Wie viel Leistung braucht der Mensch?
Vor kurzem saß ich mit zwei Bekannten am Stammtisch. Wir nutzten die Zeit, u über die wichtigen Dinge im Leben zu disputieren. Irgendwann kamen wir natürlich auch zum wichtigsten aller Themen. Insbesondere hatten wir auch die Frage aufgeworfen, wie viele PS eigentlich notwendig sind, um adäquat vorwärts zu kommen. Grund genug, das alles mal (zumindest für mich) zu analysieren.
Natürlich ist solch eine Diskussion vollständig subjektiv. Mir ist auch klar, dass hier jeder seine eigene Meinung vertritt. Anders lässt sich ja nicht erklären, dass eine Honda CRF 250 mit 23 PS genauso auf dem Markt zu finden sind wie eine Kawasaki Ninja ZX10R mit über 200 PS. Beide Motorräder werden verkauft, das bedeutet, es gibt Käufer dafür.
Die meisten Motorradfahrer beginnen klein, ich selbst habe nach meinen Mopedzeiten auch ein Jahr lang eine kleine 250er XT durch die Gegend bewegt. Danach ging es bei mir leistungsmäßig stetig bergauf. Irgendwann war dann auch bei mir der „Peak“ mit einem Supersportler erreicht, danach habe ich mich irgendwo in der Mittelklasse angesiedelt.
Aber die Frage, wie viel Leistung denn nun letztendlich notwendig ist, muss jeder für sich entscheiden:
Jeder fängt mal klein an
Ich denke, die meisten Motorradfahrer haben wie ich angefangen. Mit Mofa, Moped und Leichtkraftrad die Zeit vom 16. bis zum 18. Lebensjahr überbrückt. Und was war ich stolz, als ich schließlich mit meiner alten MTX 80 vorfuhr.
Die gut zehn Pferdestärken waren, im Nachhinein betrachtet, wirklich nicht die Welt. Mit dieser Leistung war ich gerade so in der Lage, kein allzu großes Verkehrshindernis darzustellen, flach auf den Tank gedrückt konnte ich gerade so mit 90 auf der Landstraße entlang brummeln. Zwar konnte ich das Problem recht gut mit einigen „Umbauten“ entschärfen, aber sind wir ehrlich, gute zehn PS sind einfach nicht ausreichend gewesen.
Das erste richtige Motorrad
Mein erstes „richtiges“ Motorrad war eine Yamaha XT250. Mit 18 PS war die Leistung schon etwas höher als zuvor. Es hat schon gereicht, um (alleine auf dem Motorrad) mit etwas über 100 km/h auf der Landstraße mitzuschwimmen.
Natürlich war bei meiner alten XT (Baujahr 1981) Fahrdynamik noch ein wenig anders definiert, die effektive Leistung auf Grund des „Auslutschungsgrades“ der Maschine sogar noch geringer, aber immerhin war die Maschine schon in der Lage, ohne ein Verkehrshindernis darzustellen auf der Bundesstraße unterwegs zu sein.
Auch heute noch gibt es die 250er als als kleinste Klasse von Motorrädern. Soweit ich das beurteilen kann, erfreuen sich Honda CRF250 und Co einer wachsenden Beliebtheit. Und auch wenn in der „Blog-Nachbarschaft“ (Griesgram) jemand auf diese Maschine steht, ist sie mir leistungsmäßig doch noch ein wenig zu klein.
Um einen Freund zu zitieren: „Man will ja auch am Straßenverkehr teilnehmen und nicht nur zuschauen“
Die alte 27-PS-Klasse, die neuere 34-PS-Klasse
Nun, eine 27-PS-Maschine hatte selbst nie gehabt. Diese Leistungsklasse gab es vor gefühlten hundert Jahren vor allem in Deutschland. Hintergrund war die Einführung der ersten Version des Stufenführerscheins (damals Klasse 1A). Fahranfänger durften die erste Zeit nur solche in der Leistung gedrosselten Maschinen fahren.
Ich habe nur ein mal eine Runde auf einer 27-PS-Maschine gedreht, eine nette Probefahrt auf einer alten Honda CB400. War dann auch alleine auf der Maschine für mich noch ein bisschen zu wenig „bumms“ dahinter. Um einigermaßen entspannt zu reisen, war die Maschine einfach zu klein.
