Bremsbeläge an der Motorrad-Scheibenbremse

Allgemeines

Es ist eine Binsenweisheit, dass man länger schnell fährt, wenn man nur später bremst. Wer HIER nachgelesen hat, wie eine Bremsanlage grundsätzlich funktioniert, der kann zumindest eines mit Bestimmtheit sagen: Das Motorrad sollte zur Erreichung der besten Bremswirkung mit einer Scheibenbremse ausgestattet sein.

Durch die regelmäßige Benutzung der Bremse verschleißen sowohl die Bremsbeläge als auch die Bremsscheibe des Motorrads. Während ein Austausch der Bremsscheibe in aller Regel ein Motorradleben oder zumindest 80.000 km lang halten, sieht es bei den Bremsbelägen ein wenig anders aus. Diese nutzen sich wesentlich schneller ab und müssen bei erreichen der Verschleißgrenze dann getauscht werden.

Haltbarkeit von Bremsbelägen

Zunächst stellt sich die Frage, wie lange eigentlich die Bremsbeläge am Motorrad halten. Dies ist vor allem abhängig von der Fahrweise, den technischen Eigenschaften des Motorrads und der Bremsanlage sowie auch den montierten Bremsbelägen. Der eine fährt mit einem Satz Bremsbeläge 14.000 km, der nächste muss sie erst mit 40.000 km wechseln. Solche Abweichungen sind durchaus normal, eben deshalb, weil, wie oben erwähnt, erhebliche Unterschiede bestehen.

Verschleißgrenze prüfen

Grundsätzlich prüft man den Verschleiß der Bremsbeläge durch einen einfachen Blick darauf. Man stellt sich direkt vor die Maschine und blickt „an der Bremsscheibe entlang“ bis zu den Bremsbelägen. Hier kann man dann wunderbar die eigentlichen Bremsbeläge mitsamt der Trägerplatte anschauen.

Meist weisen die Bremsbeläge eine Nut auf, die dann die Verschleißgrenze markiert. Ist der Bremsbelag so weit herunter gefahren, dass die Nut nicht mehr sichtbar ist, steht normalerweise ein Wechsel an. Ist keine Nut vorhanden oder ist man sich unsicher, hilft ein Blick ins Fahrzeughandbuch des Motorrads. Hier sollte die Minimalstärke der Bremsbeläge angegeben sein. Ist auch dies nicht möglich, kann man als Faustregel davon ausgehen, dass die Bremsbeläge einer Motorrad-Scheibenbremse nicht weiter als auf 1,5 mm Reststärke „abgefahren“ werden sollten. Dann ist ein Wechsel angesagt. Fährt man die Bremsbeläge weiter ab, kommt irgendwann einmal der Punkt an dem dann nur noch Metall auf Metall bremst, nämlich die Trägerplatte der Bremsbeläge auf der Bremsscheibe. Dies hat dann nicht nur ein etwas merkwürdiges Bremsverhalten des Motorrads zur Folge, auch der Geldbeutel kann dann durch weitergehende Schäden doch recht massiv belastet werden.

Arten von Bremsbelägen

Im Motorradbereich werden zwei Arten von Bremsbelägen verwendet: Sintermetallbeläge und organische Bremsbeläge. Diese unterscheiden sich in Anwendungsbereichen, Wirkung, Verschleiß und nicht zuletzt den Kosten.

Organische Bremsbeläge

Zunächst ist festzustellen, dass „organisch“ ganz bestimmt nichts mit biologisch abbaubar oder pflanzlich zu tun hat. Organische Bremsbeläge bestehen vor allem aus Fasermaterialien auf der Basis von Glas, Gummi, Karbon und sonstigen Fasern, welche mittels hitzebeständigen Harzen verklebt werden.

Hierbei handelt es sich in aller Regel um die Standard-Bremsbeläge an den meisten Motorrädern. Diese Bremsbeläge sind einfach und günstig herzustellen, haben ein unauffälliges und im Großen und Ganzen unproblematisches Bremsverhalten, auch für ungeübte Fahrer. Sie halten Betriebstemperaturen von bis zu 800°C aus, was jedoch bei einer Bremsanlage recht schnell erreicht und sogar weit überschritten werden kann (dies kann dann zu einer Verschlechterung des Bremsverhaltens führen). Weiterhin ist festzustellen, dass sie auch die Bremsscheibe in Sachen Verschleiß schonend behandeln.

Einige Nachteile von organischen Bremsbelägen fallen jedoch auch auf. Neue organische Bremsbeläge am Motorrad müssen zunächst sanft „eingebremst“ werden, d.h. die ersten 50 km nur verhalten die Bremse benutzen. Beachtet man dies nicht, droht eine „verglasen“ der Bremsklötze, welche man dann im Anschluss direkt entsorgen kann. Je nach Modell der Bremsbeläge kann es auch sein, dass diese in nassem Zustand eine schlechtere Bremswirkung aufweisen.

Sintermetallbeläge

Neben den klassischen organischen Bremsbelägen kommen im Motorradbereich immer mehr so genannte Sintermetallbremsbeläge zum Einsatz. Diese bestehen, wie schon die Bezeichnung erahnen lässt, zu hohen Anteilen aus Metallen (beispielsweise Stahl, Kupfer, Messing) sowie Füllstoffen. Bremsbeläge aus Sintermetallen weisen im Gegensatz zu den o.g. organischen Belägen einige Unterschiede auf:

Der Reibwert der Bremsbeläge ist in aller Regel höher, somit benötigt man weniger Handkraft zur Betätigung der Bremse, was auch der Dosierbarkeit zu Gute kommt. Weiterhin lassen sich bei größerer Hitzeentwicklung (z.B. lange Passabfahrten mit voller Beladung) weniger Verluste der Bremswirkung (genannt Fading) feststellen. Bei Nässe ist in aller Regel keine nennenswerte Verschlechterung der Bremswirkung zu erwarten.

Einige Nachteile sollte man jedoch auch hier bei beachten:

Zunächst einmal kann nicht so einfach ein Sintermetallbremsklotz mit jeder Bremsscheibe am Motorrad harmonieren. Gegossene Bremsscheiben (Grauguss) weisen nach Benutzung mit Sintermetallbremsbelägen massivst höhere, teilweise schon erschreckende Verschleißwerte auf. Weiterhin unterliegt die Bremsflüssigkeit, bedingt durch eine höhere Hitzeentwicklung der Beläge (welche sich dann auch auf die Bremsflüssigkeit überträgt) auch einer höheren Beanspruchung, sie altert schneller. Und schließlich sollte auch der Preis von Sintermetallbremsbelägen, welcher deutlich höher ist, in die Überlegung einer Neuanschaffung einbezogen werden.

Und welche Bremsbeläge montiert man nun?

Wer bislang zufrieden mit seinen organischen Bremsbelägen herumgefahren ist, hat eigentlich keinen Anlass, diese gegen Sintermetallbremsbeläge auszuwechseln. Wer jedoch eher sportlich ambitioniert teilweise massive Bremsungen aus hoher Geschwindigkeit regelmäßig durchführt und ein wenig mehr Biss am Bremshebel begrüßen würde, der sollte sich ruhig einmal Sintermetallbremsbeläge anschauen.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein Eingriff in die Bremsanlage des Motorrads nicht unwesentlich in die Verkehrssicherheit eingreift. Daher ist auf jeden Fall zu prüfen, welche Bremsbelege für ein Motorrad freigegeben sind.