Wenn die Bremsen fertig sind
Gestern habe ich meine BMW mal kurz gecheckt. War ja auch mal wieder Zeit. Einfach die Klassiker, Luft, Öl, Reifen, Bremsen überprüfen, dann mal wieder eine kleine Runde fahren. Und dabei ist mir aufgefallen, dass ich wohl in der Vergangenheit ein wenig „geschludert“ habe. Ich musste nämlich feststellen, dass die Bremsbeläge am Hinterrad schlichtweg fertig sind. Kaum noch Material auf den Bremsbelägen, sie sind einfach verschlissen. Vielleicht tausend Kilometer noch, dann bremst Metall auf Metall.
Zeit für ein paar Überlegungen.
Woran erkennst du verbrauchte Bremsbeläge?
Der klassische organische Bremsbelag ist schon eine klasse Sache. Im Verbund mit einer modernen Scheibenbremse übernimmt es der Bremsbelag, die Bewegungsenergie des fahrenden Motorrads in Reibung und Wärme umzuwandeln und die Maschine dadurch abzubremsen. Und dies dauerhaft, über viele tausend Kilometer hinweg, ohne dass die Bremsbeläge mehr als nur ein klitzekleines bisschen Aufmerksamkeit brauchen. Aber irgendwann ist es halt doch vorbei.
Und den Zeitpunkt, wann es mit den Bremsbelägen vorbei ist, kannst du an diversen Indikatoren erkennen.
Am einfachsten ist es natürlich, wenn du dir die Bremsbeläge als solche anschaust. Wie dick sind sie noch? Sind dort Rillen erkennbar? Wenn ja, ist zumindest der Satz Bremsbeläge noch weiter benutzbar. Du musst einfach nur vergleichen, wie groß die Bremsbeläge beim Einbau waren und wie groß sie nun sind. Wenn du dir nicht sicher bist, wie stark deine Bremsbeläge waren und wie stark sie sein sollten, merke dir: mindestens ein bis zwei Millimeter müssen an Bremsbelagstärke noch übrig sein.
Wenn du nicht auf die Bremsbeläge schauen möchtest oder kannst (vielleicht zu arg verbaut, du möchtest nicht halb unter die Maschine kriechen oder kannst einfach nicht genau gucken), dann schau dir die Bremskolben an. Du erinnerst dich, wie Scheibenbremsen funktionieren? Durch deinen Bremshebel bewegst du eine Hydraulik, diese bewegt die Bremskolben, diese drücken dann die Bremsbeläge auf die Bremsscheibe. Und daran, wie weit die Bremskolben ausgefahren sind, erkennst du, wie weit die Bremsbeläge schon abgenutzt sind. Stehen die Kolben weit heraus, ist zwischen Kolben und Bremsscheibe nur wenig Bremsbelag. Stehen die Bremskolben nur wenig heraus, ist noch recht viel Bremsbelag zwischen Bremskolben und Bremsscheibe.
Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, falls du dich nicht mal bücken möchtest. Wenn du beispielsweise einfach mal auf deinen Bremsflüssigkeitsbehälter schaust, wirst du vielleicht feststellen, dass im Laufe der Zeit der Flüssigkeitsstand im Behälter abnimmt. Und zwar im gleichen Maße, wie auch die Stärke deiner Bremsbeläge abnimmt.
Wie lange halten Bremsbeläge?
Tja, gute Frage. Bei mir ist es so, dass ich im „Normalbetrieb“ das meiste mit der Hinterradbremse erledige. Das Anhalten vor der Ampel, das lockere Anbremsen kurz vor einer Autoschlange u.s.w.
Somit ist natürlich auch die Bremse an meinem Hinterrad am meisten beansprucht. Bei meiner BMW habe ich jetzt etwas mehr als 50.000 km drauf. Inzwischen ist die Bremse hinten bereits das zweite Mal fällig. Damit kann ich jetzt einfach mal behaupten, bei mir lebt ein Bremsbelag hinten lockere 25.000 km. Die vorderen Bremsbeläge habe ich erst ein mal gewechselt, man bemerkt hier die unterschiedliche Nutzung.
