Wenn kein Navi zur Hand ist

Ich hatte es ja die letzten Wochen recht gut. Bin ich doch drei Wochen im schönen Schwarzwald in Kur geschickt worden, was fast genauso gut oder gar besser ist, als ein Urlaub. Und weil mir schon klar war, dass sich das Wetter hervorragend eignen wird, hin und wieder eine kleine Runde zu drehen, habe ich mein Motorrad mitgenommen.

Was ich leider feststellen musste: Landkarten und Motorradnavi blieben zu Hause liegen.

Blöd nun. So toll kenne ich mich halt jetzt doch nicht dort aus,, als dass ich die wirklich kleinen und tollen Sträßchen aus dem Hinterkopf heraus noch locker finden kann.

Die rettende Idee kam dann rech schnell beim Bier am Abend. Ist ja wohl heutzutage kein Problem, auf ein spezielles Motorradnavi zu verzichten, wenn doch jederzeit ein Smartphone zur Hand ist. Und dabei braucht es ja nicht mal besondere Navigationssoftware, spezielle Apps oder auch zusätzliche Technik, um seinen Weg oder die Traumroute zu finden.

GoogleMaps ist auf praktisch jedem Smartphone zu Hause und funktioniert tadellos und bleibt dabei sogar gratis. Die perfekte Lösung also für jemanden wie mich, der einfach nur zur Not ein „Hilfsnavi“ braucht, oder?

Routenplanung

Die Grundidee ist ja schon mal da, also setze ich mich Nachmittags kurz hin, um meine kleine Traumroute zu finden und einzuprogrammieren. Und hier geht es dann schon los. Was am heimischen PC dank Maus und großem Bildschirm wirklich gar kein Problem darstellt, wird am Smartphone jedoch schnell zur Qual.

Ich spreche hier von einer ordentlichen Traumstrecke. Am PC wäre das so einfach. Du findest einen schönen Ausgangspunkt, ein oder zwei nette Zwischenziele und verschiebst dann die vorgeschlagene Route super einfach mittels Drag&Drop.

Nur leider steht mein PC eben zu Hause. Keine Möglichkeit für mich, mal kurz meine Wunschroute am PC zu erstellen. Es muss alles auf dem Smartphone-Schirm stattfinden.

Zwar kann ich am Handy durchaus einige Zwischenziele einfügen, auch noch auswählen, ob die Autobahn vermieden werden soll, das wars dann schon im Großen und Ganzen. Mal eben kurz per Drag&Drop eine Route verändern? Klappt nicht so wirklich am Smartphone.

Eine Route zu importieren klappt wiederum ja recht gut, einige meiner bei Google bereits hinterlegten alten Motorradtouren, könnte ich jederzeit einfach importieren und übernehmen. Will ich aber nicht…

Macht aber nichts, ich suche mir also sorgfältig meine Zwischenziele aus, dann klappt das schon, damit kommt man auch recht gut klar.

Anbringen am Motorrad

Jetzt habe ich also eine Wunschroute mit einigen Zwischenzielen „vorgerichtet“, jetzt geht es nur noch darum, das Smartphone am Motorrad zu befestigen.

Versuch Nr. 1 ist jedoch nicht wirklich erfolgreich. Mein Plan ist nämlich ebenso simpel wie effektiv: Einfach das Smartphone in das Kartenfach des Tankrucksacks packen. Das klappt nur mäßig. Im Kartenfach des Tankrucksacks „lottert“ das Smartphone herum, fixieren geht mehr schlecht als recht. Weiterhin liegt das Telefon so, dass ich selbst bei nur sehr geringer Sonneneinstrahlung nahezu gar nichts, alles blendet. Selbst der Versuch, das Kartenfach teilweise ein wenig anzuheben und schräg zu stellen, bringt nahezu gar nichts. Versuch ist also gescheitert. Im Kartenfach hat mein Handy-Navi nichts verloren.