Mein zweites Motorrad war eine Aprilia Pegaso, zunächst mit einer Drossel auf 34 PS. Mit dieser Maschine bin ich dann tatsächlich auch schon „richtige“ Touren gefahren, ohne mich über mangelnde Leistung zu beschweren. Die Motorleistung ist ausreichend um eine Person samt Gepäck recht dynamisch durch den Schwarzwald zu bewegen. Ich bin überall hingekommen und hatte ausreichend Spaß und Fahrfreude daran.
Die Probleme fingen erst dann an, als ich die Alpen für mich entdeckte. Mit zwei Personen und vollem Gepäck war auf den Serpentinen kein Land mehr zu gewinnen. Da waren dann die 34 PS nicht mehr ausreichend für mich. Deswegen habe ich mich ein wenig weiter oben umgeschaut.
Die alte Mittelklasse: 40 bis 75 PS
Jetzt wurde es schon interessanter für mich. Ich habe zunächst meine Pegaso entdrosselt, das hat dann die Leistung auf beachtliche 40 PS gesteigert. Immer noch nicht ausreichend. Um auch mit zwei Personen Pässe fahren zu können, ohne die Maschine voll auszuquetschen, musste noch mehr Leistung her.
Du fand ich in, sagen wir mal, der Mittelklasse. Irgendwie muss ich das ja nennen. Und nagle mich jetzt nicht auf genau diese Werte fest, hier geht’s mir einfach um eine Hausnummer.
Na auf jeden Fall sind hier die ganzen unauffälligen Butter-und-Brot-Maschinen anzusiedeln, die kleinen Tourenmaschinen, Cruiser… alles was man sich wünschen kann. Für mich war es in dem Fall eine Honda Sevenfifty und ich muss sagen, hier hab ich dann zum ersten mal wirklich erlebt, wie sich das dann mal anfühlt, wenn man richtig Gas gibt. Du wirst jetzt vielleicht lachen, aber für mich war das schon mal was. Das erste mal mit 73 PS unterwegs.
Leistungsmäßig war ich genau dort angekommen, wo ich hinwollte. In diesem Leistungsbereich konnte ich alles tun, was man mit dem Motorrad so macht, überall hin, auch zu zweit, lange Strecken, auch auf der Autobahn, herunter spulen, ohne irgendwie angestrengt zu sein.
Leistungsmäßig ist das genau meine Welt.
Die neue Mittelklasse: 75-98 PS
Woher kommen genau die 98 PS? Die 98-PS-Grenze ist auch so eine deutsche Erfindung. Hier war (und ist teilweise vielleicht noch, bin da nicht auf dem neuesten Stand) ein „Sprung“ in den Versicherungsbeiträgen, die jeder von uns zu entrichten hat. Knackst du die 100 PS, zahlst du wesentlich mehr. Daher gibt / gab es bei uns eben genau diese Grenze.
In der oberen Mittelklasse tummle ich mich zur Zeit. Meine Frau gleich mit. Mit ihrer Suzuki GSX600F und meiner BMW F800GS liegen wir mit guten 80 PS in diesem Bereich genau in der Mitte.
Leistung ist hier ausreichend vorhanden, ich komme jederzeit zügig und unverkrampft von A nach B, kann, wegen der ausreichenden Leistungsreserven auch mal durchaus richtig am Kabel ziehen und bin, ganz pauschal gesagt, zufrieden mit der Leistung.
Diese obere Mittelklasse bei den Motorrädern ist, wie schon vorher, auch genau meine Welt. Ich brauche dauerhaft nicht mehr Leistung als hier geboten und bin rundum zufrieden.
Wir knacken die 100 PS
Höher, schneller, weiter. Wie überall, gilt dies auch bei Motorrädern. Und während in den 70er Jahren kein Mensch daran dachte, im Straßenverkehr die 100-PS-Marke zu knacken, war dies dann in den frühen 90ern durchaus in greifbarer Nähe und für jedermann zu haben. Teuer zwar, aber vorhanden.
Und bei mir war es dann nach der Sevenfifty auch so weit. Ich bin zu einer kleinen Reparatur zu meinem Honda-Händler gefahren und habe mich vor Ort in einer CBR600 verliebt. Und habe sie eine Woche später vom Hof gefahren…
Na ja. Habe ich diese Leistungssteigerung gebraucht? Eigentlich nicht. Aber ich habe sie gewollt. Auf der Hausstrecke am Kabel ziehen, bis nichts mehr geht, auf kurzen Geradeausabschnitten nochmal richtig hoch beschleunigen: ja, das hatte was.
