Trangia-Kocher, Gasbrenner

Abkehr vom Spiritus

Mir wird ja hin und wieder vorgeworfen, ich würde ein wenig zu sehr zum Minimalismus neigen. Zu sehr auf Komfort verzichten und es mir daher oftmals selbst zu unbequem machen.

Da will ich nicht unbedingt widersprechen. Ich bin tatsächlich oft genug vom „einfachen“ begeistert. Insofern hat ja mein bisheriger Campingkocher irgendwie hervorragend zu mir gepasst.

Es ist ja so: nach mehreren „Fehlversuchen“ nutze ich seit einigen Jahren den allseits bekannten Spirituskocher. Und, Minimalismus hin, Geiz her, er hat sich bewährt. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar vom gesamten Prinzip des Trangia-Kochers begeistert. „eingebauter“ Windschutz, perfekt ineinander stapelbar und dann noch die Tatsache, dass sich das alles mit Spiritus betreiben lässt. Denn Spiritus ist wirklich überall erhältlich. Ob ich jetzt irgendwo am Ende der Welt in einen Tante-Emma-Laden marschiere oder in einen Baumarkt: ich habe immer die Option, Brennstoff für den Campingkocher für lau Geld zu bekommen. Also eigentlich toll, oder?

Nur habe ich letztes Jahr, als ich mit Junior Sardinien unsicher gemacht habe, einfach mal auch die Nachteile wieder hautnah erleben müssen. Ein Spirituskocher rußt (obwohl es einige Möglichkeiten gibt, das zu verringern), was bedeutet, dass ich immer die Topfböden schrubben muss. Ein Spirituskocher lässt sich nicht ordentlich regulieren. Und Spiritus stinkt. Jedes mal beim Nachfüllen muss ich mir die Pfoten waschen. Und wenn ich mal den Brenner mit Restspiritus nicht ordentlich verschließe, läuft was aus, im gesamten Geschirr herum, ich habe, wenn ich nicht ordentlich alles abspüle den vergällten Geschmack im Mund.

Trangia Gasbrenner

Lieferumfang: Brenner und Transportbeutel

Aber, wie gesagt, mit hat der Spirituskocher trotzdem gut gefallen. Einfach, geht nicht kaputt (außer der Dichtung im Deckel), robust und irgendwie kultig.

Trotzdem habe ich mich dieses Jahr endlich mal zusammengenommen und mir für den Trangia-Kocher einen Gasbrenner bestellt.

Gasbrennereinsatz

Der Gasbrenner selbst kommt in einem unauffälligen Päckchen. Drin ist das ganze Set, nichts zum Zusammenbauen oder montieren, lediglich der Brenner mit fest installiertem Versorgungsschlauch und Schraubventil. Weiterhin ist noch ein putziger kleiner Transportbeutel beigelegt.

Der Gasbrennereinsatz passt genau in die entsprechende Aussparung im Fuß des Sturmkochers, sogar ein passendes Loch zum Durchziehen des Gasschlauchs ist dort bereits vorgebohrt.

Der Ganze Gasbrenner wird durch ein kleines Blech zum „einclippen“ in Position gehalten. Auch eine recht einfache und robuste Konstruktion.

Kleiner Bonus: der Gasbrenner passt mitsamt dem Versorgungsschlauch vollständig in den Wasserkessel des Sturmkochers. Insofern ist, wenn ich alles kompakt haben möchte, der Transportbeutel für eine gesonderte Aufbewahrung, nicht unbedingt notwendig.

Gasbrenner im Fuß des Kochers eingesetzt

Gasbrenner im Fuß des Kochers eingesetzt

Vorteile des Gasbrenners

Der Zusammenbau des Kochers hat ja nun recht ordentlich geklappt, also mal im praktischen Betrieb austesten.

Zunächst mal muss ich mir keine Gedanken mehr machen, ich könnte beim Zusammenbau oder beim Nachfüllen Spiritus verkleckern. Weniger Gestank, weniger Hände waschen. Schon mal gut. Zusammenbasteln, Gaskartusche anschrauben, aufdrehen, anzünden (keine Piezozündung). Und schon brennt das Geschoss.

Und es brennt ordentlich. Natürlich bin ich jetzt nicht unbedingt mit wissenschaftlichen Experimenten beschäftigt, wenn ich einen Campingkocher nutze. Aber insgesamt habe den Eindruck, mein Kaffeewasser braucht nur etwa 2/3 der Zeit bis es kocht, als vorher. Also eine merklich bessere Heizleistung.

Jetzt ist es ja so, dass ich den Campingkocher im Urlaub nutze, nicht, wenn ich auf der Flucht bin. Dies bedeutet, ich habe ja eigentlich jede Menge Zeit, wenn ich Abends auf dem Campingplatz sitze und zuschaue, wie mein Essen gemütlich gart. Andererseits ist es doch so, dass ich nach einem Tag auf dem Motorrad am Abend halt schlichtweg Hunger habe und eben nicht ewig lange warten möchte, bis mein Essen fertig ist. Insofern ist es schon (gefühlt) von Vorteil, wenn mein Essen halt schneller fertig ist.

