Wem der Hauptständer fehlt
Ich war (und bin) ja bislang recht zufrieden mit meiner BMW F800GS. Das Hauptproblem, was mich dann auch immer wieder aufgeregt hat, war lediglich der Hauptständer des Motorrads, welcher es geschafft hat, auch bei nur sehr geringer Schräglage mit dem Asphalt in Kontakt zu kommen.
Und nachdem mich dies eben die ersten 50.000 km geärgert hat (ist wirklich nervig gewesen), kam der Hauptständer eben weg.
Und das hat sich bisher bewährt. Und zwar vollständig. Ohne Wenn und Aber.
Ein einziges Problem hat sich jetzt dann doch ergeben: Wartungsarbeiten lassen sich mit auf dem Hauptständer aufgebockter Maschine dann doch in vielen Fällen einfacher erledigen. Ob es jetzt um das Nachspannen der Kette geht, Bremsbelagwechsel oder auch nur das ordentliche Putzen des Motorrads… hier fehlt der Hauptständer. Oder eben eine andere geeignete Lösung.
Ziel ist ja, dass du bei Wartungsarbeiten überall ordentlich dran kommst, die Maschine einigermaßen senkrecht steht und du idealerweise nicht dauernd tief gebückt arbeiten musst.
Ein Arbeitskollege von mir hat sich in seiner (Luxus-) Garage damit beholfen für umfangreiche Wartungsarbeiten das Motorrad mittels zwei Flaschenzügen einfach auf eine bequeme Arbeitshöhe angehoben. Obwohl interessant ist das für mich eher nicht möglich (Garage zu niedrig).
Eine andere Option wäre natürlich auch die Anschaffung einer „richtigen“ Motorradhebebühne für die kleineren Wartungsarbeiten, die eben zu Hause in der Garage selbst gemacht werden. Eigentlich die beste aller Lösungen, für mich jedoch eher unpassend, da schlichtweg der Platz in meiner Garage nicht ausreicht.
Alternative: Einen einfacheren Motorradheber. Gibt es ja auch, sieht für mich auch recht gut aus.
Ich möchte ja vor allem den Hauptständer ersetzt haben und die Option, auch mal ohne auf dem Boden herumzukriechen, an die unten liegenden Teile heranzukommen.
Kurz geschaut… Sonderangebot… keine schlechten Bewertungen… bestellt.
Und nun eben der Praxistest beim Bremsbelagwechsel. Ist nämlich eh fällig bei der BMW.
Lieferung und Montage des Motorradhebers
Ich bin ja Amazon-Fan. Einfache Bestellung, einfache Bezahlung, schnelle Lieferung.
Und das hat sich auch hier gezeigt. Samstag bestellt… Montag Nachmittag schon in der Garage. Soweit passt alles.
Das Paket sieht insgesamt nur wenig vertrauenerweckend aus, ist nämlich schon arg ramponiert bei Anlieferung. Aber man soll ja vom Äußeren nicht auf die inneren Werte schließen. Also kurz in die Garage geschleppt (mit knapp 30 kg ordentlich Gewicht) und mal ausgepackt.
Die Einzelteile liegen ordentlich sortiert im Karton. Ja, Einzelteile. Ein wenig Bastelarbeit ist noch nötig.
Ein Blick in die Anleitung… gefühlte 28 Sprachen auf etwa 15 Seiten gepresst… mehr muss ich nicht sehen, ist besser, wenn ich das Teil auf gut Glück verschraube.
Klappt auch recht gut. Zumindest einigermaßen.
Was auffällt: der Motorradheber ist „dick lackiert“, was das Verschrauben schon ein wenig knifflig macht. Auch die verschweißten Muttern zur Befestigung der Hydraulik sind nicht so ganz das Wahre. Ein klein wenig schief verschweißt (zumindest eine davon) machen sie den Zusammenbau schon nervig.
Was auch recht nervig ist: Kleinteile (z.B. eine Sicherungsschraube) liegen lose im Karton. Die musst du dann erst mal finden…
Nach knapp einer halben Stunde (und doch einem Blick in die Anleitung) ist der Motorradheber einsatzbereit.
Motorradheber: Erster Versuch
Und dann folgt der erste Praxistest. Da mir die BMW zu schade ist (ja, ich geb`s ja zu), stellt sich für den ersten Test freundlicherweise meine Suzuki DR650 zur Verfügung. Die hat nämlich auch keinen Hauptständer montiert.
Also den Motorradheber drunter geschoben… klappt nicht. Seitenständer ist im Weg. Also nicht von der linken Seite des Motorrads versuchen.
Andere Seite: Jawohl. Motorradheber direkt unterhalb des Motors unter die Maschine rollen. Dabei darauf achten, dass die beiden Auflageflächen aus Kunststoff so unterhalb des Motors liegen, dass direkt drüber die beiden Rahmenrohre (Rahmenunterzüge) sind. Dann vorsichtig nach oben pumpen mittels Fußpedal und… ja, klappt. Langsam richtet dich die Maschine auf, geht aus der Federung heraus, der Seitenständer hängt in der Luft, die Maschine ist ordentlich aufgerichtet.
