Wieviele Kilometer bekomme ich auf eine Motorradkette?
Als Motorradkette hast du es nicht leicht. Du bist bei Wind und Wetter draußen, bekommst ständig den gesamten Straßenschmutz ab, musst Unmengen von Pferdestärken an Leistung übertragen und kein Mensch kümmert sich um deine Pflege und Wartung. Kein Wunder, dass du irgendwann einfach aufhörst zu funktionieren.
Und so war es jetzt auch bei mir. Die Kette an meiner BMW war fällig. In höchstem Maße fällig um genau zu sein. Das Ende ihrer Lebenszeit war gekommen. Und im Rahmen der Inspektion habe ich sie wechseln lassen. Und während der Inspektion habe ich mich mal mit dem Mechaniker meines Vertrauens unterhalten. Thema war die Lebensdauer von Motorradketten. Und weil wir beide der Meinung waren, dass 60.000 km Laufleistung für eine Motorradkette durchaus viel sind, habe ich mich ein wenig schlau gemacht, wie lange eine Motorradkette denn gemeinhin so hält.
War auch gar nicht schwer, immerhin habe ich auch schon mehrere Motorräder mit unterschiedlichster Laufleistung und Beanspruchung mein Eigen genannt.
Wenn du in den verschiedenen Foren mal ein wenig herumstöberst, wirst du immer mal wieder lesen, dass eine Motorradkette so zwischen 20.000 km und 40.000 km hält, je nach Pflege und Beanspruchung.
Gute Gelegenheit, dies ein wenig aufzudröseln.
Einflussfaktoren für die Lebensdauer der Kette
Qualität
Der erste Punkt ist ja ganz klar. Wenn du von vornherein Mist erworben hast, wirst du das natürlich auch spüren. Andererseits tummeln sich auf dem Zubehörmarkt, zumindest in speziell diesem Bereich, wohl kaum schwarze Schafe.
Beim Kauf einer Motorradkette hast du die Wahl zwischen drei oder vier verschiedenen Anbietern. Die dann jeweils noch in zwei Ausführungen, dann wars das schon. Und mal ganz ehrlich. Ob du jetzt eine Kette von DID, Regina oder Afam aufziehst, ist eigentlich ziemlich egal. Es handelt sich durchweg um namhafte Hersteller mit Qualitätsware.
Vor gefühlten hundert Jahren gab es da mal von der Zeitschrift Motorrad einen kleinen Vergleichstest, in dem das auch durch genauere Daten untermauert wurde. Mag natürlich sein, dass das nicht mehr aktuell ist, aber die entsprechende Grundrichtung dürfte auch jetzt noch passen.
Die einzige Möglichkeit, Schrott zu erwerben, wären diese erstaunlich günstigen Ebay-Anbieter, die dann Ware komplett ohne oder mit merkwürdig chinesischer Produktbezeichnung anbieten. Da wäre ich dann doch ein wenig vorsichtiger.
Belastung
Auf das kannst du definitiv Einfluss nehmen. Eins ist ja klar, je mehr Leistung übertragen wird, desto mehr wird die Kette belastet. Viel Kraft wird übertragen, wenn du schnell fährst. Ganz pauschal gesagt. Je weiter du den Gashahn an deinem Motorrad aufmachst, desto mehr arbeitet der Motor und desto mehr Kraft wird übertragen. Wenn du also häufig und lange Strecken schnell fährst, altert deine Motorradkette eher.
Die andere (und meiner Meinung nach gravierendere) Form der Belastung ist der „ruckartige“ Zug auf die Motorradkette. Wenn du „explosiv“ Kraft überträgst, geht das in Form eines Schlags durch den gesamten Sekundärtrieb, also deine Kette samt Kettenrad. Ein gutes Beispiel ist hier der „Gaswheelie“, d.h. das schlagartige Aufziehen des Gasgriffs, um die Maschine auf das Hinterrad zu bekommen. Genau auf diese Weise wird hier schlagartig viel Kraft auf das Hinterrad übertragen. Und das kostet die Kette eben Lebenszeit.
Genauso ruckartige Leistungsentfaltung entsteht bei kurzen Ampelsprints. Die kosten dich bzw. deine Motorradkette eben auch ein wenig Lebensdauer.
Wartung
Die Wartung der Motorradkette umfasst zwei Punkte. Erstens die regelmäßige Pflege mit einem Schmiermittel, weiterhin das Einhalten der korrekten Kettenspannung.