Versuch Nr. 2 ist schon ein wenig vielversprechender. Mit zwei Stückchen Schaumstoff aufgepolstert und zwei Gummibändern wird das Smartphone in meiner Alten Navihalterung am Lenker befestigt. Viel besser. Das Smartphone steht nahezu senkrecht in der Halterung, mit dem Ladekabel gibt es auch keine Probleme, alles im grünen Bereich. Leider muss ich auch hier feststellen, dass das Smartphone nicht so wirklich gut geeignet ist, als Naviersatz zu dienen: Die Oberfläche ist einfach zu „spiegelig“.

Die Nutzung

Trotzdem: in der Not frisst der Teufel Fliegen. Daher wird das Navi verwendet.

Ein Problem zeigt sich recht schnell: Die Bedienung ist nicht ganz so ausgefeilt. Mit Handschuhen bedienen geht gar nicht. Das Smartphone nimmt einfach keine Berührung an. Wäre jedoch so oder so ein Problem, weil die Symbole auf dem Display für meine Finger doch recht klein geraten sind. Jedenfalls dann, wenn ich kurz rechts ran fahre, die Handschuhe wegzerre und drauf los drücke. Da müsste ich für die erleichterte Bedienung die Optionen anpassen.

Ein weiteres Problem, mit dem ich gar nicht gerechnet habe ist die mobile Internetverbindung. Die wird nämlich dauernd benötigt. Ohne die geht das mit dem Navigieren nicht wirklich. Und das merke ich, als ich mich ein wenig durch das Albtal schlängle. Dort sieht es mit dem Handyempfang ein wenig mau aus. Und wenige Minuten ohne Internetempfang bedeuten dann mal eben, dass keine Navigation mehr möglich ist. Gibt zwar eine Möglichkeit, dies zu umgehen (Offlinekartenausschnitte entlang der Route lassen sich von GoogleMaps herunterladen), muss man aber auch erst mal wissen.

Was mich positiv überrascht: Mein Handy-Akku hält trotz Nutzung als Navi doch recht ordentlich durch. Da wäre auch mein Motorradnavi nicht länger ohne zusätzliche Stromversorgung ausgekommen.

Die Probleme

Ich habe Glück. Keinerlei Probleme mit dem Wetter. Was mir jedoch Sorgen macht: Was passiert denn, wenn es anfängt, zu regnen. Da hilft mir meine improvisierte Smartphone-Navihalterung jetzt auch nicht wirklich weiter. Da muss ein Regenschutz her.

Und dann ist da noch die Geschichte mit dem allgemeinen Verschleiß. Auf meinem Motorrad vibriert es, es schüttelt und rappelt, die Sonne knallt herunter, Staub und Dreck fliegen herum, und.. und… und…

Ich wüsste zu gerne, wie gut sich die günstigen Smartphone-Halterungen fürs Motorrad so machen.

Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob mein Samsung-Smartphone wirklich geeignet ist, dauerhaft als Motorradnavi verwendet zu werden, dazu ist es vielleicht nicht robust genug. Ich mag mich natürlich auch irren, vielleicht hat hier jemand schon weitere Erfahrungen gemacht.

Fazit

Die einmalige (na gut, zweimalige… einmal um überhaupt auszutesten, das andere Mal dann im „Echtbetrieb“) Nutzung meines Smartphones als Motorradnavi war eine eher zwiespältige Sache. Klar, es funktioniert. Jedoch mache ich mir wegen der Robustheit sorgen, wegen der Wasserdichtigkeit ebenfalls.

Die „Komfortfunktionen“ meines bisherigen Motorradnavis und spezielle Routeneinstellung fehlen hier ebenfalls. Und das mit der dauernden Internetverbindung ist für mich hier ebenfalls ein Problem, da ich hier im Schwarzwald immer wieder auf Ecken stoße, wo halt diesbezüglich nichts geht. Von der Schweiz gar nicht zu reden, da wird bei mir noch MB-weise abgerechnet…

Alles in Allem überzeugt mich die ganze Geschichte nicht so. Wobei aber immer zu bedenken ist, dass die Software absolut gratis ist und ein Smartphone sowieso für die meisten zur Verfügung steht.

Vielleicht sollte ich halt doch mal eine andere Navigationssoftware nutzen. Vielleicht hat ja jemand einen kleinen Rat für mich.