Motorradjacke Tuareg

Aller Anfang ist schwer

Gut ein Jahr ist es her, dass ich mit im Abverkauf bei Hein-Gericke eine neue Motorradjacke gegönnt habe. Und auch wenn der Start ein wenig holprig war, habe ich jetzt ein ordentliches Motorradjahr mit einigen Touren mit der Jacke hinter mich gebracht.

Hier haben sich dann durchaus die Stärken (und da gibt es einige) sowie die Schwächen (sind natürlich auch vorhanden) gezeigt. Und, wie immer, habe ich auch an manche Probleme und Problemchen gar nicht wirklich gedacht, bis ich dann selbst davor stand.

Allgemeines zur Jacke

Bei der „Tuareg“ handelt es sich um eine Mittelklasse-Textiljacke, hauptsächlich gedacht für den Sommerbetrieb, (aber laut Verkäufer) durchaus auch gut geeignet für den Ganzjahresmotorradfahrer. Im Gesamtpaket ist die Jacke winddicht, wasserdicht und atmungsaktiv. Dies dank der eingebauten Sympatex-Membran.

Lederbesatz an der Schulter der Motorradjacke
Lederbesatz an der Schulter der Motorradjacke

Die Sicherheit kommt an der Jacke auch nicht zu kurz, abriebfestes Cordura-Nylon als Obermaterial, Protektoren an Schultern und Ellenbogen sowie ein Einschub für einen kurzen Rückenprotektor runden die Sache ab. Dazu noch Lederbesatz an Schultern und Ellenbogen, hier passt alles.

Das Gesamtpaket war mit einem Preis von gut 450 Euronen nicht unbedingt billig, was aber für die zu erwartende Lebensdauer bei mir jetzt durchaus angemessen ist für ein Stück ordentliche Sicherheitskleidung.

Natürlich habe ich mich bereits kurz nach dem Kauf schon mal mit den grundsätzlichen Eigenschaften der Motorradjacke in Form eines kleinen Artikels auseinander gesetzt. Nur jetzt, nach einem Jahr Dauerbetrieb, ist vielleicht die richtige Gelegenheit, einiges „gerade zu rücken“.

Faktencheck Tuareg-Jacke

Zur Konstruktion

Zunächst einmal: Die Motorradjacke lebt noch. Und sie lebt gut. Und, was noch wichtiger ist: Ich lebe auch gut mit ihr. Aber ich musste mich von einigen gewohnten Selbstverständlichkeiten, welche ich so bei Textiljacken kannt, verabschieden. Und das liegt nur teilweise an der Tuareg-Motorradjacke als solcher, sondern vielleicht mehr an diesem drei-Schicht-Modell, welches im Bereich der Motorrad-Textilbekleidung immer mehr in die Verkaufsräume vorstößt.

Und das Funktioniert dann so:

Die Motorradjacke ist aus drei einzelnen Jacken zusammengesetzt. Ganz außen eine aus Cordura-Material bestehende Außenjacke. Nicht wasserdicht, nicht winddicht, mit Protektorentaschen und, im Falle der Tuareg-Jacke, jeder Menge Belüftungsreißverschlüssen. Danach kommt eine leichte Innenjacke aus… Plastikfolie. Na ja, jetzt nicht gerade die Frischhaltefolie aus dem Laden, sondern eben die Sympatex-Membran, auf einen Trägerstoff aufgebracht und in Jackenform mit verklebten Nähten gebracht. Das Ganze wird mit Reißverschlüssen an der Außenjacke befestigt. Und als innere Schicht dann eine wattierte Innenjacke, praktisch das Winterfutter der Motorradjacke. Auch hier mittels Reißverschluss befestigt an der Innenjacke (Membran).

Vorteil dieser Konstruktion: Variable Nutzung. Im Winter mit wattiertem innenfutter und Membrane, im Frühling und Herbst (bei passenden Temperaturen) nur mit der Membran in der Außenjacke. Und dann bei den hochsommerlichen Motorradtouren „ohne alles“, nur in der Außenjacke für maximale Belüftung und Kühlung.

Fein ausgedacht und durchaus ein ordentlicher Ansatz.

