Die Elektronik hält Einzug

Letzte Woche habe ich einen kleinen Kommentar hier im Blog gelesen. Und zwar, dass Motorrad zu fahren auch noch mit Karte und Notizzettel klappt, dass ein Navigationssystem eigentlich gar nicht nötig ist. Und das ist auch irgendwie richtig.

Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Navigationssysteme oder Elektronik überhaupt insgesamt als unnötiger Schnickschnack galten. An die Zeit, in der eben nicht jedermann ein Smartphone mit sich führte. Ich kann mich sogar noch einen Motorradurlaub erinnern, bei dem ich zwar mein Mobiltelefon dabei hatte, aber das Ladegerät nicht mitführte. Und als dann nach etwa einer Woche (man möge sich erinnern: eine ganze Woche!) der Akku langsam leer war, ging der Motorradurlaub trotzdem weiter. Wir sind allesamt am Ende sogar glücklich heim gekommen, obwohl das Handy leer war. Unglaublich.

Das soll jetzt eigentlich keine dieser „früher war alles besser“-Geschichten werden, aber ich muss nun mal feststellen, dass es tatsächlich ohne Navi, Smartphone und Tablett funktioniert hat, in Urlaub zu fahren.

Nur haben sich die Zeiten schleichend, nahezu unbemerkt ein wenig geändert.

Und auch wenn ich mich selbst als Verfechter von Karte und Notizzettel für die Routenplanung betrachte, ist es für mich selbstverständlich, ein Navi am Motorrad montiert zu haben. Es ist normal geworden, mein Smartphone während der Fahrt aufzuladen. Und niemand wundert sich darüber, dass an einem Motorrad eine Bordsteckdose montiert ist. Oder sollte man zumindest meinen.

Geht es noch ohne Elektronik?

Diese Woche war ich beim Bosch-Dienst in der Nähe. Es ist nämlich so, dass ich an meiner Suzuki DR650 eine Bordsteckdose montiert habe. Und ich habe noch einen passenden Steckadapter gesucht.

Tatsächlich war es dann so, dass sich meine Wünsche für den Mitarbeiter vor Ort (der übrigens jünger war als mein Motorrad) als schwierig zu erfüllen herausgestellt haben. Und während sein etwas erfahrenerer Kollege dann nach meinem Steckadapter gesucht hat, blieb ich mit dem jüngeren Mitarbeiter bei meiner Suzuki stehen, wo er sich im Gespräch wunderte, wozu denn an einem Motorrad überhaupt eine Steckdose notwendig wäre. Ein Motorradfahrer bräuchte ja so was gar nicht.

Und da musste ich mir dann auch gleich mal ein paar Gedanken dazu machen.

Klar, unbedingt brauchen? Nein. Gerne haben? Ja. Auch in mein Motorradleben hat inzwischen die Technik mehr und mehr Einzug gehalten.

Ein Navigationssystem am Motorrad ist nicht dringend notwendig. Ich komme auch ohne Navi aus. Aber je nachdem, wo ich mich befinde, ist es eine mühsame Angelegenheit. Zuletzt hat sich mein Navi im schönen Tschechien verabschiedet. Am Ende der Welt, wo ich die Landessprache nicht mal annähernd verstehe, wo Straßenschilder Mangelware sind und die Ortsnamen für mich schlichtweg nicht auszusprechen waren.

Und ja, in dieser Situation ein Navi zur Verfügung zu haben, mach hier das Leben definitiv leichter. Ich brauche keine genauen Landkarten der Gegend, muss mich am Straßenrand, nachdem ich mich gleich mehrfach verfranzt habe, nicht erst mal durch diverse Kartenblätter wühlen und Notizen konsultieren und kann, ohne mir Gedanken zu machen, einfach einige Zwischenziele suchen lassen.

Also ja, es geht zwar ohne Navi, ist aber je nach Situation wirklich mühsam.

Und das Mobiltelefon, inzwischen das Smartphone?

Klar, als Zeitvertreib wenn nichts anliegt am Smartphone zu spielen, kann schon ganz nett sein. Wer fummelt denn bei Langeweile nicht hin und wieder an seinem Smartphone herum.

Tatsächlich habe ich aber sogar schon hin und wieder das Telefon im Motorradurlaub zu nützlichen Zwecken verwendet. Mehrfach schon um… man staune… einfach zu telefonieren (auf der Suche nach freien Hotelzimmern, bei techischen Schwierigkeiten auch schon mit dem ADAC usw.).

Tatsächlich hat sich meine Smartphone-Benutzung im Laufe des letzten Motorradurlaubs aber noch erheblich gesteigert. Inzwischen ist es nämlich möglich, meine Internet-Flatrate auch im europäischen Ausland zu nutzen und so beispielsweise den nächsten Campingplatz zu finden, Sehenswürdigkeiten in der Nähe abzuchecken oder auch ganz allgemein mal die aktuellen Nachrichten zu verfolgen.

Natürlich würde das auch ohne Smartphone klappen, ging ja früher auch. Aber eben nicht so einfach. Da kann ich mich an eine Begebenheit erinnern, wie ich auf (meinem damals nur saumäßigen) Französisch nach dem nächsten Campingplatz fragen wollte und mich mehrere Einheimische nicht mal ansatzweise verstehen konnten. Und inzwischen? Einfach im Netz nach einem Campingplatzverzeichnis schauen und voila… erledigt.

Also ja, es geht auch ohne Smartphone. Aber mein Urlaub wäre dann viel frustrierender. Kein passender Reiseführer zur Hand und ich bin aufgeschmissen. Oder zumindest so weit von dem eigentlichen Zweck der Motorradreise, nämlich dem Fahren und hin und wieder etwas zu besichtigen, einfach zu arg abgelenkt.

Und die anderen Spielereien? Ein Tablett? Für mich jetzt nicht akut wichtig, kann ich mich doch für neue Blogartikel auch ein wenig zurücklehnen und einfach zuwarten (wie ich es letzte Woche getan habe… Urlaub halt).

Die Technik vereinfacht das Leben

Zu viele technische Spielereien halten mich definitiv ab vom hauptsächlichen Spaß am Motorradfahren, nämlich der Fahrt selbst. Das bestreite ich nicht. Aber gleichzeitig ist es auch so, dass mir die Elektronik beim Motorradfahren doch einiges erleichtert hat.

Einfachere Wegfindung, bessere Möglichkeiten ein günstiges Zimmer zu suchen, eine Übersetzungsmaschine auch in der Tasche… was will man mehr?

Und deshalb finde ich, „mein“ Mitarbeiter vom Bosch-Dienst braucht sich nicht wundern, wenn an meiner uralten DR650 eben auch eine Bordsteckdose mit USB-Anschluss montiert ist…