Eine neue Jacke wird fällig
Meine gute, inzwischen alte und mit buchstäblich zigtausend Kilometern eigentlich noch gar nicht richtig eingefahrene Sommerjacke für das Motorrad hat so langsam das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Die Reißverschlüsse machen Mucken, die Nähte fusseln und ganz allgemein der Zustand lassen nur einen Schluss zu: Zeit für einen Ersatz.
Und dann passt das ja ganz gut, dass so um den Jahreswechsel herum bei den „großen Drei“ immer wieder satte Rabatte zu holen sind. Von daher habe ich mich ein wenig umgesehen und mal eine Auswahl getroffen.
Die Anforderungen waren dabei relativ klar: Textiljacke (winddicht, wasserdicht, atmungsaktiv) mit Protektoren, vor allem für hohe Temperaturen geeignet (für den Winter habe ich extra-Motorradbekleidung) und qualitativ ausreichend hochwertig, um die nächsten zehn Jahre Ruhe zu haben. Zum Vergleich: meine bisherige Sommerjacke hat bescheidene sieben Jahre und drei (leichte) Bodenkontakte hinter sich.
Fast jeder größere Bekleidungslieferant eine eigene Linie hochwertiger Endurobekleidung, Ob diese jetzt „Pharao“, „Tuareg“ oder „Okovango“ genannt wird, die sind jeweils prinzipiell und vom Aussehen her ähnlich. Auch in den Testberichten schneiden alle drei Linien ähnlich ab, also habe ich mich einfach mal auf den Weg zu Hein-Gericke gemacht (dort kommt meine alte Sommerjacke her) und mal beraten lassen.
Tatsächlich erkläre ich der Verkäuferin, was ich gerne hätte, was ich bisher genutzt habe (wie sich herausstellt ist meine alte Sommerjacke wohl der Urvater der jetzigen „Tuareg“-Jacke) und wo meine Preisgrenzen liegen. Und werde dann praktisch zum aktuellen Modell der „Tuareg“-Motorradjacke geführt. Und das gönne ich mir dann. Immerhin ist ja Rabatt-Zeit.
Die Neue Jacke: Tuareg
Aufbau
Also habe ich jetzt eine nagelneue Motorradjacke Tuareg in meinem Schrank hängen. Und die Jacke ist von der Konstruktion her für mich eine Premiere. Bislang kenne ich es ja nur so: eine Textiljacke aus Nylon, eine wattierte Innenjacke für die etwas kälteren Tage.
Die Neue Textiljacke unterscheidet sich dabei jedoch ein wenig von meinen bisherigen Erfahrungen. Die wattierte Innenjacke für tiefe Temperaturen gibt es immer noch, klar. Aber was vorher eine wasserdichte Außenjacke war, ist jetzt zweigeteilt. Die Außenjacke aus Nylon ist nicht wasserdicht, dies erledigt nun eine extra Innenjacke. Also um es deutlich zu machen, isch habe jetzt drei verschiedene Jacken ineinander gesteckt.
Schnitt
Die ganze Konstruktion ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Außenjacke, wasserdichte Innenjacke, wattierte Innenjacke: die drei Schichten tragen definitiv auf, blähen die Konstruktion schon ein wenig auf und machen das Tragen nicht ganz einfach.
Es ist doch so, dass eine Jacke einigermaßen „satt“ sitzen sollte. Nun hast du bei einer Textiljacke sowieso das Problem, dass sie mit Winterfutter vielleicht sehr satt sitzt, ohne Winterfutter eher zu geräumig ist. Nun stell dir vor, was noch eine weitere Kleidungsschicht (in dem Fall die extra wasserdichte Membraninnenjacke) mit dem Tragekomfort anstellt… echt zäh.
Bei mir sieht es jetzt so aus, dass ich die „Gesamtkonstruktion“ ein wenig eng finde, die leichtere Sommertrageweise jedoch gut passend. Kommt mir entgegen, ich will die Tuareg-Jacke vor allem als Sommerjacke nutzen. Ich glaube aber, dass sie für den Ganzjahresnutzer auf Grund dieser Drei-Jacken-Konstruktion eher weniger geeignet ist. Wer sie im Winter in „bequem“ wählt, wird im Sommer eine viel zu große Motorradjacke spazieren fahren.
Muss jeder für sich selbst entscheiden.
Sicherheit
Cordura-Nylon mit Lederbesatz an Schultern und Ellenbogen. Würde ich bei Textiljacken als gehobenen Standard bezeichnen. Die Nähte halten anscheinend beim Sturz, kann ich natürlich so noch nicht ausprobieren.
Protektoren an Schultern und Ellenbogen hat die Jacke ab Werk aus, sieht auch schon mal gut aus.
Beim Rückenprotektor ist das wiederum eine andere Sache. Im Jäckchen befindet sich im Rückenbereich ein Schaumstoffpolster. Da ich ein Fan von kurzen, in die Jacke integrierten Rückenprotektoren bin, wird das natürlich ausgewechselt und gegen einen kleinen Rückenprotektor ausgetauscht.
Vom Schnitt her denke ich mal nicht, dass sich die Jacke beim Sturz so weit verschiebt, dass größere Hautpartien ungeschützt sind, wird aber noch überprüft (schätze ich mal).
