Das Problem beim Fahren im Winter

Das Problem bei Fahrten mit dem Motorrad im Winter ist recht schnell erklärt: es ist kalt.

Fährst du diesen Winter mit dem Motorrad? Bist du schon mal einen ganzen Winter durch mit dem Motorrad gefahren? Also regelmäßig? Zur Arbeit und allen anderen Erledigungen? Hast du schon die speziellen Probleme in der kalten Jahreszeit kennengelernt?

Ich fühle mich im Großen und Ganzen als Ganzjahresfahrer. Andererseits habe ich es nur einen kompletten Winter hindurch geschafft, durchgehend mit dem Motorrad zur Arbeit zu fahren. Und das war blöd, war nur mäßig freiwillig. Und irgendwann lag ich nach ein wenig Glatteis auch auf dem Asphalt. Danach habe ich mir immer realistisch überlegt, wie kalt, glatt und ekelhaft das Wetter und die Fahrbahn draußen ist.

Vor einigen Jahren im Winter hat mir meine damalige Freundin mitgeteilt, dass sie mein Auto brauche, um zur Arbeit zu fahren. Ich musste auch zur Arbeit. In Villingen-Schwenningen. Wer die Stadt nicht kennt: Oben im Schwarzwald. Der Schnee, der Ende November dort fällt, liegt noch Anfang März. Also auf jeden Fall war es richtig schattig. Ich habe echt schlimm gefroren. Hat mir auf lange Zeit hinweg dann gereicht. Keine kalten Winterfahrten mehr.

Bei dieser Gelegenheit habe ich mir vorgenommen im Winter nicht mehr ohne ordentliche Motorradbekleidung herumzufahren.

Wie halte ich mich warm auf dem Motorrad?

Thermobekleidung

Wenn du irgendwo was zum Thema warme Motorradbekleidung liest, wirst du unweigerlich auf die gleichen Ratschläge kommen. Zwiebelprinzip, mehrere Bekleidungsschichten und vieles mehr. Das ist nur teilweise richtig. Es fängt viel früher an.

Wenn du im Winter unbedingt Motorrad fahren musst, besorge dir warme Klamotten. Ein Lederkombis ist dabei ungeeignet. Egal, wie du dran nachrüstest, Leder ist einfach nicht warm genug. Du brauchst einen Textilkombi. Einen warmen Textilkombi. Keine sommertaugliche Textilbekleidung mit Innenfutter, sondern „richtige“ Klamotten. Die sommertaugliche Textilbekleidung erkennst du an den vielen Möglichkeiten zur Belüftung. Reißverschlüsse unter den Armen, am Rücken, an den Ärmeln, an der Brust. Alles unnütz im Winter. Und ein Problem. Selbst dichte Reißverschlüsse bilden eine Kältebrücke. Also Finger weg davon.

Eine Textiljacke mit dickem Innenfutter, keinerlei Belüftungsreißverschlüsse. Das gleiche gilt für die Hose. Ordentlich gefüttert, wind- und wasserdicht. Keine sonstigen Spielereien.

Was drunter?

Wenn du dann auf das Thermometer schaust und die Temperaturen sich im Bereich des Gefrierpunkts oder darunter befinden, überlegst du nochmals, ob dir die Textilhose trotz Innenfutter warm genug ist. Immerhin kommt auf dem Motorrad noch ein ordentlicher Fahrtwind hinzu. Also noch eine Schicht Klamotten.

Wenn dein Textilkombi weit geschnitten ist, ziehst du einfach noch eine dünne Trainingshose dazu an. Wenn nicht, kauf dir einen Satz Thermounterwäsche. Haben alle großen Motorradanbieter im Programm. Lange Unterhose, langes Unterziehshirt. Muss aber nichts besonderes sein. Einen Satz Hightech-Unterwäsche benötigst du nicht gerade. Da es sowieso gerade Winter hat, bietet sich an, im Sportgeschäft mal nach Skibekleidung zu schauen (dort gibt’s was gescheites) oder auch mal bei Tschibo reinzuschauen. Die haben auch solche Saisonware.

Ich selbst habe es mir einfach gemacht und bei meinem Einkauf bei Louis mal so einen Satz mitgenommen. Hinweis für dich: am besten nicht gerade Baumwoll-Feinripp. Nimm irgendein synthetisches Mischgewebe. Ist weniger feuchtigkeitsanfällig.

