Das Motorradnavi testen

Vor einem guten dreiviertel Jahr habe ich ja mein altes Motorrad-Navigationssystem an Pearl zurück gehen lassen. Hatte ich doch eher das Montagsmodell erwischt. Oder es war insgesamt noch nicht so weit ausgereift.

In der direkten Folge habe ich das zurück erstattete Geld genutzt, um mir ein neues Navi Garmin Zumo 345 anzuschaffen. Mit dem Kartenpack „Zentraleuropa“. War sogar recht günstig, musste nicht mal sooo viel aufzahlen.

Leider habe ich das Gerät letztes Jahr erst dann erhalten, als der Großteil meiner persönlichen Motorradsaison schon ziemlich vorbei war.

Ergebnis:
Ich hatte irgendwie nie ausreichend Gelegenheit, mal sämtliche Features des Geräts im Echtbetrieb auszutesten. Und das soll nun so Stück für Stück folgen.

Motorradnavi: Die besonderen Anforderungen

Wer sich sein Navigationssystem möglichst billig zusammenstellen möchte, wird schon unter 50€ in jedem Baumarkt fündig. Nur ist das eben für den Motorradfahrer nicht ganz optimal. Ich als Motorradfahrer habe ja ein wenig weitergehende Anforderungen an ein Navigationssystem.

Neben der üblichen Wasserdichtigkeit haben es mir eben auch einige zusätzliche Spielereien besonders angetan. Nette Zusatzfunktionen, die eben beim 08/15-Pkw-Navigationssystem nicht vorhanden sind.

Ich möchte ja mit meinem Motorrad in den meisten Fällen nicht einfach nur von A nach B fahren, sondern eben auch eine schöne Strecke dazu nutzen, oder wenn ich dann eben in meinem bevorzugten Zielgebiet bin auch mal dort eine kleine Rundtour abfahren.

Bislang habe ich für solche Probleme immer eine klassische Landkarte genutzt. Ja, ich gebe es zu, aller Technik zum Trotz komme ich ohne altmodische Karte, einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier doch nicht aus.

Rundkurs-Funktion am Garmin Zumo

garmin zumo rundtour

Ein interessantes Feature am Garmin Zumo: Ich kann mir eine Rundtour erstellen lassen

Nichtsdestotrotz ist es aber vielleicht mal ganz angenehm, eben nicht noch ewig auf einer Landkarte eine nette Motorradstrecke zu suchen, wenn ich morgens beim Frühstück sitze. Dazu kann ich ja durchaus auch die Technik mal einspannen. Zumindest theoretisch, oder?

Hier setzt eine nette kleine Funktion meines Garmin Zumo ein. Ich kann mir nämlich quasi auf Knopfdruck einen kleinen Rundkurs erstellen lassen. Zumindest in der Theorie.

Und diese Funktion habe ich heute Nachmittag mal ein wenig ausgetestet.

Schritt 1: Tourenlänge auswählen

Also mache ich es ganz einfach. Ich schiebe meine BMW aus der Garage und wähle ganz einfach die Funktion „Rundtour“ aus.

Es öffnet sich ein nettes Menü, hier kann ich zunächst festlegen, wie lange die Tour später sein wird. Entweder in Kilometern oder in Fahrtzeit. Für mich gilt: Ich möchte eine Stunde unterwegs sein.

Als nächstes verlangt das Gerät zu wissen, wie die Tour denn angelegt sein soll. Den Rundkurs hier an meiner jetzigen Position beginnen? Oder vielleicht doch lieber irgendwo anders starten? Ist keine schlechte Option, immerhin lebe ich am Rande des Schwarzwalds. Da wäre es doch durchaus sinnig, irgendein Kaff 50 km weiter östlich als mein jetziger Standort als Startpunkt der Tour anzugeben.

Aber das soll heute nicht sein. Ich möchte von der Haustüre beginnen und enden.

Schritt 2: Den Tourenvorschlag wählen

Und dann beginnt das Gerät zu rechnen. Und es rechnet und rechnet.

garmin zumo routenberechnung

Das Garmin ist vielleicht nicht der schnellste Rechner unter dem Himmel

Für die virtuelle Zusammenstellung meiner einstündigen Motorradtour braucht das Zumo eine knappe halbe Zigarettenlänge. Nicht gerade schnell. Aber gut. An der Landkarte würde ich (in fremden Gefilden) wesentlich länger sitzen.

