Das Einsteigermotorrad, 2. Teil

Zuletzt habe ich mich ja recht deutlich dafür ausgesprochen, als Einsteiger in die Motorradwelt mit einer eher günstigen Gebrauchtmaschine zu beginnen. Und ich denke, ich habe auch recht gute Gründe dafür aufgeführt. Aber das muss ja nicht sein. Es gibt, wie so häufig, natürlich auch eine Alternative.

Vorteile von Neumaschinen

Eine Neumaschine hat Vorteile gegenüber der günstigen Gebrauchten. Alle paar Jahre gibt es bei Kraftfahrzeugen einen Techniksprung, auch in der Motorradbranche. Motor, Fahrwerk, Bremsen und auch die Ergonomie, all das wir immer besser. Das merkst du als Fahrer natürlich erheblich. Eine neue Maschine fährt sich einfach viel angenehmer und auch sicherer.

Als Fahranfänger brauchst du dir keine Sorgen mehr machen, wenn du in Kurve liegst, und die ganze Maschine anfängt, zu eiern weil Standrohre zu dünn und die Federung „durch“ ist. Du brauchst nicht mehr mit dem Choke herumspielen (gibt nicht mehr) und hoffen, dass es irgendwann wieder ordentlich warm wird, damit die Maschine richtig läuft.

Schon alleine die Tatsache, dass Neumaschinen heutzutage ein ABS aufweisen, birgt gerade für den Fahranfänger gewaltige Vorteile. Gerade als Motorradneuling ist es doch recht wahrscheinlich, dass du dich irgendwann einmal „verbremst“, sei es aus Schreck oder aus Unkenntnis. Und dann liegst du auf dem Asphalt. Und mit dir dein Motorrad. Inzwischen ist flächendeckend ein ABS angesagt, da kannst du diese Unfallursache schon mal weit nach hinten in deine Prioritäten verbannen.

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Punkt, wäre die Wartungsfreiheit und / oder Wartungsarmut bei Neumotorrädern. Wenn du, bevor du dir das Motorrad als Hobby ausgesucht hast, nicht gerade ein geübter Bastler am Mopped warst, wirst du doch hin und wieder selbst zum Schraubenschlüssel greifen müssen, ohne eigentlich zu wissen, was du tust. Hast du dir eine neue Maschine gekauft, entschärft sich dieses Problem schon erheblich. Du gehst regelmäßig zu den Inspektionen, und gut ist. Moderne Motorräder sind wartungsfreundlich und wartungsarm. Du hast Zeit, dich auf das Wesentliche, nämlich das Fahren, zu konzentrieren.

Also kannst du zusammenfassend sagen, dass neue Motorräder sicherer, „besser“ und wartungsfreundlicher sind. Alles Vorteile, die du dann in Anspruch nehmen kannst, wenn du als erste Maschine ein Neumotorrad erwirbst.

Einsteigerangebote

Praktisch jeder große Motorradhersteller bietet für Einsteiger inzwischen irgendeine Aktion beim Kauf des ersten Motorrads. Meist in Form einer Gutschrift in Höhe von 600-1000€ für den Motorradführerschein, hin und wieder liest man auch von einem Gutschein für die erste Fahrerausstattung.

Alles in Allem nicht schlecht. Ein Neumotorrad kostet in der Mittelklasse zwischen 6000€ und 9000€. Damit macht dann der angebotene Gutschein locker mal zehn Prozent des Fahrzeugwerts aus. Also eine feine Sache, oder?

Ist es auch. Du bekommst ein neues Motorrad, einen Zuschuss zum Führerschein oder zur Motorradbekleidung und hast am Ende ein rundum-sorglos-Paket.

Gibt aber auch ein kleines Problem bei der Sache. Diese Angebote werden von den einzelnen Herstellern ja nicht aus altruistischen Motiven gestartet. Kostet ja auch Geld. Und das Geld muss irgendwo herkommen. Normalerweise sind solche Aktionen subventioniert von Händlern und Herstellern. Das bedeutet, der 800€-Gutschein für deinen Führerschein wird hälftig vom Motorradhändler um die Ecke getragen, zur anderen Hälfte von beispielsweise Kawasaki Deutschland. (Mein Wissensstand ist hier jedoch schon recht alt, wer mich verbessern kann, möge dies bitte tun). Da ja der Händler dies dann von seiner Gewinnmarge bezahlen muss, wirst du recht große Probleme haben, dann noch irgendwie einen Preisnachlass auf die Maschine zu bekommen. Er muss ja immerhin schon seinen Gewinn beim Motorradverkauf zurückschneiden.

Wenn du dann dein Einsteigermotorrad auf Kredit mit einem dieser subventionierten Angebote (0,0%… 0,49%… 0,99%) finanzieren möchtest, bricht beim Händler bestimmt auch noch das große Wehklagen aus. Immerhin sind solche Finanzierungsmodelle ebenfalls aus der Gewinnmarge des Händlers finanziert.

Also Merke: sobald du spezielle Einsteigerangebote bei Motorradhändlern nutzt, nimmst du dir zu großen Teilen die Möglichkeit, einen Rabatt herauszuhandeln, sondern bist an den vorgegebenen Listenpreis gebunden.

Alt oder neu jetzt?

So, jetzt stellt sich immer noch die Frage, ob deine erste Maschine eher eine günstige Gebrauchte oder eine Neumaschine sein soll. In Sachen Komfort und Sicherheit wird es definitiv eine Neumaschine werden.

Wenn du wenig Wert auf Komfort legst und dir auch zutraust, die erste Zeit ohne ABS zu fahren, tendiere ich immer noch zu der Lösung, eine günstige Gebrauchtmaschine anzuschaffen. Die Argumente habe ich schon ausreichend im letzten Beitrag erläutert.