Hinweis: Dieser Artikel ist zweigeteilt. Hier möchte ich nur darlegen, warum ich der Meinung bin, ein günstiges Motorrad anzuschaffen wäre die beste Idee. Alternativen stelle ich im nächsten Artikel vor.

Das Einsteigermotorrad

Der Frühling naht. Zumindest tagsüber habe ich schon Plusgrade erlebt, also steht der Motorradsaison nichts mehr im Wege. Zumindest für mich. Aber da gibt es ja auch noch die Einsteiger, die im Laufe des letzten Herbst ihren Motorradführerschein erworben haben. Und die fragen sich jetzt, welches Motorrad es für den Einstieg sein soll. Grund genug, sich darüber mal einige Gedanken zu machen.

Immerhin ist die Entscheidung keine leichte. Die erste Maschine entscheidet wahrscheinlich, ob du als Einsteiger überhaupt zum Hobby Motorrad einen Zugang findest. Du musst dich entscheiden, was für eine Maschine du dir anschaffst.

Bevor du nun aber denkst, du bekommst hier eine genaue Anweisung wie „kaufe das Modell xy“, muss ich dich eines besseren belehren. Ich kann nur ganz pauschal einige Hinweise geben.

Der wichtigste Tipp: kaufe günstig

Du kennst bestimmt den Spruch: „Wer billig kauft, kauft zwei mal“. Ist auch so. Auch bei Motorrädern. Nur bin ich ein Anhänger der These, dass die erste Maschine nicht besonders viel Geld kosten sollte. Und die Gründe hierzu möchte ich nun ein wenig näher erläutern.

Es ist doch so, dass die meisten Fahranfänger zu Beginn ihrer Motorradkarriere schlichtweg nur begrenzte finanzielle Mittel aufbringen können. Alles ist teuer, du musst eine Maschine kaufen, wahrscheinlich dann einige Reparaturen bezahlen, das Motorrad zulassen und versichern und, das solltest du nie vergessen, auch geeignete Schutzkleidung anschaffen. All das kostet Geld. Und daher meine Gründe, warum du dich beim ersten Motorrad in Sachen Anschaffungspreis ein wenig zurückhalten solltest.

Gefällt dir das Hobby Motorradfahren?

Das ist gleich die erste Frage. Du hast vielleicht letzten Herbst den Führerschein gemacht, alle deine Kumpels haben auch ein Motorrad vor der Türe stehen und du willst auch dabei sein. Daher hast du beschlossen, dir auch eine Maschine u kaufen.

Aber so eine Maschine muss auch gefahren werden. Und zwar von dir. Ob alle deine Freunde begeisterte Motorradfahrer sind, ist am Ende ziemlich unwichtig. Es geht darum, was du dir davon versprichst. Bist du dir sicher, dass dieses Hobby etwas für dich ist? Macht es dir wirklich Spaß zu fahren oder hängst du in einem gruppendynamischen Prozess fest? Oder geht es ganz einfach nur ums „haben will“?

Diese Fragen solltest du dir bei der Anschaffung schon selbst gestellt haben. Und nur, wenn du das einigermaßen verlässlich beantworten kannst, lohnt sich die Anschaffung eines Motorrads für dich. Das Problem bei der Sache ist jedoch, dass du diese Fragen eben nicht beantworten kannst, bevor du eine eigene Maschine vor der Türe stehen hast. Du kannst lediglich schätzen, dass du ein Motorrad willst, brauchst, haben musst. Und, wie es eben so ist, man kann mit seinen Schätzungen auch daneben liegen.

Hast du also ein neues Motorrad angeschafft, Unsummen investiert, nur um dann nach einer Saison festzustellen, dass das Hobby doch nicht das deine ist, wäre das blöd. Dann ist nämlich ein Haufen Geld (Wertverlust) in den Sand gesetzt.

Deshalb: Da du unmöglich abschätzen kannst, dass dir das Hobby am Ende Spaß macht, kaufe für den Einstieg eine eher günstige Maschine.

Der Neues-Spielzeug-Effekt

Tolle Wortschöpfung. Ja, ich muss mich auch mal selbst loben, macht ja sonst keiner.

Aber zum Thema:

Wenn du dir dein erstes Motorrad gekauft hast, willst du natürlich auch ein wenig damit fahren. Deine erste (und vielleicht auch die zweite) Saison wird im Idealfall einige Kilometer umfassen. Viele Kilometer. Und das ist auch gut so. Ein neues Spielzeug will ja auch genutzt werden. Du wirst viel unterwegs sein, überall mal hinfahren und schließlich feststellen, das Hobby ist vielleicht wirklich etwas für dich. Wenn da nur nicht diese Kosten wären.

Jetzt hast du dir ein ordentliches Motorrad zugelegt, praktisch noch neu und stellst fest, Inspektionen sind auch noch fällig. Und Reifen. Und der Sprit. Und reparieren kannst du eh nichts selbst. Alles Kosten.

Kaufst du eine Maschine, die vielleicht schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist es nicht mehr ganz so wichtig, ob das Inspektionsheft ordentlich ausgefüllt ist. Ob der Ölwechsel immer zum richtigen Zeitpunkt erfolgt ist. Ob die Kette rasselt, weil du als Anfänger noch gar nicht wissen kannst, dass auch die Kettenpflege dazu gehört. Die Maschine läuft, du kannst Kilometer runter rasseln, keiner stört sich.