Details
An der neuen Motorradjacke sind einige nette Details verbaut. So sind Verstellmöglichkeiten an den Armen und der Hüfte vorhanden. Auch mit ausreichendem Einstellbereich. Die Reißverschlüsse sind durch angehängte Kunststofffähnchen auch mit Handschuhen greifbar und bedienbar, das passt dann auch schon.
Besonderes Augenmerk: Am Kragen befindet sich kein Klettverschluss oder ein normaler Druckknopf, sondern so eine Art Kunststoffhaken. Bin mal gespannt, wie sich der auf die Dauer so anfühlt.
Mit Taschen ist die Jacke reichlich gesegnet. Das ist schon mal die gute Nachricht. Viel hinein passt dabei aber irgendwie nicht, zumindest nicht gefühlt. Angeblich sind auch zwei der Außentaschen angeblich wasserdicht. Da ich diese Geschichte aber schon bei jeder Motorradjacke mal gehört habe und es bisher immer einen Weg gab, wie sich das Wasser seinen Weg hinein gebahnt hat, bin ich da noch skeptisch.
Am Rücken befindet sich noch eine klassische Kartentasche (komischer Name, ich habe dort noch niemals jemanden eine Landkarte reinpacken sehen). Die ist gerade groß genug, um die wasserdichte (recht dünne) Innenjacke aufzunehmen. Das wird vielleicht ganz interessant im Sommer.
Wasserdichtigkeit
Für mich als Ganzjahresfahrer ein Problem, gebe ich gerne zu. Auch wenn die Tuareg-Motorradjacke für mich eine reine Sommerjacke ist / sein wird, gibt es doch auch bei Motorradtouren in der warmen Jahreszeit (beispielsweise bei meiner letzten Motorradtour nach Südfrankreich) ausreichend Regenschauer. Und das muss die Jacke abkönnen.
Die gute Nachricht: Die Jacke hält trocken. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Die schlechte Nachricht: Die Außenjacke ist ja nicht dicht, gar nicht dafür gebaut. Ergebnis ist, dass die Außenjacke irgendwie nach einem Regenguss schon klatschnass an mir hängt. Ich weiß zwar, dass ich drunter trocken bin (ist auch so beim nachschauen), es fühlt sich nur nicht so an. Echt ein merkwürdiges Gefühl.
Gut wiederum: Die Außenjacke aus Cordura trocknet recht zügig. Eine Stunde in trockenem Fahrtwind und die Außenjacke ist durchgetrocknet.
Belüftung
So jetzt kommen wir zur Spezialität. Deshalb habe ich ja nach einer Sommer-Motorradjacke speziell gesucht. Ich will eine Motorradjacke, wo bei hohen Temperaturen ordentlich der Wind durchzieht. Und das klappt.
An der Textiljacke finden sich im Brustbereich und im Rückenbereich großflächige Netzeinsätze, die mit Reißverschlüssen freigelegt werden können. Dort geht dann einiges an Wind durch. Auch die Jackenärmel sind ausreichend mit Belüftungsmöglichkeiten versehen. Insofern passt das dann schon.
Problem: Trage ich die wasserdichte Innenjacke, ist von der Belüftung praktisch gar nichts zu spüren.
Fazit zur Textiljacke Tuareg
Ich habe eine neue Motorradjacke. Das ist schon mal gut. Und für meine sommerlichen Touren ist die Jacke definitiv gut geeignet. Als Ganzjahresjacke wäre sie für mich nichts, für die wärmere Jahreshälfte sieht es aber recht gut aus. Jetzt hoffe ich nur, dass sie die erwartete Lebensdauer hält.
Nebenbei: Jetzt, nach den ersten „sauigen“ Motorradtouren beim aktuellen Wetter muss ich feststellen, dass eine so helle Ausführung vielleicht nicht die beste aller Ideen war.
Ich schaue mich auch gerade um was es bei den Eierlegendenwollmilchsaujacken so gibt: Eine Sommerjacke mit luftdurchlässigem Material mit 3-lagiger Membranjacke (zum Abdichten gegen Regen) und zusätzlicher Thermoinnenjacke gibt es von diversen Anbietern.
Sogar mit Lederbesatz (Schultern, Ellenbogen -> bei der neuen, kurzen Polo Mohawk).
Ich bin schon auf deinen Eindruck nach einem Jahr Nutzung bei diversen Wetterlagen und Temperaturen gespannt. Ich hadere noch mit dem Kauf einer Wollmilchsau.
Ich muss erst noch ausgiebig testen, bevor ich mir da eine Meinung bilden kann. Was ich aber jetzt bereits sagen kann: Kaufe keine beige Jacke, wenn du bei hiesigem „sauigen“ Winterwetter unterwegs bist. Die Jacke sieht ganz schnell aus wie aus dem Altkleidercontainer eines Kohlebergwerks.
Kann die Jacke jetzt nichts dafür. Ist halt ekelhaft, wenn du dann mit dem Gartenschlauch im Hof stehst und deine Jacke abspritzen musst…
So eine ähnliche hab ich auch. Eine gute Jacke, aber was mich stört ist, dass sie „Jeder“ hat. In der Warteschlange vorm Autozug hätten wir einen Tuareg Club aufmachen könne. Hmpff…
Aber dafür kann die Jacke nichts. Die nächste kaufe ich bei einem Nischenhersteller, der nicht solche Mengen absetzt. Trotzdem: Prima Jacke.
Na dann freue ich mich schon mal auf den Sommer, wenn die Jacke zeigen muss, was sie kann.