parzelle auf dem campingplatz "la brise"

Oder: Wie viel Luxus brauche ich auf dem Campingplatz?

Wir werden älter

Ich bin ja, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin, gerne auf Campingplätzen. Ist für mich ideal. Günstig, flexibel (ich brauche meist nicht im Voraus buchen) und immer mit der Option, in Kontakt mit anderen zu treten. Eigentlich eine feine Sache. Zumindest bei schönem Wetter. Klar, manchmal habe ich das Gefühl, dass der Großteil meiner Motorradkilometer im Regen zurückgelegt wurden, aber wenn ich objektiv nachrechne, bin ich dann doch meist bei sommerlichem Wetter unterwegs.

Und wenn es dann doch mal Sauwetter hat, bin ich nicht zu verbohrt, mit aller Gewalt doch auf einen Campingplatz zu fahren. Da ist es dann kein Problem, mal ein Zimmer in einer Pension oder einem Hotel am Ort zu nehmen.

Früher war das vielleicht ein wenig anders. Da habe ich mit aller Gewalt kampieren wollen. Aus finanziellen Gründen (Campingplatz ist halt meist günstiger) und auch irgendwie aus weniger greifbaren Gründen, die man vielleicht als „Freiheit und Abenteuer“ beschreiben könnte. Da war dann auch mal wild campen eine Option.

Und inzwischen? Heutzutage bin ich dann doch schon ein wenig auf der Suche nach meinem persönlichen Luxus. Wenn ich irgendwo einkehre, suche ich natürlich eine heiße Dusche, ein sauberes Fleckchen, keine Diskothek und auch keine Autobahn direkt nebenan. Ja, die Ansprüche haben sich bei mir im Laufe der Jahre ein wenig erhöht.

Die letztjährige Motorradtour

Letztes Jahr wurde ich ein wenig mit der Nase auf diese Veränderungen gestoßen.

Ich hatte mir einige Tage freigemacht und bin mit dem Motorrad los gedüst. Alpenrand, bayerischer Wald, Tschechien und schließlich im schönen Sachsen. Und da stehe ich dann auf einmal im schönen Ort Klingenthal. Und dort gibt es einen Campingplatz. Und spät am Tag, wie es war, hatte ich dann auch keine Lust mehr, weiter zu fahren, sondern habe mich dort auf dem Campingplatz umgesehen.

Und dort war ich dann erst mal ein wenig erstaunt, über den spartanischen Platz. Und das hat mich dann im Laufe des Abends dazu gebracht, mal zu überlegen, wie sich denn meine eigene Erwartungshaltung zu Campingplätzen so im Laufe der Jahre entwickelt hat.

Was ich von einem Campingplatz möchte

Was es alles so gibt…

Klar, die Erwartungen gehen natürlich je nachdem, wen man fragt, ein wenig auseinander. Ich für meinen Teil habe diesbezüglich schon den einen oder anderen Campingplatz gesehen.

Ein sehr gutes Beispiel ist der Campingplatz „la brise“ in Saint-Maries-de-la-Mere. Als ich dort mit Schatzi vor einigen Jahren erstmalig hingekommen bin, war ich ganz verblüfft, wie denn Camping auch funktionieren kann.

Pool, Kinderanimation, beschattete Stellplätze, weißer Sand, Zugang zum Strand, Bistro und ein Laden der keine Wünsche offen lässt. Dazu alles sauber und ordentlich und eine Rezeption, bei der dann auch noch Deutsch gesprochen wird. Das war dann schon der Inbegriff des Luxus für uns. Klar, natürlich nicht gerade günstig, sogar in der Nebensaison waren dann schnell mal 60€ für zwei Nächte weg, aber das war es dann schon wert.

Und für mich war es dann auch erstaunlich, was beim Camping denn alles geht.

Gut inzwischen bin ich doch schon auf etwas mehr Campingplätzen gewesen, musste feststellen, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass der Reisende auf einem Campingplatz auch ein wenig Luxus genießen kann. Zuvor hatte ich da eher die „Schattenseite“ erlebt.

Was verlange ich?

Inzwischen ist das Leben, zumindest, was die Suche nach einem geeigneten Campingplatz angeht, schon viel einfacher geworden. Während ich früher nur eine kleine Markierung auf der Landkarte hatte und auf gut Glück am Abend halt mal hingefahren bin, ist es heutzutage viel leichter. Ein kurzer Blick ins Netz, die Bilder und Bewertungen angeschaut und dann das Navi entsprechend eingestellt.

Und dann komme ich hin und erkunde zunächst mal den Campingplatz. Und ich habe da inzwischen schon ein paar Basics, auf die ich Wert lege.

Früher hat es mich nicht gestört, auf einem schäbigen Platz zu stehen, zertrampeltes Gras, die Zelte dicht an dicht, am besten noch mit einer handvoll betrunkener Halbwüchsiger und lauter Musik auf der Parzelle direkt neben mir.

Heutzutage sehe ich das ein wenig differenzierter. Ein sauberer Platz ist für mich durchaus wichtig. Wenn die Duschen so aussehen, dass ich mich nur in den Motorradstiefeln rein wagen möchte, drehe ich direkt wieder um. Und wenn neben mir die halbe Nacht Housemusic dröhnt, während das Jungvolk in die Büsche kotzt (tatsächlich so im schönen Bayern erlebt), dann bin ich hier vielleicht auch falsch. Und fein ist es auch, wenn ich für mein Bier nach der Tagesetappe nicht noch ewig auf Wanderschaft gehen muss und ein Kiosk direkt am Platz ist.

