Gepäck auf dem Motorrad: Seitenkoffer

Als ich die ersten paar Motorradtouren hinter mich gebracht habe, habe ich immer diese klassischen GS-Fahrer belächelt, die ihre Maschinen rechts und links und obendrauf auch noch mit Koffern behängt hatten. Ging doch auch viel einfacher, schaffte ich ja auch. Warum also dann so viel sperriges Zeug ans Motorrad hängen?
Mit der Zeit habe ich aber meine Sichtweise geändert. Irgendwann war es dann einfach so, dass ich dann bereit war, ein wenig Geld in die Hand zu nehmen, um mir damit ein wenig Bequemlichkeit (das sind Seitenkoffer für mich) zu kaufen. Inzwischen (es sind halt doch schon einige Jahre ins Land gegangen) habe ich den dritten Koffersatz im Einsatz (an zwei Motorrädern) und bin endlich mit dem zufrieden, was ich habe.
Wer mit dem Motorrad auf eine größere Tour aufbricht, Campingausrüstung, Kocher uns Kleidung mitschleppen möchte, wird um den Einsatz von Seitenkoffern auf Dauer kaum herum kommen. Mit ihnen ist einfach, sein „Marschgepäck“ effektiv und sicher zu transportieren.

Warum Koffer?

Man kann größere Mengen an Gepäck auf verschiedene Arten transportieren. Gepäckrolle, Satteltaschen oder Rucksack haben alle ihre Vor- und Nachteile. Jedes Teil hat seine Berechtigung. Und für die Sparfüchse:  Fast jede andere Möglichkeit ist günstiger als der Kauf eines gescheiten Koffersets.

Was für Vorteile haben denn Seitenkoffer?

Zunächst einmal bleibt festzustellen, dass der Einsatz einer Gepäckrolle die Seitenkoffer nicht ersetzen kann. In einer Gepäckrolle bekommt man bis zu 90 Liter unter, welche dann hinten oben auf dem Motorrad sitzen und den Schwerpunkt der Maschine negativ beeinträchtigen. Seitenkoffer hängen rechts und links vom Heck der Maschine, das Gepäck ist also tiefer untergebracht, der niedrigere Schwerpunkt sorgt für ein einfacheres Fahren.
Das Gepäck ist in jedem Fall gut untergebracht, in aller Regel wasserdicht, vor Verschmutzungen und anderen Umwelteinflüssen geschützt. Insbesondere empfindliche Gegenstände kann man in den Motorrad-Seitenkoffern recht gut transportieren. Im Rahmen einer Tour mal kurz zwei Flaschen einpacken? Kein Problem, einfach mit ein wenig Kleidung polstern, dann klappt das.
Was ich inzwischen auch als immer wichtiger bewerte, ist ein Diebstahlschutz. Gerade bei fast allen anderen Formen des Gepäcktransports ist fast immer davon auszugehen, dass Langfinger eine Chance bekommen, sich das mitgeführte Reisegepäck genauer anzusehen. Entweder, indem eine Gepäckrolle insgesamt einfach herunter genommen und am Stück entwendet wird, oder indem beispielsweise Satteltaschen noch am Motorrad durchwühlt werden, während wir gerade in Ruhe zu Mittag essen.

Und haben Koffer auch Nachteile?

Ja. Auf jeden Fall. Allen Koffersätzen gemein ist die Tatsache, dass sie irgendeine Form von Kofferträgern benötigen, die am Motorrad verschraubt sind. Auch wenn es inzwischen abnehmbare und unauffällige Modelle von Kofferträgern gibt, irgendwelche Halterungen sind immer anzubringen. Die ersten Kofferträger, welche ich an meinem Motorrad (damals Suzuki V-Strom 650) waren nicht abnehmbar und bestanden aus einem Stück verschweißten Vierkantrohr, welches einem an der eigentlich gar nicht so hässlichen Heckpartie geradezu die Tränen in die Augen trieb. Noch besser wurde es, als ich an dieses Vierkantrohr dann noch eine „Allzweckhalteplatte“ für einen neuen Satz Seitenkoffer montierte. Die waren zwar stabil und praktisch, aber noch hässlicher. Wem also sein Motorrad aus ästhetischen Gründen am Herzen liegt, so wie es ist, der sollte sich die Anschaffung von Koffern überlegen.
Dann sind Koffer in aller Regel auch… GROß. Na ja, je nach verwendetem Koffermodell kann man damit rechnen, dass die Silhouette der Maschine gleich mal um über einen Meter breiter wird. Sieht weder sportlich aus, noch ist es für den ungeübten Fahrer einfach, sich damit zwischen zwei Pfosten in der Fußgängerzone zu rangieren.
Ein weiterer Nachteil besteht in der Tatsache, dass Koffer eben stabil und hart sind. Ich bin schon mehr als einmal mit dem Motorrad gestürzt. Auch mit Koffern. Hätte ich Satteltaschen gehabt, ich bin überzeugt davon, die wären halt ein wenig aufgeschrammt und verschoben, sonst nichts. Meine Motorradkoffer haben jedoch (die ersten waren lackiert) schwere Lackschäden und Schrammen abbekommen, in einem Fall hat es schlicht den Schließmechanismus, eigentlich schon die gesamte Befestigungslasche abgerissen. War ein ziemlicher Aufwand, das dann für den Rest der Tour zu flicken.

