Wenn der Fahrzeugpreis immer weiter steigt

Ich beschäftige mich ja immer mal wieder, manchmal mehr, manchmal weniger, mit den Motorradangeboten auf den einschlägigen Verkaufsplattformen. Zur Zeit eher mal ein bisschen mehr, da ich überlege, meine gute Höllenmaschine, die Suzuki DR 650 zum Jahresende vielleicht zu verkaufen. Und da muss Ersatz her.

Und es darf natürlich kein allzu teurer Ersatz sein. Das nächste Zweitmotorrad sollte auch günstig in der Anschaffung und günstig, geradezu billig, im Unterhalt werden. Und da ich mal wieder etwas anderes fahren wollte, kamen eigentlich nur klassische Straßenmaschinen in Frage. Sportler zu teuer, Enduros von mir gerade nicht gewünscht, die „großen“ Tourer vielleicht ein wenig überdimensioniert…

Und diese Überlegung führte mich dann recht schnell zu den diversen Butter-und-Brot-Motorrädern, die es noch in unglaublichen Mengen auf dem Gebrauchtmarkt gibt. Von der kleinen Honda CB500 über die alten GPZ-Modelle bis hin zur Bandit (die ich auch noch in dieses Segment rein nehme) ist da schon einiges vertreten. Und ich muss feststellen, dass diese Motorräder schon fast zu einem Spottpreis zu haben sind.

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Maschinen früher als Neumotorrad auch schon recht günstig waren. Zumindest günstiger als jetzt.

Denke ich zumindest.

Und dieser Gedanke ging mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf.

Vorn daher habe ich mir mal die Mühe gemacht, zu vergleichen, wie viel „damals“ für ein Motorrad hingeblättert werden musste und wieviel heute ein vergleichbares Motorrad kostet. Und ich bin fündig geworden.

Zur Methodik

Zu den Basisdaten:

Ich habe mal einen 30-Jahres-Bereich gewählt, um mir die Motorradpreise damals und heute zu Gemüte zu führen. Und anstatt mit irgendwelchen Inflationssätzen, Finanzierungsbeispielen oder Bruttoarbeitslöhnen zu jonglieren, habe ich mir vom statistischen Bundesamt einfach mal die Zahlen vom „verfügbaren Nettoeinkommen“ (der Betrag, der nach Abzug von Steuern und Sozialleistungen übrig bleibt) aus den Jahren 1991 und 2017 herausgesucht und mal geschaut, wie sich die Zahlen in dieser Zeit verändert haben.

Danach hatte ich die unrealistische Idee, Motorräder zu suchen, die von 1991 bis zum Jahr 2007 gebaut wurden, um dann deren Preissteigerungen zu messen. Das war bei näherer Überlegung Blödsinn, muss ich zugeben. Welches Motorrad wird denn bitteschön seit 30 Jahren gebaut. In den meisten Fällen existieren nicht mal die „Enkel“ der damals auf dem Markt befindlichen Motorräder.

Also habe ich mir beispielhaft zwei Fahrzeugarten herausgesucht und dort typische Vertreter.

Als Beispiel für das eher günstige Motorradsegment diente mir hier zum Einstieg eine GPZ500. Die gab es bis 2004, danach kam als Einstiegsmodell bei Kawasaki die ER-5, die ER-6 und seit 2017 als Einsteigermodell die Ninja 650. Quasi als Urenkel in der ursprünglichen GPZ in der Einsteigerklasse.

Bei den etwas teureren Motorrädern habe ich mir von BMW die alte R100GS herausgesucht, praktisch das „Flaggschiff“ von BMW im Reiseendurosortiment. Diese war bis 1994 in Produktion, danach kamen als schwere Reiseenduros die R1100GS, R1150GS und im Bezugszeitraum bis 2017 dann die R1200GS.

Und hier habe ich mir dann ebenfalls mal die Preise angeschaut.

Sowohl die Werte für Motorradpreise als auch die Zahlen für das verfügbare Einkommen musste ich mir zusammen suchen. Hier können natürlich gewisse Schwankungen auftreten. Der Grundtenor der Berechnungen dürfte jedoch einigermaßen passen.

Zur tatsächlichen Berechnung

Einkommen

Im Jahr 1991 lag das verfügbare Einkommen je Arbeitnehmer bei 14420 € (damals halt noch in DM)

2017 betrug das verfügbare Einkommen 24552 €

Alles in Allem liegt in diesen Jahren also eine Einkommenssteigerung von etwa 70% vor.

Einsteigersegment

Ein Einsteigermotorrad des Typs Kawasaki GPZ500 kostete 1991 bescheidene 4250 € (damals 8300 DM)

Für den Urenkel, die Kawasaki Ninja 650, werden vom Händler 7195 € (Listenpreis) abgerufen.

Eine Preissteigerung von 69%. Also sogar minimal günstiger als die Einkommensentwicklung.

Premium-Segment

Im eher gehobenen Segment sieht es nun so aus, dass die alte R100GS bei ihrem Erscheinen im Jahr 1987 (ich habe keine Zahlen von 1991 gefunden) für 6641 € (12990 DM) in der Grundausstattung zu haben war.

Wer 2017 eine R1200GS erwerben wollte, musste 13150 € auf den Tisch legen.

Dies entspricht mit 98% Steigerung praktisch einer Verdoppelung des Preises.

Ausgangszahlen

Ich bin jetzt natürlich nur von den Listenpreisen ausgegangen. Dass wahrscheinlich noch niemand jemals den geforderten Listenpreis bezahlt hat, ist natürlich klar. Ebenso ist mir klar, dass vielleicht noch die Händlermarge im Laufe der Jahrzehnte verändert wurde, vielleicht die Finanzierung versteckte Zusatzkosten oder auch Boni enthalten kann und auch sonstige Unsicherheiten vorhanden sind. Aber als Anhaltspunkt sind die vorhandenen Zahlungen vielleicht mal gar nicht so schlecht.

Mehr Motorrad fürs Geld

.Jetzt ist es recht unstrittig, dass ich ein 30 Jahre altes Motorrad nicht mehr mit einer modernen Maschine vergleichen kann. Wer kann sich denn noch eine Trommelbremse am Motorrad vorstellen? Heutzutage sind technische Spielereien Standard, die es vor 30 Jahren nicht einmal im Motorradsektor gab. Auch ist die Technik inzwischen wesentlich ausgereifter. Einen Einzylindermotor nach 50.000 km generalüberholen? Nicht mehr notwendig.

Also ja, es gibt heutzutage „mehr Motorrad fürs Geld“.

Werden also Motorräder teurer?

Insgesamt kann ein Motorrad heutzutage im Verhältnis ähnlich viel (oder wenig) kosten, wie noch vor 30 Jahren. Allerdings gibt es durchaus Ausreißer nach oben (siehe beispielsweise die 1200er GS), die ich aber schon fast dem Premiumsegment zuordnen würde. Und Luxus will eben bezahlt werden.

Nebenbei: Gibt es auch Motorräder, die günstiger sind? Und wie sieht es im Unterhalt, im Verbrauch oder der Wartung aus? Ich denke, da ist noch ein wenig Recherche notwendig.