Regenkombi: Was ist zu beachten?

Ich habe ja im letzten Artikel festgestellt, dass ich auch heutzutage, in Zeiten von Hightech-Motorradbekleidung, nicht um Regenklamotten herum komme. Spätestens in meinem Sommerdress, bestehend aus Textiljacke und Lederhose, brauche ich bei einer Regenfahrt auf dem Motorrad zumindest noch eine wasserdichte Hose.

Grund genug, mal zu überlegen, was es so alles gibt und welche Eigenschaften für uns wichtig sind.

Wasserdichtigkeit

Ein Regenkombi sollte vor allem mal eines sein, nämlich wasserdicht. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig borniert, auf diesen Punkt hinzuweisen, ist aber im wahren Leben durchaus nicht unwichtig. Ich hatte bereits das Vergnügen, Regenbekleidung zu besitzen, welche genau diese Eigenschaft nicht aufwies.

Wie kommt es zu Wassereinbrüchen? Auf drei Arten.

Schlechte Verarbeitung

Grundsätzlich ist es natürlich drin, dass ein Regenkombi schlecht verarbeitet ist. Das PVC, oder welches Grundmaterial auch immer, muss zugeschnitten und dann miteinander verklebt werden. Wird beim Verkleben unsauber gearbeitet, tritt an den Klebenähten Wasser ein. Wer das mal selbst erleben will, dem lege ich den Kauf einer Regenjacke vom Lidl ans Herz. War ein richtiges Schnäppchen, aber eben auch nicht wasserdicht. An der rechten Schulter trat Wasser ein.

Dann können Wassereinbrüche auch immer mal wieder im Bereich von Reißverschlüssen auftreten. Insbesondere hier ist halt das Material hochbelastet und gibt, je nach Art der Verarbeitung, auffällig häufig nach. Sollte auch nicht passieren.

Schlechter Schnitt

Dieses Problem tritt praktisch nur bei Zweiteilern auf. Ein Regenkombi, bestehend aus Jacke und Hose, muss so geschnitten sein, dass die Jacke auch ordentlich überlappt. Wenn die Jacke zu groß ist, zu weit geschnitten ist (so das alles am Bauch herumflattert) oder auch zu kurz, dann kann es durchaus sein, dass in den Spalt zwischen Jacke und Hose Wasser eindringt, das führt erst zu einem nassen Bauch, dann zu ärgerlicher Kälte in diesem Bereich und schließlich zu Tobsuchtsanfällen, weil alle meine Klamotten nass sind. Ich reagiere ziemlich ungnädig auf solche Probleme.

Ein weiteres Problem beim Regenkombi können zu weite Ärmelbündchen sein, welche dann halt nicht dicht sind und Wasser durchlassen (die Topmodelle haben hier so was wie Neoprenabschlüsse oder wie das heißt) und schlecht designte Reißverschlüsse. Reißverschlüsse beim Regenkombi müssen eine Abdeckung aufweisen, die sorgt erst für die Wasserdichtigkeit. Sind die Abdeckungen (innen und außen) nicht ausreichend dimensioniert, hat man eben Wasser drin stehen. Auch schlecht.

Falsches Ankleiden

Ja, auch das korrekte Anziehen sollte man sich überlegen. All die Spielereien nützen nichts, wenn der Reißverschluss nicht ganz zugezogen ist, die Jacke in die Hose gestopft wird oder auch die Ärmelbündchen umgeschlagen werden. Auch daran denken.

Einfaches An- und Ausziehen

Du trägst deinen Regenkombi im Idealfall nicht besonders oft, sondern fährst natürlich am liebsten bei trockenem Wetter. Und dann erwischt dich der Regen unterwegs. Was passiert? Du suchst dir eine einigermaßen trockene Stelle und beginnst, dich in den Regenkombi zu winden.

Nur wird das Ankleiden manchmal echt zur Geduldsprobe. Der Regenkombi ist ein wenig eng geschnitten, die Stiefel passen nicht ganz durch, also vor Ort die Stiefel ausziehen, damit alles passt. Der Regenkombi hat kein Innenfutter, dann viel Spass… versuch das Teil mal über feuchtes Leder zu ziehen.

Motorrad-Regenjacke, Innenfutter aus Netzmaterial

Motorrad-Regenjacke, Innenfutter aus Netzmaterial

Also wichtig: Regenbekleidung muss ausreichend dimensioniert sein, dass du vor Ort das Zeug ohne weiteres überstreifen kannst. Am besten gefüttert (Netzfutter reicht), damit nicht Gummi direkt auf Leder getragen werden muss.