Eine Kette zu schmieren, hat gleich mehrere Gründe. Zunächst einmal ist eine Motorradkette aus vergütetem Stahl. Und egal, wie die genaue Legierung aussieht, bleibt es Stahl, d.h. die Motorradkette wird irgendwann anfangen, zu rosten. Dies kann ganz einfach vermieden werden, wenn du die Kette regelmäßig fettest. Viel Fett=wenig Rost. Wie überall im Metallbereich.
Das regelmäßige Nachspannen der Motorradkette gehört auch zu den Tätigkeiten, die deine Kette länger „frisch“ halten. Der Grund ist ganz einfach. Wenn deine Motorradkette zu locker ist, geht bei jedem Griff ans Gas ein kleiner Lastwechselruck durch den Antriebsstrang. Und ein Ruck, wie oben beschrieben, ist schlecht. Viele kleine „Rucke“ belasten die Motorradkette eben auch dauerhaft. Ist deine Motorradkette aber ordentlich gespannt, merkst du kaum einen Lastwechselruck im Antriebsstrang.
Wann ist die Motorradkette am Ende?
Das Ende einer Motorradkette, bzw. des ganzen Kettensatzes kannst du an verschiedenen Punkten erkennen.
Motorradkette ist ungleichmäßig gelängt
Du spannst deine Motorradkette ganz normal nach. Schließlich passt alles, du drehst alle Schrauben am Hinterrad wieder fest, drehst das Hinterrad und stellst fest, dass die gerade eben noch genau richtig gespannte Kette nun straffer sitzt als vorher noch?
Kann passieren. Dann ist deine Motorradkette eben ungleichmäßig gelängt, was bedeutet, dass sie ungleichmäßig durchhängt oder eben nicht durchhängt, wo sie es sollte. Dann einfach noch mal alle Schrauben auf und unter Berücksichtigung des neuen Problems die Kette auf einen „Mittelwert“ spannen und den Austausch des Kettensatzes auf die Merkliste für die nächste Wartungsperiode setzen.
Sägezahn an Ritzel und Kettenrad
Die Motorradkette wird nicht alleine alt. Sie wird alt und abgenutzt zusammen mit Ritzel und Kettenrad (das vordere und hintere Zahnrad). Wenn diese nicht mehr gleichmäßige und gestaltete gebogene Zähne aufweisen, sondern optisch mehr was von einem Kreissägenblatt haben, dann spricht man von der Sägezahnbildung. Das ist dann auch der Punkt, an dem der Kettensatz fällig wird.
Wobei festzustellen ist, dass ein klein wenig Sägezahnbildung normal ist, auch wenn der Kettensatz am Motorrad noch nicht gleich fällig wird. Wenn du den Test machen möchtest, schiebe dein Motorrad ein wenig rückwärts und höre genau hin. Wenn die Kette jetzt besonders rasselt oder „zupft“ ist sie am Ende ihrer Lebensdauer angelangt.
Kette lässt sich abheben
Der einfachste aller Tests. Eine Motorradkette sollte auf jeden Fall satt auf dem Kettenrad liegen. Wenn du die Kette am hintersten Punkt ein wenig anheben kannst, also drei bis fünf Millimeter, dann ist sie schon recht locker. Das bedeutet dann, dass die einzelnen Kettenglieder schon ein wenig „ausgenudelt“ sind und ein Austausch notwendig wird.
Der Test ist übrigens auch gut bei der regelmäßigen Fahrzeugpflege zu machen, dann kannst du dir die öligen Pfoten auch gleich wieder sauber machen.
Weiteres Nachspannen ist unmöglich
Deine Motorradkette muss regelmäßig nachgespannt werden, da sie im Laufe der Zeit länger wird. Bist du irgendwann am Ende der Skala angelangt, und ein weiteres Nachspannen ist nicht mehr möglich, wird es Zeit, einen neuen Kettensatz zu bestellen.
Ich muss jedoch zugeben, dass ich so was noch nie selbst gesehen habe. Bisher war es jedes mal einer der anderen Faktoren, die mir gezeigt haben, dass die Kette fällig ist.
Und wie lange lebt jetzt eine Kette tatsächlich?
Zu Anfang meines Motorradlebens wusste ich noch nichts von der Tatsache, dass man eine Kette auch schmieren kann. Dies hat dann dafür gesorgt, dass ich auf den Kettensatz meiner damaligen Aprilia Pegaso lausige 16.000km drauf bekommen habe. Dann war er fertig, und zwar vollständig. Hat ständig gerasselt, ließ sich nicht mehr passend einstellen, kurzum, es war nicht angenehm, zu fahren.