Ich gebe aber gerne zu, „brauchen“ gilt hier nicht, mir ging es lediglich um das „wollen“. Aber wer diese 100-PS-Marke mal geknackt hat, wird das merken.
Nebenbei bemerkt, glaube ich nicht einmal, dass ich im Normalbetrieb jemals die gebotene Leistung richtig abgerufen oder umgesetzt habe. Sie war einfach da.
Inzwischen sind diese Leistungsdaten im dreistelligen Bereich ja nicht nur Supersportlern vorbehalten. Tourenmaschinen, Reiseenduros und Naked-Bikes gibt es in großer Modellvielfalt alle in Versionen, welche sich im Bereich des Leistungszenits aufhalten. Und wer eben eine große 12er GS fährt, der findet seine 125 PS natürlich ganz normal.
Die Oberklasse
Und nun kommen wir zu den herrlich unvernünftigen Maschinen. Eine ZX10R, eine ZZR1400, eine K1300S: sie alle knacken locker flockig die 150PS-Marke, manche haben 200 Pferde unter der Sitzbank.
Hier verlassen mich jedoch meine Erfahrungen, gebe ich gerne zu. Die leistungsstärkste Maschine, die ich je fahren durfte, war zwar die große 10er Ninja, hier jedoch nur mal einen Nachmittag, als ich meine damalige Maschine in Inspektion hatte. Und ich gebe gerne zu, ich habe die große Ninja nicht ausgequetscht. Zu viel Leistung auf dem Hinterrad, zu große Angst, die Maschine zu zerlegen, zu großen Respekt vor dem Motor. Und das alles nicht gerade „gutmütig“, sondern schon fast brutal. Sei es wie es will, ich habe mich nicht getraut, mal richtig was rauszuholen, aus der Maschine.
Wobei ich auch bezweifle, ob irgendwer so ein Moped auch noch ansatzweise ausnutzen kann…
Fazit: Wie viel Leistung muss sein?
Bist du bis hierher mit dem Text durch? Nun, dann wirst du für dich eine Entscheidung treffen müssen. Wie viel Leistung am Ende sein muss, entscheidest du, und nur du für sich alleine.
Ich habe meine Entscheidungen getroffen, manche Maschinen waren zu klein motorisiert, manche zu groß. Ich habe mir im Laufe der Zeit mein Wunschprofil für Motorräder zusammengestellt, mir die persönlichen Anforderungen überlegt und dann entsprechend danach eingekauft. Für dich sehen diese Anforderungen bestimmt ein wenig anders aus.
Aber, da man Leistung natürlich auch bezahlen muss, bedenke bitte dies:
Brauchst du die gewünschte Motorleistung für deinen Einsatzzweck oder hättest du sie nur gerne? Ich bin sehr gerne mit meiner CBR600 unterwegs gewesen. Aber ich musste feststellen, dass sie mir die Haare vom Kopf frisst.
Ich finde es ein wenig einseitg nur die Leistung zu betrachten, aber das ist ja auch eine persönliche Meinung.
Selbst fahre ich nun schon einige Jahre mit viel Freude Touren mit meiner SevenFifty. Auch zu zweit wars immer ausreichend.
Vor der SevenFifty hatte ich eine CB450S mit 27PS. Im Gegensatz zu den zugeschnürrten 34PS Varianten anderer Fahrzeuge, war die per Nockenwelle ‚gedrosselten‘ 27PS deutlich kultivierter und ich fand vor allem in den unteren Drehzahlbereichen das dort schon vorhandene maximale Drehmoment sehr angenehm. Klar, auf der Landstraße oder Autobahn fehlte es obenrum, aber für die Solo-Reisen reichte es dennoch. Nur für die anstehende Schwedentour mit der Sozia kam dann der Wechsel auf die SF, zumal es damals auch ein Wunschmopped war.
Daneben hab ich derzeit eine DR650R, die 45PS machen genauso Spaß, aber eben in anderer Anwendung und bei deutlich weniger Gewicht.
ZX10R bin ich auch schon mal kurz gefahren, nett, war damals aber so gar nicht meins, mal davon abgesehen, dass ich das wirklich nicht brauche.
