Wenn am Motorrad das Radio dudelt

Dieses Jahr war ich vergleichsweise viel auf unseren Autobahnen unterwegs. Und zwar mit dem Auto. Klar, ein Außendienstler oder Vertreter wird mich auslachen, wenn ich bemerke, dass es für mich nicht normal ist, den ganzen Tag oder die halbe Nacht auf der Autobahn zu verbringen, aber für mich ist das schon nicht mehr normal.

Und natürlich dudelt dabei das Autoradio vor sich hin. Und eher altmodisch wie ich nun mal in manchen Bereichen bin, war es für mich zunächst mal nicht üblich, mein Smartphone mit dem Auto zu verbinden, um dann von dort Musik zu hören. Aber ich habe auch das gemeistert. Und wenn ich dann schon mal dabei war, habe ich es dann auch geschafft, online via Smartphone ein Hörbuch im Autoradio abzuspielen. War schon eine Offenbarung.

Du kennst das ja bestimmt auch: Ewig lang auf der Autobahn unterwegs, du kommst vor Langeweile fast um, weißt genau, jetzt sind es, selbst wenn alles perfekt läuft noch mindestens 3 Stunden bis nach Hause.

Und nun, mit Zugriff auf alle Audio-Schätze des Internets, bereitgestellt auf dem Autoradio von meinem Smartphone aus, lässt sich die Langeweile im Pkw ein wenig besser vertragen.

Und nun galt es für mich, das auch ein wenig auf mein Motorrad zu übertragen.

Dabei ist das jetzt nichts Neues. Ich kann mich noch durchaus an mein erstes Erlebnis erinnern, wo ich Musik an einem Motorrad wahrgenommen habe.

Als ich noch jung, dynamisch und… na ja, wir kennen das. Auf jeden Fall hatte ich damals eine tolle Honda MTX80. Und wenn ich damals Teile brauchte, gab es eben den Götz-Versand oder eben den Weg zum hiesigen Honda-Händler.

Und so stand ich mit meinem Moped auf dem Parkplatz der Honda-Werkstatt (die es übrigens inzwischen nicht mehr gibt), da kommt eine Goldwing hergebrummelt. Und zwar das ganz große Dickschiff. Sogar mit einem Anhänger. Und… das Motorrad hatte im Bereich der vorderen Verkleidung ein Autoradio, was fröhlich vor sich hin dudelte. Unglaublich. So was gab es ja gar nicht. Wer kommt denn auf so was? Wer macht denn solche Sachen?

Klar, inzwischen bin ich ein wenig weiser geworden.

Wie kommt die Musik in mein Ohr?

Aber das Grundproblem beschäftigt mich auch heute wieder.

Oft genug fällt die Anfahrt zum Motorradurlaub eben auf die Autobahn. Und ewig lange Autobahnetappen mit dem Motorrad sind nun mal kein Spaß. Wem dies gefällt, den kann ich nur kopfschüttelnd bestaunen. Mir macht das jedenfalls keinen Spaß. Die Alternative, nämlich die Anfahrt zum Teil des Urlaubs zu machen, klappt auch nicht immer. Also muss eben die langweilige Autobahn herhalten. Und hier wäre ein wenig Ablenkung in Form akustischer Bespaßung durchaus gewünscht.

Ich möchte Musik… wobei inzwischen eher mal ein Hörbuch hören.

Jetzt gibt es natürlich diejenigen, die, ähnlich wie damals der von mir beobachtete Goldwing-Fahrer einfach ein Autoradio samt Boxen irgendwo in ihrer Motorrad-Verkleidung verbaut haben, die praktisch das Dolby-Surround-Feeling vom heimischen Sofa direkt auf die Sitzbank des Motorrads übertragen.

Kann natürlich klappen. Vielleicht. Konnte ich jetzt wirklich noch nie ausprobieren. So eine Maschine hatte ich noch nie. Ist es denn wirklich möglich, während einer Autobahnetappe mit der ganzen Geräuschkulisse, mit dem Lkw-Lärm rechts, dem Sportauspuff links und dem Fahrtwind von vorne Musik zu hören während der Fahrt? Also tatsächlich Musik zu hören? Ich weiß es nicht.

