mal kennengelernt. Neben den eher weniger legal zu befahrenden Wirtschaftswegen bei und im Schwarzwald und in den Vogesen gegenüber (ja, auch dort stehen immer mehr Verbotsschilder) ist es doch auch lästig, schon bei einem feuchten Rasen wie auf Glatteis herumzueiern.

Also ganz deutlich: ja, ein ganz klein wenig Geländetauglichkeit erwarte ich dann doch von meinen Enduroreifen.

Auf der Homepage des Herstellers sah der Reifensatz da dann doch recht gut aus. Mit einer „60% Onroad & 40% Offroad“ Gewichtung bin ich zunächst mal davon ausgegangen, dass ausreichend Geländereserven für mich vorhanden sind.

Beim Mitas E-07 ist das vielleicht ein wenig optimistisch gewesen. Klar, auf geschotterten Wegen geht es definitiv noch voran. Sogar recht gut. Grob geschottert, fein geschottert, passt.

Auf eher sandigem Untergrund wird das dann schon komplizierter. Es ist noch genügend Vortrieb da, dass ich tatsächlich nicht mit der Maschine wegschmiere. Aber wirklich wohl fühlt sich mein Reifensatz damit definitiv nicht.

Und bei klassischen Matsch? Na ja, ich muss zugeben, dies habe ich mir bislang nur ein einziges Mal angetan. Im Oktober, in den Weinbergen bei uns in der Nähe. Und es mag natürlich sein, dass ich mich dabei auch etwas überschätzt habe und es auch an meinen persönlichen Kenntnissen lag. Aber andererseits war es in den Jahren davor nicht halb so schlimm. Ganz einfach: Der Mitas E-07 ist definitiv nichts für Schlamm, Matsch oder nassen Dreck. Einfach vollkommen überfordert. Das Profil ist schnell zu, Vortrieb gibt es dann nicht mehr und einigermaßen gerade voran schon gar nicht.

Zusammenfassend: Fürs Gelände nix

Auf der Straße

Auf der Straße macht der Motorradreifen eine wesentlich bessere Figur. Er läuft recht stabil geradeaus, auch bei hohen Geschwindigkeiten.

Die Fahrgeräusche, die es bei allen Enduroreifen gibt und die sich je nach Modell in die Kategorie „Traktor“ einordnen lassen und dabei auch recht lästig sein können, sind erfreulich gering. Innerhalb von den ersten tausend Kilometern geben sich diese Abrollgeräusche ganz.

Beim Lenken verhalten sich die Reifen absolut unauffällig und dies im positiven Sinne. Da kippelt nichts, da arbeitet nichts, alles wunderbar entspannt bei der Fahrt.

Was mich hier jedoch ein wenig stört ist das Kurvenverhalten bei starker Schräglage. Das ist meiner Meinung nach sehr (!) grenzwertig. Mir ist es mehrfach passiert, dass ich in (zugegebenermaßen recht starker) Schräglage kurz vor einem Herzanfall stand, weil urplötzlich das Hinterrad weggerutscht ist.

Klar, jeder kennt das, wenn der Reifen in Schräglage zu arbeiten beginnt und sich so langsam zur Kurvenaußenseite bewegt. Nur in diesem Fall war das eben nicht so. Das Wegrutschen kam im Großen und Ganzen ohne große Vorwarnung und recht plötzlich. Hat mit „spannende“ Momente beschert.

Der Effekt hat sich (zumindest gefühlt) mit zunehmender Laufleistung verstärkt.

Bei Regen

Bei klassischem Sauwetter, regennasser Fahrbahn und ekligen Verhältnissen lege ich recht viele Kilometer mit dem Motorrad zurück. So auch die letzte Saison mit den Mitas E-07.

Und da war ich dann wiederum recht zufrieden mit den Reifen. Zwar hatte ich das Gefühl, dass die Motorradreifen bei nasser Fahrbahn jetzt nicht unbedingt die beste Haftung aller Zeiten bieten, aber dafür recht einfach zu fahren waren. Will sagen, auch wenn sie nicht gerade am Asphalt geklebt haben, so konnte ich bei nasser Straße zumindest immer gleich bemerken, wenn die Reifen an die Grenze kamen.

Also zwar nicht gerade ein Regenwunder aber dafür gut beherrschbar.

Laufleistung

Die Motorradreifen von Mitas habe ich etwa eineinhalb Jahre nutzen können. In Kilometern waren das lockere 13.000 Kilometer bis zum Wechsel. Und dabei muss ich sagen, dass ich die Schlappen dieses Frühjahr nur deswegen runter gezogen hatte, weil ich vor einer etwas größeren Motorradtour (Kroatien) nicht wusste, wie der Zustand in 3.000 Kilometern sein würde. Ich bin überzeugt davon, dass die Reifen auf der BMW F800GS durchaus auch für 15.000 Kilometer gut sind.

Dabei muss ich auch sagen, dass sich Vorder- und Hinterreifen bei mir recht gleichmäßig abgefahren haben.

Ist mir nämlich auch schon passiert, dass ich den Hinterreifen auswechseln musste, während am Vorderreifen noch durchaus ordentlich Laufleistung möglich gewesen wäre. Hier aber nicht.

Zusammenfassung

Ich war nicht unzufrieden mit den Mitas E-07. Die Motorradreifen waren im mittleren Preissegment und haben recht lange gehalten. Wirklich für den Dreck taugen sich kaum, konnten sich aber im Landstraßenbetrieb durchaus sehen lassen. Was mich von weiteren Versuchen mit den Reifen aber inzwischen abschreckt ist die Tatsache, dass ich eben mehrfach in ordentlicher Schräglage ein komplett wegrutschendes Hinterrad verdauen musste. Das geht meiner Meinung nach besser.