Die nächste Rate besichtigt…

Und die nächsten drei Motorräder besichtigt. Wieder mit nur gemischten Gefühlen. Diesmal sogar noch besser (schlechter?) als bei den letzten Versuchen. Vielleicht bin ich da ein wenig zu arglos an manche Dinge heran gegangen, habe im Voraus nicht die richtigen Fragen gestellt, war nicht ausreichend misstrauisch bei den „Schnäppchen“. Auf jeden Fall war es wieder nur ein Reinfall.

Aprilia Pegaso

Ein tolles Angebot für ein Gebrauchtmotorrad habe ich diesmal nicht im Internet, sondern am schwarzen Brett im Supermarkt gesehen. Auch nicht schlecht. Eine Aprilia Pegaso 650 für läppische 1100 Euronen. Passt für mich. Ein kleiner unkomplizierter Einzylinder ist ja durchaus das, was ich suche. Und hier im speziellen spricht noch dafür, dass ich eine Pegaso noch von früher kenne. War nämlich mein zweites Motorrad überhaupt. Einfach zu fahren, bequem, alltagstauglich.

Jetzt muss ich dazu sagen, dass meine Pegaso damals eher ein Montagsmodell war. Ständig war irgendeine Kleinigkeit, immer irgendwas zu machen, Ersatzteilbestellungen haben teilweise ewig gebraucht. Aber wenn sie dann mal gefahren ist, war das eine feine Sache.

Und jetzt besteht die Gelegenheit für mich, „back tot he roots“ zu gehen und nochmals eine Pegaso 650 für kleines Geld zu bekommen.
Bei der Besichtigung stelle ich schnell fest, dass es mit der Maschine wohl schon seit einiger Zeit bergab geht. Optisch ist sie doch recht „verschlissen“. Aber wer weiß besser als ich, dass es auf die inneren Werte ankommt?

Nur gesteht mir der Verkäufer, dass es mit der Maschine ein kleines Problem gibt. Läuft nicht richtig rund, springt schwer an… ach ja, und mit dem Öl stimmt auch was nicht. Er meint, ein Ölwechsel wäre notwendig und der Vergaser gehört wohl mal richtig eingestellt.

Sehr merkwürdig. Aber wäre ja alles kein Hexenwerk und für den günstigen Preis bin ich natürlich auch bereit, ein wenig Arbeit zu investieren.
Kurz probiert: Ja, die Maschine springt tatsächlich nicht an, da kann ich orgeln, so viel ich will. Und ja, inzwischen stinkt es in der Garage gewaltig nach unverbranntem Sprit. Wirklich nur den Vergaser einstellen?
Und dann die Sache mit dem Öl. Ein Blick verrät, dass es eine merkwürdige Konsistenz hat. Und die Farbe ist auch ein wenig ungewöhnlich könnte man sagen. Kurz mit dem Finger reingetunkt, nur eine schmierige Pampe. Ob da vielleicht weniger ein Problem mit dem Vergaser vorliegt, sondern eher mit einer Zylinderkopfdichtung? Man weiß es nicht. Und irgendwie will ich es dann auch nicht mehr wissen…

Honda Transalp

Ja, irgendwie hat es mir die Transalp schon ein wenig angetan. Klar, zu dem Begriff „kleiner Einzylinder“ passt dieses Gebrauchtmotorrad bestimmt nicht mehr. Alles ein wenig größer, reisetauglicher. Aber andererseits passt diese Maschine durchaus in mein Raster, da unauffällig, bequem, einfach zu fahren und ewig lebend. Von daher ist es nur folgerichtig, wenn ich mir diese Angebote auch immer mal wieder anschaue.
1700 Euro möchte der Verkäufer für seinen Schatz.

Am Telefon wird schnell alles geklärt (dachte ich): Motorrad noch verfügbar? Kann ich vorbeikommen, um die Maschine mal in Augenschein zu nehmen? Probefahrt grundsätzlich möglich? Dann passt ja alles.
Ich nehme mir den Nachmittag frei (ist sowieso tolles Motorradwetter) und brummle eine knappe Stunde bis zu dem geneigten Verkäufer.

Ja, perfekt, er ist auch gleich guter Dinge, die anderen, die zur Besichtigung da waren, haben sich immer verspätet, er hat gar nicht damit gerechnet, dass ich pünktlich sein würde.
(Aha, die anderen? Wie viele wohl hier waren, ohne das Motorrad zu kaufen? Und warum? Das Angebot ist ja nicht schlecht)

Wir begeben uns in die Garage. Schon mal gut. Ich mag Garagenfahrzeuge. Und da steht auch schon die schöne Transalp. Sie steht da, begraben unter einer Staubschicht. Abgemeldet. Irgendwie tot.
So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Ein abgemeldetes Motorrad? Ich dachte, eine Probefahrt wäre möglich. Der Verkäufer wiegelt ab. Kein Problem, wir können ja das Kennzeichen abschrauben, dann gibt es keine Probleme mit der Polizei. Ich soll halt nicht ewig hier herumfahren… aha.

