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Jedes Frühjahr ein Motorrad-Sicherheitstraining

Ich versuche ja, zumindest alle ein bis zwei Jahre an einem Motorrad-Sicherheitstraining teilzunehmen. Soweit als möglich zu Beginn der Motorradsaison. Manchmal schaffe ich es nicht, diese Frequenz einzuhalten, habe dann jedoch immer ein schlechtes Gewissen.

Denn ich mache mir da nichts vor. Zwar bin ich einer dieser Ganzjahresfahrer und mit dem Motorrad auch bei wirklich niedrigen Temperaturen unterwegs (außer bei Eis und Schnee), jedoch ist der Weg zur Arbeit und wieder nach Hause technisch nicht besonders anspruchsvoll. Und dies bedeutet dann, dass irgendwann im Frühjahr, wenn es wieder „richtig“ ans Fahren geht, meine Fertigkeiten ein wenig eingerostet sind.

Und da ist dann ein Sicherheitstraining durchaus eine feine Sache. Ein wenig Bremsen üben, „Motorradturnen“, Kurventechniken… das, was ich zu Saisonbeginn wirklich brauchen kann.

Bei mir ist das auch noch recht einfach, da ich einen wirklich guten Anbieter für ein Motorrad-Sicherheitstraining direkt in der Nachbarschaft habe. Da bietet es sich ja wirklich an, im Frühjahr einen Tag zu opfern. Und Spaß macht es normalerweise auch noch.

Wenn alle Termine verschwinden

Und wie ist die Situation jetzt?

Frühjahr und Beginn der Motorradsaison liegen hinter mir, ein Sicherheitstraining hat bisher noch nicht stattgefunden. Ist ja auch nachvollziehbar, dass solche Veranstaltungen abgesagt werden.

Alternativen? Ich wüsste keine.

Was bleibt mir dann? Na ja, „grobe“ Bremsübungen auf einem leeren Supermarktparkplatz am Wochenende müssen ja nicht sein. Bringt ja nur mäßig etwas, ohne fachlich kompetente Beratung. Motorradturnen? Eher auch nicht. Auch hier würde mir ein wenig Anleitung gut tun. Gebe ich gerne zu. Ein wenig an der Kurventechnik feilen? Ja, das wäre doch was.

Das ist sowieso meiner Meinung nach das wichtigste, was ich mit dem Motorrad können muss. Ordentlich um die Kurven zu kommen. Und das geht auch ohne jeden Instruktor. Da merke ich jeden Fehler nämlich selbst.

Ein wenig gezielt mit dem Motorrad die Kurvenfahrt üben, mehr auf die ordentliche Linie achten, bewusst die Blickführung beachten, das bekomme ich noch hin. Und Spaß macht das nämlich auch. Und es bietet mir mal wieder eine gute Gelegenheit, ein wenig raus zu kommen.

Kleine Einstiegstour über die heimischen Hügel

Kurz die (ziemlich verdreckte) BMW gesattelt, Sprit ist noch ausreichend im Tank und die Sonne wärmt schon ordentlich. Beste Voraussetzungen, um einen kurzen Nachmittag hinweg ein wenig Spaß zu haben.

Von zu Hause geht es durch das Bleichtal in Richtung Osten bis zum Streitberg. Dort biege ich rechts ab, folge der L110. Am beliebten Biergarten „Hintere Höfe“ ist naturgemäß zu Zeiten der Seuche alles dicht. Irgendwie traurig.

Ich biege nach links ins Brettental ab, durchquere das Dorf und halte mich immer geradeaus, bis ich schließlich auf dem Hünersedel herauskomme. Auch hier gähnende Leere. Kiosk geschlossen, Aussichtsturm zu. Auch recht deprimierend.

Vom Hünersedel geht es über den unbefestigten Weg am „Kreuzmoos“ vorbei, dann in Richtung Siegelau, von dort auf die B294 in Richtung Waldkirch. Kurz vor dem Tunnel fahre ich ab und nehme die Auffahrt zum Kandel.

Dieses Sträßchen, obgleich wirklich klasse angelegt, ist jedes Jahr in schlimmerem Zustand. Irgendwann muss doch auch mal Geld für eine Fahrbahnsanierung da sein? Ist doch inzwischen ein Armutszeugnis, dass der Straßenzustand mehr an ein Dritte-Welt-Land erinnert als an die Zufahrt zu einem beliebten Ausflugsziel.

Oben auf dem Kandel sieht es inzwischen auch etwas trostlos aus. Klar, auch hier gelten die inzwischen vertrauten Pandemie-Regeln. Das stört mich nicht. Was mich ein wenig verwundert, ist dass das Gipfelrestaurant nun endgültig abgerissen wird. War schon lange im Gespräch. Dass jetzt aber tatsächlich die Abbrucharbeiten stattfinden ist aber schon ein wenig schockierend.

Vom Kandelgipfel aus halte ich mich wieder nach unten, biege im Glottertal nach St. Peter ab. Dort in die Ortschaft hinein und dann talwärts in Richtung Freiburg halten.

Sobald ich unten angekommen bin, geht es ganz grob in Richtung Kirchzarten, ich folge der Beschilderung in Richtung Oberried. Hier geht es jetzt wieder bergauf, vorbei am Steinwasenpark. Danach rechts halten nach Hofsgrund.

Auch hier im Ort ist die Bäckerei dicht. Ziemlich blöd, denn so langsam wäre ein kleiner Imbiss auch nicht verkehrt. Oben auf dem Schauinsland biege ich nach rechts ab, wieder in Richtung Freiburg.

Bei der Abfahrt vom Schauinsland herunter dann tatsächlich eine angenehme Überraschung. Der Kiosk an der Holzschläger Matte hat geöffnet. Eine Wurst und ein Spezi. Klar, keine Bänke aufgestellt, dann setze ich mich halt ins Gras. Schmeckt aber trotzdem.

Frisch gestärkt nehme ich dann die restliche Abfahrt unter die Räder.

Runter gehts nach Freiburg. Jetzt könnte ich eigentlich direkt auf die Bahn und nach Hause, aber ein kleiner Ausklang auf der Landstraße macht bestimmt mehr Spaß. Ich brummle einfach auf der B31a an der Autobahn vorbei, nach Gottenheim, biege dort rechts ab nach Riegel. Landstraße fahren macht einfach mehr Spaß.

Von Riegel geht es dann schließlich nach Hause.

Fazit

Ein Sicherheitstraining für das Motorrad hat es halt nicht gegeben. Aber die vier Buckel in meiner unmittelbaren Nähe abzufahren hat mir zumindest die Gelegenheit gegeben, wieder mal ganz bewusst an meinen Fahrkünsten zu feilen. Denn auch Kurvenfahren will geübt sein.

Und mal ehrlich, wie sollte ich es mir auch entgehen lassen, mal zwei bis drei Stunden mir der BMW herumzubrummeln.

Nebenbei:

Streckenlänge etwa 150 km, Zeitansatz knapp drei Stunden.

Vorteil: Ich war als Motorradfahrer ziemlich einsam. Nachteil: Zur Zeit ist halt nichts mit mal locker ne Wurst am Kiosk essen. Ist aber auch gut so.