Als dann das Gerät einen Tourenvorschlag erarbeitet hat… Überraschung… ein zweiter Tourenvorschlag wird berechnet und erscheint im Display. Dauert nochmals knapp eine halbe Zigarettenlänge. Ich kann mir am Ende heraussuchen, ob ich lieber in nördlicher oder in südlicher Richtung mein Glück versuche.

Aber so weit bin ich (noch) nicht.

Noch kurz mal ein wenig mit den Einstellungen herum gespielt… die veranschlagte Tourdauer testweise auf vier Stunden erhöht.

Ergebnis:
Recht niederschmetternd. Die Höllenmaschine rechnet sich zu Tode. Die Zeit reicht aus, noch kurz die Werkbank in der Garage aufzuräumen… dann breche ich die Berechnung ab.

Also merke:
Wenn die Rundtour mal einen Nachmittag dauern soll, zieht sich die Berechnung in die Länge. Nicht schlimm, ich bin ja in aller Regel nicht auf der Flucht, muss man aber wissen. Dann wird nämlich das Navi schon entsprechend vorher angeworfen.

Schritt 3: Die Rundtour fahren

Der Tourenverlauf ist vorgegeben. Ich habe mir (nochmal) die einstündige Route ausgewählt und brummle entspannt los.

Und weil ich nicht widerstehen kann, weiche ich einfach mal aus Spaß an der Freude von der vorher eigens vom Navi berechneten Route ab. Ist nicht ganz unwichtig, das mal auszutesten. Mit einem alten Tourmate MX 350 (auch von Pearl) hatte es in der Vergangenheit mit genau solchen Sachen nämlich immer mal wieder Probleme gegeben. Wenn mich nämlich die Technik mit aller Gewalt, auch wenn es nicht mehr den geringsten Sinn ergibt, auf die „einzig wahre“ Strecke zurückführen möchte, während ich aber gerade einen tollen Wirtschaftsweg entdeckt habe, der nahezu parallel zur Hauptstrecke führt, dann wird das verwirrend. Und stört.

Das Garmin Zumo bleibt hier jedoch souverän. Die Routenführung ist äußerst dynamisch, nach einigen Abbiegemanövern berechnet die Technik einfach die Route um. Ich werde zwar einigermaßen in die ursprüngliche Richtung zurück gelotst, muss aber nicht mit aller Gewalt an den Punkt zurückkehren, an dem ich die Streckenführung verlassen habe.

Bleibt festzustellen:
Dynamische Routenführung funktioniert.

Schritt 4: Rundtour beenden

Die kleine Proberunde hat mich zurück vor meine Garage geführt. Für die kleine Rundtour habe ich bei wirklich verhaltener Fahrweise knapp 45 Minuten gebraucht.

Jetzt habe ich keine Ahnung ob die Navigationssoftware noch ein wenig „dazu lernt“. Ob in die Routenberechnung die bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit Einfluss hat.

Falls nicht:
Die Zeitangabe passt nicht.

Fazit zur „automatisierten“ Rundtour

Eine Stunde habe ich jetzt mal die Funktion „Rundtour“ ausgetestet. Mehr oder weniger zufrieden bin ich am Ende wieder vor meiner Garage angelangt. Das ist schon mal ein Erfolg.

Die Tour hat mich jetzt nicht über besonders „schmackhafte“ Motorradstrecken geführt, aber eine komplette Niete habe ich jetzt auch nicht gezogen.

Die Tourenberechnung zu Anfang ist recht langsam, muss man sich halt drauf einstellen. Das Routing bei Abweichungen vom Weg ist ordentlich.

Andererseits kommt die automatisierte Erstellung einer Rundtour definitiv nicht an eine klassische Tourenplanung von Hand heran. Nicht mal annähernd. Da fehlt halt doch noch einiges. Auch wenn ich mit einer Landkarte ein komplett fremdes Motorradgebiet „erschließen“ möchte.

Für eine einfache schnelle Runde also ausreichend, für eine „ordentliche“ Tour an den ohnehin begrenzten Urlaubstagen aber nicht ausreichend.