eine Handvoll Streusalz


Wenn ich im Winter Motorrad fahre…

Ich konnte es kaum glauben. Diese Woche wache ich auf und es ist tatsächlich trocken und sonnig. Vorbei dieses nasskalte Schmuddelwetter, dieser Schneeregen, die Straßen, auf denen immer irgendwo eine Eisplatte lauert. Zumindest so lange, wie ich mich vom Hochschwarzwald fern halte.

Und was mache ich mit einer solchen Gelegenheit? Natürlich schwinge ich mich gleich auf das Motorrad, um… na ja, Schatzi teile ich mit, dass ich kurz mal Milch und Brötchen für das Frühstück einkaufe.

Eine dreiviertel Stunde später komme ich dann durchgefroren aber zufrieden wieder heim. Und muss leider feststellen, dass ich aussehe wie Sau. Und meine Suzuki gleich mit. Die ganze Maschine ist mit einem ekligen weißen Belag überzogen, Salz.

Klar, im Winter wird natürlich Streusalz auf den Straßen verteilt. Damit muss ich rechnen. Trotzdem ist es immer wieder ernüchternd, wie dann hinterher das Motorrad aussieht.

Streusalz ist nicht so schlimm?

Das Salz auf dem Motorrad ist ja eigentlich gar nicht so schlimm, oder? Könnte man zumindest meinen.

Überall kann man lesen, dass das Salz auf der Straße schlecht für den Lack ist. Das ist praktisch überall der Grundtenor. Und meine Suzuki, teilweise selbst, teilweise auch professionell lackiert, ist da natürlich prädestiniert, vom Salz zerfressen zu werden, oder?

Nun, die Fakten liegen vielleicht nicht ganz so einfach.

Mal kurz zur Erklärung. Die Salz-Wasser-Mischung, die auf der Straße liegt, interessiert den Lack des Motorrads recht wenig. Der Lack als solcher kann abgerieben werden und ist dann wieder ordentlich. Er wird nicht besser und nicht schlechter durch einen Salzauftrag.

Das Problem kommt erst dann, wenn das Streusalz von der Straße mit mit einer metallischen Oberfläche in Kontakt kommt. Dies passiert dann eher bei Kratzern, Abplatzungen oder sonstigen Beschädigungen des Lacks. Dann jedoch umso mehr. Unlackierte Metallische Bauteile beginnen zu oxydieren (rosten), zuerst winzige Roststellen werden immer größer, auf einmal hast du Rostfraß an allen möglichen Stellen. Dies auch deshalb, weil sich Rost auch unter der Lackierung ausbreiten kann, was dann diese klassischen Rostblasen ergibt.

Auch wenn ich jetzt einfach mal behaupte, dass die Lackierung meiner Suzuki mehr oder weniger in Ordnung ist, ist das eben doch nicht so. Kleinere Kratzer, Steinschlagschäden an der Unterseite des Motorrads, ein Kratzer am Rahmenrohr? Gibt es alles, fällt mir vielleicht nicht mal auf. Sind aber alles Stellen, wo dann mittel- bis langfristig eben doch die Salzpampe von der Straße zum Problem werden kann.

Und dann sind da noch die anderen metallischen Oberflächen. Die Schrauben und Muttern, die eben nicht mit lackiert wurden und fröhlich vor sich hin rosten. Das sind dann diese Schrauben, die du dann nur mittels Schlagschrauber herausnoddeln kannst.

Oder auch die Aluminiumteile am Motorrad, welche zwar keinen Rost ansetzen, dafür aber tolle Salzflecken bekommen. Kannst du recht gut auf Alufelgen beobachten, wenn dort mal der Lack ab ist…

Also doch: Salz ist definitiv schlimm. Selbst Motorräder, die einen Alurahmen aufweisen und „Joghurtbecher“, die großteils mit Kunststoff ausgestattet wurden, haben alle möglichen optische (Flecken) und technische (festgerostete Schrauben) Problemchen. Also auf jeden Fall: Streusalz vermeiden.

Und man kann eben doch im Winter fahren

Ja, mache ich ja auch. Wenn auch mit weniger Begeisterung, als zur Sommerzeit.

Und das mit dem weißen Schmodder überall ist halt schon lästig. Du fährst auf der Bundesstraße hinter einem Lkw her, die Gischt setzt sich überall ab, du kannst nicht mal ordentlich aus dem Helmvisier schauen. Und dann kommst du zurück und findest den weißen Belag nicht nur an der Fahrzeugfront, sondern überall am Motorrad, selbst an Stellen, wo es eigentlich gar nicht hinkommen sollte.

Unglaublich kriechfähig.

Der einzige Weg, das Salz loszuwerden, ist, die Maschine mit viel klarem Wasser abzuspülen. Ist natürlich klasse, im tiefen Winter das Motorrad mit dem Schlauch abzuspritzen, und trocken wird das Motorrad dann sowieso nie wieder richtig im Winter, aber viele andere Optionen bleiben nicht.

Als Vorbeugung das Motorrad mit speziellen Mittelchen zu imprägnieren (Sprühwachs) hilft nicht wirklich. Klar, die Oberflächen werden ein wenig geschützt. Aber du kommst definitiv nicht überall hin mit der Flasche, mache Stellen bleiben eben einfach unerreichbar. Und wo du nicht hinkommst, eventuell auch nicht hinschaust, an Stellen, wo du vielleicht erst wieder in einem Jahr im Rahmen von Wartungsarbeiten einen Blick hinwirfst, dort wirst du dann vom Rost zerfressene Schrauben und Teile finden.

Fazit

Wer auch immer behauptet, es ist gar kein Problem im Winter Motorrad zu fahren, der irrt. Habe ich auch schon in der Vergangenheit. Weil nämlich dein ganzes Motorrad am Ende von einem Streusalz-Wasser-Gemisch eingesaut ist. Und um das muss man sich halt kümmern, sonst gibt es Rostfraß.

Also ja, im Winter fahren geht. Ist aber mit Aufwand verbunden, wenn die eigene Maschine schön bleiben soll.