Aber das kommt für mich sowieso nicht in Frage. Ich habe gar kein Motorrad, was genügend Verkleidung besitzt, um dort ein Autoradio nebst passenden Boxen unterzubringen. Und irgendwelche Bastellösungen? Eine Radio- und Boxenkiste auf dem Motorrad festzurren? Also bitte… das funktioniert doch nicht. Also für mich eher nichts.

Aber trotzdem will ich natürlich ein wenig akustische Untermalung während der Fahrt. Und zu diesem Zweck habe ich diesen Sommer ein wenig herum probiert. Wenn auch nur mit mäßigem Erfolg.

Experimente…

Helmkommunikationssystem

Kurzum… es klappt alles nicht so toll, wie ich mir das wünsche.

Um ein wenig Vertonung während dieser ellenlangen Autobahnetappen zu bekommen, habe ich gleich technisch mal zugelangt.

Ich nutze einen Nolan-Helm. Und für Nolan-Helme gibt es Kommunikationssysteme. Per Bluetooth wird der Ton übertragen, ein im Helm fest eingebautes Kommunikationssystem besitzt natürlich an den Ohren die entsprechenden Lautsprecher.

Nun muss ich zugeben, dass ich mir das Nolan N-Com System, selbst in der ältesten Version nicht leisten möchte. Bringt mir auch nicht viel, meist fahre ich ja dann doch alleine. Lohnt einfach nicht für mich. Und ist auch aus anderen Gründen eher ungeschickt.

Nichtsdestotrotz habe ich mich zumindest mal dafür interessiert. Und ein Kollege von mir ist tatsächlich im Besitz eines Nolan-Helms mit N-Com-System. Wobei ich auch zugeben muss, dass mein Motorradhelm zwei Generationen älter ist. Und damit auch in vieler Hinsicht schlechter. Trotzdem habe ich ein wenig nachgefragt und tatsächlich mal den Helm meines Kollegen für eine Viertelstunde ausborgen. Länger war nicht drin. Und selbst so war es schon ein wenig problematisch, kenne ich mich mit der Technik doch nicht wirklich aus.

Insofern wundert es nicht, dass ich dann zunächst am Telefon herumfummeln musste, bis dann mein Samsung-Smartphone am Bluetooth-Headset hing. Aber es hat tatsächlich geklappt. Sogar störungsfrei.

Aber irgendwie ist das dann doch nicht das Wahre. Während ich zunächst dachte, dass es vor allem mein Motorradhelm ist, der zu viel Geräusche während der Fahrt durchlässt, der bei hohen Geschwindigkeiten dröhnt, der einfach zu laut ist, war es beim Nolan N104 auch nicht besser. Einfach zu laut.

Und der im Helm verbaute Lautsprecher des N-Com-Systems kam zwar gegen die Fahrtgeräusche an, aber eben nur auf höchster Lautstärke. Da hatte ich dann dröhnend Bosshoss mit Jolene in den Ohren, das hat sich auch gut angehört. Aber einige Stunden auf der Autobahn damit? Da bekomme ich einen Gehörschaden. Bestimmt.

Und ein Hörbuch auf diese Art zu hören? Zwar noch nicht direkt ausprobiert, aber ich kann mir das jetzt nicht vorstellen, dass das passt.

Also den Helm aufzurüsten, bringt wohl für mich nichts.

Der Helm wurde von mir nach einer kurzen Fahrt wieder zurückgetauscht. Zwar schade, aber ich wollte sowieso keine 200 Euro zusätzlich ausgeben, nur um auf der Autobahn mit dem Motorrad ein Hörbuch hören zu können.

Ohrhörer

Die nächste grandiose Idee war recht einfach. Eingedenk der früheren Zeiten, als ich noch mit dem Walkman und Ohrhörern unterwegs war, habe ich mir einfach aus der Schachtel meines Mobiltelefons die Ohrhörer herausgenommen.