Flatterneigung

Dein Regenkombi ist also weit genug geschnitten. Glück gehabt. Du willst aber deine Motorradtour trotzdem nicht großartig fortsetzen, sondern über die Autobahn nach Hause fahren. Auf die Bahn drauf und Hahn aufziehen? Und auf einmal beutelt es dich.

Wenn dünne Regenbekleidung weit geschnitten ist, kommt es gerne vor, dass bei hohen Geschwindigkeiten alles um dich herum flattert. Ziemlich ekelhaft. Sicherheitsrelevant? Ja, ein bisschen. Nervig? Auf jeden Fall. Anstrengend? Sogar sehr. All diese Flatterbewegungen deiner Regenkombi übertragen sich auf den Lenker, die Maschine wird schwerer auf Spur zu halten und insgesamt anstrengender zu fahren.

Lösung: Regenkombi so kaufen, der so geschnitten ist, dass er sitzt, wenn er dann an ist und nichts „herumflappt“. Widerspricht sich mit dem letzten Abschnitt? Ja.

Andere Lösung: Gurte / Gummizüge können dieses Problem auch lösen. An meiner Regenjacke habe ich an den Oberarmen einfach zwei Gurte, welche ich dann eng ziehen kann. Da flattert dann nichts mehr.

Transportmaß

Motorrad-Regenkombi als Einteiler, verpackt. Zum Größenvergleich die Zigarettenschachtel

Motorrad-Regenkombi als Einteiler, verpackt. Zum Größenvergleich die Zigarettenschachtel

Dein Regenkombi sollte natürlich auch dabei sein, wenn du unterwegs bist. Es bringt dir nichts, wenn du ihn daheim lässt, weil er nicht mehr in das große Tourgepäck gepasst hat. Das ist jetzt durchaus nicht unrealistisch. Ein gefütterter Einteiler (wie mein erster Regenkombi) wird halt als Paket doch recht viel Volumen einnehmen. Ist unschön und stört natürlich bei schönem Wetter.

Hierbei sollte man bedenken, dass sich zwei kleinere Päckchen (Jacke und Hose) besser verpacken lassen, als ein großes Päckchen.

Und wenn du im Laden stehst, pack ruhig mal das Teil aus und wieder ein. Jeder kennt das doch: irgendwie passt das alles nicht mehr in die Originalverpackung, wenn es mal draußen war. Deshalb durchaus mal im Laden ausprobieren und schauen, ob man alles wieder zurück in den Beutel stopfen kann und wie dieser Packbeutel dann aussieht.

Regenhose für das Motorrad, verpackt. Auch hier wieder Zigarettenschachtel als Größenvergleich

Regenhose für das Motorrad, verpackt. Auch hier wieder Zigarettenschachtel als Größenvergleich

Sicherheitsausstattung

Gibt es Sicherheitsregenkombis? Nicht das ich wüsste. Ich habe noch nirgends Protektorentaschen und reißfestes Gewebe gesehen. Somit fällt dieses Feature raus. Oder?

Nicht ganz. Regen bedeutet immer auch schlechte Sicht. Wenn du schlechter gesehen wirst, ist das von Nachteil. Deshalb bieten sich Regenkombis an, welche den einen oder anderen Reflexstreifen aufweisen. Kostet auch nicht extra, kann aber durchaus mal helfen.

Du brauchst jetzt nicht gleich einen Regenkombi in Müllabfuhr-Orange zu kaufen oder diese schrecklichen komplett gelben Teile (denk an die Augenkrebs-Vorsorge), ein Mehr an Sichtbarkeit schadet jedenfalls nicht.

Ein- oder Zweiteiler?

Ich habe beides im Laufe der Zeit ausprobiert. Ein Overall hat den Vorteil, dass du „alles beieinander hast“, nur ein Päckchen umschnallen musst und wenn er dicht ist, auch nirgends Wasser eindringen wird.

Beim Set aus Regenjacke und -hose hast du für das Wasser halt noch einen Angriffspunkt mehr, wo es eindringen kann. Vorteil hierbei ist jedoch, dass du Jacke und Hose in verschiedenen Größen kaufen kannst.

Ich habe mich auf lange Sicht mit dem Set aus zwei Teilen eher angefreundet, bleibt aber jedem selbst überlassen.