Also ja, ein wenig Luxus gehört schon dazu.

Und was ist tatsächlich nötig?

Der Campingplatz in Klingenthal

die Zeltwiese beim Campingplatz Klingenthal

Die Zeltwiese beim Campingplatz Klingenthal ist dann doch sehr überschaubar.

Und ja, dann war ich eben letztes Jahr auf dem Campingplatz im schönen Klingenthal. Mit dem Motorrad den ganzen Tag unterwegs, inzwischen habe ich meinen Allerwertesten schon mehr als deutlich gespürt. Kurz das Navi konsultiert, danach den Weg zum nächsten Campingplatz eingeschlagen. Und dann komme ich zum Campingplatz in Klingenthal in Sachsen.

Den muss man sich jetzt so vorstellen: Eine Zeltwiese am Waldrand, in der Nähe dann noch zwei Baucontainer, einer mit dem „Büro“, der andere mit Dusche und WC. Und das wars dann. Kein Kiosk, kein Laden und von einem Pool hat dort glaube ich noch nie jemand was gehört. Oder so. Zum Einkaufen musste ich ich noch mal auf das Motorrad setzen und in den nächsten Supermarkt brausen, für ein abendliches Bier im Ort wäre der Weg zu weit gewesen. Und so habe ich einen beschaulichen Abend vor dem Zelt verbracht. In Ruhe. Auf dem ganzen Campingplatz waren außer mir noch zwei Personen…

Alles in Allem sehr spartanisch, geradezu betont auf das Wesentliche konzentriert. So gab sich der Campingplatz im schönen Klingenthal. Immerhin war er sehr günstig.

Duschen und Toiletten beim Campingplatz Klingenthal

Der Wellness- und Spa-Bereich ist dann doch ein wenig klein geraten. Reicht jedoch für den Andrang…

Und da habe ich natürlich schon ein wenig die Frage gestellt, wie meine Erwartungshaltung zu Campingplätzen denn heutzutage aussieht.

Meine Erwartungen an einen Campingplatz

Ein Campingplatz muss für mich auf jeden Fall sauber sein. Da kommen wir nicht drum herum. Eine ordentliche Dusche muss sein. Und auch das Gelände muss in einem ordentlichen Zustand sein, herumliegender Müll geht gar nicht.

Wenn ich grad bei Dusche bin: Warmes Wasser hat schon was. Und zwar ohne, dass ich mir erst für einen Euro warmes Wasser erkaufen muss. So was gibts, glaube ich, nur bei uns in Deutschland, oder?

Und wo wir grad bei den Sanitäranlagen sind: Eine richtige Toilette hat natürlich auch was. Ein einfaches Loch im Boden ist mir dann doch einfach zu wenig.

„Mein“ Campingplatz sollte auch ausreichend Ruhe bieten. Ich bin jetzt bestimmt keiner dieser Rentner, die sich bei jedem lauten Geräusch beschweren, aber ich habe zumindest den Anspruch, dass nicht eine Amateurdiskothek eine Wagenlänge entfernt stattfindet. Wer ein Fest im Freien veranstalten will, der möge sich doch bitte in seine Schrebergartensiedlung oder an den nächsten Baggersee zurückziehen.

Dann sollte der Campingplatz meiner Wahl zumindest über ein kleines bisschen Logistik verfügen. Einen kleinen Kiosk für kalte Getränke, vielleicht auch für das wichtigste an Campingzubehör (Mückenspray!), das erleichtert das Leben schon ungemein. Abends ankommen, das Zelt aufbauen und dann erst mal wieder losfahren, um Einkäufe zu erledigen, ist, je nach der bereits absolvierten Tagesetappe, wirklich eklig.

Was solche Dinge wie Pool oder Kinderanimation angeht: Eigentlich finde ich das, zumindest für mich, eher unnötig. Für die einzelne Übernachtung, die ich unterwegs mit dem Motorrad einlege, brauche ich bestimmt keine Animation. Auch als ich mit meinem Junior unterwegs war, hat sich das nie als Problem herausgestellt. Kinder wissen sich in aller Regel gut selbst zu beschäftigen. Wer länger auf einem Campingplatz bleibt, wird dies aber vielleicht ein wenig anders sehen.

Fazit

Ja, meine Erwartungen haben sich im Laufe der Jahre schon ein wenig gewandelt. Während ich früher einfach mit einem Plätzchen für mein Zelt zufrieden war, muss heute schon ein wenig mehr geboten werden. Ich werde halt älter und bequemer.

Aber das Internet macht es mir diesbezüglich ja schon viel leichter. Irgendwann am späten Nachmittag mal kurz das Smartphone angemacht, jeden Campingplatz im Umkreis aufgerufen und einfach mal geschaut, was die Beschreibungen und die Bewertungen anderer Gäste hergeben. Und dann erst aussuchen.

Dieses eher spartanische Camping, wie ich es von früher kenne, ist für mich nur noch eine Behelfslösung, wenn nichts anderes mehr greift.