Frühjahrscheck

(oder: wie wecke ich mein Motorrad aus dem Winterschlaf?)

Allgemeines

Nachdem ein Motorrad den gesamten Winter über (oder noch länger) unbewegt in der Garage abgestellt war, freut man sich als begeisterter Fahrer spätestens Mitte Februar dann wieder auf die Saison und wartet voller Vorfreude auf die erste Ausfahrt. Damit hier dann auch gleich alles klappt, sind einige Dinge im Vorfeld zu erledigen. Wirklich einfach kann man es sich machen, wenn das Motorrad vor dem Winter sorgfältig eingemottet wurde (auch in einem Beitrag hier beschrieben).

Beim Wiedererwecken der Maschine sind einige eher unverzichtbare (und einfache) Handgriffe angeraten, anderes wiederum ist meines Erachtens vollständig optional oder gar überflüssig. Letztlich kommt es auf die spezielle Situation an, Art des Abstellens der Maschine, Alter des Motorrads sowie der Länge der Ruhepause für die Maschine.

Dringend notwendige Verrichtungen

Waschen

Je nach Länge der Standzeit hat sich an der Maschine eine dicke Staubschicht abgelagert. Am besten spült man sie dann einfach mit einem Schwamm und ein wenig Reiniger ab. Dies hat den Vorteil, dass man die gesamte Maschine mal wieder anfasst, alle Stellen genau erkunden kann sowie dann auch sofort kleinere Mängel wie z.B. Roststellen bemerkt. Bei der Wäsche sollte man dann auch gleich einen Blick auf austretende Flüssigkeiten werfen.

Flüssigkeitskontrolle

Die Betriebsflüssigkeiten sind vollständig zu kontrollieren. Ist genügend Öl drin? Wie sieht die Bremsflüssigkeit aus (dunkelbraun=alt=auswechseln?). Ist der Kühlwasserbehälter gefüllt? Noch Sprit im Tank?

Elektrik

Wer die Batterie für den Winter ausgebaut und am Ladegerät hängen hatte, der kann ab hier beruhigt sein. Spannung prüfen, bei Bedarf destilliertes Wasser nachfüllen und dann einbauen. Dabei übrigens erst Plus (=rot), dann Minus (=schwarz) anschließen. Sind die Batteriepole vorher eingefettet worden? Bietet sich auf jeden Fall an.

Sobald die Maschine „unter Strom steht“, sollte ein kompletter Beleuchtungscheck durchgeführt werden. Brennen alle Lampen, funktionieren die Blinker, geht das Bremslicht? Dabei auch die Reflektoren der Lampen nicht vergessen. Die sollten zumindest nicht „blind“ sein, was bei auftretendem Kondenswasser durchaus möglich ist.

Bremsen

Neben der Bremsflüssigkeit ist auch eine Funktionsprüfung der Bremse als solche anzuraten. Einfach mal zupacken (beim langsam schieben). Klappt alles, inkl. Druckpunkt?. Auch bedenken, ob die Bremse auch wieder problemlos öffnet.

Reifen

Eine kurze Kontrolle der Reifen gehört auch zum guten Ton. Dabei nicht nur auf die Profiltiefe, sondern auch auf das Reifenalter schauen. Bei Bedarf dann frühzeitig vormerken.

Kette prüfen und schmieren

Erklärt sich von selbst. Hat die Motorradkette Rost angesetzt über den Winter? Dreht sich alles gleichmäßig und ohne „Rasseln“? Auf jeden Fall noch mal dick einsprühen vor der ersten Ausfahrt und dann das Fett auch noch eine halbe Stunde einwirken lassen.

Optionale Arbeiten

Ölwechsel

Sollte das Motorenöl vor dem Einmotten nicht gewechselt worden sein, bietet sich hier die Gelegenheit, im Frühjahr zuzuschlagen. Wer das nicht selbst machen will, ist auch bei einer Werkstatt gut aufgehoben. Noch vor Beginn der Hauptsaison bietet sich immer die Gelegenheit, mal kurz dort vorbeizuschauen.

Eine grundsätzliche „Pflicht“ zum Ölwechsel sehe ich aber nicht. Moderne Hochleistungs-Motorenöle sind durchaus in der Lage, eine Winterpause ohne altersbedingte Verschleißerscheinungen durchzuhalten.

Vergaserreinigung

Wer den Sprit im Winter aus dem Vergase abgelassen hat, der braucht sich hier keine Gedanken zu machen. Bei den anderen: Bei einem unruhigem Rundlauf des Motors sollte man im Hinterkopf behalten, dass bei längerer Standzeit durchaus die Vergaserdüsen zugesetzt werden können. In einfachen fällen hilft es dann, einen Zusatz ins Benzin zu schütten, nach den ersten ein bis zwei Tankfüllungen hat sich das Problem (hoffentlich) verflüchtigt. Ansonsten hilft es nichts, den Vergaser „von Hand“ zu reinigen.