Der Sinn der Rabattschlacht

Momentan geht nicht viel, was das Motorradfahren angeht. Eigentlich ist der Winter für mich die beste Zeit, Wartungsarbeiten vorzunehmen und einfach mal auf besseres Wetter zu hoffen. Und dann mache ich mir jedes Jahr noch Gedanken, welche Anschaffungen mal wieder fällig werden.

Und da bin ich nicht der einzige. Ich habe letzte Woche mit einem Arbeitskollegen diskutiert. Er möchte sich jetzt unbedingt einen neuen Lederkombi und ein neues Paar Sommerhandschuhe zulegen.

Warum auch nicht. Wer bei den „großen Drei“ mal die Prospekte durchschaut wird feststellen, dass Riesenrabatte nur auf den mutigen Käufer warten. Ist eigentlich ein tolles Schnäppchen. Eigentlich.

Ich bin davon jedoch nicht so sehr begeistert. Wenn du nicht gerade sehr erfahren bist, was deine Motorradgewohnheiten angeht, würde ich sagen, dass du ganz schön auf die Schnauze fallen kannst, wenn du jetzt größere Anschaffungen machst.

Der Idealfall ist doch folgender: Du kommst in dein Motorradgeschäft, probierst einige Modelle an (ob jetzt Lederkombi, Handschuhe oder Helm), fragst kurz nach, hinterlegst vielleicht ein Pfand und drehst eine Runde um den Block. Nur auf diese Art kannst du definitiv feststellen, ob irgendwo eine Naht drückt, das Helmvisier beschlägt oder sonst etwas nicht passt.

Und dann, gesetzt den Fall, dass eben alles klappt, kaufst du. Oder eben auch nicht, wenn eben doch nicht alles so passt, wie du dir vorstellst.

Nur diesen Punkt kannst du abhaken, wenn du bei Temperaturen wie zur Zeit einkaufst. Selbst das Probesitzen auf deiner Maschine klappt doch nicht. Oder willst du mir ernsthaft erzählen, dass du bei Minus 12° auf die Maschine sitzt, um beim Polo-Shop um die Ecke ein paar Handschuhe einzukaufen.

Und selbst wenn du das machst, wie gut kannst du bei einer Probefahrt dann wirklich alles beurteilen? Immerhin bist du auf der Maschine ja vor allem mal damit beschäftigt, nicht zu erfrieren. Kannst du da dann noch tatsächlich darauf achten, ob die Handschuhe ordentlich sitzen? Ich glaube es nicht.

Und wenn du dich dann doch für das Zubehörteil deiner Wahl entscheidest? Mag sein, dass alles passt. Dann hast du für erstklassige Ware (beispielsweise einen tollen Lederkombi) aus der letzten Saison einen wirklich guten Preis bezahlt. Das Teil wird im Idealfall ewig halten und alle sind glücklich damit. Du, weil du ein ordentliches Produkt zu günstigstem Preis erworben hast, der Händler, weil er einen potentiellen Ladenhüter losgeworden ist.

Was aber, wenn nicht alles passt? Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich habe mir ein Pärchen neue Handschuhe zugelegt, hat auch alles recht gut gepasst (im Laden). Als ich dann das erste Mal eine Runde gefahren bin, musste ich feststellen, dass die traumhaften Handschuhe an einer Stelle gedrückt haben. War echt störend. Ich bin dann einfach nächste Woche nochmal in den Shop gegangen und habe umgetauscht. Keinerlei Probleme.

Nur wie sieht das aus, wenn fast ein halbes Jahr vergangen ist? Eine Rückgabe wegen Problemen mit der Passform bei reduzierter Saisonware im Sommer nach dem Kauf? Auch wenn bei allen großen Händlerketten der Service stimmt, hätte ich vollstes Verständnis, wenn eine Rücknahme abgelehnt wird.

Insofern bin ich im Großen und Ganzen nicht der Meinung, dass du deine Motorradbekleidung vor allem im Winter während irgendwelcher Rabattaktionen im Winterschlussverkauf erledigen solltest. Die Chance, Geld zu sparen, ist zwar recht attraktiv, die Gefahren, dass du am Ende auf Motorradbekleidung sitzt, die du nicht nutzt ist halt auch recht groß. Die Gefahr ist natürlich ein wenig geringer, wenn du schon große Erfahrungen hast und auch beim „trocken“ Anprobieren schon genau deine Bedürfnisse kennst, aber ob das dann am Ende ausreicht, weiß kein Mensch.

Fasse ich mal zusammen:

Dieses „antizyklische“ Einkaufen hat großes Potential zum Sparen. Allerdings ist das Risiko eines Fehlkaufs halt doch nicht zu unterschätzen. Du kannst nämlich kaum einen Artikel „in freier Wildbahn“ ausprobieren. Es ist halt einfach zu kalt.