Wieso auf einmal Wildunfälle?

Irgendwie habe ich zur Zeit glaube ich einen Lauf. Ich bin gestern Abend nämlich zu einem Unfall dazu gefahren. Zwar kein Motorradunfall, aber immerhin ein Unfall mit einem 125er Roller.

Was war passiert? Eine kleine Landstraße im Nirgendwo. Rechter Hand Wald, links von der Straße ein Maisfeld. Noch nicht abgeerntet. Maisfelder sind sehr attraktiv für Wildschweine. Insbesondere für das eine Wildschwein, welches gerade da die Straße querte, als der Roller mit knapp 100 km/h daher brauste. Gefahrenbremsung, Aufprall. Ich kann jetzt natürlich nicht die Geschwindigkeit nachvollziehen, es kam aber zu einer „satten“ Kollision. Der Roller total zermöbelt (Die komplette Front zerfetzt, Gabel um gut 25 cm nach hinten geknickt), der Fahrer lag fluchend am Boden. Leicht verletzt (mit Schrammen und Beulen). Diese hätte er sich übrigens auch ersparen können, wenn er die Sicherheitsbekleidung (insbesondere auch die Handschuhe) nicht nur dabei gehabt, sondern auch getragen hätte. Also auch ein wenig selber schuld.

Aber auf jeden Fall kamen wir dann noch ein wenig ins Gespräch. Mir war recht schnell klar, dass er keine Ahnung hatte, was eigentlich bei einem Wildunfall zu tun ist. Was mich eigentlich ein wenig wundert. Ist ja eigentlich kein Hexenwerk.

Ach ja. Der Keiler lag auch noch in der Nähe. Mitten auf der Straße lag ein Keiler von bestimmt 70 kg. Verstorben an der Unfallstelle. Blöd für ihn, kann ja auch eine Warnweste tragen, wenn er schon im Dunkeln die Straße überquert.

Daher habe ich mir gedacht, da sollte ich mich doch ein wenig darüber auslassen.

Warum muss man das wissen?

Wichtig ist folgende Erkenntnis: Für bestimmt Wildunfälle bezahlt nämlich die Teilkaskoversicherung. Dies passiert aber nur unter gewissen Voraussetzungen. Es muss sich um einen Wildunfall handeln, hierbei muss ein Schaden am Fahrzeug entstanden sein, es muss ein Zusammenstoß mit Haarwild sein.

Was ist ein Wildunfall?

Ein Unfall ist grundsätzlich jedes Schadensereignis im öffentlichen Straßenverkehr. Wenn dann noch ein Wildtier dazu kommt, handelt es sich um einen Wildunfall. Eigentlich ganz einfach. Nur bei den Details wird es ein wenig verzwickt. Ein Wildtier ist jedes Tier, dass kein Haustier (domestiziert) ist. Damit fallen Schafe, Hunde oder auch Pferde eben raus aus der definition.

Nur der Fahrzeugschaden?

Die Teilkaskoversicherung zahlt grundsätzlich nur den Schaden am eigenen Fahrzeug. Dies bedeutet, wenn du einen Leitpfosten bei einem Ausweichmanöver umbügelst, ist das kein Fall für die Teilkasko. Auch deine eigenen Schrammen oder kaputte Motorradbekleidung ist davon nicht abgedeckt.

Und was sind Wildtiere?

Jetzt wird es knifflig. Wie oben bereits erwähnt, tritt die Teilkasko erst mal nur ein nur dann ein für deinen Schaden am Fahrzeug, wenn es sich um ein Wildtier handelt. Der Zusammenstoß mit einem Hund zählt also zunächst nicht als Wildunfall. Und auch nicht alle Wildtiere sind erfasst.

Mein letztes Motorrad habe ich in einem Billigtarif versichert. Hier auch nur die Basisleistungen ausgewählt, dann konnte ich in den AGB (lohnt sich, dort mal reinzuschauen) genau nachlesen, für welche Wildtiere die Teilkaskoversicherung gilt. Hier ist ausdrücklich nur Haarwild genannt. Unter Haarwild fallen Tiere wie Fuchs, Reh oder Wildschwein. Ist ja eigentlich auch das gängigste bei Wildunfällen, wie ich gehört habe.

Insbesondere als Motorradfahrer kannst du aber auch durch andere Tiere ein Problem bekommen. Ein Zusammenstoß mit einem Vogel kann dich vor erhebliche Probleme und zum Sturz bringen, hohe Schäden sind da vorprogrammiert. Vögel sind zwar auch Wildtiere, aber eben kein Haarwild, sondern Federwild. Und das ist halt nicht dabei.

Aber auch hier gibt es eine Lösung. Ohne hier jetzt Werbung machen zu wollen: Ich habe bei meiner BMW von vornherein eine Versicherung bei einem etwas teureren Anbieter gewählt. Hier konnte ich eine kleine „Zusatzleistung“ dazu buchen. Ich habe mich dazu entschieden, den Schutz auf Zusammenstöße mit allen anderen Tieren auszudehnen. Hat nur ein paar Euro mehr gekostet, schien mir aber sinnvoll. Auch wenn ich bisher noch nie einen Wildunfall mit dem Motorrad hatte.

