Warum Landkarten toll sind
Routenplanung Navi vs. Landkarten
Wenn du einschlägige Motorradmagazine durchblätterst oder auch mal online nachschaust, wirst du immer wieder auf Tests und Angebote zu Motorradnavigationssystemen finden. Ganze Foren beschäftigen sich mit Bedienung und Optimierung der elektronischen Routenplanung, immer wieder werden Tipps, Updates und elektronische Routenplanungen veröffentlicht. Manchmal könnte man glauben, die gute alte Landkarte hat inzwischen ausgedient, keiner braucht noch klassische Papierkarten für eine „altmodische“ Routenplanung. Und es ist doch auch so, dass die Verwendung eines Navis eindeutig einfacher und effektiver ist, wenn es um die Frage geht, wie ich möglichst schnell, einfach und effizient von Punkt A nach Punkt B komme. Insofern ist das Navi ganz klar überlegen. Oder doch nicht?
Geht es beim Motorradfahren tatsächlich nur darum, möglichst schnell oder einfach von A nach B zu kommen? Oder ist nicht vielmehr „die Freude am Fahren“ unser vorrangiges Ziel? Na ja, meines auf jeden Fall. Wenn ich schnell und einfach irgendwohin fahren möchte, dann brause ich über die Autobahn. Das hat aber nichts mit Motorradfahren zu tun.
Nein, meine Motorradtouren pflege ich auf möglichst kleine Landstraßen zu beschränken, kleine Sträßchen in möglichst dünn besiedelten Gegenden. Die sind, wenn man das Navi nutzt, eher nicht die primär ausgesuchten Routen. Die haben normalerweise nichts mit dem schnellsten Weg zu tun und werden einfach ausgelassen. Schlecht für mich. Insofern ist die Planung einer Motorradtour per Navi für mich nicht so optimal.
Welcher Typ bist du?
Gehörst du schon zu der Sorte von Motorradfahrern, die ein Navi besitzen? Oder bist du eher der klassische, geradezu altmodische Typ, der seine Motorradtour ganz konservativ mit Landkarte, Zettel und Stift zusammenstellt?
Also ich muss bekennen, ich gehöre in keine der beiden Gruppen. Ich habe stapelweise Landkarten aller Art bei mir zu Hause herumliegen. Wenn ich beschließe, eine Motorradtour zu fahren, gehört für mich ein Blick auf die Landkarte zum Standard. Eine mehrtägige Tour erfordert bei mir dann schon noch eine Planung mit Block und Stift. Und wenn ich dann tatsächlich auf dem Motorrad sitze und unterwegs bin, sich hin und wieder die tollen Pläne in Luft auflösen und ich einfach nur noch einen Campingplatz suche, dann nehme ich gerne das Navi zu Hilfe. Insofern sind bei mir beide Optionen, Tourenplanung mit Landkarten und Navigationssystem, regelmäßig in Betrieb.
Vorteile der Reiseplanung mit Landkarten
Ich habe das Gefühl, dass Landkarten bei der Tourenplanung eine immer kleinere Rolle spielen. Und das gefällt mir nicht. Daher möchte ich für die Routenplanung mit Landkarten mal eine Lanze brechen.
Auch wenn beispielsweise meine Frau mit Landkarten kaum etwas anfangen kann, dafür aber mit Begeisterung das Navi benutzt, ist das für die Tourvorbereitung nicht mein Ding. Das brauche ich einfach eine Landkarte.
Für mich geht die Motorradtour ja schon ein wenig vor der Abfahrt los. Ungefähr in dem Moment, wo ich mir überlege, wo ich denn die nächste Tour verbringen möchte. Wenn ich dann die Landkarte ausbreite, schon im Geiste ein kleine Route vorbereite, mir Notizen mache, da geht bereits die Motorradtour los.
Auf der Landkarte die passende Gegend finden, dann einige kleine Sträßchen suchen, die dorthin führen, am besten noch mit der „grünen Markierung“, welche landschaftlich schöne Routen bezeichnet, dann bin ich genau richtig. Und deshalb geht für die Tourvorbereitung nichts über eine normale Landkarte.
