honda goldwing

Früher war alles anders…

Kannst du dich noch an die Anfangszeiten deiner Motorradzeiten erinnern? Du weißt schon, früher, als noch alles besser war. Wo Motorradfahren noch den ganz harten Typen vorbehalten war, wo es noch keine technischen Spielereien gab, die dir die Kartenkunde abnehmen, wo es noch keine Gel-Sitzbankeinlagen gab, um dir deinen Allerwertesten zu schützen, wo noch kein Handy zur Verfügung stand, um den Pannenservice bei Bedarf zu rufen.

Wie ich zu diesem Gedankengang komme? Mit einem etwas lebensälteren Bekannten habe ich mich vor kurzem unterhalten, der Tenor war, dass „wir jungen“ Motorradfahrer (eigentlich fühle ich mich aber gar nicht mehr so jung) es ja soooo einfach haben mit den ganzen technischen Helferlein, die das Leben als Motorradfahrer einfacher machen.

Ich sehe das natürlich ein wenig anders. Bin ich doch der Meinung, dass solche „technischen Spielereien“ eigentlich gar nicht so vieles am Motorradfahren geändert haben.

Was gibt es denn alles?

Die meisten Menschen werden gegen ein wenig Luxus grundsätzlich nichts einzuwenden haben. So auch der durchschnittliche Motorradfahrer.

Ich für meinen Teil kann ohne einzelne Luxusartikel am Motorrad schon gar nicht mehr leben.

Heizgriffe

Jedes meiner Motorräder hat über kurz oder lang Heizgriffe von mir erhalten. Feine Sache. Warme Hände sind nicht nur angenehmer im Winter und ermöglichen den Ganzjahresbetrieb des Motorrads. Nicht dass ich mir damit dann die Winterhandschuhe sparen kann, so weit geht der Nutzen von Heizgriffen am Motorrad jetzt auch nicht.

Aber zumindest macht es Fahrten bei niedrigen Temperaturen wesentlich angenehmer.

Was noch hinzu kommt: Die eigenen Finger zu spüren, weil sie nicht vor Kälte blau anlaufen ist im Winter ein echter Sicherheitsgewinn. Ich glaube, daran gibt es auch nichts zu kritteln.

Entertainment-System

In der Vergangenheit lediglich Motorrädern wie der Honda Goldwing vorbehalten, ist das jetzt schon ein wenig weiter verbreitet. Ein Radio? Ja, kennt man. Anschluss für den MP3-Player? Ja, auch nicht mehr so selten. Ein Fünf-Zoll-Bildschirm, der sogar Videos abspielen kann? Auch nicht mehr abwegig.

Jetzt muss ich natürlich zugeben, dass ich eine solche Technik noch an einem meiner Motorräder hatte. Erstens, weil so was natürlich entsprechend Geld kostet (und Geld habe ich sowieso nie genug) und es mir zweitens auch keinen Nutzen bringen würde. Und dies aus dem Grund, weil ich mich ja vor allem auf das Motorradfahren als solches konzentrieren möchte und nicht das Entertainment-Paket benötige.

Sitzbankheizung

Jaja, früher waren Motorradfahrer härter. Oder so. Da wäre es absolut undenkbar gewesen, dass eine Sitzbankheizung dafür sorgt, dass der geneigte Motorradfahrer einen gewärmten Hintern auf der Motorradsitzbank genießen kann.

Ich habe jetzt erst ein mal eine beheizte Sitzbank genießen dürfen, als ich mal eine R1200GS ein wenig probe fahren konnte. War ein angenehmes Gefühl, auch Ende November einen warmen Hintern zu haben. Aber wirklich notwendig? Ich bin auch im Winter mit dem Motorrad unterwegs. Und bislang auch immer ohne beheizte Sitzbank. Problematisch war das bislang nicht. Natürlich wäre das ein nettes Gimmick, aber für absolut notwendig halte ich die Sitzheizung nicht.

Navigationssystem

Diese Entwicklung ist eigentlich eine recht neue Sache. Erst Ende der 90er Jahre wurden Navigationssysteme in der Breite verfügbar. Bis es spezielle Motorradnavis gab ging es sogar noch länger.

Für Puristen ist es natürlich unmöglich, die Route am PC auszuarbeiten und anschließend auf das elektronische Helferlein hochzuladen. Oder sich auf etwas anderes als eine gute alte Landkarte zu verlassen.

Ich selbst bin in dieser Hinsicht zwiegespalten. Klar, ein Navi vereinfacht im Motorradurlaub so einiges, aber auf meinen alten Landkarten möchte doch nicht verzichten.