Da mich das Thema ein wenig interessierte, habe ich auch im Internet danach gesucht. In einzelnen Foren konnte ich beim Rennstreckenbetrieb eine Haltbarkeit von 6.000 km bis über 40.000 km feststellen. Abhängig von der Art des Motorrads, vom hauptsächlichen Betrieb und natürlich auch von der Fahrweise des Besitzers. Somit würde ich für mich einfach mal reklamieren, dass ich irgendwo im Mittelfeld angesiedelt bin.
Fazit
Es bleibt mir wohl keine Wahl. Die Bremsbeläge am Hinterrad meines Motorrads sind fällig. Und zwar auf jeden Fall, bevor ich mit meinem Junior an Pfingsten nach Sardinien fahre. Denn eines ist auch klar: im Zweipersonenbetrieb, am besten noch auf klassischen Bergstrecken, sind die Bremsen des Motorrads natürlich schon eher gefordert. Da ist dann damit zu rechnen, dass das letzte bisschen Belagstärke in allerkürzester Zeit weg geraspelt ist.
Im Rennbetrieb 40.000 Kilometer?
Sagen wir so, auf der Straße halten Scheibenbremsbeläge selten länger als 15.000, maximal 20.000km. Deine 50.000 sind schon ein Extrem.
Auf der Rennstrecke (mit Rennbremsbelägen) vielleicht einen Tag, oft nicht einmal das…
Ganz einfacher Blick von hinten in die Bremszange: der Abstand zwischen Belagträger (dem Metallteil des Klotzes) und der Bremsscheibe ist die Belagstärke. Bei spätestens zwei Millimetern müssen die Dinger neu. Den Bremsflüssigkeitsbehälter kann man nicht als Indiz nehmen, da ändert sich am Volumen nur sehr wenig. Den Austausch erledige ich in etwa fünf Minuten, mit Reinigung des Sattels maximal 15. Das kann man sich, wenn man unsicher ist, auch in der Werkstatt leisten 🙂
Das sind sehr hilfreiche Infos! Das ist interessant, wie oft man die Bremsen wechseln muss. Den Artikel werde ich auf jeden Fall an meinen Cousin weiterleiten. Er wird das sicherlich auch sehr interessant finden, da er Motorrad auch fahrt und musste die Bremsen letzten Wochenende wechseln.
Die Haltbarkeit der Bremsbeläge hängen extrem vom Fahrstiel ab.
Grundsätzlich ist es aber so, dass bei korrekter Fahrweise die Bremsbeläge meistens hinten und vorne ziemlich gleichzeitig am Limit sind, da in 98% der Fahrsituation das Vorderrad mindestens 2/3 und das Hinterrad maximal 1/3 der Bremsleistung erbringen sollte. Deswegen ist bei fast allen Motorrädern die Vorderbremse doppelt so leistungsfähig als die Bremse am Hinterrad.
Bei sportlicher Fahrweise muss die Vorderbremse noch mehr arbeiten, da das Hinterrad ohnehin beim Bremsen fast vor dem abheben ist…….
Guten Morgen Zusammen
Die obigen Artikel sind sehr interessant und informativ. Ich fahre seit Frühling 2019 eine Harley-Davidson Sport Glide (Softail) 1’800cm3 mit ABS und ist ~340 Kilo schwer. Vorderrad nur eine Scheibenbremse.
Musste nun nach 22,570 km die Vorderradbremse wechseln(sie waren total abgenutzt), Hinterradbremse ist noch in Ordnung. Ich fahre bis zu 60 % in den Bergen. D.h. ich wohne in den Schweizer Bergen und fahre vor allem Pässe. Meine Bremstechnik ist zu 90 % beide Bremsen einzusetzen. Trotzdem ist die Vorderradbremse stärker beansprucht.