Und sind mir mal ehrlich. Auch wenn ein Navi zuverlässig den Weg weist, die wirklich guten Routen kann man nur bei einem Blick auf die Karte erkennen. Kein auch nur noch so guter Algorithmus kann ein aufmerksames Auge ersetzen bei der Planung einer Motorradtour ersetzen.
Und daher sage ich ganz eindeutig, dass eine ordentlich Tourenplanung nur „analog“ durchgeführt werden kann.
Was muss eine Landkarte können?
Landkarte oder Straßenatlas?
Ein Straßenatlas hat viele Vorteile. Das gesamte Kartenmaterial Deutschlands und je nach Umfang auch noch Europas in einem Buch. Der Maßstab ist dann auch noch einigermaßen passend, also sollte ein Atlas eigentlich die perfekte Wahl darstellen, wenn ich meine Motorradtour planen will und dabei klassische Karten benutzen möchte. Ist aber irgendwie auch nicht so. Zumindest für mich.
Ich bin da einfach nicht ausreichend orientiert. Sind wir doch mal ehrlich. Ich rechne mir ein schönes Ziel aus (z.B. bayerischer Wald) und dann fange ich an, mir eine Route zusammen zu stückeln. Nun habe ich bei einem Straßenatlas aber Unmengen an Seiten, auf denen jeweils immer nur ein kleiner Ausschnitt meiner möglichen Route dargestellt wird. Definitiv lästig. Und bei der Planung gerate ich dann in Gefahr, einzelne schöne Strecken zu übersehen, weil sie einfach „auf der nächsten Seite“ sind.
Insofern, ein großer Straßenatlas ist für mich eher nichts, um die Tour zu planen.
Andererseits hat ein Straßenatlas natürlich auch Vorteile, möchte ich ja gar nicht verschweigen. Wenn das Format stimmt (also net grad DIN A4) und er als Ringbuch aufgemacht ist, ist der Straßenatlas zumindest praktischer zu verstauen, als größere Mengen an Kartenmaterial. Ich kann ihn auch bei Starkwind herausholen, muss ihn hinterher nicht merkwürdig falten und ich finde, ein normaler Straßenatlas ist auf jeden Fall robuster, als ein Satz Landkarten.
Muss halt jeder selber wissen, was er bevorzugt.
Perfekter Maßstab
Gibt es denn den perfekten Maßstab für Motorradkarten. Na ja, immer wieder ließt hört man „muss jeder selbst gucken“ oder so.
Quatsch. Stimmt nicht. Der perfekte Maßstab für Motorradkarten existiert. Die Karte sollte einen Maßstab von genau 1:200.000 aufweisen.
Ist der Maßstab kleiner (kleiner=die Zahl hinter der 1 wird größer), verliert man zu viele Details, muss schon sehr genau hinschauen und macht es sich unnötig schwer, kleine Ziele und Abzweigungen auf der Straße zu erkennen. Der Vorteil der größeren Übersicht (mehr Landschaft auf einem Blatt) wiegt dies nicht auf.
Ist der Maßstab größer (größer: die Zahl hinter der „1“ wird kleiner), habe ich zwar noch mehr Details, die Karte wird aber schon sehr unübersichtlich. Ein größerer Maßstab als 1:200.000 ist zwar noch möglich und kann geeignet sein für Motorradfahrer (hab ich selbst auf meiner Korsika-Tour genutzt), zeigt aber eben nur wenig vom Umkreis an. Man hat zwar die Gegend des Kartenblatts in einem hohen Detailgrad, aber drumherum nichts. Das kann ganz gut sein, wenn du in einer eng umgrenzten Gegend unterwegs ist, aber bist du einfach so unterwegs, müsstest du einfach zu viele Landkarten mitschleppen.
Daher: Maßstab 1:200.000, nichts anderes.
Spezielle Motorradkarten?
Wenn du im einschlägigen Motorrad-Zubehörhandel einkaufst, wirst du immer wieder am Regal mit Motorradkarten vorbei kommen. Es gibt hier ein paar wenige Anbieter, die speziell für Motorradfahrer gedachtes Kartenmaterial anbieten.
