Wenn ein neues Motorrad fällig ist
Endlich ist wieder Platz in der Garage. Platz genug auf jeden Fall, um ein neues Motorrad anzuschaffen.
Diesbezüglich habe ich jetzt schon einige Tage lang behutsam meine Fühler ausgestreckt. Und als ich dann vor kurzem mit einem Bekannten beim Bier zusammen saß und ihm meinen Bedarf schilderte, hatte er für mich dann gleich einige Ideen.
Nur waren es eben die falschen Ideen. Vorschläge für Motorräder, mit denen ich schlichtweg nichts anfangen kann. Und das von einem ebenfalls erfahrenen Motorradfahrer, dem ich eigentlich meine Wünsche doch recht klar geäußert habe.
Und dies bringt mich zu der Frage, wie schwer es denn für einen „Erstkäufer“ eines Motorrads sein muss, sich für die erste Maschine zu entscheiden, wenn bereits zwei langjährige Motorradfahrer sich nicht einig sind über die Anschaffung eines Zweitmotorrads.
Grund genug, einfach mal drauf los zu orakeln…
Wünsche und Erwartungen
Du bist also der Meinung, ein Motorrad anzuschaffen. Und, da du diesen Artikel hier gefunden hast, bist du noch unschlüssig, welche Maschine es sein soll. Du hast gewisse Wünsche (oder auch nicht), bereits einige Vorstellungen und bist dir noch nicht ganz sicher, was du eigentlich möchtest, brauchst oder gerne hättest.
Zeit für ein paar Vorüberlegungen. Zeit zu prüfen, welches Motorrad für dich infrage kommt.
Das eigene Können
Wenn du zum ersten Mal ein Motorrad kaufst oder nach zig Jahren zum ersten Mal wieder auf die Sitzbank steigen möchtest, wäre es vielleicht gar nicht verkehrt, sich zunächst das eigene Können zu gegenwärtigen.
Direkt nach dem Führerscheinerwerb ist dein Können nahe Null. Da geht halt nicht viel. Und das solltest du wissen, das hat nämlich ganz erhebliche Auswirkungen auf die Wahl deines zukünftigen Motorrads.
Du solltest zu diesem Zeitpunkt ehrlich genug mit dir selbst sein. Dies wird dir nämlich in Zukunft vielleicht Ärger ersparen.
Es gibt jede Menge Motorräder, die für Anfänger oder Wiedereinsteiger hervorragend geeignet sind. Einfach zu fahren, einfach zu beherrschen, sicher, unkompliziert.
Es gibt aber eben auch Motorräder die schlichtweg schwer zu fahren sind. Mit denen du eben nur mühsam Erfahrung sammelst, die vom Fahrer einiges abverlangen. Das können Mittelklassemotorräder aus den 80ern sein, als Ergonomie noch ein Fremdwort war. Oder auch schon neuere Motorräder. Es kann durchaus sein, dass du dich auch als blutiger Anfänger (entsprechendes Alter vorausgesetzt) in einen älteren Supersportler verliebst. Und warum auch nicht. Auch schon vor 20 Jahren hat man ordentliche Motorräder gebaut. Und dann stehst du vor einer 100er GSX-R oder R1. Du hast dann ein Motorrad, was in jedem Fall auf Leistung getrimmt ist, was sich auf einer Rennstrecke gut macht, was auf deiner Hausstrecke richtig was kann.
Nur musst du für dich ganz nüchtern überlegen, ob du so ein Motorrad auch nutzen kannst. Bist du mit wenig Fahrerfahrung wirklich in der Lage, die weit über 100 PS zu beherrschen, den naturgemäß giftigen und starken Motor auch unter Kontrolle zu halten? Oder ist es nicht vielmehr so, dass du dann als Fahranfänger ein Motorrad besitzt, dass du schlichtweg nicht fahren kannst, weil es eben niemals für Anfänger konzipiert worden ist?
Denk auf jeden Fall bei der Wahl deines Wunschmotorrads darüber nach, ob du es auch tatsächlich fahren kannst.
Die gewünschte Nutzung
Du hast bereits einige „Wunschkandidaten“ ausgesondert, weil du sie realistisch betrachtet gar nicht ordentlich fahren kannst?Bei der Wahl deines ersten Motorrads solltest du dir vielleicht Gedanken darüber machen, was du mit dem Motorrad alles machen möchtest. Den Einsatzzweck klären.
Willst du dein Motorrad vielleicht, um einfach morgens zur Arbeit zu fahren? Hast du vor, jedes Wochenende mit dem Motorradstammtisch eine Tagestour zu absolvieren? Möchtest du lieber auf die Rennstrecke und anderen „Rossis“ mal zeigen, wo der Hammer hängt? Oder wühlst du lieber im Dreck?
Auch hier solltest du ganz nüchtern deine zukünftigen Anforderungen betrachten. Wenn du bisher noch nie auf die Idee gekommen bist, MotoGP im Fernsehen zu schauen, dir dieser Begriff vielleicht gar nichts sagt, brauchst du wohl eher keinen Supersportler anschaffen. Wenn du bei schmutzigen Fingern nach der Gartenarbeit bereits Zustände kriegst, wirst du wohl eher keine Crossmaschine anschaffen wollen. Und wenn du das ganze Jahr keine Woche Urlaub zusammenbekommst, muss es für dich vielleicht auch nicht der mit Koffern bestückte Reisedampfer sein.