Kürzlich in der Schweiz zirkelte ich mit einer MT-09 Tracer durch die Alpen, die 115PS waren zwar im Vergleich zur SF deutlich spürbar, aber im Vergleich zur neuen AfricaTwin, die ich im Frühjahr fuhr, war das kaum ein leistungsmäßiger Unterschied.
Letztendlich kommt es natürlich immer darauf an, was man selbst will und wo man fährt. In den Alpen merke ich immer wieder, dass Leistung zweitrangig ist. Die Supersportler drehen zwar auf der Geraden kurz auf, aber in den Kehren holt man die dann wieder ein.
Auf unseren Reisen außerhalb Deutschlands reichten ansonsten unsere Moppeds unter 100PS immer. 😉
Nun, Motorradfahren ist ja auch und vor allem eine emotionale Angelegenheit. Und Leistungsdenken ist halt auch so eine herrlich unvernünftige Sache. Daher (und die Einteilung nach Leistung war rein willkürlich) habe ich das ganze mal so aufgeschlüsselt. Vielleicht sollte ich das Ganze auch mal nach Hubraum und Drehmoment aufteilen. Mal schauen, was dabei rauskommt (<<>>)
Wer etwas tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem möchte ich diesen Link nahelegem: http://www.adventure-travel-experience.de/index.php?report=honda_transalp
Danke für den tollen Artikel!
Meine Meinung zu Leistung bei Motorrad:
Ich bin Motorräder von 70 bis 160 Ps gefahren. Am Anfang hatte ich eine copper Virago so um die 70 PS, war für mich als Anfänger schon ein scharfes Gerät.
70 Ps hatte die mt 07, war ein sehr gutes Motorrad, war für die 70 PS ausreichend motorisiert , war das für mich das Motorrad mit bestem Preis -Leistungsverhältnis. Hatte dann 2 BMW R850R auch gut , eine weiter Bmw K ? 130 Ps, zu schwer, dann kaufte ich mir eine Z900 war nicht so begeistert, dann wollte ich eine Rakete haben , hab mir eine gebrauchte S1000R gekauft, die hatte ich nur 2 Monate, gegangen wie die Hölle da bißt du ein Getriebener fährst immer zu schnell und damit gefährlich. Der Grund des Verkaufes war : Viel zu laut und unangenehme Vibrationen. Dann habe ich mir eine neue F900XR mit allen Extras gekauft (Feber 2020) ohne Probe zu fahren. Sie hat 105Ps ein tolles Motorrad aber auch mit Schwächen, Schaltautomat nicht gut , Windschutz nicht ausreichend, aber von der Leistung ausreichend obwohl andere mit diesen Ps besser gehen, aber sonst kann ich sie empfehlen. Was ich zu den Ps sagen will ist : Meine Meinung ist das man nicht mehr Ps braucht denn bei diesen Ps kann man noch voll aufdrehen , aber bei den 200 Ps ist das schon gefährlich . Aber das ist meine Meinung und jeder kann sich kaufen was er will da hab ich kein Problem damit. Hoffentlich können wir 2021 wieder uneingeschränkt Motorradfahren denn mir macht es noch großen Spaß. In diesem Sinne alles Gute passt auf und bleibt gesund
mfg Toni
Also ich komme in letzter Zeit immer mehr zu der Erkenntnis, das Leistung nicht so wichtig ist wie ein gutes Fahrwerk und wenig Gewicht. Ich habe alles durch an Highend Nakeds und hatte ca. 5 GSX-R 1000. Wenn es rein um den Fahrspass geht, war aber wohl die Street Triple R die ich vor 3 Jahren hatte die beste Maschine überhaupt. Sie hatte ein Topfahrwerk und zog ausreichend durch. Das Schönste überhaupt für mich war aber in eine etwas weitere Kurve rein zu fahren und den kleinen Triple im Kurvenscheitel bis 12000 Umdrehungen zu drehen. Das geht mit den massiv übermotorisierten Maschinen nicht oder nicht so gut wie mit den „schwachen“ Maschinen. Bin damals mit nem Bekannten zusammen gefahren. Er auf S1000XR ich auf der Streety. Wenn es auf der Welt noch zwei Maschinen gegeben hätte und ich die Wahl zwischen der BMW und der Triumph
gehabt hätte, ich hätte die Triumph genommen. Natürlich nur unter dem Fahrspass Aspekt. Ein Minimum an Leistung muss aber auch für den Landstrassenspass sein. Z.B. die 72 PS einer SV650 .
