Kennst du diese Mitteilungen, die mit dem Satz beginnen „Aus gegebenem Anlass…“? Nun bei mir im Geschäft kommt das immer mal wieder vor. Und so entsteht auch der heutige Beitrag. Ich bin nämlich ein wenig verärgert und auch verblüfft.
Was ist beim Werkstattbesuch passiert?
Schatzis Suzuki steht seit geraumer Zeit in der Garage. Der TÜV war seit Herbst letzten Jahres abgelaufen. Eine neue Hauptuntersuchung war nicht zu machen, die alten Reifen waren nämlich total unten. Und da meine Frau ihre Maschine nicht gebraucht hat und ich lieber mit meiner BMW unterwegs war, stand die Maschine mit abgelaufenem TÜV traurig in der Garage. Und vorletzte Woche entschloss ich mich, das mal anzugehen.
Einige kleinere Reparaturen waren fällig, ebenso vor allem natürlich die Reifen. Die waren komplett hinüber. Daher bin ich zum Suzuki-Händler meines Vertrauens geeilt, die hatten mir auch gleich einen Termin, dann die Maschine abgestellt und… machen lassen. Und als ich dann die Maschine heute Morgen abgeholt habe, bekam ich gleich noch einige graue Haare zusätzlich.
Warum habe ich auf einmal noch mehr graue Haare?
Na ja. Mein Auftrag war eigentlich gar nicht so umfangreich. Die Idee war,
- Ein Satz neue Reifen war zu montieren
- Die Maschine TÜV-fertig zu machen
- den Benzinhahn zu überprüfen
Eigentlich nicht so kompliziert. Eigentlich.
Aber als ich dann am Ende die Rechnung von bescheidenen knapp 800 € präsentiert bekam, bin ich fast umgefallen. Es wurden viele (!) Arbeiten durchgeführt. Nicht alle von mir ausdrücklich erwünscht, alle irgendwie (angeblich) notwendig, alle irgendwie teuer.
Ich habe mir dann erst mal die Mühe gemacht, die einzelnen Punkte der „Bestellung“ und der „Lieferung“ durchzugehen.
Die Reifenwahl für die Suzuki
Aber bereits bei der Reifenwahl geht es mit den Schwierigkeiten los. Die Suzuki GSX600F meiner Frau hat fast 30 Jahre auf dem Buckel. Für die Maschine existieren Unmengen an Reifenfreigaben. Leider werden die meisten der erlaubten Reifen schon gar nicht mehr produziert. Und wenn doch, dann stellt sich auch noch die Frage, ob ich tatsächlich einen Reifen aufziehen möchte, der vor 25 Jahren konstruiert wurde. Immerhin hat sich da ja wirklich genug getan, die Technik wurde verbessert.
Nach kurzer Besprechung mit meinem Motorradhändler entschied ich mich für den Bridgestone BT-45. Der Reifen ist zwar von seiner Grundkonstruktion auch schon lockere 20 Jahre alt, wenn ich mich nicht irre, wurde aber wohl immer mal wieder verbessert. Auf jeden Fall nicht gerade der günstigste Reifen am Markt, aber schauen wir mal.
Der Benzinhahn
Etwas hat mit meinem Benzinhahn nicht gestimmt. Da ich nicht mehr eine alte Honda MTX fahre (das letzte Mal, als ich einen Benzinhahn ausgetauscht habe), sondern eben die GSX600F, die einen Unterdruckbenzinhahn aufweist, habe ich mir gedacht, Prüfung und wenn nötig der Austausch des Benzinhahns könnte doch auch die Werkstatt übernehmen. Ist ja eigentlich auch kein Problem.
Tatsächlich wurde schnell festgestellt, dass der Benzinhahn undicht war. Ein kurzer Anruf… wir bestellen ihn nach. Noch ein Anruf: den gibt’s hier gar nicht mehr. Aber die Firma Rubin hat sich reingekniet. Der Benzinhahn, auch wenn er nicht mehr in Deutschland auf der Ersatzteilliste geführt wird, konnte noch in Japan bestellt werden. Gesagt, getan.
Das Problem bei der ganzen Geschichte war leider, dass ich die Kosten komplett falsch eingeschätzt habe. Ich dachte, so ein Teil dürfte irgendwo zwischen zehn und zwanzig Euro angesiedelt sein, musste dann aber überrascht feststellen, dass der Originalhahn, der dann schließlich geliefert wurde, bescheidene 102 € kostet. War ein wenig überraschend.
TÜV-fertig machen?
Ja, da war ich dann ein wenig unvorsichtig. Eine Einladung an jede Werkstatt. Da wurden dann auf einmal Arbeiten erledigt, die ich irgendwie nur schwer nachvollziehen konnte. Das die hinteren Bremsbeläge noch gewechselt wurden, kann ich vielleicht noch nachvollziehen (obwohl die zwar „unten“ aber noch nicht „total fertig“ waren), aber wieso auf der Rechnung „Bremsanlage gereinigt“ zu finden war mit einer Arbeitseinheit, konnte mir die Dame an der Theke auch nicht abschließend erklären. Insbesondere war ich doch ein wenig ratlos, was ich mir darunter vorstellen kann.