Deshalb: Da du am Anfang dein neues Spielzeug bis zum Abwinken nutzen wirst, überlege vielleicht, ein günstigeres Motorrad anzuschaffen, damit die Wartungskosten nicht mehr ganz so zu Buche schlagen.

Gefällt mir diese Art Motorrad?

Die nächste Frage, die ein Einsteiger beim Motorradfahren beantworten muss. Bist du eher der begeisterte Supersportler-Fahrer? Gefällt dir ein Eisenhaufen? Willst du lieber durch den Acker pflügen? Ist dein größter Spaß die dreiwöchige Urlaubsreise?

Alles Fragen, die vor Anschaffung eines Motorrads beantwortet sein wollen. Natürlich hast du bestimmte Vorstellungen davon, wie deine „Motorradkarriere“ abläuft. Aber hält deine Idee auch der Wirklichkeit stand? Du kaufst dir dann vielleicht einen Supersportler, weil er toll aussieht und alle deine Freunde dir dazu raten. Du hast sogar ein Motorradmagazin aufgeschlagen, wo dir die Maschine als Geheimtipp empfohlen wird. Aber dann fährst du eine Saison und stellst fest, dass dir die Sitzposition bei längeren Touren Probleme bereitet. Und Gepäck bekommst du auch nicht drauf. Und teuer im Unterhalt ist so ein Teil auch noch. Und außerdem willst du doch mit zwei Personen in Urlaub fahren, das geht schon mal gar nicht.

Du siehst, gerade als Einsteiger wirst du vor dem Problem stehen, dass du schlichtweg keine Ahnung hast, welches Motorrad für dich überhaupt das richtige ist. Dann wäre es doch schade, wenn du dir für ein Vermögen eine reisetaugliche GS mit Vollausstattung zulegst, obwohl du nach kurzer Zeit feststellst, dass du lieber bei Renntrainings mitmachen würdest. Geldverschwendung.

Kleiner Hinweis am Rande: Meine Frau hat sich als erstes Motorrad eine Suzuki GSX600F ausgeguckt. Und sie war nicht davon abzubringen. Die Maschine wurde angeschafft, dann ist sie ein paar Mal damit gefahren, kam aber nicht zurecht mit der Rübe. Ist auch klar. Sie hat nach dem Aussehen, den technischen Daten und wahrscheinlich nach den aktuellen Sternenkonstellationen ausgesucht. Dass die Maschine halt (meiner Meinung nach) mit Stummellenker, mäßigem Fahrwerk und enger Sitzposition nicht unbedingt anfängertauglich war, wusste sie damals nicht. Und jetzt wird die Maschine nur noch von mir bewegt.

Nun hat sie für ihre Maschine nicht allzu viel Geld ausgegeben und die Suzuki wird immerhin von mir noch genutzt, wäre das aber eine teurere Mühle gewesen, hätte es auch schmerzhaft sein können. Die Anschaffung eines Motorrads, was dir am Ende nicht liegt.

Deshalb: Da du eher nicht abschätzen kannst, welche Art von Motorrad dir dauerhaft gefällt, kaufe für den Einstieg eine eher günstige Maschine.

Und wenn du dich hinlegst?

Tja, dann hast du also endlich dein erstes Motorrad angeschafft. Und wenn du dann in der ersten Saison damit unterwegs bist, passt irgendwie alles. Bis auf eines. Deine eigenen Fertigkeiten reichen vielleicht nicht aus. Oder sie reichen mit Sicherheit nicht aus. Über kurz oder lang wirst du dich verschätzen. Das ist einfach so. Macht jeder. Und an dieser Stelle freue ich mich schon auf Kommentare, in denen zu lesen ist „ich bin niemals hingefallen mit dem Motorrad“.

Quatsch.

Motorradfahren ist ein Lernprozess. Und wie überall passieren während eines solchen Prozesses auch Fehler. Und das ist auch (normalerweise) nicht schlimm. Das war bei den meisten so. Irgendwann verschätzt du dich, dann legst du dich mit deinem Motorrad halt mal auf den Asphalt. Ein Spiegel fällt ab, die Verkleidung ist verschrammt, vielleicht noch einige andere Dinge verbogen. Das wirst du als Einsteiger kaum vermeiden können.

Und wenn du nun eine recht neue, teure Maschine erworben hast, wird auch ein kleiner und unspektakulärer Sturz schon mal recht teuer. Dann hast du ordentlich Geld hingeblättert für die Anschaffung deiner Maschine und jetzt, nach deinem ersten Sturz, musst du nochmals teures Geld bezahlen, nur um deinen ersten Sturz mit dem Motorrad wieder gerade zu biegen.

Und täusche dich nicht: Die Wahrscheinlichkeit, mit deinem ersten Motorrad auf dem Asphalt zu landen, ist sehr hoch.

Deshalb: Da du sowieso davon ausgehen kannst, als Einsteiger mit deinem Motorrad auch mal zu stürzen, kaufe für den Einstieg eher eine günstige Maschine.

Fazit

Ich bin definitiv Anhänger der Theorie, sich als erstes Motorrad eher im günstigen Segment umzusehen. Natürlich gibt es da auch andere Meinungen, jedem das seine. Aber dadurch, dass Anfängern das Geld eh nicht so locker sitzt, wage ich einfach mal zu behaupten, dass die Anschaffung einer teuren Maschine zum Beginn der Motorradkarriere oft genug heraus geschmissenes Geld ist.