Auf den Kettensatz meiner CBR600, die ich zwei Jahre gefahren habe, schaffte ich ein wenig mehr als 30.000 km, dann war er ziemlich am Ende. Noch nicht komplett reif für den Austausch, aber schon ziemlich. Diese Kette wurde mit ordentlichem Kettenspray nach jeder noch so kleinen Regenfahrt behandelt.
Als ich eine V-Strom 650 hatte, bin ich auf den ersten Kettensatz 45.000 km gefahren, da waren aber noch gar keine (!) Verschleißerscheinungen festzustellen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich die Maschine nur sehr zurückhaltend auf der Straße bewegt habe, also keine massiven Belastungen durch Leistung oder Verschmutzungen durch Geländefahrten auftraten. Zusätzlich hatte ich einen Scottoiler montiert. Dies alles zusammen führte natürlich dazu, dass ich mit einem langen Kettenleben rechnen konnte.
Bei meiner F800GS schaffte ich 60.000km auf den Kettensatz. Mit Scottoiler, der die Schmierung übernahm. Die Maschine wurde kaum im Gelände bewegt, hatte damit also auch nur wenig Sand und Schlamm auf der Kette. Die Belastungen wiederum waren teilweise schon recht derb, viel Zweipersonenbetrieb, viele auch teilweise recht ambitionierte Fahrten, viele Fahrten auch bei miesen Verhältnissen.
Ich denke mal, mit einem Motorrad, was ich nur für den morgendlichen Weg zur Arbeit benutze, wäre da dann sogar noch ein wenig mehr drin.
Da das obere ,vor allem aber das untere Kettentrum bei „modernen“ Maschinen ihr Dasein im Schmutzwurfbereich des Hinterrades gänzlich ohne Schutz fristen müssen , sind die beschriebenen Laufleistungen erstaunlich. Die „alten “ Maschinen besaßen einen Kettenschutz, welcher die Kette im Bereich des Reifens abdeckte , ja es gab sogar gänzlich geschlossene, fettgefüllte Kettenkästen !
Durch den „Fortschritt “ in der Entwicklung sind nicht nur solche sinnvollen Einrichtungen , gleichzeitig aber auch tatsächlich vor Schmutz und Kot schützende Kotschützer rudimentären Fendern , welche maximal dem Stiling dienen, gewichen. ( In diesem Fall beduetet Fortschritt = Wegbewegung vom eigentlichen Sinn und Zweck einer Einrichtung )
Die komplett mit Fett gefüllten Kettenkästen kenne ich eigentlich ur noch von alten DDR-Mopped. Simson? MZ? Keine Ahnung, ist schon ewig her. Auf jeden Fall die einfachste und effektivste Möglichkeit die Lebensdauer deiner Motorradkette zu erhöhen.
Yamaha TR1 hat einen Fettkettenkasten 🙂
Viele Leute schwören auf „DID“ oder warnen vor „Frauennamen“. Wir sind halt einfach gestrickt und m,öchten in drei Worten das geballte Wissen über Kettensätze wiederfinden, weil dann die Konzentration nachlässt.
Ich sag mal so: Käse. Oder Quark, wie man will.
So, wie VW den up! und den Phaeton baut, baut auch DID grottenschlechte und exquisite Ketten. Ebenso wie RK oder Regina.
Jeder der Hersteller hat Ketten mit unterschiedlicher Zugfestigkeit und verschiedener (oder sogar fehlender) Abdichtung durch O-, W- oder X-Ringe im Sortiment. Beispiel 520er Kette: die einfachste DID-Kette und die Edelversion ZVMX trennen die 35fache Lebensdauer! Sagt DID. Aber selbst wenn es nur die zehnfache Dauer wäre, heißt das bei der Billigkette neun zusätzliche Kettenwechsel mit Material und Arbeit. Dann lieber zur guten Kette greifen, dabei auch an den Zahnrädern nicht sparen (JT, Afam oder Sunstar). Die Ketten, die serienmäßig auf japanischen 125ern laufen, leben selten länger als 3000, maximal 5000 km. Der Nachrüstsatz dann 25.000. Und beide sind vom gleichen Kettenhersteller…
Das mit dem Fettkettenkasten kenne ich noch von den alten Simson-Moppeds. Sah zwar hässlich aus, hatte aber den Vorteil, dass so gut wie nie was zu machen war.
OMG… warum ! Schwarze Unterlage der website? Meine Augen tut weh