Elektrisch einstellbares Fahrwerk

Vorbei sind die Zeiten, bei denen ich vor jeder größeren Tour das Fahrwerk entsprechend einstellen muss. Mit Beladung oder ohne Gepäck? Ein- oder Zweipersonenbetrieb? Auf der Landstraße, Autobahn, Gelände? Für jeden Anwendungsbereich de Motorrads gibt es ja entsprechende Möglichkeiten, das Federbein einzustellen.

Als ich das letzte Mal auf der großen Schwester meiner F800GS eine kleine Testrunde gedreht habe, haben mich die Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks dann doch ein wenig verblüfft. Ein entsprechender Tastendruck während der Fahrt (jaja, ich muss dazu nicht mal am abgestellten Motorrad herumdrücken), dann beginnen Stellmotoren mein Fahrwerk auf die von mir gewünschten Bedingungen einzustellen.

Eigentlich eine feine Sache. Für mich jetzt vielleicht ein wenig überzogen, immerhin habe ich einfach ein einziges Mal meine für mich optimale Fahrwerksabstimmung gefunden und seitdem nichts mehr groß dann herumgedreht.

Auch ein Sicherheitsgewinn? Bestimmt. Obwohl ich noch nie von einem Unfall gehört habe, bei dem auf Grund des falsch abgestimmten elektronischen Fahrwerks die Kontrolle über das Motorrad verloren ging.

Schaltautomat

Tja, auch das gibts inzwischen schon für Motorräder. Wozu denn im Stadtverkehr beim Stop-and-Go immer mit einer Hand den Kupplungshebel ziehen, dann wieder ein paar Meter rollen, dann wieder stehen? Nach einer Weile schmerzen Hand und Unterarm durch die dauernde Belastung. Gerade beim Saisonbeginn, wenn die Gewohnheit dazu fehlt.

Insofern bestimmt eine feine Sache.

Und auch im Normalbetrieb, wenn die Landstraße frei ist nicht schlecht. Denk doch nur mal an die klassischen Alpenpässe, wo alle 200m wieder eine Spitzkehre kommt und die Gänge nach unten durchgesteppt werden müssen. Ist doch dann gar nicht so verkehrt, wenn die Technik das Auskuppeln, Schalten und schließlich wieder das Einkuppeln übernimmt, oder?

Objektiv gesehen ist die Automatik daher bestimmt die bessere Alternative.

Subjektiv sieht das ein wenig anders aus. Irgendwie ist es für mich persönlich doch so, dass auch das Schalten beim Motorradfahren eben auch dazu gehört, ohne dies würde mir irgendwie etwas fehlen.

Von daher kommt das für mich eher nicht infrage.

Kettenöler

Zum Motorradfahren gehören irgendwie auch ölverschmierte Finger. Zumindest für den größten Teil aller Motorradfahrer.

Diese dreckigen Pfoten kommen aber zu einem Gutteil von einer für mich eher ungeliebten Arbeit. Die Motorradkette zu schmieren ist jetzt wirklich nicht gerade der Einstieg in „das Abenteuer Motorrad“, sondern eher eine lästige Pflicht.

Aber auch hier gibt es natürlich jede Menge Alternativen, die ein wenig helfen. Ob jetzt der Scottoiler, der Cobra Nemo oder wie sie auch immer heißen mögen, mit jedem dieser Geräte ist das Kettenschmieren von Hand auf ein Minimum begrenzt.

Klar, die Motorradkette lebt dadurch auch länger, wenn ein Kettenschmiersystem verwendet wird. Aber der Vorteil der nicht mehr so fettigen Hände ist eben auch nicht zu verachten. Anstatt nach jeder Regenfahrt mit Kettenspray zu hantieren, wird einfach einmal im Monat der Öltank des Schmiersystems nachgefüllt.

Für mich ein echter Bonus und ich möchte das auch nicht mehr missen.

Fazit

Haben es Motorradfahrer heutzutage leichter?

Ja, auf jeden Fall.

Ist das ein Problem?

Nein, kein bisschen. Immerhin fahre ich ja Motorrad um des Fahrens willen. Ich muss ja niemandem beweisen, was für ein harter Kerl ich bin.

Deshalb habe ich auch keinerlei „Schuldgefühle“, wenn ich mir bzw. meinem Motorrad auch ein wenig Luxuszubehör gönne. So ist es auf jeden Fall klar, dass meine Suzuki DR650 dieses Jahr noch mit einem automatischen Kettenöler (Ich habe mir dabei den Cobra Nemo ausgeguckt) sowie einem Satz Heizgriffe (da nehme ich einfach die No-Name-Produkte von Amazon) nachgerüstet wird.

Btw: was gibt es denn noch an mehr oder weniger unnützem Luxus-Zubehör für das Motorrad?