Verunfalltes Motorrad

Wenn es mal kracht

Hattest du schon mal einen Verkehrsunfall mit dem Motorrad? Vielleicht einen, bei dem du selbst gar nicht schuld warst, bei dem du deinen Schaden reguliert haben wolltest? Muss ja nicht gleich der Riesenunfall mit Schwerverletzten sein. Auch eine kleine Kollision ist schon ein Unfall. Kannst du dich noch an den Aufwand erinnern, den Schaden geltend zu machen, die „Verwaltungsaufgaben“ und die Wartezeit, bis das Geld für dein beschädigtes Motorrad endlich auf deinem Konto eingegangen ist?

Ja, wenn du einmal in so eine Situation gerutscht bist, kannst du dich auf jeden Fall daran erinnern. Das vergisst du nämlich nicht.

Aber es gibt für alles noch eine Steigerung: Wenn dein Unfallgegner ein ausländisches Fahrzeug war. Und die fahren hier ja nicht gerade so selten herum, zumindest hier im Südwesten. Und Unfälle kommen nun mal vor. Und hast du dir schon einmal überlegt, was für einen Aufwand es darstellt, schließlich das kaputte Motorrad von einer ausländischen Versicherung bezahlen zu lassen?

Aber es geht ja zum Glück auch etwas einfacher, auch wenn es vielleicht noch nicht ganz so allgemein bekannt und verbreitet ist.

Ein beispielhafter Verkehrsunfall

Dazu ein kleiner Beispielsachverhalt, der gar nicht so weit von der Realität weg ist:

Du stellst dein Motorrad ordnungsgemäß an der Straße ab. Jetzt kommt der rumänische Lkw und rangiert ein wenig herum, streift dein Motorrad, die Maschine fällt um. Ergebnis: Verkleidung zerdeppert, Schaden etwa 1500 €. Der rumänische Lkw-Fahrer ist natürlich noch vor Ort, alle sind sich einig, was denn wie passiert ist.

Was also nun tun?

Bei uns im Dorf, wo jeder jeden kennt, wäre das jetzt eigentlich kein Problem. Nun steht aber der rumänische Lkw-Fahrer vor dir, den du noch nie gesehen hast und wahrscheinlich auch nie wieder sehen wirst. Was also jetzt tun? Polizei holen oder nicht? Ich würde mal grundsätzlich zu eine „ja“ tendieren. Durch die Polizei hast du zumindest die Gewähr, eine ordentliche Identität von Fahrzeugführer und Fahrzeughalter zu erhalten. Bleibt aber natürlich dir überlassen…

In der Wartezeit kannst du schon mal die kompletten Papiere deines Unfallgegners anschauen, abschreiben, besser noch abfotografieren. Insbesondere benötigst du das Kennzeichen deines Unfallgegners, die Nationalität und, wenn es irgendwie geht, seine grüne Versicherungskarte (dazu später mehr). Was ich auch noch gleich empfehlen würde: einfach mal ein paar Bilder mit dem Handy sein. Das müssen jetzt keine professionellen Aufnahmen werden, lediglich ein Bild der Gesamtsituation vor Ort, der beteiligten Fahrzeuge sowie der Schäden im Detail. Wenn du sowieso die Polizei verständigt hast, machen die zwar (unter Umständen) auch Bilder, aber wenn du das wichtigste bereits auf deinem Handy hast, kannst du bei Bedarf ohne auf Behörden warten zu müssen kurz ein Bild per E-Mail verschicken.

Auch während du auf die Polizei wartest, kannst du mit deinem Unfallgegner schon mal einen Unfallbericht ausfüllen. Noch nie gehört? Ist jetzt weniger bei uns, viel mehr in anderen europäischen Ländern Standard. Es handelt sich hierbei um ein europaweit ziemlich einheitliches Formular, auf dem einfach gelagerte Unfallsachverhalte zur Weitergabe an die jeweilige Versicherung dargestellt werden. Hier findest du, sofern vollständig ausgefüllt, alle notwendigen Angaben, die deine Versicherung benötigt, um mit deinem Unfallgegner eine Schadensregulierung zu betreiben. Bei uns in der BRD ist dieser Unfallbericht (zumindest gefühlt) eher weniger verbreitet, weil hier bei uns die Polizei noch jeden Verkehrsunfall aufnimmt. Das ist nicht überall in Europa so. Auf jeden Fall ist so ein Unfallbericht eine feine Sache. Von deiner Versicherung, vom ADAC oder auch aus dem Internet kannst du dir die Formulare besorgen und ausdrucken.
Fülle mit deinem rumänischen Gegenüber einfach zusammen so ein Formular aus, jeder bekommt eine Ausgabe davon.

Irgendwann sollte die Polizei jetzt auch vor Ort sein, der Unfall wird ordentlich aufgenommen, man verabschiedet sich und schließlich hockst du nun zu Hause vor deinem Motorrad. Wie geht es jetzt weiter mit der Schadensregulierung? Immerhin sitzt die gegnerische Versicherung ja nicht gerade um die Ecke.