Was gibt es denn für Koffer?

Motorrad-Seitenkoffer Suzuki DL650 V-Strom

Original-Seitenkoffer DL650 V-Strom, in Fahrzeugfarbe lackiert und verschrammt

Nun, zunächst wären da die Motorradkoffer, die zur Maschine direkt dazugehören (z.B. Yamaha FJR 1300). Da gibt es natürlich keine realistische Alternative. Dann wären da die Modelle, für die spezielle Koffer verfügbar sind. Hier lohnt es sich, genauer nachzudenken. Mein erster Koffersatz war für meine Suzuki V-Strom 650. Das waren zwei (in Fahrzeugfarbe lackierte) Köfferchen mit je 30 Litern Volumen in unpraktischer Form. Ich konnte nicht mal einen Helm einpacken, von Reisegepäck für zwei Wochen ganz zu schweigen. Trotzdem habe ich ein Vermögen dafür bezahlt… Fehlkauf halt.
Dann wären da klassische Zubehörkoffer aus Kunststoff. Praktisch, unempfindlich und eigentlich recht günstig. Einstiegsmodelle gibt es für 80 Euronen pro Stück, die sind ausreichend stabil, groß und erfüllen ihren Zweck. Vorteil der Teile ist das recht geringe Gewicht, die Unempfindlichkeit und der im Vergleich etwas günstigere Preis.
Dann gibt es da noch die klassischen Alukoffer. Vom Design her denkt man dann gleich an Reiseenduros, Abenteuer und Weltumrundung. Auf jeden Fall haben Alu-Koffer den Vorteil, dass sie in aller Regel schlichtweg einen rechteckigen Kasten darstellen. Das ist dann recht einfach beim Beladen, insgesamt unkompliziert in der Handhabung. Ein weiteres interessantes Argument ist die Möglichkeit, Alu-Koffer reparieren zu können. Wenn hier mal was zerbröselt oder abbricht, kann man die Dinger noch irgendwie flicken oder gar „richtig“ reparieren.
Auf was sollte man bei der Anschaffung achten?

Moto-Detail Seitenkoffer

Kunststoffkoffer, Moto-Detail. Ein gutes, günstiges Basismodell

Zunächst sollte man sich überlegen, die Koffer ausreichend dimensioniert auszusuchen. Ist blöd, wenn sich nach drei Jahren herausstellt, dass die teuer angeschafften Koffer nicht groß genug sind. Hier also großzügig denken.
Dann sollte man auf die Wasserdichtigkeit achten. Empfindliche Gummidichtungen sind zwar in der Anfangszeit wirklich (!) dicht, geben aber nach einigen Gebrauchsjahren auf und sind abgenutzt, ausgerissen oder einfach alt. Ein Tunnelsystem hält dafür für immer, hat aber den Nachteil, dass es nie total dicht ist.
Für Koffer gibt es auch alle Arten von Zubehör. Extra Packtaschen sind zwar praktisch, aber nicht unbedingt nötig. So lange man seine Kleidung einfach in eine Platiktüte verpackt, muss man sich keine Sorgen über Schmutz oder Feuchtigkeit machen.
Bei Alu-Koffern besteht auch die Option außen an den Seitenkoffern Gegenstände anzubringen, beispielsweise Zeltstangen, Unterlegplane oder ähnliches. Ich habe mir dann noch eine Trinkflaschenhalterung angeschraubt, einfach aus dem Grund, dass ich keine gefüllte Flasche im Koffer drin haben wollte.

Und was soll ich jetzt aussuchen?

Motorrad-Seitenkoffer Hepco&Becker eXplorer

Alukoffer Hepco&Becker, stabil, praktisch, gut

Ich persönlich habe drei Arten von Koffern ausprobiert:  Originalteile (in Fahrzeugfarbe lackiert), Kunstoffkoffer aus dem Zubehörhandel und zu guter Letzt Alu-Koffer. Ich war mit den beiden letzteren sehr zufrieden, die Alu-Koffer passen halt besser zu meiner Enduro und haben zusätzlich noch den Vorteil dass ich die Teile als Hocker benutzen kann, wenn ich auf dem Campingplatz nächtige.