Wildunfall: Beispiel

Vor Ort

Stell dir vor, du bist unterwegs, Wald um dich herum. Ein Reh bricht aus dem Wald, es kommt zur Kollision, Sturz, einige Schrammen und Beulen, die Maschine kaputt, das Reh liegt auf der Straße. Was also tun?

Kollision mit einem Reh ist wohl auf jeden Fall als Wildunfall zu betrachten. Durch den Sturz ist das Motorrad beschädigt worden, also wie geht’s nun weiter?

Erst mal schauen, ob die Unfallstelle abgesichert werden muss. Grobe Trümmer oder das Motorrad an den Straßenrand zerren, wenn du hast, eine Warnblinkanlage einschalten, aufpassen, dass du dabei nicht unter die Räder kommst. Falls möglich und nötig vielleicht auch den Tierkadaver zur Seite zerren. Stichwort Folgeunfälle.

Als erstes würde ich die Polizei oder den Jagdpächter anrufen. Wer, wie ich, auf dem Land wohnt, kennt nämlich vielleicht durchaus den Jagdpächter in der Nähe. Oder eben die Polizei. Irgendwer muss auf jeden Fall kommen. Du brauchst nämlich eine Wildunfallbescheinigung. Während du auf Polizei oder Jagdpächter wartest, kannst du am besten schon mal mit dem Handy ein paar Fotos machen. Einfach die Unfallstelle, die momentane Situation festhalten. Auch ein Foto des Tieres sollte nicht fehlen sowie einige Bilder deiner ramponierten Maschine. Wenn deine Schutzkleidung und der Helm gelitten haben, auch von den Teilen Bilder machen. Inzwischen überlegen, was mit der Maschine passieren soll. Bist du mit einem größeren Tier kollidiert, kannst du davon ausgehen, dass deine Maschine nicht mehr fahrbereit ist.

Inzwischen dürfte wohl die Polizei vor Ort eingetroffen werden. Die nehmen den Unfall auf. Auf jeden Fall bittest du um die Ausstellung einer Wildunfallbescheinigung. Das kostet zwar ein paar Gebühren (muss man nicht gleich zahlen), aber die ist wichtig für später. Inzwischen solltest du dir überlegt haben, was mit deiner Maschine zu geschehen hat. Du brauchst einen Abschlepper? Kann dir die Polizei bestimmt rufen.

Abschleppkosten sind normalerweise kein Teil der Teilkaskoversicherung beim Wildunfall. Bist du im ADAC, einem anderen Automobilklub oder hast einen Schutzbrief, bist du fein raus. Einfach die Maschine zur nächsten geeigneten Motorradwerkstatt schleppen lassen. Dabei darauf achten, dass beim Beladen und Transport nicht noch mehr Schäden auftreten.

Am nächsten Tag:

Als erstes die Werkstatt anrufen. Die haben dort bestimmt schon bemerkt, dass dort eine kaputte Maschine steht. Kurz den Werkstattmeister befragen, wo sich denn die Reparaturkosten bewegen werden. Kostenvoranschlag ist nicht nötig, hier reicht erst mal eine grobe Schätzung.

Danach gleich die Versicherung anrufen. Nicht deinen Vertreter vor Ort, das lohnt nicht. Der füllt auch nur ein Formular aus und schickt es weiter. Gleich bei der Versicherung den Schadensservice verständigen. Dort musst du den Sachverhalt schildern. Erwähne auch die ungefähre Schadenshöhe. Je nach den Umständen kann die Versicherung nun mehrere Optionen wählen. Ist der Schaden klein, reicht es, wenn du eines der Bilder sowie die Wildunfallbescheinigung an deine Versicherung schickst. War der Schaden größer, will die Versicherung vielleicht einen „richtigen“ Kostenvoranschlag sehen. Lass dir auf jeden Fall deine „Schadensnummer“ (Aktenzeichen, Buchungszeichen) oder so etwas geben.

Auf jeden Fall, sobald du das Ergebnis hast, teile es deiner Werkstatt mit. Eine ordentliche Werkstatt kann dann mit dem Namen deiner Versicherung und der Schadensnummer die Reparatur einleiten und direkt mit der Versicherung abrechnen.

Wissenswertes

Reicht noch nicht?

Denk daran, dass du vielleicht eine private Unfallversicherung hast. Du bist verletzt worden, vielleicht lassen sich so noch einige Leistungen „herausholen“. Warst du vielleicht gerade auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause? Dann denke daran, dass dies ein sogenannter Wegeunfall war. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass die jeweilige Berufsgenossenschaft in Leistung tritt. Hat auf jeden Fall Vorteile, wenn du als Privatpatient bei deinem Hausarzt sitzt.

So, das wars dann im Grunde. Falls du dann alles beachtet hast, dürfte auch ein Wildunfall kein großes Problem mehr sein.

Und wenn du tatsächlich einen satten Wildunfall hattest, schick mir ein oder zwei Bilder, mit denen garniere ich dann diesen Artikel 😀