Verschieben wir das Problem. Zunächst wird die Maschine „durchgeschaut“. Sieht nicht schlecht aus, aber alles irgendwie ein wenig „verkommen“. Auch die Reifen könnten Luft vertragen. Und ein Batterieladegerät sehe ich auch nirgends.

Es wird gleich bestätigt: Ja, die Batterie ist leer. Ist aber auch kein Wunder, das Motorrad steht schon ein Jahr. Gut, den Motor will ich aber schon hören. Der Verkäufer schleppt eine Autobatterie und ein Starthilfekabel an. Wir überbrücken. Wir orgeln. Wir orgeln recht lange. Irgendwann brummt der Motor dann tatsächlich. Nur um dann sofort wieder auszugehen. Egal, was wir tun. Wir schaffen es nicht, den Motor länger als fünf Sekunden am Laufen zu halten.

Irgendwann habe ich die Schnauze voll. Ich bin extra eine knappe Stunde her gefahren, um ein Motorrad zu besichtigen und Probe zu fahren. Und der Verkäufer hat vergessen zu erwähnen, dass die Maschine nicht mal anläuft, weil sie tot ist und selbst wenn, dürfte ich nicht im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs sein, weil die Maschine weder versichert, noch versteuert noch zugelassen ist.
Als ich dies dem Verkäufer sage, ist er beleidigt und schlägt mir die Türe vor der Nase zu.

Im Nachhinein stelle ich fest: Ist ja irgendwie mein Fehler, nächstes Mal explizit am Telefon fragen, ob das Gebrauchtmotorrad zugelassen und fahrbereit ist.

KTM 640 LC4

Auch nicht aus dem Netz, sondern auf Empfehlung eines Bekannten.

„Ich wüsste dir eine kleine Enduro“. So in etwa.

Und eine LC4 ist dann auch mal eine gute Idee. Vielleicht nicht ganz so gemütlich, wie ich es ursprünglich geplant habe, aber durchaus noch im Rahmen. Ist halt tatsächlich geländegängig, zumindest im Vergleich zu den anderen Motorrädern, die ich so ins Auge gefasst habe. Klar, die LC4 ist jetzt nicht unbedingt laufruhig. Und bequem ist auch anders. Aber dafür habe ich dann halt auch ein Motorrad, was ich auch mal durch den Acker treiben kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Und das ist dann wohl auch das Problem. Denn als ich die Maschine anschaue, fällt mir auf… ja, irgendwie passt das alles nicht so besonders.

Der Verkäufer hat seine LC4 nämlich recht häufig abseits geebneter Wege genutzt. Und das sieht man dem Motorrad natürlich auch an. Jetzt habe ich grundsätzlich mal nichts dagegen, wenn eine Enduro auch mal im Dreck liegt. Er jedoch schon. Da ging ihm einfach zu viel zu Bruch. Deshalb hat er dann alle Teile, die zu Bruch gehen können einfach wegmontiert. Und das ist es, was mir gleich aufgefallen ist. Die Beleuchtung fehlt (Großteils). Blinker kann ich mir nur denken. Eine Kennzeichenbeleuchtung existiert noch. Nur eben nicht an der Maschine. Weil nämlich der Kennzeichenhalter (mit der Beleuchtung) auch nicht mehr dran ist. Der originale Auspuff war wohl zu schwer? Ich frage deshalb, weil am Motorrad eine höchst lautstarke Anlage ohne jede Genehmigung montiert ist…

Tja, das ist dann auch nichts für mich.

Ich gebe es gerne zu. Dieses Flair von Abenteuer und Gelände reizt mich natürlich ein wenig. Aber dann die komplette Beleuchtung nachzurüsten und dann noch einen erlaubnisfähigen Endtopf aufzutreiben nur um dann beim TÜV erstaml wieder vorstellig zu werden (und sind wir ehrlich: wann wäre denn eine Abnahme jemals beim ersten Versuch erfolgreich?), das ist dann doch nicht meine Welt. Viel zu viel Aufwand mit ungewissem Ende. Denn ich habe halt kein eigenes Waldstück vor der Haustüre, in der ich herumtoben kann.

Fazit:

Schon wieder einige Stunden umsonst nach Motorrädern geschaut. Ein Gebrauchtmotorrad zu kaufen, ist für mich halt doch nicht so einfach. Wobei ich an manchen Missverständnissen selbst schuld bin. Ich hätte nur ordentlich fragen sollen. Für die nächste Rate an zu besichtigenden Motorrädern werde ich ein wenig mehr im Voraus erfragen. Kann ja nicht so schwer sein.