Schadensregulierung

Du hast also den Schaden X. Machen wir es uns einfach und behaupten, die Verkleidung deiner Maschine ist jetzt repariert, dein Werkstattmeister hat dir eine Rechnung in die Hand gedrückt, 1000€ bist du leichter. Wo bekommst du nun dein Geld her?

Kurz einen Ausflug in die Rechtstheorie: Für einen Verkehrsunfall kann haften der Fahrzeugführer (persönlich!), der Fahrzeughalter (Gefährdungshaftung, auch persönlich) sowie dessen Versicherung. Und du kannst grundsätzlich jeden der Beteiligten direkt und unter Ausschluss der anderen zur Kasse bitten. Natürlich wird in der Realität kaum einer die Sache so handhaben. Normalerweise schickt man seine Rechnung ein, der Halter / Fahrer gibt es an die Versicherung weiter, die begleicht die Kosten. Nur ist das in deinem Fall ja nicht so einfach. Immerhin ist der Fahrer Rumäne, die Halterfirma sitzt auch irgendwo in Siebenbürgen und die Versicherung hast du noch nie gehört.

Bei uns hier im Südwesten mag es ja noch angehen, dass du direkt mit einer ausländischen Versicherung (Schweiz ist um die Ecke, Österreich auch nicht so weit und in Frankreich/Elsass kann man vielleicht auch noch direkt mit der Versicherung verhandeln) arbeitest, sobald es aber etwas weiter weg ist und die Sprachbarriere größer wird, brauchst du nicht hoffen, deinen Schaden bei einer ausländischen Versicherung geltend zu machen. Die verstehen das alles nicht so recht, du ihre Antwort ebenfalls nicht und, was noch hinzu kommt, was passiert, wenn man sich uneins ist? Wenn die gegnerische (rumänische) Versicherung eben nicht, nicht alles oder erst später zahlen will? Dann müsstest du dort irgendwie Druck ausüben, das Geld einklagen. Geht vielleicht, ist aber bestimmt recht aufwändig.

Aber es geht auch einfacher.

Büro grüne Karte

Über diese Probleme hat sich nämlich bereits früher schon recht häufig jemand Gedanken gemacht. Und ist zu einer tollen Lösung gekommen. Vereinfacht erklärt:
Wenn nämlich eine ausländische Versicherung hier arbeiten will, d.h. ein Fahrzeug, welches von dieser ausländischen Versicherung versichert ist hier im Bereich der BRD herumfährt, dann ist diese Versicherung verpflichtet, über einen Korrespondenzversicherer (das ist ein hiesiger Partner der ausländischen Versicherung) Schäden regulieren zu lassen. Oder, falls die ausländische Versicherung keinen Korrespondenzversicherer hat, übernimmt dies das „Büro Grüne Karte“.

Das bedeutet in unserem Beispiel, dass du deine Rechnung über die zerdepperte Motorradverkleidung nicht nach Rumänien schickst. Du nimmst vielmehr mit dem Büro Grüne Karte Verbindung auf und meldest dort den Unfall. Wenn du vorhin noch irgendwie die Grüne Versicherungskarte deines Unfallgegners in die Finger bekommen hast, kannst du die dort vermerkten Daten (insbesondere Name des ausländischen Haftpflichtversicherers sowie die dortige Versicherungsnummer) gebrauchen. Ansonsten muss das Büro Grüne Karte erst einmal herausfinden, ob es einen Korrespondenzversicherer gibt, oder, falls nicht, selbst in Verhandlung mit dir treten. Egal ob so oder so: Du kannst mit einem hiesigen Unternehmen arbeiten, die dich somit auch verstehen.

Klasse Sache, oder?

Problem mit der Grünen Karte

Ein Problem gibt es hierbei: Längst nicht mehr jeder hat so eine Grüne Karte bei Fahrten ins Ausland dabei. Manche Versicherungen (auch meine) geben dieses Blatt nur noch auf Nachfrage aus. Eigentlich reicht ja innerhalb Europas auch ein ordentliches Kennzeichen aus, um Zulassung und Haftpflichtversicherung nachzuweisen. Nur verlängert dies dann auch immer wieder die Reaktionszeiten bis zur Schadensregulierung. Weil eben das hiesige Büro Grüne Karte erst bei der ausländischen Zulassungsstelle nachfragen muss, wer denn Haftpflichtversicherer des ausländischen Fahrzeugs ist, dann gucken, wer denn hiesiger Partner ist und erst dann kann es zu einer Schadensregulierung kommen. Zieht sich halt.

Zusammenfassung

Ein Unfall ist immer blöd. Mit einem ausländischen Fahrzeug noch viel mehr. Deshalb in aller Kürze:

  • Vor Ort eigene Bilder
  • Unfallbericht vollständig ausfüllen
  • Grüne Karte abfotografieren
  • Büro Grüne Karte zur Schadensregulierung
  • Offensiv zuwarten…