Ural-Gespann

Ein neues Traummotorrad?

Vor kurzem konnte ich es noch in der Blog-Nachbarschaft nachlesen. Die Suche nach einem Traummotorrad.

Das ist natürlich eine sehr individuelle Sache. Immerhin hat ja jedermann so seine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Begehrlichkeiten.

Aber die Suche nach meinem persönlichen Wunschmotorrad lässt sich ja auf verschiedene Arten führen. So ist es durchaus sinnvoll, die gewünschten Fahreigenschaften, die gewollten technischen Spezifikationen und am besten noch diverse Motorradtests in einschlägigen Zeitschriften zusammenzufassen und dann den besten Kompromisskandidaten herauszusuchen. Eine logische, nüchterne und durchaus auch sinnvolle Herangehensweise.

Was erwarte ich von meinem zukünftigen Motorrad? Was soll es alles können? Wie soll es sich auf Autobahnetappen, Landstraßen und auf Feldwegen schlagen? Wieviel darf es kosten? Welche Leistung wünsche ich. Alles Dinge, die in eine nüchterne Betrachtung einfließen sollten.

Die emotionale Seite

Nur ist das für mich nicht ganz die richtige Herangehensweise. Oder nicht nur. Klar, meine BMW F800GS habe ich nicht nur aus emotionalen Gründen angeschafft, sondern weil sie mich auch technisch hundertprozentig überzeugt hat. Hier hat beim Kauf alles gestimmt.

Aber bei meiner zweiten Maschine, meiner DR650, sieht es schon ein wenig anders aus. Mal ehrlich. Eine verbastelte über ein Vierteljahrhundert alte Einzylinderenduro ist jetzt nicht gerade ein Musterbeispiel an Fahrzeugtechnik mit klasse Fahreigenschaften, oder? Nein, Die Maschine habe ich ursprünglich aus rein emotionalen Gesichtspunkten ausgesucht. Und auch, wenn praktische Gründe vielleicht auch eine Rolle gespielt haben (ich meine, mit welchem Motorrad komme ich sonst sicher, einfach und günstig von A nach B?), ging es bei der DR650 vor allem um das „haben will“.

So suche ich also noch eher meine Motorräder aus.

Und ich würde jetzt einfach mal behaupten, damit bin ich nicht alleine, sondern stehe hier fast schon bei der Mehrzahl der Motorradgemeinde. Oder will mir irgendwer erzählen, dass ein 1000er Supersportler, auf dem der Normalsterbliche sitzt wie ein Affe auf dem Schleifstein aus rein rationalen Gründen angeschafft wird? Oder dass ein verkappter Easy-Rider-Verschnitt mit meterhohem Lenker bequem und sicher zu fahren ist? Nein, auf keinen Fall. Motorräder werden zu großen Teilen aus rein emotionalen Gründen angeschafft. So ist es bei mir gewesen, so ist es bei vielen anderen, so wird es auch noch ewig weitergehen.

Natürlich kann ich niemandem, der nicht selbst richtig Motorrad fährt, so eine emotionale Sache rational erklären. Kein Mensch wird das verstehen.

Andererseits ist es halt so, dass bei mir Motorräder eben doch auch aus dem Bauch heraus angeschafft werden.

Abseits der Leistungsdaten

Und jetzt kommt noch bei mir persönlich ein weiterer Faktor hinzu. Nämlich die Veränderung.

Früher hatte ich andere Wünsche als jetzt. Der Mensch verändert sich eben. Noch vor kurzem war ich recht zufrieden mit meiner neuesten Anschaffung, der Suzuki. Inzwischen bin ich über meinen neuesten Wunschtraum gestolpert.

Ich war nämlich vor kurzem Einkaufen und sehe auf dem Supermarktparkplatz ein Motorradgespann mit Anhänger stehen.

Jetzt habe ich mir in den letzten Jahren immer mal wieder vorgestellt, wie es denn wäre, ein Gespann zu fahren. Ich habe ja, muss ich leider zugeben, keinerlei Ahnung davon. Und wenn Gespann, was gibt es da denn überhaupt. Ich kenne den einen oder anderen BMW-Umbau, habe auch schon einige großvolumige Hondas mit Beiwagen gesehen, aber sonst bin ich bei diesem Thema vollkommen unbeleckt.

Und dann stehe ich auf dem Lidl-Parkplatz vor einem Ural-Gespann.

Der geneigte Motorradfreund wird wissen, dass Motorräder der Marke Ural jetzt nicht unbedingt zu den technisch ausgereiftesten gehören. Nicht unbedingt am Leistungszenit angesiedelt, vielleicht auch nicht gerade in Leichtbauweise aus Carbonteilen zusammengestückelt und wahrscheinlich auch nicht mit dem besten erreichbaren Fahrwerk ausgestattet. Aber egal. Dieses Ural-Gespann hat es mir irgendwie angetan.

Praktische Gründe vorschieben

Natürlich kann ich jetzt nicht einfach zu meiner Regierung gehen und erklären „Schatz, ich brauche ein neues Motorrad“. Das würde nur zu problematischen Gesprächen führen. Vielleicht auch Gesprächen, bei denen ich zugeben müsste, dass es vielleicht doch keine durch und durch überlegte Entscheidung sein könnte, so ein Motorrad anzuschaffen.

Also gilt es, zunächst für mich selbst ein paar rationale Gründe zu finden, warum ich in einigen Jahren (immerhin soll sich die DR650 auch gelohnt haben) dringend ein Ural-Gespann haben will.

Leistungsmäßig eher unten angesiedelt ist allein dies schon für mich ein Argument, so eine Maschine anzuschaffen. Ich will ja weg vom schnell fahren, hin zum fahren. Und auch die Tatsache, dass ich mir keinerlei Gedanken über das Gepäck im Urlaub mehr machen muss, hat was. Wo sonst könnte ich meinen ganzen Krempel unterbringen, wenn nicht auf einem Gespann. Und mein Jüngster wäre dann auch bald im passenden Alter, um im Beiwagen mitzufahren.

Alles gute Gründe. Oder?

Masterplan Traummotorrad

Nachdem ich mich dann überzeugt habe, dass mein neuestes Wunschmotorrad also nicht nur aus rein emotionalen und damit nicht konkret zu messenden Gründen angeschafft werden muss, sondern eben auch weil es sinnvoll ist, beginnt nun für mich die Wartezeit.

In zwei oder drei Jahren wird mir die DR650 gute Dienste geleistet haben. Und dann irgendwann kann ich planen, wie mein nächstes Motorrad aussehen soll. Vielleicht habe ich dann ja schon wieder eine bessere Idee…

Fazit

Jetzt stellt sich für mich die Frage, wer noch an sein Traummotorrad denkt? Hast du auch eine Maschine im Auge, die aus rein rationalen Gründen eigendlich aus der engeren Wahl ausscheiden sollte? Oder bist du eher der rationale Typ, der sein zukünftiges Motorrad ausschließlich auf Grund von Leistungsdaten und Testberichten aussucht?