Grundsätzlich ist es ja so, dass du mit nahezu jedem Motorrad praktisch alles machen kannst. Es spricht nichts dagegen, mit einer gewaltigen Intruder im Sommer „Pässe zu sammeln“, obwohl es für die fröhliche Kurvenhatz bestimmt bessere Motorräder gibt. Es funktioniert auch problemlos, auf einer CB125 die mehrwöchige Europareise zu absolvieren, obschon es auch hier bessere Motorräder dafür gibt.
Ganz klar: Es geht alles irgendwie… Liebe findet ja immer einen Weg. Aber es gibt natürlich auch Motorräder die für einen bestimmten Einsatzzweck geschaffen wurden.
Der eigene Geldbeutel
Die weniger schönen Punkte: Die notwendigen Gelder.
Ein Motorrad kostet Geld. Soviel Geld, dass es manchmal schon schmerzt. Und dies kann dann noch dadurch erschwert werden, dass du dich für das falsche Motorrad entscheidest. Beispiel gefällig?
Eines meiner liebsten Motorräder war meine CBR600. Im Laden gesehen, gleich verliebt, noch am selben Tag den Kaufvertrag unterschrieben.
Und ich war begeistert davon.
Problem an der Sache war nur meine Jahresfahrleistung und meine Versicherungsbeiträge. Noch nicht weit unten in der Schadensfreiheitsklasse hat die Versicherung ein Riesenloch in meinen Geldbeutel gebrannt. Dies zusammen mit der Tatsache, dass ich in den ersten zwei Jahren insgesamt sechs mal zur Inspektion musste, einschließlich des Austauschs der Reifen hat mir schlichtweg die Haare vom Kopf gefressen. Das Motorrad war einfach zu teuer im Unterhalt für meine Verhältnisse. Somit wurde die Maschine schließlich verkauft.
Du wirst dir bei der Anschaffung eines Motorrads eben überlegen müssen, wie viel du ausgeben möchtest. Und dann denk nochmals darüber nach und behalte im Hinterkopf, dass es mit der Anschaffung eben nicht getan ist. Immerhin kaufst du dir ein neues Spielzeug. Dies wird dann auch genutzt. Vielleicht so viel genutzt, dass die Wartungskosten nochmals einen Riesenbatzen ausmachen.
Wenn du also nun dein Traummotorrad bereits gewählt hast, dann überlege dir, ob du es nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt längerfristig bezahlen kannst.
Praktische Erwägungen
Du bist jetzt wahrscheinlich ein wenig ernüchtert. Viele der klassischen Traummotorräder sind jetzt schon aus der Liste „herausgefallen“, haben sich in den Grundüberlegungen als nur wenig geeignet herausgestellt.
Aber es bleiben ja zum Glück noch ein paar Maschinen übrig. Beispielsweise Hondas CB500, Suzuki Bandit, Yamaha Diversion. Einfache, langlebige und günstige Straßenmaschinen, die dich in den ersten Motorradjahren problemlos begleiten. Ob auf der längeren Motorradtour oder auch dem Weg zur Arbeit.
Darfs ein wenig mehr Abenteuer sein? Auch wenn du nicht durch Nordafrika brausen möchtest, sind kleinere Enduros auch eine gute Wahl. Honda Transalp, Yamaha XT, Aprilia Pegaso oder auch die die BMW F650 sehen „abenteuerlicher“ aus. Auch hier wirst du bequem, leicht und günstig überall hinkommen, einschließlich leichter Schotterpisten. Aber bedenke: für „richtiges“ Gelände sind diese Motorräder noch nichts.
Möchtest du es lieber etwas ruhige angehen lassen, vielleicht ein (klitzekleines bisschen), wenig „Easy-Rider-Feeling“ erleben? Es gibt auch in der Cruiser/Chopper-Ecke das eine oder andere Einsteigermodell. Eine Suzuki Intruder, eine Yamaha XV bieten auch für den kleineren Geldbeutel eine gute Möglichkeit, diese Fahrzeugklasse kennenzulernen.
Mein Fazit
Ich für meinen Teil möchte als Zweitmotorrad eine günstige, einfache Maschine, an der ich auch selbst noch Samstags ein wenig basteln kann. Und ich will vor allem auch bequem damit fahren können. Verrenken ist für mich nichts mehr. Ach ja, kosten darf das Motorrad natürlich auch nichts…
»Ich für meinen Teil möchte als Zweitmotorrad eine günstige, einfache Maschine, an der ich auch selbst noch Samstags ein wenig basteln kann. Und ich will vor allem auch bequem damit fahren können. Verrenken ist für mich nichts mehr. Ach ja, kosten darf das Motorrad natürlich auch nichts…«
Klingt nach Yamaha XJ 600 S/N, Suzuki GS 500 E oder Kawasaki ER 5 Twister. Die Dreifaltigkeit der Butterbrotmaschinen – welche inzwischen aber kaum noch jemanden interessieren da kein ABS, für A2 häufig blöd (37 kW oder 25 kW) und überhaupt: Wie die aussehen… Wie Motorräder halt. 😉
Grade als Zweitmopette würde ich eher was ausgefallenes nehmen. Den Arbeitsesel, sprich Erstmaschine habe ich doch schon. Aber auch hier sind solche Butterbrotmaschienen nicht jedermanns Sache.
Klar sind billig, laufen ewig, unaufgeregt, für viele aber eben auch langweilig.
Als tägliches Arbeitstier … das kann ich nachvollziehen.
Aber da hat zum Glück jeder andere Ansprüche und Wünsche.
Grüßle,
Daniel