Ein geniale Teil. Wer Touren fährt hat natürlich andere Anforderungen. Aber da geht es dann auch nicht mehr um Fahrspass zu mindest nicht um reinen Fahrspass.
Nun ja, wie Du schon geschrieben hast, hängt das Leistungsbedürfnis zunächst von den „Anwendungen“ ab, aber es verändert sich auch mit der Zeit
Von meinen 44 Jahren auf dem Motorrad war ich etwa 25 Jahre auf einer XL500 S mit entdrosselten 34 PS unterwegs. Da ich in der Zeit keine weiten Touren fuhr, reichte mir die Leistung bei einem Maschinengewicht von ca. 130 Kg. Im Teutoburger Wald konnte man damit so manchem PS- Bolzen zeigen, wo der Hammer hängt. Trotz Vmax von 145 Km/h taugte die Maschine für weite, schnelle Anfahrten gar nicht. Für das 23 „- Vorderrad gab es keine guten Straßenreifen.
In den letzten 14 Jahren waren meine Frau und ich dann zunächst mit 67 PS und ab 2010 mit knapp 100 PS unterwegs. Eifel, Taunus, Mosel und Ardennen waren damit wunderbar zu bewältigen. Gepäck für eine Woche war auch kein Problem – paßte also.
Diese XLV 1000 SD 01 schaffte laut Test von „Das Motorrad“ den Sprint von 0 auf 100 in 3,4 sec. Die werde ich wohl nie erreicht haben. Stark rangenommen gingen aber auch bis zu 11 L /100 Km durch die beiden Vergaser.
Vor knapp 3 Jahren hatte ich dann auf der Autobahn ein einschneidendes Erlebnis. Die Dicke hatte mir dabei mit ihrer Leistung wohl den Achtersteven gerettet. Bei ca. 180 Km/h kat ein Autofahrer direkt vor mir versagt und fing auf der A1 an, beiseitig die Leitplanken abzutasten. Dabei schmit er vom Mittelstreifen reichlich Grassoden hoch – mir direkt auf die Scheibe. Eine Vollbremsung war mir zu knapp, also voll am Kabel gezogen und noch so gerade an diesem „Brummkreisel“ vorbei gekommen. Diese Bilder habe ich nicht mehr aus dem Kopf bekommen und bin so in den letzten beiden Jahren kaum noch gefahren und wollte eigentlich das Motorradfahren schon aufgeben.
Nun bin ich auf einer Royal Enfield 350 unterwegs. Das Gepäck zu unseren Ausgangspunkten für Touren nimmt meine Frau nun im „Besenwagen“ mit. Ich reise mit der Kleinen über Landstraßen an. Dabei spielt die Zeit keine Rolle. Von da aus geht es nun mit einem kleinen, gemütlichen Langhuber über kleine Straßen durch die Ardennen. Lustigerweise verbrauchen die beiden Fahrzeuge bei der Anreise zusammen weniger, als die Varadero vorher alleine 😉
Moderne Motorräder und Autos, die mit kleinen Elektromotoren in der Abgasanlage ihre Flatulenzprobleme verbergen, um bei den relevanten Meßbedingungen unter den Grenzwerten zu bleiben, sind für mich nicht mehr zeitgemäß. Wenn ich nicht völlig daneben liege, sind die nächsten Jahre der Abgesang für die Verbrennungsmotoren. Um das noch genießen zu können und das möglichst lange, ist eventuell etwas Zurückhaltung vielleicht günstig. Denn eines habe ich in den wenigen Wochen auf der Enfield eindeutig beobachten können: Unsere nicht Motorrad fahrenden Mitmenschen nehmen sie sehr wohlwollend auf. Man wird oft auf die Maschine angesprochen.
Es gibt hier in der Gegend auch Strecken, wo die Anwohner Beschränkungen und Sperrungen beantragen, so bei Burg Holte und Bad Essen. Wenn ich da nun friedlich mit der Enfield lang getuckert komme, winken mir die Anwohner sogar freundlich zu. 4000 rpm aus einem Einzylinder klingen eben angenehmer, als 10000 rpm aus einem nervösen Vierzylinder, oder das Gebrüll aus einer Harley, die mit 4 Elektromotoren in den Auspufftöpfen durch die Lärmmessung „manipuliert“ wurde.
Das ist nur meine ganz persönliche Meinung!
VG
Heiko