Warum Campingplatz?

Ich denke, ich muss hier mal für Campingplätze eine Lanze brechen.

Ich fahren schon seit einer ganzen Weile mehr oder weniger regelmäßig mit dem Motorrad in Urlaub. Und ungefähr genauso lange nutze ich Campingplätze zum Einkehren. Warum auf den Campingplatz und nicht in Pensionen oder Hotels nächtigen?

Aus Geiz?

Ein Freund von mir erklärte mir mal, dass ich, falls es sie noch nicht gibt, die Sparsamkeit erfinden würde. Er meinte, ich solle mal einfach meinen Urlaub genießen und nicht versuchen, möglichst günstig zu essen, zu nächtigen oder mir überhaupt über den Preis Gedanken machen.

Eigentlich hat er da recht. Eigentlich. Oder er würde recht haben, wenn es mir beim Motorradurlaub auf dem Campingplatz ausschließlich um den Preis gehen würde. So einfach ist das aber nicht. Im Gegenteil.

Überdurchschnittlich häufig verbringe ich meinen Motorradurlaub im schönen Frankreich. Hier gibt es natürlich richtig viele Campingplätze. Aber auch einfache Pensionen oder Hotels lassen sich hier bestimmt in ausreichender Menge finden.

Nun ist es auch so, dass ein ordentlicher Campingplatz in einer Haupturlaubsregion während der Hauptsaison mal locker knapp 40€ für zwei Personen, Motorrad und Zelt kostet. Wobei man dann in aller Regel noch Zugang zum Strand hat. Eine Pension unter gleichen Umständen (meist halt ohne Strand) kostet dann jedoch für zwei Personen 90€, eher noch mehr. Da könnte man natürlich sofort auf die Idee kommen, ich nächtige nur deshalb auf Zeltplätzen, weil ich zu geizig bin, Geld für ein Hotel auszugeben.

Ist nicht so.

Wegen der Mitcamper?

Zunächst einmal ist es tatsächlich so, dass ich wesentlich Übernachtungskosten einspare, wenn ich anstatt in ein Hotel auf einem Campingplatz einchecke. Andererseits ist es doch so, dass man oft beim Camping mit dem Motorrad Gleichgesinnte trifft. Das ist mir jetzt schon oft passiert, dass man nach längerer Tagesetappe auf einem Campingplatz einrollt, schon im Einfahren dem einen oder anderen Motorradfahrer grüßend zunickt und später ganz natürlich, im Rahmen des „woher? Wohin? Was gibt’s dort alles?“ Kontakte knüpft. Ob das nun zwei Briten sind, die gerade von der Stella Alpina nach Hause fahren, oder ein paar Schwaben, welche mit Kombi, Anhänger und komplettem Hausstand eine Art Basislager für Motorradtouren eingerichtet haben, irgendwie kommt man immer wieder ins Gespräch. Ich denke, nur auf einem Campingplatz ist es so einfach, Kontakte zu knüpfen.

Weil es komfortabel ist?

Was den Komfort angeht, der Im Hotel geboten ist und auf einem Campingplatz fehlt, so ist das ein zweischneidiges Schwert. Ich habe schon die eine oder andere Unterkunft bezogen und muss leider sagen, auch in Pensionen (vor allem am Ars… der Welt), deren Komfortangebot sich auf ein Dach über dem Kopf beschränkt haben, nicht einmal die Betten konnten als bequem bezeichnet werden, von den „vielfältigen Freizeitangeboten“ (Radio, wenn man eines dabei hat. Oder Fernseher, wenn zufällig einer da wäre) ganz zu schweigen. Insofern hatte ich das gleiche Angebot, wie auf dem allereinfachsten Campingplatz.

Auch die oben bereits erwähnte Komfortausstattung auf Campingplätzen braucht sich nicht scheuen. Ich habe schon mehrfach geradezu eine Luxusaustattung vom Feinsten genießen können, einschließlich Hallenbad, Sauna und Wellnesstempel. Neben einem Aufenthaltsraum für Regentage, Raucherzimmer und Bücherei gab es auch noch Fernsehraum und Pool im Freien. Also müssen sich Campingplätze jetzt nicht unbedingt verstecken, was ihren Komfort angeht. Auch ein Animationsprogramm für Kinder und Erwachsene ist nicht durchaus nicht unrealistisch. Eine einigermaßen günstige Pension mit solchen Austattungsmerkmalen muss man erst mal finden.