Auch wüsste ich gerne, wozu die Schrauben des Bremsflüssigkeitsbehälters gewechselt werden mussten. Klar, die waren ein wenig „ausgenudelt“, aber immerhin noch zu verwenden. Und jetzt mussten diese Schrauben kostenpflichtig (auch wieder eine Arbeitseinheit) ausgetauscht werden? Sehr mysteriös. Aber immerhin habe ich jetzt neue, nicht verrostete und nicht ausgenudelte Schrauben am Behälter für die Bremsflüssigkeit.
Dass dann noch die Birnchen für die Kennzeichenbeleuchtung ausgewechselt wurden, ist aber meiner Meinung nach nur folgerichtig gewesen.
Und die anderen Arbeiten?
Ja, da hat es mich ein wenig überrascht. Auf der Rechnung fand ich noch den Punkt „Batterie befüllt und geladen“. Ok, ich gebe natürlich zu, dass die Motorradbatterie wirklich schon ein wenig am Ende war. Nur bestellt habe ich das nicht und im Rahmen einer TÜV-Prüfung wird auch bestimmt nicht die Ladung der Batterie gemessen. Habe ich zumindest noch nie erlebt.
Daher fand ich schon, dass ich zumindest diese Arbeit nicht wirklich bestellt habe. Aber gut, war ja auch nur eine Arbeitseinheit, ist noch zu verschmerzen, wenn dafür die Batterie ihre Lebensdauer noch ein wenig vergrößert. Da dachte ich mir, das ist es dann wert.
Die Abholung von der Werkstatt
Tja, das war dann schon ein wenig komisch. Ich hatte eine wesentlich kleineren Rechnung erwartet (tun wir das nicht immer?). Als ich dann den bescheidenen Betrag von 777 € hörte, war ich natürlich ein wenig baff.
Gut, gescheite Reifen sind teuer. Verstehe ich auch. Dass der B>enzinhahn aber 102 € kostete, war aber schon weniger gut verständlich, aber mein Fehler. Ich habe mich ja nicht gegen ein Originalteil aus Japan ausgesprochen. Dass aber ein neuer Entlüftungsschlauch der Batterie mit 5 € berechnet wurde und auch „zusätzliche Kleinteile“ (also die beiden Schrauben für den Deckel des Bremsflüssigkeitsbehälter) mit 10 € auf der Rechnung standen, hat mich doch ein wenig geärgert.
Ich habe dann halt die Rechnung grummelnd bezahlt und wollte losfahren. Wollte. Ging aber nicht. Weil der Anlasser keinen Mucks von sich gegeben hat. Batterie leer. Und das, nach dem die Batteriewartung ausdrücklich auf meiner Rechnung stand.
Nach nur kurzer Diskussion wurde mir daraufhin (innerhalb von einer Stunde) eine neue Batterie für 35 € eingebaut. Die sollte dann auch wieder ein paar Jahre halten.
Fazit
Einen Satz wie „na ja, was halt alles zum TÜV dazu gehört“, sollte ich nächstes Mal tunlichst vermeiden. Mir ist natürlich klar, dass ordentliche Arbeit Geld kostet, aber in diesem Fall fand ich es schon ein wenig übertrieben.
Bis letzte Woche hätte ich meine Suzuki-Werkstatt uneingeschränkt weiter empfohlen, nun muss ich mir das noch mal überlegen. Die Arbeit war ordentlich gemacht (bis auf die Batterie), keine Frage. Aber wenn ich für eine Maschine mit nem Restwert von 1000 € solche Reparaturkosten verrechne, hätte ich als Händler nochmals ausdrücklich den Kunden auf diese Thematik hingewiesen.
Nichtsdestotrotz, immerhin läuft die Höllenmaschine von Schatzi wieder rund.
Wenn man nicht bereits von Bekannten auf diesen Fehler hingewiesen wurde, macht man den auch nur einmal. 😉
Mit der Zeit entwickelt man ja auch selbst den Blick dafür, was der Graukittel bemängeln könnte, zumindest ist es bei mir so, da ich immer bei der Untersuchung dabei bin und mit ihm Rede.
Klar, wenn man keine Zeit hat die etwaigen Mängel vorher schon selbst zu entfernen, sollte man eben in der Werkstatt genau sagen, was man will. Denn die machen gern mal ‚Schönheitsarbeiten‘ die so gar nicht für eine Prüfung relevant sind, aber eben ordentlich Geld kosten, gerade bei verkleideten Maschinen.
Aber ich denke, beim nächsten Mal machst Du das anders.
Bzgl Benzinhahn: da hätte es doch vielleicht auch ein Reparaturkit getan, die kosten idR nur einen Bruchteil, habe das bei meiner alten DR auch vor kurzem gemacht. 30 Euro für das Kit oder 120 Euro für einen neuen Hahn machen einem die Entscheidung ja leicht.
Na ja, inzwischen bin ich auch schlauer. Meine BMW war nun zur 50.000er Inspektion in der Werkstatt, da war ich dann GANZ genau mit der Auftragsbeschreibung. Diese Lektion wird anhalten, bis ich mal wieder genügend eingelullt bin 😀