Im Winterbetrieb

Wenn man so liest, dass auch ein wattiertes Innenfutter zu der Motorradjacke gehört, sollte diese ja dann auch wintertauglich sein, oder?

Stimmt so jetzt nicht direkt.

Um es ganz klar zu sagen: Die Jacke wurde von mir ausdrücklich nicht als Winter-Motorradjacke angeschafft, da trage ich andere Sachen. Trotzdem habe ich sie natürlich bei niedrigeren Temperaturen (etwa zwei Wochen lang auf dem Weg zur Arbeit) ausprobiert. War nicht gerade eine Offenbarung… Durch die Drei-Schicht-Konstruktion trägt die Jacke recht stark auf, finde ich. Dabei ist sie dann ohne Futter ordentlich geschnitten, mit Futter zu eng. Dies insbesondere dann, wenn ich noch einen dicken Pulli unter der Jacke trage. Und das ist halt im Winter der Fall. Dann reicht einfach der vorhandene Platz in der Jacke nicht aus. Sie passt zwar, sitzt aber unangenehm satt. Und wirklich warm gibt sie im Vergleich zu meinen anderen Motorradjacken nicht. Da geht definitiv mehr. Liegt aber auch daran, dass das Innenfutter zu einzippen jetzt auch nicht gerade dick und flauschig ist.

Also im Winter: ja, geht irgendwie. Aber die Jacke fühlt sich bei wärmeren Temperaturen definitiv besser. Und ich mich dadurch natürlich auch.

Bei Nässe

Hier sieht es schon wesentlich besser aus. Mit entnommenem Thermofutter, nur mit Membran-Innenjacke und Nylon-Außenjacke, ist die Tuareg jetzt wirklich gut. Da kann keiner mäkeln. Die Außenjacke als solche ist nicht wasserdicht. Die Jackentaschen jedoch schon. Und das funktioniert auch recht gut.

Nach dem Einzippen der zweiten Schicht, bestehend aus der Membran-Innenjacke ist die Tuareg-Jacke auch tatsächlich dicht. Weder an Reißverschlüssen noch an Ärmelbündchen oder auch am Kragen ist ein Wassereinbruch festzustellen. Dies auch nach einer längeren Regentour.

Hier passt also alles, keinerlei Beanstandungen.

Die Robustheit

Natürlich kann ich jetzt nichts über die Abriebfestigkeit unter Extrembedingungen mitteilen. Die habe ich nämlich (hoffentlich) nicht. Aber über die üblichen Schwachstellen einer häufig genutzten Motorrad-Textiljacke kann ich durchaus einige Worte verlieren.

Die Nähte sind recht ordentlich gearbeitet, da hingen von Anfang an keine Fäden heraus und auch jetzt nach gut einem Jahr Dauernutzung ist noch nirgends was ausgefranst.

Die Klettverschlüsse, auch so ein Thema, wo ich schon enttäuscht wurde, sind auch recht gut verarbeitet. Da fusselt nichts, da setzt sich nichts zu, hängen bleibe ich auch nicht. Ich kann davon ausgehen, dass die Klettverschlüsse noch einige Zeit lang halten werden.

Im Sommerbetrieb

Belüftungsreißverschluss der Tuareg-Jacke
Belüftungsreißverschluss, hier am Ärmel. Weitere im Brust- und Rückenbereich.

Die Motorradjacke ist vor allem für die warme Jahreszeit gedacht. Insbesondere im Sommerbetrieb bei hohen Temperaturen zeigt sich die Tuareg-Jacke von ihrer besseren Seite. Nach Ausbau der wasserdichten Membran können alle möglichen Belüftungsreißverschlüsse geöffnet werden, so dass ein ordentlicher Durchzug herrscht. Im Sommer nicht zu verachten.

Praktische Sorgen bei der Motorradjacke

Ärgerliche Kleinigkeiten

Also alles irgendwie nicht schlecht an der Jacke, oder?

So gut die Jacke verarbeitet ist, habe ich doch einige Problemchen ausgemacht, die zusammengenommen durchaus recht lästig werden.

Kartentasche der Motorradjacke
Die Kartentasche an der Jackenrückseite mit der wasserdichten Innenjacke darin.