Weiterer Vorteil: Die verrußten Topfböden gehören jetzt definitiv der Vergangenheit an. Gas ist in dieser Hinsicht einfach „sauberer“ und unkomplizierter.

Tja, und dann noch das Nachfüllen. Wenn ich eine ordentliche Mahlzeit zubereite, also mit einer Kochzeit von mehr als 20 Minuten, ist halt der Spirituskocher leer, muss nachgefüllt werden. Das passiert mir beim Gasbrenner nicht.

Also für mich einige Vorteile, die sich diese Saison mit Sicherheit noch weiter darstellen werden.

Nachteile des Gaskochers

Wo viel Licht ist, da ist natürlich auch Schatten.

Zunächst mal die Kosten: Der Gasbrenner kostet extra. Mein alter Sturmkocher kostet lockere 80 €. Der passende Gaskocher noch dazu schlägt nochmals mit bescheidenen 60 € zu Buche. Dies bedeutet, dass ich am Ende lockere 140€ nur für einen Campingkocher ausgegeben habe. Nun ist das, verglichen mit den anderen Ausgaben zum Thema Motorrad jetzt nicht allzu viel, aber eben auch nicht wenig. Andererseits habe ich natürlich die Hoffnung, dass die Anschaffungskosten durch die bislang sehr hohe Lebensdauer des gesamten Kochers durchaus wieder ausgeglichen werden.

Und dann ist da noch das Gas. Jetzt sind die „Betriebskosten“ bei einem Campingkocher meiner Meinung nach absolut zweitrangig. Klar, Spiritus ist spottbillig, Gas teurer. Aber mal ehrlich. Ob ich jetzt für meine zwei Tassen Kaffee am Morgen Brennstoff für 30 Cent oder für 70 Cent verballere, sollte im Urlaub jetzt nicht allzu wichtig sein. Geht zumindest mir so.

Gaskartuschen

Die Schraub-Gaskartuschen finden sich nicht immer im Baumarkt um die Ecke

Etwas problematischer ist die Gasversorgung. Wie gesagt: Eine Flasche Brennspiritus bekomme ich absolut überall. In jedem Tante-Emma-Laden, in jedem Supermarkt, in jedem Baumarkt und sogar an vielen Tankstellen. Mit den Gaskartuschen sieht es da schon ganz anders aus. Es handelt sich hier um Gaskartuschen mit Schraubanschluss, nicht um die hierzulande wohlbekannten Stechgaskartuschen, wie man sie beispielsweise von der Lötlampe kennt. Dies bedeutet, diese Gaskartuschen gibt es definitiv nicht im Baumarkt um die Ecke, auch nicht in einem „normalen Supermarkt“. Auch in Sportgeschäften mit ihrer „Alibi“-Campingabteilung wirst du solche Gaskartuschen nicht finden. Du musst definitiv in ein ordentliches Fachgeschäft und Gaskartuschen kaufen, wenn dir unterwegs der Brennstoff ausgeht. Und das kann dann doch recht lästig werden, wenn am Samstagabend auf dem Campingplatz halt das Gas ausgeht.

Also nochmals: Die Anschaffungskosten sind hoch und die Gasversorgung muss auf jeden Fall im Auge behalten werden.

Im Betrieb

Jetzt habe ich mir den Gasbrenner angeschafft, noch zwei Gaskartuschen und das ganze Teil mal ordentlich ausgetestet. Und ich muss sagen: es klappt alles.

Der Aufbau bzw. die Montage ist einfach (nach dem zweiten oder dritten Mal). Die Flamme lässt sich gut regulieren, alles funktioniert tadellos.

Kleiner Hinweis: Die Gaskartusche umzuwerfen oder zu schütteln während des Betriebs bringt Irritationen. Auf einmal flackert und faucht es ordentlich. Also auf ordentlichen Stand achten.

Den Gasverbrauch zu messen ist nicht einfach. Immerhin habe ich ja jetzt noch nie mit der Stoppuhr und einer Waage neben dem Kocher gewartet. Aber bei mir hält die 240g-Gaskartusche (das sind die mittelgroßen) etwa drei bis vier Tage lang. Damit koche ich dann meinen Kaffee zum Frühstück sowie ein ordentliches Abendessen. Danach ist die Kartusche leer.

Ich bevorzuge übrigens die mittelgroßen Gaskartuschen. Die kleinen sind einfach zu schnell leer, die großen sind für mich zu sperrig. Aber die mittleren kann ich immer irgendwo ins Gepäck quetschen.

Fazit:

Ich für meinen Teil bin recht begeistert von dem Gasbrenner für den Trangia-Sturmkocher. Feine Sache. Schneller, sauberer und genauso praktisch wie der ursprüngliche Spiritusbrenner am Kocher. Mein einziges Problem besteht darin, dass ich eben nicht an jeder Ecke eine Ersatzkartusche für den Gaskocher auftreiben kann.