Hast du die lange Unterwäsche an, noch einen Pulli dazu angezogen und deinen Textilkombi drüber, bleibst du wenigstens im Körperbereich warm genug.

Gesicht und Kopf

Aber man friert ja nicht nur am Körper. Der Winter macht dir auch am Gesicht zu schaffen. Und wenn du längere Zeit unterwegs bist, macht er dir sogar erheblich zu schaffen. Da ist es keine Frage, dass du dein Gesicht ordentlich schützen magst. Ich denke es ist klar, dass hier ein Jethelm gar nichts zu suchen hat. Ich bin eh kein Freund davon, aber in diesem Fall geht es gar nicht anders. Der Fahrtwind sollte vom Gesicht ferngehalten werden.

Du brauchst auf jeden Fall eine Sturmhaube. Wenn es geht nicht das 2-Euro-Produkt aus Baumwolle. Eher vielleicht die etwas bessere Version aus Seide (am besten Eulenauge). Wenn du warm bleiben möchtest würde ich dir sogar die noch bessere Version empfehlen, eine Sturmhaube mit einem Stoffstreifen, der sich bis zu den Schultern herunterzieht. Dieser zusätzliche Bereich schützt dann deinen Hals und hält (dank Windstopper-Material) den Fahrwind ab. Ich habe mir vor knapp hundert Jahren (zumindest gefühlt) mal so ein Teil zugelegt, es taugt immer noch.

Zusätzlich brauchst du noch ein ordentliches Halstuch. Keinen Schal, sondern ein Halstuch. Ich für meinen Teil nutze einfach ein riesiges Palästinensertuch, das reicht einigermaßen. Wenn es mal so was ähnliches gibt, was ein bisschen wärmer hält, werde ich umsatteln.

Also: Für den Kopf gilt Integralhelm, möglichst großes Halstuch, Sturmhaube, welche den kompletten Halsbereich noch schützt.

Füße

Ja, im Winter habe ich auch schon an den Füßen gefroren beim Motorradfahren. Brauchst du aber nicht tun, denke einfach daran, dicke Socken anzuziehen. Also nicht einfach mit deinen Bürosachen in die Motorradstiefel springen. Nimm dir Zeit und zieh dir ordentlich lange und flauschige Socken an. Gibts auch im Bereich der Skibekleidung im Sportgeschäft.

Hände

Ich habe es gerne warm. Deshalb bin ich auch ein Fan von Heizgriffen an allen Motorrädern, welche ich mir angeschafft habe. Aber trotz Heizgriffen werden dir die Finger abfrieren, wenn du mal eine Wintertour auf dem Motorrad fährst, ohne ordentliche Winterhandschuhe zu tragen.

Was du für Winterhandschuhe am Ende kaufst, bleibt dir überlassen. Für die extrem kalten Tage würde ich diese Handschuhe empfehlen, welche nur drei große Fingeröffnungen aufweisen. Die sind halt klobiger und sehen merkwürdig aus. Funktionieren sollten sie aber. Ich habe sie nur einmal ausprobiert und dann zurückgelegt. So extrem wollte ich dann doch nicht unterwegs sein. Aber bleibt vollkommen dir überlassen.

Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, wären Unterziehhandschuhe. Da gibt’s einige Auswahl. Abraten würde ich von den billigen Baumwoll-Unterziehhandschuhen. Ich selbst habe mich für ein wirklich dünnes Paar aus Seide entschieden, ist aber eher eine Geschmackssache. Auf jeden Fall bringen dir Unterziehhandschuhe einige „Grad Reserve“, wenn du welche auf dem Motorrad trägst. Erwarte aber auch hier keine Wunder.

Fazit zur Winterbekleidung

Mit den obigen Hinweisen solltest du in der Lage sein, einen Nachmittag auch bei winterlichen Temperaturen herumzufahren. Ich würde aber auf jeden Fall empfehlen, es nicht auszureizen. Auch so werden all die Bekleidungshinweise nicht dazu führen, dass winterliche Straßenverhältnisse besser werden oder du um eine Erkältung herumkommst. Du kannst nur verhindern, dass dir die Finger blau werden.

Und als Lederkombi-Träger?

Da bleibt nicht viel. Du kannst höchstens versuchen, unter dem Lederkombi eben auch lange Unterwäsche zu tragen und drüber vielleicht einfach einen Thermokombi. Der hält zwar warm, aber sind wir mal ehrlich: Bewegen wirst du dich in so einer Kombination kaum können. Daher rate ich von dieser Kombination ab.