Zunächst die Sache mit der Drei-Schicht-Konstruktion. Klar, dass ich bei einer Textiljacke das Innenfutter herausnehmen kann, ist üblich. Aber auch die wasserdichte Membrane auszippen? Ja, klappt. Aber während ich das wattierte Innenfutter in der warmen Jahreszeit eben zu Hause lasse, sollte ja die wasserdichte Innenjacke immer dabei sein. Denn ordentliche Regengüsse gibt es auch noch im Frühjahr. Die Innenjacke mitführen geht mehr schlecht als recht in der Kartentasche am Rücken der Motorradjacke. Das Heraus- und vor allem das wieder Hineinzippen ist jedoch schon eine ordentliche Fummelei und benötigt ausreichend Muße, damit wieder alles ordentlich sitzt. Im Platzregen neben der Straße klappt das nur mäßig. Also mache ich einmal vor dem Hochsommer die Membranjacke raus, im Herbst kommt sie wieder rein. Und dazwischen hoffe ich eben, nicht in einen Wolkenbruch zu geraten…

Außentasche der Motorradjacke
Die Taschen der Motorradjacke sind zwar ausreichend vorhanden, aber nicht groß genug und nicht optimal positioniert.

Ein anderes Problem an der Jacke sind die Taschen. Ja, die Taschen. Während meine Frau regelmäßig ihre Handtasche mit sich herum schleppt, packe ich meine paar Habseligkeiten in meine Motorradjacke. Geldbeutel, Schlüssel, Zigaretten… muss alles in die Jackentaschen. Dazu noch eine Stzrmhaube sowie ein Schlauchtuch. Nicht allzu wenig. Und hier hapert es ein wenig. Die Jackentaschen sind nur mäßig groß und liegen so, dass ich eben nicht in jede Tasche alles mögliche reinpacken kann. Ein Smartphone ist eben heutzutage größer als mein altes Siemens C25. Und dies zu verstauen, am besten noch meinen Geldbeutel (mit Ausweispapieren usw.) sorgt dafür, dass die Jackentaschen zu voll sind und einfach nicht ausreichen. Das geht besser (beispielsweise bei meiner letzten Sommerjacke). Hier ist noch ein wenig Verbesserungsbedarf.

Zum Tragekomfort der Jacke gibt es auch noch eine Kleinigkeit. Der Kragenverschluss. Während ich das bislang eigentlich nur als einen Klettverschluss oben am Kragen kenne, ist hier ein Kunststoffhaken verbaut. Dieser schließt auch ordentlich und geht nicht auf. Und er schließt sehr ordentlich. Wenn ich ein dickeres Halstuch umlege (beispielsweise diese guten alten Palästinenserschals, es leben die 90er), dann wird es einfach zu eng. Und der Kragen drückt. Da ist halt nichts mit weiter oder enger, das ist dann einfach so.

und die Farbe…

Ich muss zugeben, hier bin ich selbst schuld. Klar, die Farbe ist eine eher individuelle Sache. Ich habe mich für eine möglichst helle Motorradjacke entschieden, um im Sommer weniger in der Sonne zu schwitzen. Und ja, es hilft.

verdreckter Kragen der Tuareg-Motorradjacke
Der Kragen ist ordentlich „speckig“. Aber egal, wie oft ich reinige… nach einer Woche sieht es wieder genauso aus.

Andererseits: Du kannst dir nicht vorstellen, wie eine ursprünglich weiße Motorradjacke nach einem Jahr auf dem Motorrad aussieht…

Und mit Waschen ist da nicht viel. Nach einer Woche sieht die Motorradjacke wieder genauso aus.

Fazit zur Tuareg-Jacke

Alles in allem bin ich nach einem Jahr mit meiner Motorradjacke recht zufrieden. Schon das Vorgängermodell war ordentlich und hat mir gefallen, der Nachfolger ist auch nicht schlecht.

Klar, einige Kleinigkeiten sind noch zu verbessern, aber alles in allem habe ich meine Tuareg-Jacke recht lieb gewonnen und gehe davon aus, dass sie noch die nächsten Jahre ordentlich bei mir Dienst tun wird. Klare Empfehlung.