Wenn das Motorrad älter wird

Ein Schiff bekommt mit 30 Jahren so langsam Charakter. Nun muss ich leider (oder zum Glück?) sagen, dass meine Suzuki DR650 kein Schiff ist. Ein Motorrad, insbesondere eine Einzylinder-Enduro wie meine DR650 bekommt mit einem Alter von knapp 30 Jahren eben keinen Charakter. Sie bekommt nervige Eigenheiten.

Ist ja auch irgendwo verständlich. Die alten Einzylinder sind schon unter besten Umständen jetzt nicht gerade materialschonend unterwegs. Alles rappelt, vibriert, brummt. Überall wackeln die Teile, bei jedem Gasstoß spüre ich Leben aus dem Motorrad. Klar, dass dann ein gewisser Verschleiß unvermeidbar ist.

Hinzu kommt dann noch, dass ich die Maschine bei allen möglichen und unmöglichen Witterungseinflüssen bewege, dass der Winter mit all seinen Auswirkungen (Salz, Nässe, Kälte) genauso wie die knallende Sommersonne auf das Motorrad einwirken. Klar, dass dann mal einzelne Teile den Geist aufgeben.

Meist ist es ja nicht besonders problematisch. Die einzelnen kleinen „Problemchen“ sind ja meist gar kein Grund, sofort tätig zu werden. Kann ich ja bei der nächsten Wartung mal erledigen. Oder so irgendwie.

Blöd nur, wenn die nächste „richtige“ Wartung dann immer wieder aufgeschoben wird. Die To-Do-Liste wird immer länger und älter.

Und die diversen Kleinigkeiten summieren sich. Das Motorrad wird bei solchen Dingen dann nicht schlechter, sondern einfach nur nerviger zu fahren. Und ich glaube, das ist auch gut so. Wenn mich ein Zustand lange genug nervt, dann kümmere ich mich zumindest darum. Ich glaube, ansonsten wäre ich ewig mit meiner To-Do-Liste unterwegs.

Kleinstmängel und Kleinstreparaturen

Die Hupe

Meine Hupe geht nicht mehr.

Jetzt gebe ich zu, dass ich das gar nicht selbst festgestellt habe, irgendwie habe ich die (zumindest gefühlt) noch gar nie benutzen müssen.

Klar, zu einem ordentlichen Motorradcheck gehört auch dazu, einfach mal kurz alle Schalter zu betätigen und zu schauen, was passiert. Und dabei dürfte ich dann schnell feststellen, wenn eben gar nichts passiert beim betätigen der Hupe.

Nur… ich habe es diesen Sommer ein wenig schleifen lassen.

Und so musste mich dann tatsächlich der TÜV im Rahmen der Hauptuntersuchung darauf aufmerksam machen, dass eben die Hupe eher zu der stilleren Sorte gehört und eben gar nichts macht.

Der Fehler ist schnell gefunden. Nur noch ein lausiges Käbelchen hängt an der Hupe, am anderen Anschluss steckt nur ein leerer Kabelschuh.

Verkabelung der Hupe

Schnell das Kabel wieder an die Hupe gefrickelt

Meine erste Vermutung: Das Kabel wurde einfach weg vibriert. Ist gar nicht so weit hergeholt, wenn ich immer mal wieder beobachte, wie sich die komplette Verkleidungsfront schüttelt beim Gas geben.

Plan: Einfach einen neuen Kabelschuh anklemmen, wieder einstecken, hoffen, dass er wieder 28 Jahre lang hält. Guter Plan.

Ausführung: Alter Kabelschuh weg, neuen Kabelschuh ans Kabel klemmen, dabei ordentlich fluchen, weil ich unter der Verkleidung des Motorrads kaum arbeiten kann, ist einfach eng, dunkel und frickelig, dann neuen Kabelschuh auf die Hupe aufstecken… und feststellen, dass das Kabel jetzt satt gespannt ist.

Da ist dann auch nichts mehr mit ziehen.

Offensichtlich war meine nicht die erste Reparatur an der Hupe. Und jedes Mal wurde ein wenig Kabel „abgezwickt“. Und jetzt ist nicht mehr genug übrig.

Was tun? Das Kabel komplett auszutauschen wäre mit Sicherheit die „richtigste“ Lösung. Ist natürlich mit entsprechendem Aufwand verbunden. Dazu habe ich gerade keinen Nerv. Und keine Zeit.

Nächste mögliche Lösung: Kabel verlängern. Dies dann unter Einsatz von weiteren Kabelschuhen. Wäre drin. Einige kurze Kabelreste fänden sich mit Sicherheit irgendwo in der Garage. Problem: irgendwie fehlen mir die passenden isolierten Kabelschuhe / Flachsteckverbinder. Und einfach die Stecker mit Isolierband zu umwickeln… irgendwie zu improvisiert. Dann muss die Hupe halt weiter warten.

Manche Dinge finde ich einfach zum kotzen.

Also ein neuer erster Punkt auf der nächsten To-Do-Liste.

Geht es euch auch so, dass die Aufgabenliste nie kürzer wird?