Turm am "Champ du Feu"

Die Vogesen vergessen?

Ich bin entsetzt. Warum? Ich habe die Vogesen vergessen.

Jetzt fragst du dich wo und wie man ein komplettes Mittelgebirge vergessen kann. Ist aber so.

Jetzt habe ich mir in den letzten Wochen, wann immer das (eher bescheidene) Sommerwetter mitspielte, mit der BMW eine kleine Runde durch den Schwarzwald gedreht. Und dabei habe ich immer wieder vergessen, dass ich eigentlich nur mit dem Motorrad auf die andere Seite des Rheins müsste, um auch eine Motorradtour in den Vogesen zu unternehmen.

Das alles ist mir gestern bei der Arbeit durch den Kopf gegangen.

Und damit so was bei mir nicht in Vergessenheit gerät, habe ich mir vorgenommen, direkt nach Feierabend noch eine Runde in den Vogesen zu drehen.

Jetzt gab es da nur ein kleines Problem. Ich hatte keinerlei Landkarte mit auf Arbeit (lohnt auch nicht), und ausreichend auskennen in den Vogesen… auch nicht. Lediglich das Navi hing noch an der BMW.

Leider konnte ich jetzt im Geschäft nicht einfach eine Route via GoogleMaps zusammenstellen und direkt als GPX auf mein Navi exportieren. Wenn ich Fremdgeräte angeschlossen hätte, wäre unsere EDV-Abteilung wahrscheinlich mit einem Sonderkommando angerückt und hätte mich einen Käfig gesperrt.

Deshalb habe ich (ich glaube zum allerersten Mal) die Routenfunktion meines Navis genutzt, um eine Tour zusammenzustellen. Ich musste da zwar ein paar Umwege gehen, hat aber ganz gut geklappt:

Die Route am Navi planen

Ich gebe ja zu, dass ich, obwohl inzwischen im Besitz aller möglichen technischen Spielereien für das Motorrad, immer noch eher klassisch meine Motorradtouren plane. Ich bevorzuge noch die ganz normale Landkarte, einen Zettel und einen Stift. Und normalerweise komme ich recht gut damit klar, mich mit diesen Hilfsmitteln von Punkt zu Punkt zu hangeln. Und ich war im Großen und Ganzen kaum jemals unzufrieden mit den Ergebnissen.

Auf dem Navi einzelne Straßenabschnitte, die besonders reizvoll scheinen, herauszusuchen, ist eine brotlose Angelegenheit. Du wirst alt und grau bei der Sache. Aber es gibt einen Umweg: Ich bin ja noch bei passknacker.com angemeldet. Dort gibt es auch jede Menge anfahrbare Hochpunkte, Pässe und Aussichtspunkte in de Vogesen, die recht ordentliches Fahrvergnügen versprechen. Mein Gedanke dabei: zu tollen anfahrbaren Hochpunkten und Pässen führen tolle Straßen. Ist ja auch meistens so.

Und so setze ich mich an das Navi, nehme die Ortschaft Selestat als Ausgangspunkt und wähle von dort aus das nächste Passknacker Ziel. Und von dort dann das übernächste… so plane ich pauschal mal eine Handvoll Punkte im Voraus ein und möchte schauen, was sich tut.

Fahrtstrecke

 

passschild "col de la charbonniere"

Wie in den Alpen finden sich auch hier regelmäßig Passschilder… hilft ein wenig, dass Fernweh zu lindern…

Wie gesagt, will ich es mir einfach machen. Daher halte ich mich nach dem Rhein einfach in Richtung Selestat, mein bevorzugter (und nächster) Einstieg in die Vogesen. Von hier aus habe ich mir in der Reihenfolge gleich mal acht anfahrbare Punkte ausgesucht:

  • Col du Schaentzel
  • Col du Fouchy
  • Col d‘ Urbeis
  • Col de la Salcee
  • Col de Steige
  • Col de la Charbonniere
  • Col du Kreuzweg
  • Le Champ du Feu

Acht „Pässe“, Hochpunkte, wie auch immer man es nennen will. Auf jeden Fall stelle ich fest, dass ich auf diesen Sträßchen ziemlich alleine bin, ist ja auch unter der Woche. Und auch wenn es sich hier definitiv nicht um die Alpen handelt, die Passhöhen liegen irgendwo im Bereich von 600m bis 1000m, kommt eben doch ein wenig Alpen-Feeling auf. Hin und wieder mal anhalten, um ein Passschildfoto mitzunehmen gehört ebenso dazu, wie das typische frösteln, wenn ich weiter nach oben komme.

reizvolle Motorradstraße

Über die Landschaft lässt sich auf jeden Fall nicht streiten, alles erste Sahne.

 

Ergebnis

Ich bin ja immer wieder ein Fan der Vogesen, zumindest bis ich sie wieder vergesse. Ganz klar kann ich feststellen, dass ich die Alpen jetzt nicht unbedingt vermisse, wenn ich nur regelmäßig im Schwarzwald und in den Vogesen eine kleine Motorradtour unternehmen kann.

Die Vogesen bieten durchaus genügend Fahrspass für Motorradfahrer und sind, zumindest in vielen Ecken, nicht allzu überlaufen. Klar kann es an Wochenenden an den klassischen Touristenzielen (z.B. Col de la Schlucht) ordentlich voll werden, keine Frage. Aber mit ein wenig Planung kommst du gut um die größeren Verkehrsströme herum.

Auch wenn ich in diesem Fall jetzt recht gut mit der Tourplanung am Navi weggekommen bin, kann ich auch zukünftig nicht auf Landkarten verzichten. Und für Frankreich gibt es eigentlich nur eine Art von geeigneten Landkarten für Motorradfahrer, die Michelin-Karte. Da kommst du eigentlich nicht drumherum. Fragt sich nur noch, welchen Maßstab du nehmen musst. Ich bin ein Fan von 1:200.000, würde ich so jedem weiterempfehlen.