Diese speziellen Motorradkarten bieten in aller Regel einige Vorteile. Zunächst einmal sind häufig die „interessanten“ Motorradstrecken speziell markiert, da kann man seine Routenplanung dann auf einen Blick entsprechend anpassen. Oft genug sind dann auch noch spezielle Ziele (Werkstätten, Motorradtreffpunkte, motorradfreundliche Hotels) auf der Karte eingezeichnet, was bei der Tourplanung ebenfalls Erleichterungen bringen kann. Die meisten speziellen Motorradkarten sind zusätzlich noch „foliert“, d.h. man hat keine einfache Papierlandkarte in der Hand, sondern die Karte ist mit einer Kunststofffolie geschützt. Vorteil ist eine gewisse Wasserfestigkeit sowie die Möglichkeit mit Folienschreiber direkt die Route auf die Karte zu malen und später wieder mit einem feuchten Tuch abzuwischen.
Jetzt hört sich das eigentlich ganz attraktiv an. Ich habe mir auch (vor gefühlten hundert Jahren) mal solche einen Kartensatz gegönnt, war dann aber alles in allem nicht wirklich zufrieden damit. Der Maßstab hat nicht so ganz gepasst (ich brauche wohl irgendwie eine Lupe), der Preis war recht hoch (knapp 30 Euro) und so ganz ausgereift war das mit der Wasserfestigkeit auch nicht. Andererseits ist das lediglich meine ganz persönliche Bewertung, ein Kollege von mir ist von den „Powerkarten“ hellauf begeistert und möchte nichts anderes mehr nutzen. Ist wahrscheinlich Geschmackssache.
Produktbeispiele
Im Laufe der Zeit hat sich bei mir doch einiges an Kartenmaterial angesammelt. Manches war echt klasse, anderes wieder eine glatte Fehlinvestition. Die von mir regelmäßig genutzten Landkarten möchte ich nun hier vorstellen:
Die Generalkarte
Ein Kartenset für Deutschland, eigentlich DER Klassiker. Gibt es in der einen oder anderen Form schon ewig. Eigentlich vom Mair-Verlag in der roten Box herausgegeben, prangt inzwischen das große ADAC-Logo auf einem blauen Beutel, in dem sich die Landkarten befinden. Der Maßstab ist mit 1:200.000 genau richtig, der Informationsgehalt hoch. „Schöne“ Straßenabschnitte werden hervorgehoben, touristisch bedeutsame Ziele sind auch gut zu erkennen.
Nachteile hat dieses Kartenset natürlich auch. Die Landkarten sind schlichtweg nicht besonders robust und reißen an den Faltkanten auch schon mal ein. Außerdem gibt es einzelne Kartenblätter nicht so einfach nachzubestellen.
Insgesamt geht aber das Kartenmaterial in Ordnung und über den Preis von 15 € kann man auch nicht meckern. Die Karte gibt es sowohl beim ADAC sowie bei Amazon.
Michelin-Karten (Frankreich)
Ich fahre sehr gerne durch Frankreich. Und für dieses Land gibt es eigentlich nur eine geeignete Art von Landkarten. Die Michelin-Karte. Im Maßstab 1:200.000 bietet sie einen wirklich tollen Überblick über Straßen und Landschaft, hier sind selbst kleinste „Kaffs“ eingezeichnet und man findet ausnahmslos alles.
Ganz Frankreich ist hier auf 17 Einzelkarten verteilt, jede Karte lässt sich einzeln erwerben. Ich bin ein begeisterter Fan von diesem Kartenmaterial. Die Einzelkarten sind robust, detailliert und sind größenmäßig überall unterzubringen.
Ach ja: Campingplätze sind nicht eingezeichnet.
Hinweis:
Wer die Chance hat, sollte zusehen, die Landkarten in Frankreich zu erwerben, die deutsche Version hat eine Art Papp-Hülle vorne und hinten draufgeklebt, die absolut nichts bringt, sich aber nach kürzester Zeit auflöst. Bringt nichts und ist nur ärgerlich. Die Karten bekommt man in Frankreich in jedem größeren Supermarkt mit Buchabteilung sowie an großen Tankstellen. In Deutschland ist die einfachste Lösung, sie bei Amazon zu erhalten.
Hinweis 2:
Es gibt neben den „orangen“ 1:200.000-Karten auch noch eine mit doppelt so großem Maßstab. So eine Landkarte habe ich mir für meine Motorradtour auf Korsika zugelegt. Diese Version ist noch detaillierter, aber man verliert bei so einem Maßstab irgendwie den Überblick. Würde ich also nicht unbedingt empfehlen.