Soweit passt alles.
Motorradheber: Grenzen
Für meine einfachen Wartungsarbeiten bin ich damit recht gut bedient.
Beim Herumprobieren komme ich jedoch ein wenig an die Grenzen. Ganz pauschal gesagt steht zwar die Maschine recht ordentlich auf dem Motorradheber. Ich konnte es ja im Voraus nicht so wirklich glauben, aber das Motorrad steht wirklich ausreichend stabil für die üblichen Bastelarbeiten auf dem Motorradheber. Da wackelt nur wenig und ich komme ordentlich überall bei.
Für die wirklich groben Arbeiten ist das einfache Aufbocken jedoch noch nicht ausreichend. Beispielsweise gehört zum Ausbau der Hinterradschwinge beim Motorrad schon ein wenig Kraftaufwand, da wird dann teilweise schon herumgerissen bis alles funktioniert. Da muss dann die Maschine doch noch zusätzlich gesichert werden.
Laut Anleitung sind dafür zwei Spanngurte notwendig, um die Maschine richtig auf dem Motorradheber zu verzurren. Ösen dafür sind vorhanden. Klar, gerade habe ich natürlich keine zur Hand…
Der Motorradheber ist übrigens mit Rädern ausgestattet. Das bedeutet dann, dass ein einmal aufgebocktes Motorrad auch rangiert werden kann. Recht praktisch in einer beengten Garage wie der meinen. Und das klappt dann auch mit weniger Körperkraft, als ich es mir ursprünglich gedacht habe. Aber auch hier das Problem: Am besten die Maschine auf dem Motorradheber verzurren.
Der Wunsch von mir, dass die Maschine durch den Motorradheber in eine bequeme Arbeitshöhe gebracht wird, der erfüllt sich jedoch leider nicht. Knapp 40 cm Arbeitshöhe lässt sich durch das Teil erreichen. Das ist noch nicht genug, um bequem auf dem Hocker vor der Maschine zu sitzen beim Basteln. Klar, ein wenig mit Holzklötzen unterlegen würde da noch mehr bringen, aber dadurch wird die ganze Geschichte nun mal noch wackeliger.
Nebenbei: Am Motorradheber sind übrigens Sperrklinken angebracht. Das bedeutet, ich kann die Maschine ordentlich aufbocken und dann oben lassen. Trifft sich gut, wenn ich das Motorrad dann anheben und den ganzen Winter über so stehen lassen möchte.
Ergebnis
Alles in Allem bin ich zufrieden mit der Anschaffung.
Für die einfachen Bastelarbeiten passt alles und ist ausreichend stabil, will ich jedoch gröbere Arbeiten vornehmen, muss ich eben das Motorrad noch zusätzlich sichern.
Der Motorradheber ist ausreichend stabil verarbeitet, es wackelt (fast) nichts und funktioniert. Insofern eine lohnende Anschaffung. Würde ich jedem empfehlen, der hin und wieder an seinem Motorrad herumbastelt.
Die Teile welche ich bislang gesehen habe fand ich recht „windig“. In den Werkstätten sind da „etwas“ robustere Geräte im Einsatz.
Die Konstruktion ist bei einem Ölwechsel aber nicht hilfreich nehme ich an? Da bräuchtest du jetzt dann wohl auch noch einen Montageständer?
Bei meinen beiden Maschinen ist die Ölablassschraube auf der Seite und das Motorrad muss zum vollständigen Ablassen des Motorenöls sowieso auf den Seitenständer. Von daher: Da bringt der Montageständer für das Öl-Ablassen nichts.
Für das anschließende anschrauben des Ölfilters und Nachfüllen jedoch schon.
Aber du hast natürlich recht: eine „richtige“ Hebebühne ist ungleich stabiler. So ein Cartrend-Motorradheber spielt da eine ganze Liga weiter unten. Aber halt immer noch besser, als die Maschine so improvisiert auf Bierkasten und Holzklötzen hochzubocken.
Zusätzlich noch ein Vorteil: Ich bekomme die Maschine hoch und gerade, ohne einen Dritten hinzu zu holen.
Ich mag die Hauptständer welche ich bislang an jeder Maschine hatte. Rückblickend sogar noch lieber als ohnehin schon. 😉
Bierkästen und Holzbalken -> das ist wohl eher die MX-Ecke welche sich die stabilen Böcke (sehen aus wie Hocker) nicht kaufen will. Sowas wie der „Motorradständer Proworks Solid“ beispielsweise.
Ich bin ja grundsätzlich auch ein Fan des Hauptständers. Und der wäre ja dran geblieben, wenn er nicht bei der allerkleinsten Kruve am Boden geschliffen hätte.