Natürlich ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt. Ich habe auch schon Campingplätze mit mehr als schäbiger Ausstattung und Hygiene erlebt. Versteht das nicht falsch, ich kann auch „einfach“ nächtigen. Aber wenn ich den Toilettentrakt dadurch finde, dass ich einfach nur dem Gestank nachgehe, dann muss das nicht sein. Da kann ich auch weiter fahren.

Habe ich Vorurteile?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir in der Bundesrepublik tatsächlich ein wenig anders sind, was Campingplätze angeht. Sowohl in Frankreich als auch in Italien habe ich da (fast) durchweg positive Erfahrungen gemacht.

Hier in Deutschland checke ich mit meinem Motorrad auf einem Campingplatz ein. Dabei werde ich schon ein wenig schräg angeschaut, man prüft geradezu, ob ich die kleinbürgerliche, vor Gartenzwergen strotzende Campingplatzidylle dauercampender Rentner gefährden könne. Dann baue ich mein Zelt auf, misstrauisch beäugt meiner Wohnwagen-mit-Vorzelt-nutzender Nachbarn. Wenn ich dann am Abend mit meinem Köcherlein, Bier und einem Buch vor dem Zelt ausbreite, taut so langsam das Eis, der eine oder andere schafft es gar, mit einem freundlichen „guten Abend“ beim Vorbeilaufen mit dem Kopf zu nicken. Am nächsten Tag ist die Phase des misstrauischen Beäugens vorbei. Beim Frühstück tauscht man mit dem Zeltplatznachbarn schon Neuigkeiten aus.

Was ich sagen möchte: Hier in der BRD herrscht zunächst einmal eine Art Misstrauen, welches man erst zerstreuen muss, bevor man sich willkommen fühlen darf. Wer wie ich nur für eine Nacht bleiben möchte, hat es da gar nicht so leicht.

Meine Erfahrungen bei unserem westlichen Nachbarn sind dafür ein wenig anders. Als Motorradfahrer checkt man ein, bekommt (soweit möglich) wie alle anderen Camper auch entweder einen „Freifahrschein“ zur Suche eines Plätzchens ausgestellt oder auch mitten rein einen Platz zugewiesen und wird in keinster Weise schräg angeguckt. Wenn man tatsächlich dann neben sich einen Dauercamper stehen hat, wird noch irgendwie mit Händen und Füßen ein „guten Tag, wie geht’s?“ ausgetauscht, und dann ist gut. Kein scheeler Blick, sondern man ist einfach da.

Mir ist tatsächlich schon passiert, dass mein Dauercamper-Zeltnachbar, mit dem ich Abends nur kurz (mangels Sprachkenntnissen) ein „Hallo“ ausgetauscht habe, morgens an mein Zelt kam, um mich auf ein besonderes Schauspiel (eine Art Ballonrennen, keine Ahnung was das war. Jede Menge Fesselballons am Himmel) aufmerksam zu machen. Einfach nur, weil er überlegte, dies könne mich interessieren.

Nebenbei bemerkt:

Ich wurde auch schon auf französischen und italienischen Campingplätzen als Motorradfahrer komisch angeschaut. Als ich dann aber mal ein wenig zurückglotzte, stellte sich heraus, die, welche da so misstrauisch verkniffen vorbeiliefen, waren dann auch Deutsche und Holländer.

Der emotionale Faktor

Und zu guter Letzt kommt bei mir noch der „emotionale Faktor“ hinzu. Motorradfahren hat für mich immer noch ein wenig mit Abenteuer zu tun. Und Das Schlafen im Zelt hat auch ein wenig mit Abenteuer zu tun. Daher ist es für mich nur irgendwie natürlich, beides miteinander zu verbinden. Dies bedient meiner Meinung nach das Kind im Manne.

Also kann man es auf wenige Punkte reduzieren, warum ich für mich entschieden habe, so weit als möglich auf dem Campingplatz einzukehren, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin.

Zusammenfassung

Ich spare tatsächlich ein wenig Geld. Ist einfach so. Für mich nicht der Hauptgrund, ignoriert werden kann es aber auch nicht.

Ich knüpfe meist recht einfach Kontakte auf dem Campingplatz. Schon eher, klappt aber nicht immer.

Ich pflege das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Das passt noch am ehesten. Geht aber vielleicht nur mir so, muss jeder für sich selbst entscheiden.