Gleich mal im Handy eingestöpselt, keine umständliche Einrichtung der Bluetooth-Verbindung, keine Verbindungsschwierigkeiten. Ganz klassisch einfach mit Kabel. Die Ohrhörer ins Ohr, den Helm drüber gezogen.

Danach gleich wieder den Helm abgenommen. Die Ohrhörer haben sich unter dem Helm verschoben, der linke ist heraus gefallen. Halten einfach nicht so toll.

Nächster Versuch. Ohrhörer nochmals rein, diesmal ein wenig sorgfältiger „eingehängt“, das Kabel besser geführt, den Helm vorsichtiger aufgesetzt. Diesmal halten die Dinger im Ohr.

Wieder Musik an (immer noch kein Hörbuch), auf die BMW gesetzt, eine Runde um den Block gedreht.

Ja, die Ohrhörer funktionieren. Ich höre die Musik. Der Klang ist mäßig, nicht spitzenmäßig, nicht schlecht, eben Mittelmaß. Musik kommt im Ohr an. Aber eben nicht nur Musik. Ist alles ein wenig problematisch. Die kompletten Umgebungsgeräusche kommen nämlich auch gleich mit. Mein lauter Motorradhelm bietet eben nicht gerade ordentliche Geräuschdämpfung, so dass ich den Fahrtwind, das Motorengeräusch und einfach alles ebenfalls ungefiltert aufs Ohr bekomme. Die Musik geht irgendwie ein wenig unter.

Also anhalten und lauter stellen. Nun ist die Musik besser zu hören. Aber eben auch dröhnend laut. Die billigen Ohrhörer vom Handy kommen an ihre Grenzen. Und jetzt habe ich die Musik dröhnend laut im Ohr, die Fahrtgeräusche ebenfalls und kann eindeutig sagen, so geht das nicht. Ist nicht besser als das Helmkommunikationssystem eine Woche zuvor. Einfach zu laut, ein Gehörschaden ist vorprogrammiert, wenn ich das so eine längere Autobahnetappe durch benutze.

Was noch gestört hat. Das Kabel zwischen Handy und Ohrhörer. Irgendwie ist das eine dämliche Fummelei, bis das Kabel durch den Kragen meiner Motorradjacke gezogen ist, bis es nirgends hängen bleibt (weil zu weit) aber auch gleichzeitig noch genügend Bewegungsfreiheit lässt (weil zu eng) um den Kopf ordentlich zu bewegen.

Oder ich bin es halt einfach nicht mehr gewohnt. Meine Walkman-Zeiten sind halt schon eine Weile her.

Also ganz klar: die einfachen Handy-Ohrhörer taugen nicht viel.

Bluetooth In-Ear-Ohrhörer

Auf die Idee hat mich mein Junior gebracht. Zwar nicht direkt, sondern eher durch Beobachtung. Und dann eben noch ein wenig nachlesen im Netz.

Probleme mit den Umgebungsgeräuschen beim Musik hören lassen sich durch In-Ear-Ohrhörer vermeiden. Das sind die Ohrhörer, die eben nicht am Außenrand des Ohrs „eingehängt“ werden, sondern diejenigen, die mittels Gummipfropfen in das Ohr hinein gesteckt werden.

Und das Ganze via Bluetooth, also ohne Kabel. Hört sich für mich wie die perfekte Lösung meines Problems an.

Besonders schön: Auch ordentliche Bluetooth-Ohrhörer kosten inzwischen nix mehr. Für wenige Euros gibts inzwischen schon ordentliche Ware.

Ich habe jetzt natürlich nur eine Sorte ausgetestet. Aber das hat mich, was den Klang angeht, schon nach einer Minute überzeugt. Und die Umgebungsgeräusche? Die sind natürlich auch ein wenig gedämpft, liegt an den Gummistöpseln im Ohr. Die Geräusche drumherum fühlen sich ein wenig an, wie mit den einfachen Gehörschützern aus Schaumstoff, die ich gerne unter dem Motorradhelm nutze.