Michelin-Karten (Resteuropa)
Für die restlichen Nachbarländer gibt es übrigens auch Michelin-Karten im Maßstab 1:200.000. Irgendwie haben diese sich aber nicht so ganz durchgesetzt. Ich habe einige dieser Karten mal gekauft und habe dann verstanden, warum. Meiner Meinung nach lässt hier trotz gleichem Maßstab der Detaillierungsgrad doch zu wünschen übrig. Dies bedeutet, hier ist schlichtweg „weniger“ eingezeichnet.
Beispiel: such einfach mal eine Schotterpiste in den Alpen auf so einer Karte.
Motorrad-Reisekarte
Hierbei handelt es sich um eine „spezielle“ Kartensammlung für Motorradfahrer. Die einzelnen Kartenblätter sind mit Folie überzogen, damit mit Folienschreiber zu beschriften und eigentlich eine ganz praktische Sache.
Mir persönlich liegen diese Karten nicht so, sei es wegen des Maßstabs oder anderer Kleinigkeiten, sie sind halt nicht mein Ding. Außerdem sind die Preise recht hoch (30 € für Süddeutschland). Andererseits sind Motorradtreffpunkte, Werkstätten sowie das eine oder andere Hotel dort eingezeichnet. Muss jeder für sich selbst entscheiden. Und auch wieder der Amazon-Link.
Billig-Atlas vom Discounter
Ja, ich habe auch so einen. Eine mehrtägige, spontane Tour, ohne das ich im Voraus plane, wohin ich fahre, da brauche ich schon irgendwas. Man steht sonst bestimmt irgendwann mal buchstäblich in der Pampa und muss sich orientieren. Und da ist es halt einfacher, wenn man ganz Deutschland im Tankrucksack mit sich führt, eingezwängt in einem DIN-A5-Ringbuch, als wenn ich 20 Einzelkarten mit mir herumführen muss. Ist also eine geeignete Notlösung.
Meinen ganz persönlichen Straßenatlas habe ich mal im Pack beim Discounter um die Ecke erworben. Aber die Anforderungen sind insgesamt recht wurscht. Hauptsache nicht allzu groß und wenn es irgendwie geht als Ringbuch. Auch hier gibt es Standardprodukte für wenig Geld.
Fazit:
Ohne Landkarten geht es nicht. Wer seinen Grundstock besitzt braucht natürlich keine der oben genannten Alternativen. Alle anderen sollten sich zumindest mal für Deutschland die „Generalkarte“ und für Frankreich die Michelin-Karten anschauen. Insbesondere für Schweiz, Österreich und Italien gibt es übrigens eigene Versionen der Generalkarte, also auch mal einfach suchen.
Sollten sich weitere tolle Vorschläge ergeben, von denen du überzeugt bist, werde ich den Artikel natürlich noch updaten. Ich bin gespannt.
Ich nutze ein Navi. Nur ein Navi! Eine Karte fährt zwar auch mit, manchmal, aber meine Touren fahre ich nur mit Navi. Ich habe es früher gehasst. Du stellst dir eine Tour zusammen, schreibst die Ortschaften auf und dann stehst du an einer Kreuzung und dein Ort steht nicht drauf. Oder du wirst über die unatraktive Bundestrasse geleitet. Dann stehst du da an der Kreuzung und musst erstmal auf der Landkarte nachsehen, wo du jetzt langfahren möchtest. Das hat mich genervt.
Ich plane meine Touren zuhause am PC. Dort habe ich auch einen guten Überblick über die Umgebung. Zur Not liegt noch eine Karte daneben. Dann kann ich Wegpunkte auf die schönen Strecken setzen, die ich fahren möchte. Ich sehe gleich den Zeitbedarf und die Gesamtkilometer. Ich kann sogar in der digitalen Karte nach Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten suchen, mir anzeigen lassen und dann noch meine Route entsprechend anpassen. Dann gibt es auch noch moderne Navis mit der Option „Kurvenreiche Strecke“. Das funktioniert hervorragend. Ich will nie wieder auf das Navi verzichten. Für mich Die Möglichkeit, flüssig meine Touren zu fahren, wie ich sie geplant habe.