Spezialfälle

Für bestimmte Bereiche bieten sich auch besondere Produkte an, die nicht in das Allgemeinraster fallen:

atmungsaktive Regenbekleidung

Früher ein Nischenprodukt, heute mehrere Modelle auf dem Markt. Das Schwitzwasser kann durchaus zum Problem werden, wenn man in einer Gummihaut steckt. Die atmungsaktiven Modelle versprechen hier Abhilfe.

Nun ist es nicht so, als würde einen dann gleich ein angenehmer Frühlingswind umspielen, nur weil der Regenkombi aus Sympatex oder ähnlichem besteht, ich habe aber schon mehrfach gelesen, dass es auf längeren Fahrten angenehmer sein kann.

Die Preise für so ein Luxusprodukt sind natürlich ungleich höher im Vergleich zum „normalen“ Regenkombi aus Plastik. Da solltest du dir genau überlegen, ob du bescheidene 150 Euronen für solch ein Set locker machen möchtest.

Thermokombi

Ein Thermokombi ist praktisch ein einteiliger Regenkombi mit Innenfutter. Eine praktische Sache, wenn du deine normale Straßenkleidung anhast, das Teil für den Weg zur Arbeit überziehst und im Geschäft einfach wieder ablegst. So ein Teil habe ich mir auch gleich angeschafft und eine Weile auf dem Weg zur Arbeit getragen.

Mit Protektorentaschen ausgestattet und auf jeden Fall warm ist dieses Ding eine Super Alternative.

Nachteil: Diese Anzüge sind wirklich recht groß dimensioniert. Das bedeutet, dass du es dir abschminken kannst, mit dem Teil an dir noch irgendwas anderes zu tun, als Motorrad zu fahren. Einfach mal zusammenlegen und in die Tasche packen geht nämlich auf Grund des Volumens auch nicht.

Einmalprodukt

Das gabs auch schon. Ein einfacher Regenkombi für 5,99 Euro. Wirklich klein zusammenzulegen passt so ein Teil unter jede Sitzbank. Man hat immer einen Regenkombi dabei. Das Problem dabei ist lediglich, dass es sich wirklich nur um einen Regenkombi (Einteiler) handelt, der nicht regelmäßig genutzt werden kann. Das Material ist (sehr) dünn und empfindlich, ein mehrfaches Tragen überlebt der Overall nicht.

Eigentlich eine schlaue Idee, für mich aber nichts. Als Vielfahrer komme ich häufig in Regengüsse. Jedes Mal so ein Teil zu kaufen, wäre für mich schlichtweg zu teuer.

Preise

Neben dem oben erwähnten Einmalprodukt und der Goretex-Variante bewegen sich Regenkombis im Preisbereich von 30-100 Euronen. Overalls sind hierbei insgesamt ein wenig günstiger als die Kombination aus Jacke und Hose.

Wer sich nach einer zweiteiligen Regenkombination mit leichtem Netzinnenfutter von ordentlicher Qualität umschauen möchte, wird am Ende so bei lockeren 80 € fündig und hat auch lange was davon.

Alternativen

Natürlich musst du nicht unbedingt gleich „richtige“ Motorradregenbekleidung kaufen. Es gibt auch Alternativen, die dir zumindest anfangs, wenn du noch nicht so flüssig bist, ein wenig über die Runden helfen kann. Du solltest aber nicht vergessen, dass dies meist nur ein mäßiger Ersatz ist.

Wer Fahrrad fährt, hat meist eine leichte Regenjacke irgendwo daheim liegen. Das muss dann nicht gleich die Gummihaut sein, vielleicht eher das Modell vom Discounter mit beschichteter Oberfläche. Geht… so einigermaßen. Problem an der Sache ist nur, dass Fahrradbekleidung nicht für solche Belastungen ausgelegt ist, wie sie beim Motorradfahren entstehen. Die Regentropfen knallen mit 100 km/h auf dich. Das macht eine einfache Teflonbeschichtung kaum noch mit. Du wirst auf Dauer nass. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Fahrtwind halt ordentlich an dir reißt. Und damit auch an der Jacke / Hose. Über kurz oder lang wird beides den Belastungen nachgeben.

Auch der klassische (gelbe) Regenmantel mit der passenden Latzhose ist eine Alternative. Robust, billig und auf jeden Fall wasserdicht. Habe ich schon mal gesehen, aber nie selbst ausprobiert. Ich denke aber, dass auch diese Kombination nicht unbedingt optimal ist.

Und für Notfälle:

Kurz im Baumarkt anhalten, eine große Mülltüte kaufen, Löcher rein für Kopf und Arme, ne Schnur umbinden, damit nichts flappt und dann zumindest obenrum geschützt vor dem Regen weiter fahren.