Also diesbezüglich schon mal besser als die beiden anderen Optionen.

Der Praxistest geht aber daneben. Und zwar vollständig. Ich habe nämlich das Problem, dass ich meinen Motorradhelm nicht ordentlich auf den Kopf bekomme. Die Bluetooth-Ohrhörer „gucken zu weit raus“. Ich bleibe mit den Teilen beim Anziehen des Motorradhelms hängen und streife sie ab. Oder, wenn ich ganz vorsichtig den Helm aufgezogen bekomme, werden die „Knubbel“ außen vom Helm in mein Ohr gedrückt.

Klar, das muss schon irgendwie so sein. Irgendwo muss ja Batterie und Empfangseinheit in den Ohrhörern untergebracht werden. Ich habe da schon Verständnis für. Aber das hilft halt alles nichts, wenn ich die Teile eben nicht tragen kann.

Ergebnis: Ich komme nicht mal zur Proberunde. Ich scheitere schon beim ordentlichen Anziehen des Motorradhelms und dem länger als zwei Minuten tragen.

Alternative:

Ich habe mir jetzt mal einfache In-Ear-Ohrhörer angeschafft. Einfach mal zum herumprobieren.

Und es klappt. Zumindest einigermaßen.

Die Ohrstöpsel werden, ähnlich einem Gehörschutz in das Ohr gedrückt. Das klappt bei mir. Das Kabel zum Handy muss ich immer noch irgendwie verwursteln, bis es ordentlich in der Motorradjacke liegt und nicht stört.

Den Helm bekomme ich aufgesetzt, drücken tut hier nichts an den Ohren. Das ist schon mal von Vorteil.

Und bei der Fahrt? Hier stört das Windgeräusch nur wenig. Der Klang ist ordentlich, ich kann Musik mit nur wenig Nebengeräuschen hören. Schon mal gut.

Zweite Runde: das Gleiche mit einem Hörbuch. Klappt auch schon mal. Ich kann tatsächlich (bis zu einem Tempo von 110 km/h) auch ein Hörbuch hören und verstehe dabei auch das Meiste. Und dies, ohne die Lautstärke bis auf Anschlag hochzuschrauben. In dieser Hinsicht also auch mal nicht schlecht.

Ergebnis:

Mit den einfachen In-Ear-Ohrhörern habe ich bislang das beste Ergebnis erzielt. Es ist immer noch störend, dass ich irgendwo ein Kabel unterbringen muss. Und die ganze Konstruktion ist auch recht empfindlich. Einmal irgendwo ein wenig hängen bleiben… dann rutscht die ganze Konstruktion wieder teilweise aus den Ohren.

Also noch keine Patentlösung für die Akustik auf dem Motorrad, aber besser als gar nichts.

Hightech-Alternativen

Und dann gibt es noch, habe ich auch erst durch Nachschau erfahren, noch die Hightech-Alternative zum Musikhören im Motorradhelm. Der Headwave-Tag. Oder das Headwave-Tag? Keine Ahnung.

Auf jeden Fall wird hier von außen das Gerät auf die Helmschale geklebt, dadurch wird die Helmschale zum Resonanzkörper für den Lautsprecher. Auf jeden Fall innovativ.

Leider kenne ich mich damit nicht ausreichend aus, um das zu beurteilen. Und einfach mal probehalber für 200€ bestellen? Das ist es mir dann doch nicht wert. Aber zumindest einen Testbericht zu dem Teil habe ich gefunden.

Fazit

Musik hören, in meinem Fall ein Hörbuch, während der Fahrt auf dem Motorrad ist weniger leicht, als ich mir erhofft habe.

Entweder stören mich die Umgebungsgeräusche, der Fahrtwind, die Baubreite oder auch irgendwelche fuzzeligen Kabel. Bislang nutze ich die lausigen In-Ear-Hörer unter dem Motorradhelm. Da bin ich noch am wenigsten genervt.

Aber das ist doch keine Dauerlösung, oder?

Wer hat sich denn schon mit dem Thema beschäftigt und kann mir was empfehlen?